Letzter Aufruf

Die Schalterhalle von Berlin-Tempelhof versprüht den Charme der 60er Jahre

Auf dem Berliner Flughafen Tempelhof starten und landen heute zum letzten Mal regulär Maschinen. Auf dem seit der Berliner Luftbrücke bekannten Airport wird der Flugbetrieb eingestellt. Für die Passagiere, für die Maschinen, die Crews und den Airport ist das dann der allerletzte Aufruf.

Vor ein paar Tagen war ich noch mal da, um mir dieses Gebäude anzusehen. „Letzter Aufruf“ weiterlesen

Versager

Ach, herrlich. Das Internet als Zeitvertreib. Vor kurzem machte man mich auf failblog.org aufmerksam.


Eine herrliche Sammlung von Pannen, Pleiten, und Peinlichem in Wort, Schrift und bewegtem Bild. Manchmal ganz schön abstrus:

Versöhnung und Vandalismus

Schmidt in Shanghai: als versöhnlicher Gastgeber, Dekorateur und Waschmaschinengewicht.

Der achte Blog wird, wie die chinesische Zahlenphilosophie es vorsieht, das Glück zurück bringen. Ich habe meinen Frieden mit dem Land China gemacht, auch wenn der Spruch abgedroschen ist. Wenn das Land jedoch nur in Mäuseschritten auf einen zukommt, dann muss man eben selbst einen größeren Schritt wagen und den Menschen, mit denen ich hier am meisten zu tun habe, entgegen eilen.

Musik und Mampfen sind international, also dachte ich mir, ich schmeiße eine Party mit Essen und Liedern, dann wird schon ein Stück geschafft werden. Wer sollte etwas gegen solche Schleimereien sagen können? Ganz besonders freue ich mich, mecklenburgische Eierkuchen zu machen. In der Küche drehe ich zum Test am Gasherd, aber nichts passiert. Ich schaue in allen Luken links und rechts davon nach, aber keine Gasflasche. Der Hausmeister bringt später zwar eine, aber auch er bekommt die Sache nicht zum Laufen. Nun gut, es wird dann auch mit Snacks gehen, gehen müssen. Meine Kollegin half mir beim Einkaufen, und so brachten wir alles Mögliche in unser neues großes Büro und bereiteten eine Party vor.

Der Erfolg kam, das Eis brach, die Menschen freuten sich. Na also, es geht! Es wurde geklatscht, gesungen, gelacht und auch getanzt. Chinesisch, Deutsch und Englisch waren dabei, sogar Plattdeutsch habe ich gewagt, mit dem Lied „Dat du min Leevtsen büst”. Für uns ist es kaum vorstellbar, wie ähnlich sich die Sprachen in einem asiatischen Ohr anhören, und die Zuhörer kaum merken, wenn man von Deutsch auf Englisch wechselt. Dennoch war es wohl eine gute Idee, es kamen viel mehr Gäste als wir dachten, und so mussten von weit her Stühle herbeigezaubert werden, es wurden chinesische Olympiahymnen mit Hilfe von Laptop-Karaoke geschmettert und angeblich berühmte deutsche Fußballlieder gespielt, die uns aber nur vom Namen etwas sagten. Die Snacks waren schnell verputzt, Sonnenblumenkerne und Sesambrösel waren hier der Renner, auch neongrüne Trend-Getränke wurden angenommen, obgleich sie wohl anderenorts als Industriekleber genutzt werden können. Eine sehr schöne Party, rundherum. Viele der jungen Damen und Herren waren recht aufgeregt und plapperten noch später aufgeregt darüber.

Der Morgen danach war mit Aufräumarbeiten gefüllt. Also fix aufgestanden, noch eine Waschmaschine mit schmutzigen Tischdecken und Handtüchern angestellt und dann die Reste aus dem Büro geschleppt. Gesagt, getan. Gläser und Teller waren schnell herüber in die Küche gebracht. Dann gönnt man sich ein Frühstück. Da Milch hier aus irgendwelchen Gründen Mangelware ist und man kaum 10 Liter in einem Supermarkt findet, mache ich mir ein Müsli mit Erdbeerjoghurt.

Als ich mit der Schale Müsli noch mal in den gestrigen Feierraum gehe, höre ich ein lautes Rattern und Rumpeln aus der Küche. Ein metallischer Knall, dann ist es ruhig, aber irgendwie tröpfelt etwas. Ich renne sofort zur Küche und rutsche gleich am Eingang in einer Lache Wasser aus, wodurch ich die Müslischale fünf Meter weiter auf den Boden schmettere und somit unfreiwillig die Tapete drum herum mit Erdbeerfarbe um-dekoriere. Ich schaue, langsam aufstehend, in die Küche, und betrachte ehrfurchtsvoll die Waschmaschine, die eine Etage tiefer und wie ein bockiges Kind in die Ecke gewandert ist. Oje.

Aufwischen ist nun die Devise, aber dazu brauchen wir zwei Dinge, einen Eimer, ein wischendes Hilfsmittel, wo für es auf Deutsch so viele Bezeichnungen gibt, auf Chinesisch übrigens „mabù”, und dann drittens noch frische Luft zur Zirkulation. Während ich also wische und mich in den pitschnassen Flur vortaste, gehe ich wie selbstverständlich zum Fenster und öffne es, wobei das äußere Moskitofenster völlig unerwartet das Weite sucht und scheppernd auf das Blechdach knallt. Wie gerufen steht in derselben Sekunde eine Ingenieurin in der Tür. Oh Gott, ich muss ja unterrichten. Sie fragt: „Aber Mr. Schmidt, ich dachte, es gefällt ihnen im neuen Flur. Was machen sie denn hier?” Oje, nun sehe ich die erdbeerfarbene Tapete wieder. An die hatte ich ja gar nicht mehr gedacht. Ja, mir gefällt es hier, eigentlich. Aber was ich hier mache, ist gar nicht leicht zu erklären. Sie geht, und ich vertage die Unterrichtsstunde auf den Nachmittag. Der Wandertag der Waschmaschine und ihr Freiheitsdrang beim Schleudergang werden nun durch mein Gewicht begrenzt.

Basta! Ich mache mir ein neues Müsli und kann ein wenig durchatmen. Da erinnere ich mich an die alte Kinowerbung, die aufzeigt, dass die meisten Unfälle daheim geschehen und man demnach besser nicht da sein sollte, sondern eben im Kino. Zu spät. Aber ich denke bei mir, von nun an kann es heute nur noch langweilig werden.

Carsten Schmidt
, Freund aus Rostocker Uni-Tagen, berichtet in dieser Rubrik über seine Erlebnisse in Shanghai, wo er nun als Deutsch- und Englischlehrer arbeitet. Die Texte erscheinen auch bei miescha.de.

I am a little alien

Schmidt in Shanghai: Verzweifelt – in einem Handy-Laden, auf der Straße und überhaupt.

Vielleicht habe ich einen großen Fehler gemacht, indem ich hierher kam. Einen Denkfehler. Vielleicht habe ich zu Unrecht gedacht, dass es naiv ist und ein wenig illusionistisch, z. B. in Uganda eine Sprachschule für Deutsch und Englisch aufzubauen. Vielleicht sollte ich die Leute, die mir davon erzählten, anrufen und sagen, dass es mir leid tut und sie mehr Chancen haben als ich hier.

Seit meiner Abiturprüfung in Mathe 1998 habe ich mich nicht mehr so dumm, so hilflos und ausweglos gefühlt wie bei der offenbar naiv von mir möglich gedachten Unmöglichkeit, in der dörflichen Stadt Ehu Town, zwischen Suzhou und Wuxi, eine pre-paid-Card für mein Handy zu kaufen.

Okay, man denkt, man nimmt sein Handy, Geld, seine Handy-Karte und ein Wörterbuch in einen der vielen großen „China Mobile“-Läden mit. Aber nichts zu machen. Nicht nur haben sie mich nicht verstanden, sie standen mit zehn Leuten um mich herum und telefonierten nach Leuten, die 3 Worte mehr Englisch zu können glaubten als sie, aber auch das war erfolglos. Keiner der Leute verstand meine notierten Worte „international call card for 200 Yuan“. „I am a little alien“ weiterlesen

Alarmierende Postmoderne

Schmidt in Shanghai: als Gurkendieb, als Kunstkritiker und auf der Flucht.

Shanghai bietet viel für Touristen, wenngleich in der zentral befohlenen Urlaubszeit im Oktober so viele Chinesen von Ulumuqi und anderen Provinzen kommen, dass die Stadt noch mehr aus den Nähten platzt als sonst schon. So zwänge ich mich früh morgens von einem Drehkreuz in der U-Bahn zum nächsten und hoffe, dass die Dame am Schalter die richtige Strecke auf meine Karte geladen hat. Es wird sehr eng und ich presse meine Finger um die Tasche. Die soziale, klaustrophobische Fern- und Nahdiagnose meiner Mit-Steher beinhaltet Knoblauch, transpirative Anstrengung und einige Überraschungen mehr. Puh, nächste Station People´s Square, also der Platz des Volkes. Ich steige aus. „Alarmierende Postmoderne“ weiterlesen

Doch witziger Film!


NICHTLUSTIG 4 Trailer von Joscha Sauer bei Vimeo.

Über die “Nichtlustigen” Comics von Joscha Sauer habe ich vor ein paar Moanten hier schon mal berichtet. Jetzt gibts also auch einen kurzen Werbefilm für seinen neuen Band.

Kindergarten Jazzfunk

Die Musik des Tages war vor 70 Jahren schon ein Hit, uUnd zwar der erste Hitparadenerfolg für Ella Fitzgerald. Mit der “Single A-Tisket, A-Tasket” mischte sie 1938 in den US-Charts ganz vorn mit.

Das Lied ist schon nicht schlecht, allerdings hat es mir ein Remix angetan, der Frau Fitzgeralds Gesang ein bisschen wie Jive Bunny and the Mastermixers durchwirbelt, allerdings mit mehr Funk zwischendrin, Interpreten sind laut CD-Sampler aus dem Schnickschnack-Laden “Digital Emotions”. Das sagt mir nun wiederum gar nichts, weshalb ich leider auch keinen Link anbieten kann.

Übrigens handelt es sich beim dem Songtext in der Grundlage um einen Kinderreim. Das Internet jedenfalls ist voll davon.

Financial countdown

Dieses Video hat auf den ersten Blick nichts mit der weltweiten Finanzkrise zu tun:

Dieser junge Mann hat ein Talent, das er mit seltsamen Gerätschaften auslebt. Es geht um Musik und die Tatsache, dass der Gute Ukulele, Tröte und Miniklavier spielen kann und zwischendurch auch noch singt. Manche findens seltsam, ich finds lustig und hoffe, damit den Wochenstart der geneigten Leserschaft versüßt zu haben.

Und da es heute auch und vor allem um die erhoffte Wirksamkeit einer nahezu europaweiten Strategie gegen die Folgen der Finanzkrise geht, passt “Final Countdown” von Europe natürlich doppelt und dreifach auf die heutigen Morgen. Wie werden die Börsen reagieren?

Die 15 Länder, in denen der Euro gilt und Großbritannien haben sich ja auf einen gemeinsamen Rahmen für finanzielle Interventionen zur Stützung angeschlagener Banken und damit zur Rettung des gesamten Finanzsystems verständigt (Text des Statements von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Ende des Treffens in Paris). Allein die Bundesrepublik will ja angeblich mit bis zu 400 Milliarden Euro bürgen. Viel hilft hoffentlich auch viel.

Wenns schlecht läuft, werden viele von uns vielleicht schon bald als Musiker ähnlicher Ausrichtung wie oben versuchen müssen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen… wo ist eigentlich meine Trompete?

Links:

Dossier zur Finanzkrise bei tagesschau.de

Zusammenfassung bei spiegel.de

Das Video habe ich in Cashys Blog gefunden, einem ebenso informativen wie lesenswerten Stück Internet mit dem Schwerpunkt Software und Betriebssysteme – und wie man sie effizient nutzen kann.