Bloß gut…

… dass mir das nicht passiert ist: Fegen vor öffentlichen Gebäuden an runden Geburtstagen.

Treppe fegen

Der Kollege Oliver S. (30) musste das tun, wogegen ich mich seinerzeit erfolgreich gewehrt habe.

Der Kollege Oliver S. hingegen durfte heute die Treppen des Rostocker Rathauses von einer Melange aus Kronkorken und Kaninchenstreu befreien, Freunde und Verwandte hatten das zu seinem 30. Geburtstag organisiert und verfolgten die Fegerei weitgehend stumm und schweigend. Der Feger selbst schien von seiner Aufgabe nicht vollends begeistert. So war nur das Schrappen der Kronkorken und das Rauschen der Besenborsten auf dem Granit der Rathausstufen zu hören.

Als ich unlängst 30 wurde, hat man mich vor derlei Gebaren verschont. Das war Folge und Erfolg einer mehrere Jahre währenden Kampagne. So hatte ich schon im zarten Alter von 25 Jahren mehrfach öffentlich darauf hingewiesen, dass ich zu derlei Schmähungen nicht zur Verfügung stehe, weil ich zwischen dem Beseitigen mutwilliger Verschmutzungen und meinem runden Geburtstag keinen Zusammenhang erkennen mochte. Ich hatte deshalb mehrfach angekündigt, dass ich, sollte ich unter falschen oder richtigen Angaben zu einem für Aktionen dieser Art geeigneten Ort gelockt werden, wortlos die Szenerie verlassen würde um später allen Beteiligten die Freundschaft zu kündigen.

Zwar gab es immer wieder Andeutungen und Nachfragen, aber schließlich verbrachte ich einen angenehmen Geburtstag ohne lästiges Putzen und Fegen (also wie jeden anderen Tag meines Lebens ;-)). Nur hartnäckiges, über Jahre andauerndes Anprangern sämtlicher Andeutungen, die auf irgendwelche Fege-Vorbereitungen hindeuteten, hat mich vor diesem Irrsinn, den auch niemand witzig zu finden scheint, bewahrt. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf unsicheren Kantonisten aus dem weiteren Bekanntenkreis, bei denen ich die größte Bereitschaft für Anschläge auf meine freie Selbstbestimmung vermutete. Mit einer beispiellosen PR-Offensive in eigener Sache ist es mir gelungen a) jegliche Bestrebungen im Keim zu ersticken und b) in weiten Teilen meines sozialen Umfeldes nachhaltiges Verständnis für meine Haltung zu wecken und mir dadurch c) trotz der diffizilen argumentativen Lage Sympathien zu sichern.

Kann ich nur empfehlen und allen, die noch 30 werden und von diesem seltsamen Brauch ähnlich viel halten wie ich, raten, rechtzeitig gegenzusteuern.