Das Stadt

Heißt es der, die oder das Rostock, wenn man Städtenamen als Synonym für etwas anderes benutzt. Aus unserer Reihe “Fragen, die man sicht nur stellen sollte, wenn man ganz viel Zeit hat.”

Und plötzlich stand die Frage im Raum: “Warum heißt es eigentlich das Heidenheim?” Es ging um das jüngste Spiel von Hansa Rostock beim 1. FC Heidenheim. In einem Nachbericht hatte ein Reporter in etwa so formuliert: “… überraschende Niederlage für Heidenheim, das damit auf den vierten Tabellenplatz rutscht.” Dabei ist dieses Beispiel noch gar nicht das aussagekräftigste, es geht um die Frage, warum bei der Verwendung eines Städtenamens als Synonym für eine Sportmannschaft bzw. einen Sportverein stets Neutrum verwendet wird. Also: “… überraschender Sieg für Flensburg, das damit den Klassenerhalt sichert.” Oder: “… erstaunliche Nachricht für Heidelberg, das damit um die Sportförderung bangen muss.” Egal, ob das …heim, die …burg oder der …berg. In diesem besonderen Fall ist im nachgestellten Hauptsatz immer das Pronomen “das” zu finden.

Die erste Herausforderung, die sich stellt, ist, überhaupt zu wissen, wonach man fragen soll. Ein Blick ins Regelwerk im aktuellen Duden bringt jedenfalls keine erhellenden Erkenntnisse. Zu geographischen Namen in diesem besonderen Fall gibt es keine Angaben. Dann also Google. Die Suche war lang und enervierend, welche Suchbegriffe auch immer zum Erfolg führten, verliert sich im Dunkel der Geschichte.

Jedenfalls landete ich irgendwann bei Beratungsdienst “grammis” des Instituts für Deutsche Sprache. Dort gibt es tatsächlich ein Kapitel über das Genus von Städte-, Fluss- und Ländernamen. Zusammengefasst:

1.) Man kann auch ein erfülltes Leben führen und alle möglichen Städtenamen verwenden, ohne sich jemals mit dieser Frage beschäftigen zu müssen.

2.) “Bei Städtenamen ist, wie man sieht, eine Regel außer Kraft gesetzt, die bei zusammengesetzten Nomina (Substantiven, Hauptwörtern), die keine Eigennamen sind, sonst ausnahmslos gilt, nämlich, dass das Grundwort das grammatische Geschlecht bestimmt, also etwa das Abendrot, der Kartoffelkäfer, die Hausverwaltung“.

3.) Das gilt sowieso nur für größere Verwaltungseinheiten wie ganze Städte, nicht aber für Stadtteile. Da heißt es dann gern wieder “der Wedding”.

Bleibt die Frage, ob das auch für Städtenamen gilt, die nicht aus Wörtern zusammengesetzt sind, sondern eben Eigennamen sind wie Lübeck, Kiel und Schwerin.

Schnell noch ein Blick in Band 9 vom Duden (“Richtiges und gutes Deutsch”). Dort heißt es zur Deklination von geographischen Namen: “Die ohne Artikel gebrauchten Länder- und Ortsnamen sind Neutra […].” Das erklärt dann auch, warum bei einem nachfolgenden Pronomen ebenfalls die Neutrum-Variante verwendet wird.

Im Falle der Sportmeldung wird ja sozusagen eine ganze Stadt mit einem Fußballverein gleichgesetzt, ein Toto pro Pars sozusagen. Aber das ist jedenfalls nicht der Anlass für die Verwendung von “das” – vielmehr liegt dies darin begründet, dass Ortsnamen sowieso schon Neutra sind, auch wenn man sie in der Regel ohne Artikel verwendet.

Ob es der Verein oder die Spielvereinigung ist, die da mit einem Ort gleichgesetzt werden, ist ohnehin unerheblich.

Ergänzungen, Korrekturen, Hinweise? Gern! ;-)

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de

3 Gedanken zu „Das Stadt“

  1. Na du hast ja schon alles recherchiert, was es zu recherchieren gab. Neutrum eben, die Stadt Heidelberg, wenn die Ergänzung Stadt fehlt, die ja weiblich ist. Und sage mal: Heidelberg konnte 3 Punkte einfahren, die dann damit auf den dritten Platz rutschen konnte oder der, geht halt net.
    Ähnlich: die Mitglieder, aus denen dann im weiblichen Fall viele im Sinne der Gleichberechtigung Mitgliederinnen machen wollen, geht au net, weil das Mitglied ja auch ein Neutrum ist und für weiblich und männlich steht und das könnte man wohl beliebig fortführen. Ist halt was mit der deutschen Sprache. Aber das finde ich alles keine Aufreger, vielmehr die vielen Sowohl-als-auch-Möglichkeiten in unserer deutschen Sprache. Was da so alles geht: kennen lernen oder kennenlernen, ernst nehmen oder ernstnehmen, aufs herzlichste, aufs Herzlichste … huhu, furchtbar, kommt immer drauf an, wie und wonach man die Frage stellt. Ob du sagst wie grüße ich, dann klein oder auf das Herzlichste, dann groß, total bescheuert, und da frage ich mich jedesmal, ham denn die in der Rechtschreibkommission gar net an die gedacht, die das alles lernen müssen? Mit tun vor allem die Ausländer leid, die Deutsch lernen … einfach furchtbar und wenig gastfreundlich. Weiß nicht wie viel tausende oder Tausende deswegen schon verzweifelt sind.
    (Hoffe mal die Auszeichnungen haben geklappt!)

  2. … haben sie nicht …wie hebe ich eigentlich die kursive Auszeichnung wieder auf? So ein Mist! Müsste ich das nochmals korrigieren können …

  3. Jedes HTL-Tag besteht aus einem öffnenden und einem schließenden Teil. Der Unterschied ist der Schrägstrich im schließenden Tag. So schreibst Du’s:
    < i >kursiv, bitte </i >
    Und so siehts dann aus:
    kursiv, bitte

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