Neue WM-Formel

Die Sportfreunde Stiller haben die beste WM-Hymne beigesteuert und ihren Song “54, 74, 90, 2006” schon angepasst: “54, 74, 90, 2010” heißt der Song nun. Und auch die WM-Siegerformel wurde inzwischen aktualisiert: Statt 54*74-1990=2006 lautet die Zauberformel nunmehr: 1990+1974-1954=2010. Wird schon werden.

Weltmeister Italien

Eilmeldung

Italien ist Fußballweltmeister und wird den Cup nun vier Jahre für uns aufbewahren, bevor wir ihn uns 2010 abholen. Vielen Dank dafür – und ja, herzlichen Glückwunsch! Die unrühmlichste Szene der gesamten WM war die 110. Spielminute, als Frankreichs Zidane mit einem gezielten Kopfstoß Italiens Materazzi niederstreckte und dafür – zum Ende seiner Karriere – mit einer roten Karte vom Platz geschickt wurde.

Aber unterm Strich: Das war eine geile WM.

Geschwindigkeitsrausch auf dem Wasser

Der Hilferuf kam am Donnerstag: “Kannst Du unser Drachenboot-Team verstärken?!” war die fordernde Frage. Zum 11. Drachenbootrennen in Warnemünde hatten sich 90 Teams angemeldet. “Die Pappnasen” hatten aber wegen Terminproblemen Besetzungsschwierigkeiten. Ich sehe mich gerne in der Rolle des strahlenden Retters in ebensolcher Rüstung – und so sagte ich zu, ab dem zweiten Lauf mit ins Boot zu steigen.

Die Pappnasen fallen nicht nur durch ihren bemerkenswert unpassenden und der Disziplin unangemessenen Namen auf (nun gut, nicht jeder kann sich Speedboat oder irgendwas mit Dragon nennen), sondern auch durch ihre überaus gelassene Einstellung zum Gerät und zum Sport. Das Team (seit zehn Jahren am Start), war genau ein einziges Mal vorher beim Training. Einen Schlachtruf hat die Crew aus Männern und Frauen trotz ihrer langen gemeinsamen Geschichte noch nicht entwickelt.

Drachenbootrennen Warnemünde 2006

Einer der Vorläufe beim Drachenbootrennen, am Ufer haben die
Teams mit Zelten ihre Mannschaftsquartiere eingerichtet und
drängeln sich Zuschauer. Im Hintergrund ist der Kreuzliner
“Rotterdam” zu erkennen, der eine weit angenehmere
Form der Fortbewegung auf dem Wasser erahnen lässt.

Den ersten Lauf hatten die 18 Paddler auf der Distanz von 280 Metern auf dem Alten Strom in Warnemünnde mit 1,23:08 als Sieger hinter sich gebracht. Ich kam kurz vor knapp zum zweiten Lauf hinzu. „Geschwindigkeitsrausch auf dem Wasser“ weiterlesen

Punktspiel

Wenn Webseiten wachsen, gibt es für ihre Betreuer nichts Wichtigeres, als den Überblick zu bewahren. Dabei helfen auch grafische Tools aus dem Web. Kostenlos sind sie obendrein. Man gibt die Netzadresse ein und wenig später hat sich diese Grafik aufgebaut. Hübsch, nech? Das ist sozusagen kohlhof.de von oben.

Grafik von kohlhof.de

Was das soll, weiß ich leider nicht, aber sieht ja schon echt nach viel aus. Ist aber nicht viel. Jedenfalls, wenn man es mit Spiegel-online vergleicht. Da:

Grafik von spiegel.de

Wie das so ist mit der Vergänglichkeit von digitalen Informationen: Diese Grafiken habe ich in dem Moment gespeichert, als die Blogsoftware dieses Servers eine Auszeit nahm. Geschüttelt von Verzweiflung angesichts der sich überschlagenden Ereignisse habe ich leider vergessen zu notieren, woher diese Grafik eigentlich kommt. Also ist das hier sozusagen anonym. Sobald ich wieder auf die hierzu passende Webseite gestoßen bin, reiche ich die Quellenangabe nach. Und ja: Hier läuft wieder alles.

Lauter falsche Pferde

Aktuell

Auf der Rennbahn in Bad Doberan trifft sich die internationale Pferde-Elite zum Ostseemeeting.

Ostseemeeting 01

An vier Wettkampftagen gehen Jockeys auf hochgezüchteten Rennpferden an den Start. Und das ist auch ein gesellschaftliches Ereignis, auf dem wir nicht fehlen wollten. Zu diesem Behufe – und weil Damen mit angemessenem Kopfputz freien Eintritt haben am Ladies-Day – trugen wir einen orangenen Hut mit Margeriten-Girlande und frischem Buschgrün (wobei wir uns die Aufgabe ebenso angemessen teilten: Mandy trug ihn, ich bewunderte ihn). Was die Damen in Ascott können, da legen die Mecklenburgerinnen gerne noch ein paar Kohlen auf. Die Gäule waren Nebensache, als die besten Hutmodelle prämiert wurden. Mein Favorit war dieser hier rechts:

Ostseemeeting 04

Die Dame trägt einen grün dominierten Kopfputz der den rasenden Reporter der Sesamstraße bei einer offensichtlich äußerst erfolgreichen Gartenarbeit zeigt (kein Wunder bei den grünen Daumen): Kermit turnt hier waghalsig aber sicher mit einer Gießkanne, aus der Plastikwasser sprudelt, über eine bunte, saftige Plastikblumenwiese. Applaus, Applaus, Applaaaaaus! Ganz klar ein Favorit für einen der ersten drei Plätze beim Hüte-Contest. Es sollte nicht die einzige falsche Prognose bleiben an diesem mlauen Sommerabend.

Denn: Es hat leider nur für Platz 6 gereicht. Die Jury war der Meinung, dass dieses rosa Geschwurbel…

Ostseemeeting 06

… irgendwie besser sei. Der dicke Mann aus dem Fernsehen hat das auch wortreich begründet und der glücklichen Hutträgerin Silbergeschmeide überreicht. Aber die Doberaner Froschkönigin hat immerhin noch einen Wellnessgutschein bekommen.

Diese Frau mit leichter Schräglage kam auf Platz drei. Sie hatte zuweilen doch einige Mühe, ein Ensemble aus hölzernen Schiffsmodellen ebenso grazil wie selbstverständlich und unbeschwert über das Grün zu balancieren. Vier Kuttermodelle haben doch schon ein beachtliches Gewicht.

Ostseemeeting 03

Wie bitte, ach so, ja, die Pferde. Um es kurz zu machen:

Ostseemeeting Start

Die Hatz der Hengste und die Sprints der Stuten über bis zu 2900 Meter waren ja ganz nett. Wir hätten wohl noch mehr Gefallen daran gefunden, wenn wir zwischendurch auch mal richtig getippt hätten, wer denn wohl in welcher Reihenfolge ins Ziel hineinzutapern gedenkt. Zwar gibt es per Lautsprecher Tipps von Experten, aber auch die irren sich gerne Mal, wie wir nunmehr in unseren Portemonnaies nachfühlen können. Es ist so einfach, sein Geld zu verjubeln: Einfach in irgendwas investieren, wovon man keine Ahnung hat, am besten noch auf den Rat von Experten hören, die man noch nicht einmal zu Gesicht bekommt und dann das System verfluchen. Unserer unmaßgeblichen Meinung nach sind vor allem falsche Pferde an den Start gegangen, denn auf genau diese Zossen un Rappen haben wir mit traumwandlerischer Sicherheit gesetzt.

Aber Spaß gemacht hats trotzdem. Allerdings ist das Pferdewetten wohl tatsächlich eine Wissenschaft für sich. Es ist fast wie der Aktienboom vor ein paar Jahren. Man macht ein paar Striche auf den Wettscheinen, zahlt Kleckerbeträge von zwei Euro – und sieht das Geld nie wieder. Nach 20 Euro war Schluss – wir können eben jederzeit aufhören, wenn die Wettkassen schließen. Mit unserem Geld kauft sich jetzt einer dieser Schnösel aus dem VIP-Zelt was Kleines: Peanuts wahrscheinlich.

Hitzerekord

40,2 Grad Celsius war gestern die Spitzentemperatur in meiner Wohnung im vierten Stock unterm Dach. Das ist der höchste je gemessene Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Ja, die Aufzeichnungen haben gestern begonnen.

Übersprungshandlung

Halbfinale gestern Abend – wir haben es vor der großen Leinwand in der großen Mensa in Rostock verfolgt. 700 Zuschauer waren mindestens da. Das Studentenwerk hatte sogar Essen am Abend im Angebot: einen italienischen Nudelsalat mit Fleischbällchen oder deutsches Käseschnitzel. Ein spannender Abend mit Bier für 50 oder 80 Cent, je nachdem, wer gerade kassiert hat.
Als im Stadion die deutsche Nationalhymne gesungen wurde, passierte etwas, was ich noch nicht erlebt habe. Die meisten schwarz-rot-gold gekleideten und angemalten Fußballfans in der Mensa erhoben sich von ihren Plätzen und sangen im Stehen das Deutschlandlied mit. Diese fröhliche, weltoffene WM scheint ja tatsächlich Spuren im Bewusstsein der Deutschen hinterlassen zu haben – was ja auch schon an diesen Autofähnchen zu erkennen ist (Glückwunsch an denjenigen, der diese Geschäftsidee hatte und jetzt wohl schon Millionär ist).
Zu sehen gab es das spannendste Spiel dieser WM – und die Stimmung unter den Zuschauern wandelte sich in den ersten 119 Minuten immer mehr von Hoffen in Bangen. Laola-Wellen schwappten durch den Saal, doch als es dann binnen einer Minute gleich zwei Mal im deutschen Tor so richtig krachte, war die Mensa wie erstarrt. Hände, die gerade noch Haare rauften, schienen an Köpfen festgefroren zu sein. Offene Münder, entsetzte Blicke untereinander, eine Deutschlandfahne hing schlaff herunter, obwohl sie eben noch mit Elan geschwungen worden war. Und dann diese Stille. Niemand sagte etwas, so als wäre gar keiner mehr da. Sekundenlang, ganz leise war nur der Fernsehton zu vernehmen. Und die Mensa-Mitarbeiter hinten am Bierstand dürften sich in diesem Moment auch gefragt haben, wo sie mit dem restlichen Alkohol hinsollen, den jetzt bestimmt niemand mehr trinken will. Und ob es sich wirklich gelohnt hat, zum ersten Mal bei dieser WM die Mensa abends zu öffnen und so liebevoll mit Fußbällen und aufblasbaren Toren zu dekorieren. "Naja, Hauptsache, die Damen und Herren Studenten behalten uns in guter Erinnerung. Wir können ja nichts dafür, dass die deutsche Elf nun doch mal verloren hat."
Und in diese Stille aus Entsetzen, Ratlosigkeit und Überforderung hallte dann dieser Aufruf, eine Aufforderung vielmehr, laut und deutlich, mit genau der richtigen Mischung Enttäuschung, Wut, Resignation und vor allem Ironie in der jungen Männer-Stimme: "Los, nehmen wir die Bude auseinander!!!"
Selten so gelacht! Auch noch am Tag danach muss ich mich schütteln. Derart willkürliche Stimmungsumschwünge gibt es sonst nur bei den Simpsons, wenn dort der Pöbel seine Meinung äußert. Einfach genial, dieser Witz: Er macht die ganze Ohnmacht deutlich, die alle gepackt hatte: Gegen das Spiel-Ergebnis kann man nichts machen, nicht mal ne Mensa auseinander nehmen – sondern einfach nur nach Hause gehen.

Was ein Specht so macht

Redaktionsalltag. Manchmal muss es einfach schnell gehen, weil die Seiten eigentlich schon belichtet sein sollten und kurz darauf die Druckplatten schon in der Rotation hängen müssen. Nun gut, manchmal ist eben einfach nicht mehr genug Zeit, um beim Schreiben nachzudenken. Legendär zum Beispiel die Lübecker Nachrichten, die dereinst über eine Krisensitzung des VfB Lübeck berichteten: Ein Fußballspieler schwarzer Hautfarbe wurde fristlos gefeuert.
Der Bericht dazu begann mit einer an sich lobenswerten szenischen Schilderung, wie lange die Tür des Verhandlungsraumes verschlossen war, kaum etwas war zu hören. Warten. Dann fliegt die Tür auf, Sitzung zu Ende, das Schicksal des Kickers ist besiegelt. Er ist sogar einer der ersten, der den Raum verlässt. Und um zu illustrieren, wie geschockt der aus Afrika stammende Sportler war, beschrieb der Sportredakteur den Gesichtsausdruck des Gefeuerten mit: "Ali ist kreidebleich". Naja.
Und gestern dann die Ostseezeitung: Die Rostocker CDU hat einen neuen Fraktionschef in der Bürgerschaft. Er heißt André Specht, ist 33, stammt aus Lübeck und will im Herbst sogar in den Landtag gewählt werden. Der Ostseezeitung sagte er, ein Ziel seiner lokalpolitischen Arbeit werde sein, der Stadt die Entscheidungsgewalt auch in finanziellen Dingen zu erhalten. Schließlich verlangt das Land 30 Millionen Euro zusätzliche Einsparungen und droht mit der Zwangsverwaltung durch die Kommunalaufsicht. Herr Specht also betont, legt Wert, fordert, verlang, strebt an, besteht auf und hält für unabdingbar. Aber was schreibt die OZ – vermutlich in aller Eile – unter das Bild des CDU-Mannes? Das: "Andre Specht pocht auf die Eigenverantwortung der Stadt."
Na, da klopfen wir mal auf Holz: Poch, poch, tock, tock.

In der Werkstatt

Hallo, vielen Dank für die vielen Nachfragen, wann es hier denn bitte mal wieder was Neues zu lesen gibt. Irgendwas stimmt mit der Software nicht, ich muss meine Homepage mal in die Werkstatt bringen und bitte die werte Leserschaft deshalb noch um etwas Geduld.
Bis dann. Christian