Alles blau

Hui, da ist ja was nicht in Ordnung. Statt des typischen kohlhof.de-Rots ist jetzt hier alles in Standard-Blau gehalten. Das werde ich so schnell wie möglich beheben und bitte um geduldige Entschuldigung. erröt…

So, jetzt ist zwar alles wieder rot, aber dafür nun einiges auf Englisch. Ach, ich weiß auch nicht. Ich liebe Herausforderungen, aber heute nicht mehr…. good night…

Fruchtbar

Sie brauchen Obst, für Marmeladen, Konfitüren und vor allem: für umsonst? Mundraub.org bietet einen Kartenservice für freigegebene Bäume und Sträucher.

Statistik-Nachtrag vom Wochenende: Wir haben am Sonntag vier Kilo Brombeeren gepflückt. Das entspricht in etwa zwei Stunden Gehangel und Gezupfe an dornenbewährten Büschen mit regelmäßigem Verheddern an Zweigen und Blättern. Das alles hat sich natürlich gelohnt. Die Marmeladeurin meines besonderen Vertrauens will daraus diverse Konfitüren-Kreationen komponieren, die wiederum schon bald eigene und befreundete Frühstückstafeln bereichern werden.

Und da fällt mir ein Link ein zu einer Seite, die ich gern selbst auf die Beine gestellt hätte. Im vergangenen Jahr habe ich mir die Domain openobst.de gesichert, weil ich die Idee hatte, eine Landkarte zu erstellen, auf der im Internet jeder eintragen und nachsehen kann, wo welches frei zugängliche Obst wächst. An Landstraßen, auf Industriebrachen, auf Wiesen und an Waldrändern reift schließlich jedes Jahr tonnenweise frisches Obst heran, das doch nur darauf zu warten scheint, dass es jemand erntet. Himbeeren, Pflaumen, Birnen, alte Apfelsorten, Nüsse purzeln irgendwann reif zu Boden, dabei hätte man doch so schöne Delikatessen daraus herstellen können. So schwebte mir eine Google-Maps-Anwendung vor, auf der kleine bunte Markierungen mit kleinen Obstpiktogrammen kennzeichnen, wo welche Frucht zu finden ist, wie sie schmeckt, wie man rankommt – und an wen man sich notfalls wenden muss, bevor man beherzt die Äste plündert. Denn genau das ist ein entscheidender Punkt: Herrenloses Obst gibt es nicht. Alleebäume gehören Kommunen und selbst das verwlidertste Grundstück hat einen Eigentümer. Insofern müsste also sichergestellt sein, dass jedermann das Obst auch ernten darf, was weltweit online in der Obst-Karte angezeigt wird. Also am besten, die Baum- und Strauch-Besitzer inserieren ihre “Plantagen” selbst. Tja, irgendwann müsste ich das mal alles klären und in die Tat umsetzen, diese fruchtbare Idee…

Das haben jetzt andere getan – und eine wirklich schnuckelige Internetplattform aufgesetzt: mundraub.org. Eigentlich genau so, wie ich mir das vorgestellt habe. Keine Frage: ich finde die Idee toll – und ich finde es super, dass sie jemand eingerichtet hat. Hier kann man sogar nach verschiedenen Kategorien suchen: Obst, Beeren, Kräutern und Nüssen. Pilze sind tabu. Die Webseite fordert ihre Nutzer außerdem auf, schonend mit den Bäumen und den Ressourcen umzugehen. Zudem warnt sie auch davor, Früchte zu ernten, wenn auch nur ansatzweise unklar ist, ob die Besitzer von Bäumen und Sträuchern damit einverstanden sind. Den Initiatoren schwebt für die Zukunft ein Kennzeichnungssystem für freigegebene Frucht-Oasen vor: Zum Beispiel Banderolen, die – so lautet eine Idee – auch durch Werbung, etwa vom Hofcafé um die Ecke, finanziert werden können.

Rostock, ein Obst-Ballungsgebiet - zumindest laut mundraub.org

Mal sehen, welche Region derzeit mit mehr Obst-Meldungen vertreten ist, Schwerin oder Rostock – Die Hansestadt und ihr Umland durchzieht ein Streifen frei zugänglicher Früchte (laut mundraub.org) von Warnemünde bis nach Schwaan – ein gelbes Symbol zeigt zum Beispiel an: Am Ortseingang nach Mistorf soll es 18 wunderschöne Birnenbäume geben. Insgesamt sind gut 20 Obst-Vorkommen, dazu zwei Nuss-Einträge (Esskastanien), elf Beeren-Sichtungen (Holunder, Brombeeren und Sanddorn) und null Kräutervorkommen zwischen Strand und Autobahn 20 verzeichnet.

Obst-Notstand rund um Schwerin - wiederum laut mundraub.org

Tja, und Schwerin, die Landeshauptstadt? Im Kartenausschnitt gleicher Größe findet sich genau ein Hinweis auf Apfelbäume in Bad Kleinen.

Um es zuversichtlich zu formulieren: Ein Anfang ist gemacht. Punkt für Rostock! Vielleicht liegt die höhere Zahl der Einträge ja darin begründet, dass besonders viele jüngere Internet- und Obst-affine Menschen in der Hansestadt leben – aber das ist Küchensoziologie… was ja dann wiederum irgendwie passt. Ist ja auch Banane… im knallharten Städtevergleich jedenfalls steht es nunmehr:

Rostock : Schwerin – 4 : 7

Eine Frage allerdings wird sich so mancher stellen, der einen erwähnenswerten Apfel- oder Birnenbaum zum Beispiel empfehlen könnte, weil dort ganz besondere Früchte wachsen: “Soll ich das Geheimnis vom besten Obstbaum der Welt wirklich preisgeben?” Aber meistens wächst an einem Baum ja mehr, als ein Mundräuber allein jemals verarbeiten könnte.

Bislang ist mundraub.org eine fast nur auf Deutschland beschränkte Karte. Allerdings wird sie jetzt international. Auch mitten in Finnland steckt inzwischen eine rote Markierung: Für einen Apfelbaum.