Markt Super?

In der Gemüseabteilung im Supermarkt hängen entlarvende Preisschilder (wie ich finde).

Viele Supermärkte haben ihre Verkaufsfläche so aufgeteilt, dass sich die Obst- und Gemüseabteilung direkt hinter dem Eingang befindet. Das ist knallhartes Kalkül, kritisieren Verbraucherschützer. Die perfekt ausgeleuchtete Frischewelt mit exotischem Gemüse und ebensolchem Gefrücht soll den Kunden erst einmal ausbremsen. Die Wochenmarktatmosphäre soll entschleunigen, damit man sich Zeit nimmt für das Flanieren zwischen den Regalen – und damit man mehr kauft. Wenns schon am Eingang so aussieht wie auf einem heimeligen Bauernmarkt und alles so unglaublich appetitlich da in den mit Stroh ausgelegten Kisten liegt, dann machen später auch noch das Auswählen eines Haushaltsreinigers und die Entscheidung für eine Dose Kefir mehr Spaß.

Was eigentlich noch fehlt, ist eine rundliche Bauersfrau zwischen den Regalen mit Bäckchen so rot wie die Äpfel und dem denkbar gutmütigsten Blick durch ihre Nickelbrille. So etwas gibts aber nicht in einem Supermarkt – dieser Personaleinsatz würde wohl zu viel Geld kosten. Außerdem: es ist so schwierig, gutes Personal zu finden und überhaupt: Es soll ja nur die Illusion eines Wochenmarktes erzeugt werden, kein Wochenmarkt. Hauptsache, der Kunde kauft möglichst viel – und wenn das Entschleunigen hinterm Entree hilft, dann bittesehr….

So ein Supermarkt ist dann aber eben doch in erster Linie ein auf Profit orientiertes Unternehmen – mit einem multinational optimierten Warenwirtschaftssystem. Und da sind dann die Produktbezeichnungen trotz angestrebter Wochenmarktsillusion offensichtlich unveränderbar vorgegeben. Wie sonst ist es zu erklären, dass man als Besucher eines Super-Wochen-Bauern-Marktes, total ausgebremst und mit sich selbst im Reinen mit Preisschildern wie diesen konfrontiert wird – obwohl man als Getriebener dieser hektischen Gesellschaft sich für ein paar Minuten in  dem Glauben wähnt, jetzt gleich das Frischeste und Leckerste, was Mutter Natur auf dem Anger vor den Toren der Stadt zu bieten hatte, einkaufen zu können, ach was: zu dürfen. Und dann liest man:

BohneBusch

“Bohne Busch” steht auf dem Schild über den grünen Stängeln, eingepackt in Folie Klarsicht  und Schälchen Plastik. Auf der Tafel nebenan wird “Kohl Weiß” angeboten, gleich neben “Salat Feld”, dem Klassiker “Paprika Gemischt” und verlockenden “Pilz Diverse”. Eigentlich erstaunlich, dass nicht auch noch “Rübe Mohr” und “Bete Rot” in den Plastikwannen im Markt Super liegen.  Oder “Erbse Kicher”. Und dann im Kühlregal “Käse Schmier” und “Schnitt Auf”.

Das klingt so verräterisch rationell, so auf den Cent kalkuliert, so profitabel. Bohnen Busch sind eben auch nur einer von tausenden Posten im Sortiment. Ich kann mir nicht helfen, aber auf mich wirkt das alles “unsympathisch unglaublich”.

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de

6 Gedanken zu „Markt Super?“

  1. Kommentatorin Nummer 1 (eigentlich zu lang zum Lesen, fällt einem aber so viel dazu ein):
    Du wunderst dich aber jetzt nicht wirklich, dass im Supermarkt knallhart kalkuliert wird? Schließlich muss einer den anderen übertrumpfen und daran sind auch die Verbraucher, also wir, schuld. So wie es Food-Designer gibt, gibts bestimmt auch Food-Presenter oder was auch immer man dazu sagt. Geht doch jeder auch zum Aldi, schaut, welche Tankstelle das günstigste Benzin hat und so weiter, und so weiter. Und wenn du Postbank-Kunde bist und jetzt bei Shell tankst, kannst du entgeltfrei Bargeld haben. Bestimmt deren Antwort auf die überhöhten Gebühren beim Fremdgehen. Denkt man doch nicht, dass Bank und Tanken zusammenkommen. Aber eigentlich plausibel, hältst eh grad, brauchst keinen zusätzlichen Zwischenstopp … Das ist unsere Gesellschaft, dem Volk aufs Maul geschaut. Solange dabei keiner sein Konto überzieht und mehr Geld ausgibt, weil er es doch grad hat … Jetzt warte ich nur noch auf den Coffee to go neben dem Backshop.
    Aus unserem Plus hier wurde Netto, verbunden mit einem Umbau, und jetzt, es wird dich nicht wundern, ist das Markt-Angebot gleich hinterm Eingang. Ich muss sagen, mir gefällt dieser Markt und seine neue Einrichtung jetzt besser. Es ist doch so, das Auge isst mit. Ich habe aber deswegen noch nix mitgenommen, was ich nicht brauche oder was ich nicht vorher auch mitgenommen hätte (so denke ich jedenfalls). Ja und diese Bohne Busch kannst du ja auch in “Happy Aua” vom Basti schon sehen oder zumindest Ähnliches. Ich finde das auch unmöglich. Also so viel Zeit muss sein. Weißt du, was ich da machen würde? Ich würde mir so ein Schild nehmen und fragen, ob das Buschbohnen sein sollen, die da verkauft werden, schließlich sind wir doch intelligente Kunden. Und dann würde ich mich über das Gesicht der oder des Angesprochenen freuen. Huhu, der Kunde passt auf! Vielleicht werden aber auch diese Preisschilder im Ausland hergestellt, bestimmt günstiger. Aber noch schlimmer finde ich eigentlich 1 kg Schale, ich will schließlich die Pilze oder die Tomaten kaufen und nicht deren Schale. Wohin das wohl alles noch führt????

  2. Komme gerade von Netto. Dort gibt es Buschbohnen!!!: 400 g 1,99! Und dann auch noch billiger!
    Aber vielleicht wird ja auch bei REWE alles Jeden Tag alles ein bisschen besser. Sie haben es versprochen …

  3. Auch hier wurde der Plus zum Netto. Seitdem gehe ich da noch seltener rein als früher, quasi nur in “Notfällen”.

    Wenn doch mal, bin ich immer wieder versucht, zum Ausgang reinzugehen, denn die Anordnung von Ausgang und Eingang ist nun genau umgekehrt. :-)

    Hmmm, was ist eigentlich das Besondere an Buschbohnen im Unterschied zu herkömmlichen, einfachen, grünen Bohnen?

  4. Antwort für Putzlowitsch und jeden, der es wissen will:

    Buschbohnen wachsen „buschig“ auf kurzem kräftigem Stängel und haben eine kürzere Reifezeit als Stangenbohnen. Kleine zarte Buschbohnen werden meist für Salat verwendet, mittelgroße sind dagegen eher für Gemüse geeignet. Buschbohnen werden in den Güteklassen I und II angeboten.

    Stangenbohnen pflegen auf langen dünnen Stängeln die Stangen emporzuklettern – und zwar immer links herum. Stangenbohnen verwendet man für Gemüse und Suppen. Häufig werden sie „geschnippelt“, das heißt in schräge dünne Schnitzel geschnitten. Auch Stangenbohnen gibt es in den Güteklassen I und II.

    Ackerbohnen, auch Dicke, Große oder Puffbohne genannt, werden feldmäßig angebaut und haben eine feste, samtartig behaarte Hülse. Darin verbergen sich die Samen oder Bohnenkerne und nur diese werden jung und grün gegessen. Die Hülse ist ungenießbar. Dicke Bohnen gibt es in den Güteklassen I und II.

    So, jetzt solltest du für deinen nächsten Einkauf gewappnet sein …
    Ja, ja, auf kohlhof.de lernt man was!

  5. Da fällt mir noch das lustige Kartenspiel Bohnanza ein, bei dem man diverse Sorten anbauen muss. Sehr gut sind auch die Illustrationen auf den verschiedenen Karten. Ihr könnt Euch sicherlich denken, wie die Brechbohne dargestellt ist…. (Huaarrrrgh!)

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