Kuschel-Muschel-Kusch

Es ist gute Sitte und schöner Brauch auf kohlhof.de, in der Rubrik “Musik des Tages” auf Kompositionen und Arrangements hinzuweisen, die dem Betreiber als besonders hörenswert erscheinen. Heute soll zum Wochenende von dieser bewährten Tradition eine Ausnahme gemacht werden. Deshalb:

Bina und Nina: Das Monchichi-Lied (Kuschelmuschelkusch). (Dort unten auf der Seite zu finden).

Das 3:41-Werk gewährt einen Blick in den stinkenden Musik-Schlund der 80er, als die Plastikpuppen mit Kunstfilzfell und Nuckeldaumen Kinder und Jugendliche in West und Ost in extatische Verzückung versetzt haben. Hier treten die Lutscher nun als Gesangspartner von Nina und Bina auf. Zweifellos handelt es sich bei den Namen der Interpretinnen wohl um Pseudonyme.

Und wahrscheinlich werden sich die Damen, die sich dahinter verbergen, noch heute jeden Tag gegenseitig gratulieren, dass sie einst beschlossen haben, niemandem zu verraten, welcher Name in ihrem Pass steht – denn dieses Lied ist eine erstklassige biografische Achillesferse. Im Kern geht es darum, dass ein Rudel Daumenlutscher bei zwei jungen Frauen einfällt und sich alle wenig später stöhnend in den Armen liegen. Der Auftakt einer wunderbaren Freundschaft oder doch nur ein für die lüsternen Medien 1981 inszenierter PR-Gag? Die Frage bleibt offen.

Das Lied wartet mit Dialogen aus Sprechgesang und idyllischem Geleier auf. Ausschnitt:

Nina und Bina: “Kommt herein ihr seid ja niedlich, was führt euch zu uns? Erstmal macht es euch gemütlich, habt ihr einen Wunsch?”

[Im Hintergrund melodisches Stöhnen]

Monchichi-Rudel: “Wir sind von weit her gekommen und nun sind wir hier [Einwurf: Das stimmt]. Denn wir ham gehört, ihr beide schmust so gern wie wir.”

Schon allein diese Passage verblüfft in mehrfacher Hinsicht: Nur wenige Sekunden dauert es, bis die Monchichis das Vertrauen der Mädchen erlangt haben. Große Knopfaugen, braunes Fell, rote Wangen, aufgemalte Sommersprossen reichen aus, um in die Räume der jungen Frauen zu gelangen. Eduard Zimmermann würde an dieser Stelle wohl sagen: “Zu diesem Zeitpunkt ahnt wohl noch niemand, ob die vermeintlichen Kuscheltiere vielleicht durchtriebene, ruchlose, gewaltbereite Gangster sind, die mit ihrer Kindchenschema-Masche von Stadt zu Stadt ziehen um Menschen hinterrücks zu quälen”. Diese Szene ist jedenfalls kein gutes Beispiel für die heranreifende Jugend, die vorm Plattenspieler lauscht und vor allzu unbefangenem Kontakt zu Fremden gewarnt werden sollte. Man liest ja so viel…
Ebenso auffällig: Die Monchichis haben nichts, aber auch gar nichts zu sagen. Sind sind von weit her gekommen und – das ist nun wirklich keine Überraschung, sondern zwangsläufig: wer irgendwo losgeht, kommt woanders an – sind nun da. Für die ganz Blöden ruft aber noch jemand dazwischen, dass dieser Sachverhalt im Kern so richtig wiedergegeben wurde. Nach diesem Vorgeplänkel kommen die Viecher sofort zur Sache: Es geht ums Schmusen. Nur das haben sie im Sinn.

Erstaunlich bereitwillig und freigiebig gegenüber den weitgehend Fremden gehen die Mädchen darauf ein, indem sie froh mit einstimmen: “Kuschelmuschelkusch, kuschelkuschel muschel musch (2x) – oh, wie wunderschön… Oh wie kuschel-muschel-wunderschön.”

Im weiteren Verlauf und im Rausch der Gefühle oder auch als wehrlose Sklaven ihrer Hormone sind die Damen wohl zunächst etwas zu aufdringlich und stürmisch- die Monchichis jedenfalls bitten um Zurückhaltung (“Nicht so doll!! – So ist’s toll”).

Doch Nina und Bina geben nicht so schnell auf: “Jeder Mensch braucht irgendetwas, jemand, den er liebt.” Ganz nebenbei degradieren sie die Chichis zum “Irgenetwas”, zum Objekt. Zu Recht? Jedenfalls fragen die Monchichis auch noch doof nach: “Wieso?”. Die Antwort wird wohl jedem einleuchten: “Weil man, wenn man nur allein ist, ohne Freunde lebt.” Oder anders ausgedrückt: Wenn niemand da ist, ist keiner da. Ach! Wieder eine Textzeile, die man hätte sparen können. Mit rauchiger Kneipen- bzw. Hinterhofstimme signalisiert trotzdem ein Pelziger Zustimmung.

Vorgebliche Müdigkeit übermannt plötzlich die Überraschungsgäste, die daraufhin ungeniert nach einem Nachtlager fragen. Man kennt sich zu diesem Zeitpunkt gerade mal 1 Minute und 45 Sekunden. Die Antwort beschränkt sich auf extatisches Gekuschel. Damit scheint die Sache geritzt. Abschließendes Gezänk der Monchichis um Positionen und Utensilien werden eingerahmt vom hingehauchten, regelmäßigen Gestöhne der Gastgeberinnen.

Messerscharf kombiniert ein Chichi in einer der wenigen Kuschelpausen: “Die Mädchen sind zwei Zwillinge!” Ja, wieviele auch sonst, drei Zwillinge etwa? Seinen Abschluss findet das Werk im ausklingenden, eintönigen Gesang der Chichis, der an den Refrain vom Lied der Schlümpfe erinnert.

Kaum zu glauben, dass das mal jemand gesungen hat. Kaumzu glauben, dass das mal jemand komponiert hat – und vor allem nicht zu glauben: Dass dafür mal jemand Geld gezahlt hat.

Zahlenrätsel

“Wie viele Einwohner hat Deutschland?” – so lautet die erste Frage des Fragebogens für Ausländer, die einen deutschen Pass haben wollen. Der hessische Innenminister Bouffier hat ihn entwickeln lassen. Der Katalog mit 100 Fragen ist ein Vorschlag, wie Bewerber für die deutsche Staatsangehörigkeit künftig getestet werden sollen. Nicht alle Bundesländer halten den Fragenkatalog für eine gute Idee.
Auch in der öffentlichen Diskussion sind die Fragen umstritten. Viele Deutsche würden den Test wohl auch nicht bestehen, lautet der Hauptkritikpunkt. Die Sorge ist berechtigt. Denn schon die oben erwähnte Frage Nummer 1 ruft erstaunliche Antworten hervor.
“6 Millionen”, war die entwaffnende Antwort einer jungen Dame, die unlängst in einer Rostocker Kneipe unseren Weg kreuzte. Dabei hatten wir sie das nur gefragt, weil sie vorher glaubhaft versichert hatte, noch die davon gehört zu haben, dass Schwerin eine Landeshauptstadt ist (“Landeshauptstadt? Und was ist mit Berlin??”).
Es ist schon mehrere Wochen her, aber ich bin immer noch erschüttert.
Den Fragebogen ohne Antworten hat unter anderem die Zeit online gestellt. Die Antworten dazu gibt es auf der Internetseite des Hamburger Abendblattes.

Alles muss raus

Der Winter mit seinem Schnee, den grauen Wolken und dem eisigen Wind geht inzwischen wohl fast jedem auf die Nerven. Kein Wunder, schließlich geht das mit dem Frost schon seit November so. Klar, dass sich viele nach dem Frühling sehnen. In gewisser Weise konsequent beziehungsweise clever ist in diesemWinterschlussverkauf beim Dönermann Zusammenhang die Rabattaktion des Dönerhändlers am Rande der innenstadt. Winterschlussverkauf am Dönerspieß. Schließlich muss der Rubel rollen.

Nur drängt sich anhand dieser Werbetafel die Sorge vor dem sprichwörtlich faden Beigeschmack auf. Diente doch der WSV, als es ihn noch offiziell gab, den Händlern dazu, ihre Lager zu befreien von lästigen, angestaubten, nicht mehr angesagten Hosen, Mänteln, Hemden, Röcken und dergleichen – und das zu teilweise heftig reduzierten Preisen.

Wie darf man sich das beim Dönermann vorstellen? “Ey, Mehmet, hinten stehen noch drei alte Dönerspieße vom Sommer. Hol die Dinger und das WSV-Schild und dann machen wir schön ne Rabattaktion.” Oder gar: “Jetzt schaufel endlich die blaue Pelzschicht aus dem Krautsalateimer. Und wenn du damit fertig bist, stellst du noch unsere du-weißt-schon-welche-Tafel vor die Tür.”

Das ist natürlich die typische Bedenkenträgerei und Herumkrittelei eines deutschen Michels wie ich einer bin. Deshalb hier noch der Versuch, das Schild als liebevolles, humorvolles Statement zur Großwetterlage einzuordnen: “Klar, Sie haben den Winter satt. Aber à propos: Wenn Sie mal wieder so richtig satt werden wollen, kommen Sie rein, ordern sie unseren Döner, wir geben Ihnen auch noch ne Büchse Blubberwasser dazu.” Und überhaupt: Wie kann der Frühling eigentlich besser beginnen als mit einem richtig würzig-fettig-knusprigen, aber immerhin auch salatbunten Döner?

Eierschalensollbruchstellenverursacher

Aktuell

Es ist noch gar nicht lange her, da bot sich hier die Gelegenheit, den Seegrasgeisterpfeifenfisch vorzustellen, ein possierliches Unterwasserwesen, das nicht nur wegen seines Äußeren, sondern vor allem wegen seines ellenlangen Namens eine Erwähnung verdient hat. Ähnlich monströs, aber über Wasser, dafür leblos, aber praktisch und vielleicht zu Ostern das Geschenk schlechthin ist in diesem Zusammenhang der Eierschalensollbruchstellenverursacher – ein kleiner Haushaltshelfer, der Konversation und Action am Frühstückstisch in vollkommen neue Bahnen lenkt. Das Utensil macht das morgendliche Eierköpfen zu einer unblutigen Angelegenheit, von der kaum Spuren zurückbleiben. “Lass es wie einen Unfall aussehen, Luigi”, könnte der Auftrag an den Designer gelautet haben (wobei nicht überliefert ist, ob der Entwickler wirklich diesen Namen trägt). So hilft das Gerät, jedes Frühstücksei einen Kopf kürzer zu machen: Die von der Designagentur “take 2” vertriebene Kuriosität besteht aus einer metallenen Haube, die man bitte auf die Spitze eines gekochten Eis setzen möge. Oben auf der Metallhaube ist eine gut 20 Zentimeter lange Metallstange befestigt, auf der eine Eisenkugel entlangrutscht. Man setzt dem Ei also die Metallmütze auf (verkneift sich abschweifende Gedanken an elektrische Stühle), hebt dann die Kugel hoch und lässt sie wieder hinabsausen. Das macht kaum Geräusche (außer einem leisen zzzssp-schkrk), und das Ei spürt kaum etwas. Durch den Aufprall und vermittels des Impulssatzes verursacht die Energie in der Eierschale eine kreisrunde Bruchstelle. Hier lässt sich nun das Messer ansetzen und die Spitze des Eis mühelos abtrennen. Der Eierschalensollbruchstellenverursacher soll also sowohl das oft gefährliche Herumfuchteln, Schwungholen und Zuschlagen mit Schneidwerkzeugen am Frühstückstisch überflüssig machen, als auch den mit im Kreis angeordneten messerscharfen Zähnen bewährten Eierköpfer zurück in die Schublade verweisen. Löffel sind sowieso abgemeldet. Da auch das Auge mitköpft, gibt es den ESSBStV mit verschiedenen Griffen am oberen Ende der Stange. Zum Sortiment gehören neben verschiedenen Eierknäufen auch welche aus Holz und ein WM-Fußball-Griff. Schön, nech? Zu haben in der “Für-Leute-die-sonst-schon-alles-haben”-Abteilung.