Rostock vs. Schwerin: Umweltbelastung

Das Umweltbundesamt hat heute einen neuen Internetdienst gestartet. Das Schadstoffregister PRTR soll eine möglichst umfangreiche Übersicht über Schadstoffquellen in der industriellen Nachbarschaft bieten. Dort kann nun jeder kostenfrei nachgucken, was die Fabrik gegenüber möglicherweise gerade an Schadstoffen in Luft, Wasser und Boden ablässt – und wo der ganze Abfall hinkommt, der den lieben langen Tag anfällt. “Verpflichtet dazu sind große Industriebetriebe und andere Organisationen, etwa aus der Energiewirtschaft, der chemischen Industrie, aber auch die Intensivtierhaltungen und große Kläranlagen”, heißt es in einer Mitteilung des Umweltbundesamtes von heute. 4000 Firmen müssen nun einmal im Jahr Angaben zu ihren Abfallprodukten an die Internetseite des “Pollutant Release and Transfer Register”-Projektes melden. Schon bald soll es europaweit ähnliche Projekte geben.

Wohlan, dann wollen wir mal testen, wo es sich unter diesem Gesichtspunkt angenehmer leben lässt, in Schwerin oder Rostock. Dies ist Folge IV des Städtevergleichs. In der Suchmaske kann man entweder eine Postleitzahl oder einen Ortsnamen eingeben. Die Suche für Rostock liefert 13 Treffer.

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PRTR-Ergebnis für Rostock: Industriestandorte in Rostock mit meldepflichtigen Emissionen

Da die Unternehmen nur einmal im Jahr ihre Daten übermitteln, sind die Angaben aus dem Jahr 2007 – und auch einige Firmennamen stimmen nicht mehr. Im Falle der Aker­-Ope­rations War­ne­münde haben sich in­zwischen Eigen­tümer und Name geändert. Die Werft heißt nun “Wadan Yards”. 2007 hat der Betrieb laut PRTR unter anderem 187.800 Kilogramm NMVOC in die Luft abgelassen – was auch immer das ist. Das verrät die Internetseite auf den ersten und zweiten Blick nicht. Das österreichische Umweltbundesamt verrät es: Hinter der Abkürzung stecken Flüchtige Organische Verbindungen ohne Methan, die unter anderem beim Verdunsten von Lösemitteln in Farben und Lacken entstehen. Aha.

Nun gut, außerdem sind 2007 auf dem Werftgelände gut 296 Tonnen gefährlicher Abfall entstanden. Oha. Die Biopetrol Rostock GmbH hat dazu noch 209.480 Kilo “Gesamt organischen Kohlenstoff” ins Abwasser gepumpt. Und Eurawasser Nord hat rund 290.000 kg Kohlenstoff und Gesamt-Stickstoff ins Wasser freigesetzt.

In der Bilanz des Kohlekraftwerks im Überseehafen stehen unter anderem 2.435.610.000 Kilo Kohlendioxid in der Luft und dazu unter anderem die äußerst exakt berechnete Menge von 89,0244446052 Kilo Nickel und Verbindungen damit in der Luft. Der Grenzwert für Meldungen liegt bei 50 Kilogramm. Die 241.445.000 Kilo Kohlendioxid aus dem Fernwärmewerk der Stadtwerke Rostock wirken da fast schon harmlos.

Für Schwerin wiederum liefert die Suche genau drei Treffer. Da hat die Landeshauptstadt, allein was die Existenz von emissionsrechtlich meldepflichtigen Betrieben angeht, schon mal verloren. Das Heizkraftwerk Süd der Energieversorgung Schwerin fällt durch einen hellblauen Symbol-Blitz in der Übersichts-Karte und 105.068.070,58824 Kilo Kohlendioxid-Ausstoß in die Atmosphäre auf. Das ist knapp über dem Schwellenwert. Ansonsten fällt noch die “Landeshauptstadt Schwerin Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsgesellschaft Schwerin” mit 64.718 Kilo “Gesamtem Organischen Kohlenstoff” ein wenig ins gesamtökologische Gewicht. Das wars.

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Von Industrie kaum eine Spur: Emissionen rund um Schwerin gibt es vor allem durch landwirtschaftliche Betriebe im Süden der Landeshauptstadt.

Erst wenn man die Um­gebungs­karte ein wenig Rich­tung Süden scrollt, wird ein anderer indu­strieller, nun ja, Schwer­punkt in der Nähe der Lan­des­haupt­stadt von Meck­len­burg-Vor­pommern sicht­bar: Land­wirt­schaft, Pro­duk­tion und Verar­bei­tung. So hat die Gutshof-Ei GmbH Banzkow 23.756,01828 Kilo Ammoniak gemeldet, dazu kommen 15.720,34 Kilo Ammoniak von der Hühnerfarm Grambow. Das alles konnten die Bewohner der Schweinemastanlage Alt Zachun mühelos toppen: Sie stehen mit 37.931,2128 Kilo Ammoniak in der Statistik.

Was die Vielfalt der Umweltgifte angeht, liegt Rostock vorn, Schwerin kann da einfach nicht mithalten, auch was die Menge angeht nicht. Und deshalb ist das natürlich ein Punkt für Schwerin. Bleibt die Frage, wie vollständig die Angaben auf der Internetseite sind und ob denn auch alle Angaben richtig sind. Diese werden von den Unternehmen an die Behörden gemeldet, die die Angaben wiederum prüfen. Außerdem wäre es natürlich angenehm und vielleicht sogar beruhigend zu wissen, ob die Belastung von Luft, Wasser, Boden und dergleichen ein gefährliches Maß oder vielmehr ein erträgliches Maß erreicht hat. Darüber verrät PRTR zunächst nichts – es soll auch lediglich als Orientierungshilfe dienen.

Zusammenfassend steht es nun also im knallharten Städtevergleich

Rostock : Schwerin – 2:2

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de