Korrekter Deutsch-Fan

Das ist natürlich von der Sache her schön…

korrektes_deutsch
Statusmeldung bei Facebook. Screenshot: Christian Kohlhof

… in diesem Zusammenhang wirkt die automatisch erstellte Statusmeldung aus dem Kreis meiner Facebook-Kontakte allerdings unfreiwillig besonders komisch. “Ist C. voll krass Fan von der korrekte Deutsch.” Die Technik ist einfach noch nicht so weit, auch Genitiv, Dativ und andere Tretminen zu berücksichtigen.

Da fällt mir das Getränke-Bring-Mädchen in einem dieser Rostocker Kaffee-Mix-Läden ein. Die junge Dame erkundigte sich vor einigen Tagen nach unserer Bestellung, indem sie die Formulierung wählte:  “Schon gewusst, was sie trinken möchten?”

Wunderbird

Thunderbird ist das Mail-Programm meiner bevorzugten Wahl. Ich komme mit dem Ding gut klar, auch weil man einen Kalender integrieren, kann, Feeds und Newsgroups lesen kann. Es wird von der Mozilla-Foundation sozusagen ehrenamtlich betreut, wenn neben dem Vorantreiben von Firefox noch Zeit bleibt. Letzteres ist wohl auch ein Grund, warum der Versionssprung von 2 auf 3 seit mindestens eineinhalb Jahren auf sich warten lässt. Egal. Jedenfalls ist die ehrenamtliche Entwicklungsarbeit der vielen Thunderbird-Unterstützer uneingeschränkt anzuerkennen. So gibt es ja seit langem auch schon eine deutsche Rechtschreibkontrolle in Form einer Erweiterung… aber hätte man diesem schlauen Wörterbuch, das auf Wunsch jedes Wort gleich schon beim Tippen checkt, nicht wenigstens auch schon standardmäßig beibringen können, wie das segensreiche Programm heißt, in das es integriert wurde?

Fenster der Rechtschreibprüfung thunderbirdwunderbild
Thunderbird ist sich nicht ganz sicher

Unter anderem anderen

Wir haben debattiert, Kollegen gefragt, Argumente ausgetauscht und uns angeschrien. Es hat alles nichts genützt. Es stand Aussage gegen Aussage. Ein kleiner Einblick in die Redaktionsarbeit:

Für einen Veranstaltungshinweis hatte ein Kollege in etwa Folgendes formuliert: “Das wird ein abwechslungsreicher Abend. Unter anderen mit Hans Schnickenfittich.” Es war dieses n, das die kollegiale Debatte über mehrere Hierarchie-Ebenen hinweg auslöste. „Unter anderem anderen“ weiterlesen

Ernst nehmen und machen

Zu vergleichsweise früher Stunde sagte man mir heute von höherer Stelle: “Nimm doch nicht immer alles so ernst!” Nun war mir gar nicht bewusst, dass ich immer alles ernst nehme – und das machte die Sache nicht einfacher. Was sollte ich denn nun mit diesem gut gemeinten Hinweis anfangen? Ernst nehmen und damit Ernst machen und den Ratschlag ernsthaft ignorieren? Oder nicht ernst nehmen und weiter alles ernst nehmen? ImErnst: Ich weiß noch keine Lösung.

Ich habe Ernst erstmal im Duden nachgeschlagen, wann man das groß und wann man das klein schreibt. Aber das war vermutlich nicht Sinn der Botschaft.

Besetzt

Hinweis in der Zeitung auf eine neue Hotline zur Patientenberatung: “Die neue Nummer ist wochentags von 10 bis 18 Uhr besetzt.” – Dann sollte lieber früher oder später anrufen. Oder wie?

Weihnachts-Rückblick

Hier die wesentlichen Fakten aus drei Tagen unterm Weihnachtsbaum in Lübeck:

Lübeck-Premiere der Buddenbrooks am ersten Weihnachtstag: Filmpalast Stadthalle kurz vor Filmgebinn

Aussterbende Fehlkonstruktion: Zu den Geschenken in diesem Jahr zählt unter anderem ein Plattenspieler, mit dem man die alten Scheiben in MP3-Dateien verwandeln kann. Schöne Idee, leider ist das in diesem Fall verschenkte Produkt eine Fehlkonstruktion: Viele Platten, die auf dem guten, 20 Jahre alten Spieler problemlos durchlaufen, scheitern auf dem modernen LP-MP3-Wandler. Die Nadel…. die Nadel, also, äh. Ja, was macht die Nadel eigentlich, wie war noch mal was Wort, wenn der Schallplattenspieler nicht vorankommt und immer wieder dieselbe Ste…nkommt und immer wieder dieselbe Ste…nkommt und immer wieder dieselbe Ste…nkommt und immer wieder dieselbe Ste…SCRATCH… Stelle abspielt? „Weihnachts-Rückblick“ weiterlesen

Wikipedieren

Das nächste Wort aus der flüchtigen Welt des Internet, das den Weg in die Alltagssprache finden könnte: Wikipedieren. Wenn man seine Nachbarn gegoogelt hat und dabei herausgefunden hat, welchen Absonderlichkeiten diese sich zuweilen hinzugeben pflegen (und man gar nicht genauweiß, was das eigentlich ist), dann schlägt man das ab sofort nicht mehr profan nach oder “schaut im Internet nach”. Nein, man wikipediert. Man fragt die freie Enzyklopädie.

Heute zum ertsen Mal gehört. Wort des Tages. Aber unheimlich.

Advents-Stanzen

Nun öffnen also die Weihnachtsmärkte. Mal sehen, wie oft man in diesem Jahr in den Zeitungen lesen kann und muss, dass überall der “Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein” über die Buden weht. So ein Blödsinn. In den seltensten Fällen ist ein Jahrmarkt zur Adventszeit komplett in ein Aroma aus Mandeln und heißem Wein mit Gewürzen getaucht. Die Formulierung ist nur eine dieser Stanzen, mit denen die Atmosphäre auf Adventsmärkten möglichst gemütlich beschrieben werden soll. Die “leuchtenden Kinderaugen” entstammen derselben Kategorie.

Was den Duft angeht, so ist doch beim Drängeln zwischen den Buden auch nicht mehr zu riechen als bei einem Spaziergang an derselben Stelle eine Woche vor Beginn des Adeventsmarktes. Und wenn es dann doch mal nach etwas riecht – was unter freiem Himmel vor allem bei Windtsille wahrzunehmen sein dürfte – , dann ist das auch nicht zwangsläufig ein zarter Hauch. Formulierungen wie diese vom Weihnachtsmarkt-Duft gehören ins Museum in die Abteilung “Formulierungen, die einmal oder noch nie gut waren”. Dort stehen sie dann zwischen Exponaten wie “Für das leibliche Wohl ist gesorgt”, “Süßer die Kassen nie klingeln”, “Alle Jahre wieder…” und “wie es weiter geht, bleibt abzuwarten”. Darunter dann ein Schild: “Diese Formulierunegn waren zuletzt zum Ende des 20. Jahrhunderts als allgemein gut und witzig anerkannt.”

EDIT: Der Warnowkurier lässt es schon mal duften: “In den vier Adventswochen duftet es vom Donnerstag , 27. November, bis 22. Dezember vom Rostocker Neuen Markt bis zum Kröpeliner Tor nach regionalen und exotischen Spezialitäten”. Ist es nicht schön?