Biologisch Gas geben

Beim Tanken habe ich heute was fürs Gewissen getan: Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Biodiesel getankt. Das war ganz schön aufregend. Schließlich hatte man mir Zapfsäule 1 reserviert – und dann auch noch der Preis: Unter einem Euro. Für 0,989 Euro pro Liter war der Tank voll. Zum ersten Mal seit was weiß ich wie vielen Jahren war an der Zapfsäule die Zahl bei “Liter” wieder größer als die Summe, die dafür zu zahlen war. Und was soll ich sagen: Das Auto funktioniert auch noch.

Die Zeiten ändern sich

Schon klar, in Zeiten von Papierknappheit ist es nur logisch und sinnvoll, vor allem auch im Dienste der Kunden, Papier so oft wie möglich zu verwenden. Und jetzt mal im Ernst: es weiß doch jeder, was hier gemeint ist…

geänderte Öffnungszeiten

Aber offensichtlich muss das Schild schon wieder geändert werden: Als ich es vor einer Stunde fotografierte, war der dazu passende Gemüseladen jedenfalls gerade geschlossen…

Breites Sortiment

Es ist ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes Geschäft in der Warnemünder Altstadt. Vor der Tür sitzt der Chef, mal im roten, mal im grünen Overall, mal mit Zigarette, mal ohne. Ein Blick in den Laden macht aber auch klar, warum sich der Mann vor seinem Geschäft aufhält: Drinnen ist einfach kein Platz mehr:

Trödelladen Warnemünde

Der Satz der Woche

Aus einem Gespräch unter Freundinnen über eine bevorstehende Operation und das vorbereitende Gespräch mit dem Onkel Doktor: “Der Anästhesist war echt ne Schlaftablette.” – Sensationell.

Bilderreise

Diesen sonnigen Sonntag habe ich zum größten Teil tretend, rollend und futternd verbracht. Eine ausgedehnte Radtour mit Buchhändlern beiderlei Geschlechts führte mich von Rostock nach Schwaan und von dort in weitem Bogen zurück nach Rostock. 40 Kilometer dürften es gewesen sein auf Radwegen, Buckelpisten und frisch asphaltierten Radrennstrecken. Die Buchleute waren bestens vorbereitet, es gab Salate (Mango-Mozzarella als besonders ungewöhnliche wie schmackhafte Variante), Aufschnitt, Obst und Brötchen aus dem eigenen Ofen, dass es nur so eine lukullische Lust war.

Hier in Stichworten einige Stationen mit Beweisfotos:

Picknick unterm Kirschbaum in voller Blüte:

Kirschblüte

Anschließend kurzer Besuch im Mühlenmuseum von Schwaan, das auch Werke der dort einst ansässigen Künstlerkolonie zeigt. Bekanntes Motiv: Die Laternenkinder von Rudolf Bartels, wovon es acht Varianten gibt, zwei hängen in Schwaan, eines aus dem jahr 1910 sieht so aus:

Laternenkinder

Ein wirklich beeindruckendes Motiv, das besonders durch die leuchtend bunten Lichtpunkte wirkt. Wer Schwaan kennt, weiß, dass sich nicht jederzeit derartig fantastische Motive aufdrängen. Für Maler gibt es dort zuweilen auch sprichwörtlich Saure-Gurken-Zeiten. Aber entscheidend ist ja, was man daraus macht, nech…? Doppelpunkt:

Gurken-Gemälde

“Kiepe mit Gurken” heißt dieses Werk… Ach.

Alfred Heinsohn war ebenfalls Teil der Künstlerkolonie Schwaan. Ihm ist es gelungen, sehr realistisch wirkende Landschaftsbilder zu kreieren. Zum Beispiel dieses hier: Frühling im Lindenbruch bei Schwaan:

Heinsohn, Frühling Lindenbruch

Faszinierend sind vor allem die Lichtspielereien auf dem Waldboden. Wie meisterhaft dieses Bild ist, wird deutlich, wenn man es mit der Realität vergleicht:

Kastanienallee nahe Schwaan

Die Blätter der Kastanien sind noch ganz klein und jung. Ich bin hier schon mal im Herbst langgeradelt. Dann ist ein Helm zu empfehlen, weil man sonst von den braunen harten herabfallenden Früchten den Schädel gespalten bekommen könnte.

Kurz vor dem Ziel dann noch ein Blick nach rechts auf die Weide: Und siehe da:

Schaf hinter Gittern

Schafe hinter Gittern.

Humorlose Feuerwehr

Heute ist es Zeit für einen Rückblick in die Lokalpresse. Vor ein paar Wochen las ich in der Zeitung eine Meldung, die ich meiner treuen Leserschaft wiederum nicht vorenthalten möchte – hier aber nur sinngemäß wiedergeben kann.

Der an und für sich stinklangweilige Text behandelte den zweifellos wichtigen aber keineswegs spannenden Verlauf der Gemeindevertretersitzung eines kleinen Städtchens ein paar Kilometer weiter östlich. Der Artikel trug in etwa die Überschrift “Darüber konnte die freiwillige Feuerwehr gar nicht lachen”. Und so eine Schlagzeile macht natürlich neugierig. Ich quälte mich also tapfer durch 80 verwaltungstechnisch und verfahrensrechtlich dominierte Zeitungszeilen, um schließlich zum Kern der Geschichte vorzustoßen.

Da sei den Kameraden übel mitgespielt worden, heißt es ebenso mitleidsvoll wie einleitend in dem entscheidenden Abschnitt des Berichts. Die Kameraden, das sind die Jungs und Mädels von der freiwilligen Wehr. Die hatten auf dem Höhepunkt der Vogelgrippenhysterie nahezu minütlich damit gerechnet, dass H5N1 bei ihnen in der Nachbarschaft einfällt. Überwachungsgebiet war der Ort ja schon. Immer wieder hatten zudem auch Einwohner – ganz normale Menschen, sollte man meinen – den einsetzenden Vogelzug am Himmel gemustert. Mit skeptischem Blick – und in manchen trüben Augen konnte man die Frage förmlich ablesen, die jedem im Kopf herumspukte, die aber niemand auszusprechen wagte: “Wäre es nicht besser, das Federvieh mit dem Flammenwerfer vom Himmel zu holen, bevor sie die Seuche in jeden Winkel des Landes tragen?”

Kurz, die Stimmung war aufgeheizt, Alarmpläne waren geschrieben, ein Krisenstab auf Kreisebene auf das Schlimmste vorbereitet. Und dann dieser Anruf eines Abends: Aufgeregt, hektisch, laut, kaum zu verstehen: “Auf der Hauptstraße liegt ein toter Vogel” Gebrüllt statt geschrien, wahrscheinlich auch angsterfüllt.

Man wird sich die Situation im Spritzenhaus vorstellen können. Hektisch hechten die ehrenamtlichen Blauröcke zu ihren Schutzanzügen, Kommandos hallen durch die Garage, der Wehrführer gibt sich betont gelassen. Atemschutzgerät wird geschultert, Motoren heulen auf. Mit quietschenden Reifen rollt der alte Feuerwehr-W80 aus anderen Zeiten vom Hof Richtung Hauptstraße. Die Männer hocken im Führerhaus, schweigend, die schlechte Straße schüttelt die Kameraden durch fast so wie die Würfel im Becher. Sie blicken sich schweigend an. Was wird sie am Einsatzort erwarten? Kadaver, Federn überall, Gedärm auf dem Asphalt, panische Anwohner, schreiende Kinder – und werden alle Mann diesen Einsatz überleben, funktionieren die Atemschutzmasken, sind die Schutzanzüge wirklich sicher. Was sagen wir bloß der Presse, den Fernsehteams, wenn was schief läuft. Und vor allem: ist es die Seuche?

Keine Zeit, auf alles noch so schnell Antworten zu finden. Der Wagen bremst schon, im Geist geht der Wehrführer noch einmal den so oft geübten Ernstfall durch. Der Löschwagen stoppt scharf, die Hydraulik zischt, die Vorderachse geht unter der Wucht der Bremsenergie ächzend in die Knie, der Motor heult auf. Dann kurz Ruhe, blaue Lichtblitze zucken durch die Winternacht. Die Männer rücken näher an die Windschutzscheibe heran, bevor sie aussteigen, sich herauswagen. Mit zusammengekniffenen Augen blinzeln sie in die Nacht. Und was liegt da vorn im fahlen Kegel der Scheinwerfer? Eine Tiefkühlente aus dem Supermarkt!

Versteh ich gar nicht, warum die Feuerwehrleute über diesen gelungenen Scherz nicht lachen konnten.

Festung Rostock

Kleine Ergänzung zum Beitrag über das bunte Rostock. Mit diesem Foto machte die Ostseezeitung heute auf. Der Ausriss zeigt den Polizeieinsatz am Steintor. Zu sehen sind: 4 Wasserwerfer und 43 Polizeibusse, dazu diverse andere Fahrzeuge. Ich sehe mir das Bild immer wieder staunend an.

Ausriss OZ

Der OZ-Artikel dazu vom 2. Mai 2006.

Buntes Rostock

Rostock hat einen weitgehend friedlichen 1. Mai erlebt. Um ein Zeichen gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD zu setzen, hatten Deutscher Gewerkschaftsbund, Stadtverwaltung und die Initiative bunt statt braun zu einem Demokratiefest in die Innenstadt geladen.
Zudem hatten autonome Gruppen Proteste gegen den Aufmarsch der Neonazis angekündigt.
Dies alles hatte einen Polizeiaufgebot zur Folge, wie ich es noch nie erlebt habe. Schon auf der Fahrt morgens ins Studio bin ich an sechs Wasserwerfern in Bereitschaft vorbeigefahren, dazu Räumpanzer und Absperrgitter überall. Hunderte Polizeiautos und -busse in der gesamten Stadt ein Meer aus grünen und blauen Fahrzeugen. Die Innenstadt war weiträumig für den Verkehr gesperrt. Busse und Bahnen fuhren nicht. Mehr als 4000 Polizisten aus sechs Bundesländern und von der Bundespolizei waren im Einsatz.
An den Zugängen zur Innenstadt kontrollierten Beamte Passanten. Viele Besucher klagten , dass sie Schwierigkeiten hatten, überhaupt in die Innenstadt zu gelangen. Dort hatten tausende Menschen mit Konzerten, Disukssionsrunden und Theateraufführungen bei Bratwurst und Bier ein Demokratiefest gefeiert.
Unterdessen ging die Polizei gegen mehrere hundert Demonstranten aus dem linken Spektrum vor, die am Steintor Steine und Flaschen geworfen hatten. Die Polizisten kesselten die Protsetierenden ein, nachdem sie mehrfach gefordert hatten, die Aggression einzustellen.
Etwa 100 Menschen nahm die Polizei fest oder in Gewahrsam.
Die Polizei hat Ausschreitungen mit Schlägereien zwischen linken und rechten Anhängern verhindert.
Das Fest auf dem Neuen Markt war bunt und abwechslungsreich, wenn auch ein paar mehr Aktionen oder Demokratie-Spiele oder was auch immer abseits der großen Bühne sicherlich den Marktplatz noch attraktiver gemacht hätten. Bemerkenswert: In der Marienkirche nahmen 2000 Menschen an einer ökumenischen Friedensandacht teil.
Der Tag in Rostock mit einem friedlichen Volksfest in den Innenstadt und ein bisschen Gerangel am Steintor geht jetz mit Musik von drei Bands zu Ende: Auf der Bühne stehen Liquido, Madsen und die Absoluten Beginner.