Minutiöse Sommerreise

Immer dort, wo sich der Bundespräsident gerade aufhält, weht diese Flagge:

Stander des Bundespräsidenten an Bord eines Hafenrundfahrtschiffes in Rostock

Der Stander, wie diese quadratische Dienstflagge mit Bundesadler ganz genau genannt wird, flattert immer dort im Wind, wo Amtsinhaber Horst Köhler gerade ist. Aus diesem Grund wurde der Stander heute in Mecklenburg-Vorpommern gehisst – am Nachmittag am Mast des Fahrgastschiffes “Käptn Brass” in Warnemünde. Dort an Bord war Köhler heute, und die kurze Fahrt durch den Rostocker Hafen war Teil seiner zwei Tage währenden Sommerreise durch Mecklenburg-Vorpommern.

Darüber habe ich heute den ganzen Tag lang im Radio berichtet. Der Bundespräsident war am Morgen in Kühlungsborn mit dem Molli gestartet, hatte dann in Bad Doberan das Münster und die Kirchengemeinde besucht, um anschließend mit Ministerpräsident Harald Ringstorff an der Ostsee entlang nach Warnemünde zu radeln. Nach der Hafenrundfahrt stand dann noch eine Diskussionsrunde im Kurhaus auf dem Programm.

Bundespräsident Horst Köhler in Warnemünde

Bundespräsident Horst Köhler in Warnemünde.

Beeindruckend bei Besuchen dieser Art sind immer wieder der Tross an Sicherheitsleuten und Mitarbeitern, die so eine Stippvisite begleiten und die Genauigkeit, mit der das Protokoll (in diesem Fall von Bundespräsidialamt und Staatskanzlei in Schwerin) den Besuch vorbereitet haben. Nichts scheint dem Zufall überlassen zu sein – auch wenn dann zwischendurchder minutiös geplante Ablauf des Sommerbesuchs doch mal aus dem Takt gerät. Sozusagen noch bis zur letzten Minute debattierten zum Beispiel Protokollmitarbeiter, wo in Warnemünde in Höhe Strandaufgang 26 das beste Motiv für den Fototermin zum Ende der präsidialen Radtour sein könnte. Gleichzeitig scheint aber niemand daran gedacht zu haben, das Leihfahrrad von Horst Köhler wenigstens mit einem kleinen Stander, also der Dienstflagge zu versehen… aber das nur am Rande.

Von diesen Vorbereitungen und Planungen muss und soll das Staatsoberhaupt so wenig wie möglich mitbekommen. Horst Köhler, begleitet von seiner Frau Eva-Luise, konnte sich deshalb ums Zwischenmenschliche kümmern.

Er sei gekommen, um Menschen kennen zu lernen, sagte Köhler. Und dazu hatte er reichlich Gelegenheit. So ließ er sich von Jugendlichen aus der Gemeinde des Münsters von Bad Doberan deren Stall-Projekt erklären: Die Jungen und Mädchen wollen dort einen Stall wieder herrichten und als Treffpunkt nutzen. “Was hält die Gesellschaft zusammen” ist ein Motto der Bundespräsidenten-Reise durch mehrere Bundesländer. Mit seinem Besuch wolle er es auch Anerkennung vermitteln und helfen, Projekte wie dieses bekannter zu machen, sagte Köhler.

Zwischendurch kam der Bundespräsident auch immer wieder mit mit Spaziergängern, Einheimischen und Urlaubern ins Gespräch. Besonders am Nachmittag in Warnemünde, wo hunderte Schaulustige darauf warteten, dass der Bundespräsident endlich vom Hafenrundfahrtschiff an Land ging.

Köhler gilt als Mann der Botschaften – und von denen hatte er mehrere. Initiativen, die gegen Rechtsextremismus kämpfen, müssten von Bund und Ländern besser unterstützt werden, vor allem, indem sie längerfristig finanziell ausgestattet werden, um ihre Arbeit besser planen zu können. Jeder einzelne Bürger sei aber aufgerufen, sich gegen extremistische Tendenzen einzusetzen – ein Thema, das nicht nur im Osten, sondern in der gesamten Bundesrepublik wichtig sei. Dabei gehe es vor allem darum, Jugendlichen eine Alternative zum vermeintlich verlockenden Angebot von rechtsextremen Organisationen zu bieten. In diesem Zusammenhang lobte er das Engagement der Kirchengemeinde vom Münster in Bad Doberan. Dies sei eine dieser Alternativen.

Die Diskussion um die Verlängerung des Atomausstiegs verwundere ihn nicht, sagte Köhler. Schließlich gebe es weiterhin einen hohen Energiebedarf – und der müsse schließlich auch gedeckt werden. Er betonte allerdings gleichzeitig, dass jeder selbst durch gezieltes Energiesparen ebenfalls etwas zum Klimaschutz beitragen könnte. Allerdings wandte er sich eindeutig gegen den Bau neuer Atomkraftwerke, weil die Lagerung des Atommülls noch nicht eindeutig sicher geregelt werden könne und Uran zudem ein Rohstoff sei, der auch irgendwann zur Neige gehe.

Außerdem, das betonte der Bundespräsident, nachdem ich ihn das gefragt hatte, sei der Besuch kein Wahlkampf (schließlich will er im kommendenFrühjahr von der Bundesverammlung für eine zweite Amtszeit gewählt werden, Gegenkandidatinist Gesine Schwan) – er habe einen Job zu erledigen als Bundespräsident, und das beinhalte nun mal, mit den Bürgern in Kontakt zu treten.

Dazu traf Köhler an Bord des Rundfahrt-Schiffes auch Unternehmer aus der Region und ließ sich vom Wasser aus die bedeutenen Werften und Industriebetriebe im Rostocker Hafen zeigen. Dabei hatte ich Gelegenheit zú diesem Foto:

Wem gehören welche Schuhe?

Es zeigt das Schuhwerk von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling, Ministerpräsident Harald Ringstorff und Bundespräsident Horst Köhler. Die Frage an die werte Leserschaft ist nun: wer steht wo, also wer trug bei der Hafenrundfahrt welche Schuhe? Auflösung am Wochenende.

Ich hatte heute sehr viel zu tun – zwei Live-Einblendungen und zwei längere Berichte gehörten dazu. Nach einem hektischen Tag war ich regelrecht halb verhungert. Jedenfalls hat das Hühnerbrustfilet mit Gnocci allein nicht gereicht – ich habe danach noch einmal Toast mit Roast-Beef verdrückt…. ich denke, ich bin über den Berg.

PS: Teil zwei der Sommerreise führt Horst Köhler am Freitag nach Anklam, Pasewalk, Stolpe und Torgelow. Danach will er dann eine WOche lang Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern machen. Ganz ohne Protokoll und privat – an geheimem Ort.

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de

6 Gedanken zu „Minutiöse Sommerreise“

  1. Mmm, kein einfaches Rätsel. Ich würde sagen links steht Fahrradfahrer Köhler (auch wenn es Methling problemlos bringen könnte, den BP mit abgetretenem Schuhwerk zu begrüßen). Dann wird es knifflig. Methling ist größer als Ringstorff, dürfte also rechts stehen. Ich tippe also: Köhler-Ringstorff-Mehtling. Gut das es rein statistisch insgesamt auch nur sechs Möglichkeiten gibt…

  2. Entweder hat sich der MP oder der BP nicht umgezogen nach der Fahrradtour oder der MP hat nur andere Schuhe angezogen. In Nienhagen trugen beide eine helle Hose. Es können sich aber auch beide umgezogen haben und Methling auf einmal in heller Hose aufgetaucht sein. Das halte ich jedoch für unwahrscheinlicher. Ich tippe v.l.n.r. BP, OB, MP. Die Schuhe in ider Mitte sind zu elegant für Harald.

  3. Köhler, Ringstorff, Bürgermeister. Köhler ist vom Rang her derjenige, der sich am ehesten traut, so eine Hose anzuziehen, die anderen beiden waren doch eher ehrfürchtig. Aber Hauptsache, sie konnten sich alle gut darin fortbewegen. Und der Preis ist eine Anerkennung von Christian in Form eines ÖHAs! Respekt, gut geraten. Na, da sind wir aber mal gespannt …

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