Verlängerung

Spannende Bundesversamamlung. Dritter Wahlgang.

Erst dauerts ne halbe Ewigkeit - und dann geht alles ganz schnell. Christian Wulff stand nach der Annahme der Wahl kaum am Rednerpult im Bundestag, da hatte das Parlamentsfernsehen schon das passende Insert eingeblendet. Das ist Verwaltung, die funktioniert. Quelle: bundestag.de
Erst dauerts ne halbe Ewigkeit - und dann geht alles ganz schnell. Christian Wulff stand nach der Annahme der Wahl kaum am Rednerpult im Bundestag, da hatte das Parlamentsfernsehen schon das passende Insert eingeblendet. Das ist Verwaltung, die funktioniert. Quelle: bundestag.de

Mann, ist das spannend. Ich war eben zwei Stunden rudern und dachte mir: “Wenn ich wieder an Land bin, dann wird schon feststehen, wer der neue Bundespräsident wird/ist”. Denkste. Jetzt ist es kurz nach 21 Uhr und die Stimmnauszählung nach dem dritten Wahlgang läuft immer noch. Bei uns im Radio läuft ne Sondersendung und auf bundestag.de überträgt das Parlamentsfernsehen das aufgeregte Gemurmel der Bundesversammlung im Plenarsaal. Wer braucht da noch ne WM. Fest steht, jetzt gibts gleich das Golden Goal – es sei denn, beide Kandidaten haben exakt die selbe Anzahl Stimmen erhalten, dann gibts Elfmeterschießen in Gestalt eine vierten Wahlgangs.

Flüssiger als Wasser

Das Albenrste am so genannten TV-Duell der beiden Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl war das Brimborium drumrum. Ich habe die Sendung im Ersten gesehen. Knapp eine Viertelstunde, bevor Kanzlerin Angela Merkel und ihr Herausforderer Frank Walter Steinmeier im Studio B in Adlershof aufeinandertrafen, lief unten rechts im Bild schon ein Countdown: Noch 14 Minuten und 38 Sekunden. “Das Erste Gefecht” war im Hintergrund eingeblendet. Gefecht – meine Güte. Hätte noch gefehlt, dass beide Kandidaten durch die Sicherheitsschleuse gehen.Man werde sich duellieren, deutete Will an. Die ganz genauen Regeln mit Zeitkonten für die beiden Auszufragenden taten ihr Übriges, um die Skepsis für dieses Zinnober wachsen zu lassen.

Und dann folgten 90 Minuten sachliche Debatte zwischen zwei Kandidaten und vier Moderatoren aus privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Das war in Ordnung, um sich noch einmal die Positionen der beiden bisherigen Koalitionspartner zu verdeutlichen. Kein Wunder: Schließlich müssen sowohl SPD also auch die Union den Spagat hinbekommen, die zurückliegenden gemeinsamen vier Jahre nicht doch zu schlecht zu machen. Die unterschieden dann auch zwischen dem milden Blick zurück und dem äh, nun, ja: sich wohl trennendenWeg in der Zukunft.

Unterschiedliche Positionen in Sachen Mindestlohn, Atomausstieg und Steuerfragen haben die beiden Kandidaten weitgehend sachlich und umfangreich argumentierend ausgetragen – zum Entsetzen des Moderatoren-Quartetts, das teilweise meinte, penetratntes Unterbrechen-Wollen sei gezieltes Nachfragen. Farbe sollte unter anderem durch das Wörtchen “Tigerenten”-Koalition in die Runde kommen, womit Maybritt Illner eine mögliche Unions-FDP-Koalition illustrieren wollte. Frank Plasberg fragte später, wer denn in dieser Koalition der Tiger sein werde und wer die Ente. Wären keine Kameras dabei gewesen, wäre die Kanzlerin wohl gern zu seinem Tischchen gegangen und hätte ihrem Gastgeber ganz ohne Koalitionsaussage gern mal gegens Schienbein getreten – ihr genervter Gesichtsausdruck ließ darauf schließen.

Die Debatte blieb weiter sachlich. Ohne Beschimpfungen, man warf sich gelegetlich vor, nicht die Wahrheit zu sagen – aber überprüfen kann der Zuschauer das sowieso nicht. Wesentliches Neues gab es also nicht, man musste sich schon ein bisschen zwingen, dranzubleiben. Aber Politik und auch eine Bundestagswahl sollte man trotz des ganzen medialen Brimboriums im Umfeld nicht mit einer bunten Show verwechseln. Das ist nicht “Deutschland sucht den Superkanzler” – auch wenn nach der Aussprache eine 5-köpfige “Jury” zu Gerichte saß.

Trotzdem gabs gleich nach dem ausgebliebenen Duell dann schon mal die ersten repräsentativen Umfrageergebnisse. Wer ist glaubwürdiger, wer wirkte zur Halbzeit sympathischer, wer hat insgesamt besser überzeugt, wie sehen das die Anhänger der jeweiligen Kandidaten, hate es… KLICK. Da macht man dann aus. Als wäre es doch DSDSK.

Das einzig Praktische an diesen TV-Duellen vor der Bundestagswahl ist der Umstand, dass man nicht zwangsläufig zu den Wahlkampfkundgebungen gehen muss, um Positionen zu hören,wo irgendwelche Wahnsinnigen mit Trillerpfeifen rumtröten – und das dann für die Höhe der Demokratie halten.

Insofern: Debatte in Ordnung. Brimborium durmrum absolut fürchterlich – flüssiger als Wasser: überflüssig.

Bundespräsident

Aktuell-Meldung auf kohlhof.de

Horst Köhler bleibt Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Im ersten Wahlgang der Bundesversammlung im Bundestag erhielt er 613 Stimmen. 613 waren mindestens nötig. Damit liegt er vor der von der SPD nominierten Gesine Schwan. Köhlers Amtszeit wird 5 Jahre dauern. Uff.

Staatstragend

Was ist heute das wichtigste Ereignis in der Bundesrepublik? Nun gut, das Finale der Bundesliga und die immer noch offene Frage, welches Team den Meistertitel holt, ist auch wichtig – hier soll allerdings auch noch auf die Bundesversammlung hingewiesen werden. Im Fernsehen laufen die Übertragungen von der Wahl des Bundespräsidenten auf ARD, ZDF und Phönix – und auch im Radio gibt es direkte Übertragungen.

Zum Beispiel auf “ndr info spezial”, der Mittelwellenfrequenz, die es auch im Live-Stream gibt.

Hintergründe gibt es unter anderem beim Deutschlandradio zu lesen, aber auch auf der Internetseite des Deutschen Bundestages.

Die Sitzung wird auch vom Parlamentsfernsehen auf Bundestag.de übertragen – und zwar im O-Ton ohne Korrespondenten-Kommentare

Der erste Wahlgang läuft. Und es ist besonders spannend, weil eben nicht klar ist, ob Amtsinhaber Horst Köhler tatsächlich mindestens 613 Stimmen bekommt. Union und FDP haben zusammen mit den Freien Wählern aus Bayern 614 Stimmen, das sind die Fraktionen und Gruppen, die Köhler wählen wollen. Herausfoderin ist die von der SPD nominierte Gesine Schwan. Auch sie könnte es schaffen, von den 1224 Mitgliedern der Bundesversammlung gewählt zu werden – wenn auch nicht im ersten Wahlgang, sondern im dritten, wenn die einfache Mehrheit reicht.

Angeblich sollen mehrere Versammlungsmitglieder vor Beginn die Hoffnung geäußert haben, dass es bereits im ersten Wahlgang eine Entscheidung gibt, damit man rechtzeitig zum Anpfiff zu Hause vor dem Fernseher sitzen kann, um Fußball zu gucken. Bei allem Verständnis für sportliche Interessen: Fußball mit der Wahl eines Staatsoberhauptes abzuwägen würde mir nicht einfallen.

Amtliches Endergebnis

So viele Wähler können doch nicht irren. Das Ergebnis der Parlamentswahl in Nordkorea liegt vor: Demnach haben alle 687 Kandidaten, die jetzt wieder in die Oberste Volksversammlung einziehen, jeweils 100 Prozent der Stimmen erhalten. Keine einzige Gegenstimme. Ist das nicht schön? Nein.

Nicht mal “Danke für Nichts”

20 Minuten, nachdem in Hessen die Wahllokale zur Landtagswahl geschlossen hatten, war für SPD-Chefin Andrea Ypsilanti die politische Karriere erst einmal vorbei. Sie ist von den Ämtern der Parteichefin und Fraktionschefin der hessischen SPD zurückgereten. So sagte sie es vor eine Gewimmel aus Jouralisten und Sozialdemokraten gegen 18:20 Uhr.
Die SPD hatte ersten Hochrechungen zufolge rund 23 Prozent der Stimmen erhalten und damit gut 13 Punkte verloren im Vergleich zur Abstimmung vor einem Jahr.
Thorsten Schäfer-Gümbel (von seiner Partei mit einem niedlichen Kürzel den Wählern auch als TSG vorgestellt), der SPD-Spitzenkandidat, der sozusagen mit dem Mut des Aussichtslosen Wahlkampf geführt hatte, übernahm kurz nach Ypsilanti das Mikrofon. Ein paar allgemeine Worte an Presse und Partei, die Niederlage eigestanden, was auch sonst.
Ein “Danke” an die zurückgetretene Parteichefin gabs nicht. Nicht mal eine Floskel. Kein Händedruck, nichts. Warum auch. Ypsilanti hat mit ihrem legendären Wortbruch, trotz anderer Vesprechen vor der Wahl doch mit der Linkspartei koaliere zu wollen, die Sozialemokraten in eine gravierende Krise gestürzt. Und selbst als die längst da war, wollte sie noch Partei- und Fraktionschefin bleiben – da kann man als Außenstehender nur den Kopf schütteln.
Die SPD hat in Hessen binnen eines Jahres alles verloren und nichts gewonnen. Da hätte sich TSG doch zu einer passenden Forumlierung durchringen können: “Danke für Nichts” – Aber selbst dafür ist Frau Ypsilanti bei ihren Parteifreunden derzeit wohl zu unbeliebt.

Obama Backstage

Das Wahlkampfteam von Barack Obama zeigt den erfolgreichen Kandidaten in einer Bildersammlung bei Flickr. Dieses Foto stammt vom Wahlabend udn ist Teil einer großen Online-Wahlkampfkampagne. Das Album gewährt Blicke hinter die Kulissen des Präsidentschaftswahlkampfs der Demokraten. Im Hintergrund ist Obamas Frau zu sehen. Foto: David Katz

Quelle: flickr – barackobamadotcom

Moderner demokratischer Wahlkampf findet heutzutage zu einem wesentlichen Teil auch im Internet statt. Das Wahlkampfteam von Barack Obama in den USA hats vorgemacht – und nun auch Bilder des Kandidaten hinter den Kulissen vom Wahlabend auf Flickr veröffentlicht. Die Bilder wirken sehr authentisch, lassen aber auch keinen Zweifel daran, dass da bestimmt ganz gewissenhaft Motive ausgewählt wurden.

In Hessen gab es ja in dieser Woche ganz andere Probleme beim Versuch einer Regierungsbildung – und bei Flickr ist Andrea Ypsilanti auch nur in unwesentlicher Menge vertreten. Darum gehts in der neuen Ausgabe des kohlhof.de Podcast unter dem Titel “Umreifzeit”.

[via]

PS: Beim Problemem mit dem Podcast-Player bitte in den Kommentaren eintragen. Ich kümmere mich dann so schnell wie möglich.

Mr. Beam

Kaum ist Barack Obama gewählt und damit beschäftigt, 7000 Posten und Schreibtische in Washington DC neu zu besetzen – was zweifellos eine Aufgabe ist, die man nicht so nebenbei erledigt – schon werden wieder andere Dinge wichtig: War die CNN-Einblendung mit einem Hologramm tatsächliche eine TV-Sensation? Der Nachrichtensender ließ seine Korrespondentin Jessica Yellin aus Chicago am Wahlabend im Studio in New York “erscheinen”. Sie schien regelrecht im Studio zu stehen, umgeben von einem bläulichen Glimmer.
CNN nannte das alles Hologramm und erweckte den Eindruck, als würde der Moderator Wolf Blitzer im Studio das Bild seiner projizierten Kollegin tatsächlich auch dort sehen, wo sie für die Zuschauer stand. Der Nachrichtensender hat dazu ein Making-Of produziert, in dem auch der Mann, der die Idee hatte, zu Wort kommt. Mr. Beam sozusagen.
In der Textvariante des Beitrags wird dann allerdings deutlich, dass da auch nur zwei Bilder ineinanderkopiert wurden: „Mr. Beam“ weiterlesen

Wahlwerbung

“US-Präsidentschaftswahl 2008 – Sie sehen einen Wahlwerbespot des Bewerbers der Demokratischen Partei der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama. Für den Inhalt der Werbespots sind allein die Parteien verantwortlich. In den USA sind die TV-Stationen nicht zur Ausstrahlung solcher Filme verpflichtet, weshalb die Demokraten vier Millionen Dollar für die Rechte zur gleichzeitigen Ausstrahlung auf sieben Kanälen bezahlt haben. Und ja, dieser Film dauert fast eine halbe Stunde.”

Das Video zeigt fast eine halbe Stunde lang eine Art „Wahlwerbung“ weiterlesen