Volkstheater Rostock: Geschlossene Veranstaltung

Das Große Haus des Rostocker Volkstheaters ist geschlossen, weil man festgestellt hat, dass es dort brandgefährlich ist. Eigentlich komisch, dass das erst jetzt passiert ist…

Im Großen Haus des Volkstheaters in Rostock finden ab sofort und wohl mindestens bis Ende Mai keine Vorführungen mehr statt. Das Theater wurde geschlossen.

Leere Stuhlreihen im Theater
Für Besucher zu gefährlich: Das Große Haus in Rostock bleibt leer. Foto: Quellenhinweis siehe unten.

Grund sind Mängel beim Brandschutz – so hieß es heute auf einer Pressekonferenz der Stadt mit Oberbürgermeister Roland Methling und Bausenator Holger Matthäus. Ganz ehrlich: Verwundert kann darüber eigentlich niemand sein. Das Innere des Hauses verströmt im Publikumsbereich den Charme einer bröselnden Ruine. Seit Jahren, ach, seit Jahrzehnten träumt die Hansestadt von einem Theater-Neubau – nur bezahlen könnte bzw. will das dringend notwendige Projekt nach jetzigem Stand niemand: Die Stadt nicht, das Land nicht, keiner. Trotzdem: bis 2018 will die Stadt ein neues Theater bauen. Träumen ist ja erlaubt.

Das jetzt gesperrte Große Haus ist ein Provisorium, das seit 1942 genutzt wird. 1975 bis 1977 ist es saniert worden, aber seitdem wurde wohl nur das Nötigste getan. Überprüfungen zur Brandsicherheit hat es schon öfter gegeben – aber erst jetzt fiel die endgültige Entscheidung. Die Liste der Beanstandungen dürfte ohnehin lang sein. Ich war schon mal hinter den Kulissen, als Frühreporter beim Weihnachtsmärchen. Meine Eindrücke würde ich so zusammenfassen: Wenn man den Backstage-Bereich des Rostocker Volkstheaters kennt, lernt man den Publikumsbereich zu schätzen … relativ gesehen.

Bildschirmfoto von volkstheater-rostock.de
Neue Inszenierung: Kurz und knapp stellt das Volkstheater Rostock seinen Spielplan fürs Große Haus vor. Es geht um ein Drama, dessen vorläufiges Ende vorhersehbar war.

Verwinkelte Gänge und Treppenhäuser – dazu Lampen, Lautsprecher, Fußböden, Türen, Putz, Mobiliar und Sanitäranlagen, die allesamt ins Theatermuseum gehören, in die Abteilung “alt und nicht schön”. Besonders beeindruckt hat mich das Kulissenlager rechts neben der Bühne – ein aus Ziegeln gemauerter riesiger Raum, an dessen Wänden noch Stuck-Verzierungen zu erkennen sind: Die Reste eines Ball-Saals, an dessen Stelle das Volkstheater vor fast 70 Jahren gesetzt wurde.

Nun ist eine alte Einrichtung allein ja kein Grund, ein Theater schließen zu müssen, aber all das summiert sich zu einem feuerschutz-technischen Desaster:

Zu den Mängeln zählen zum Beispiel die derzeit nicht mögliche Trennung in Brandabschnitte und nicht ausreichend vorhandene getrennte Fluchtwege sowie Rauchabzugsöffnungen….

… heißt es in der städtischen Mitteilung. Dass Feuerschutztüren und dergleichen fehlen, dürfte schon länger bekannt gewesen sein. Insofern fragt man sich unwillkürlich, ob die Schließung des Großen Hauses nicht schon viel früher fällig gewesen wäre. Bislang hatte es nur zahlreiche Auflagen für den Theaterbetrieb gegeben, zum Beispiel durften keine Pyrotechnik verwendet werden.

Rostock steht nun ohne Spielstätte fürs Musiktheater da. Ein Bigband-Konzert wurde in den Saal 2 der Stadthalle verlegt, für andere Aufführungen, zum Beispiel das Gastspiel der NDR-Info-Intensivstation gibt es nach dem Stand vom Dienstag Abend noch keine Alternativen.

Auch für das bröckelnde Große Haus scheint es keine Lösung zu geben. Noch ist nicht mal klar, was es kosten würde, alle notwendigen Feuerschutzvorkehrungen einzubauen. Nach Informationen von NDR1 Radio MV würde allein das bis zu vier Millionen Euro kosten. Wie ein Neubau finanziert werden könnte, steht in den Sternen. Fest steht aber, dass Stadt und Land das Rostocker Theater auch weiterhin 18 Millionen Euro im Jahr kosten wird – bei Einnahmen von gerade mal 1,4 Millionen Euro.

Fotohinweis: DoctrineDesigns/Steffen Seth Prohn auf flickr.com (http://flic.kr/p/97Qh9P) unter einer Creative-Commons-Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de