Das Albenrste am so genannten TV-Duell der beiden Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl war das Brimborium drumrum. Ich habe die Sendung im Ersten gesehen. Knapp eine Viertelstunde, bevor Kanzlerin Angela Merkel und ihr Herausforderer Frank Walter Steinmeier im Studio B in Adlershof aufeinandertrafen, lief unten rechts im Bild schon ein Countdown: Noch 14 Minuten und 38 Sekunden. “Das Erste Gefecht” war im Hintergrund eingeblendet. Gefecht – meine Güte. Hätte noch gefehlt, dass beide Kandidaten durch die Sicherheitsschleuse gehen.Man werde sich duellieren, deutete Will an. Die ganz genauen Regeln mit Zeitkonten für die beiden Auszufragenden taten ihr Übriges, um die Skepsis für dieses Zinnober wachsen zu lassen.
Und dann folgten 90 Minuten sachliche Debatte zwischen zwei Kandidaten und vier Moderatoren aus privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Das war in Ordnung, um sich noch einmal die Positionen der beiden bisherigen Koalitionspartner zu verdeutlichen. Kein Wunder: Schließlich müssen sowohl SPD also auch die Union den Spagat hinbekommen, die zurückliegenden gemeinsamen vier Jahre nicht doch zu schlecht zu machen. Die unterschieden dann auch zwischen dem milden Blick zurück und dem äh, nun, ja: sich wohl trennendenWeg in der Zukunft.
Unterschiedliche Positionen in Sachen Mindestlohn, Atomausstieg und Steuerfragen haben die beiden Kandidaten weitgehend sachlich und umfangreich argumentierend ausgetragen – zum Entsetzen des Moderatoren-Quartetts, das teilweise meinte, penetratntes Unterbrechen-Wollen sei gezieltes Nachfragen. Farbe sollte unter anderem durch das Wörtchen “Tigerenten”-Koalition in die Runde kommen, womit Maybritt Illner eine mögliche Unions-FDP-Koalition illustrieren wollte. Frank Plasberg fragte später, wer denn in dieser Koalition der Tiger sein werde und wer die Ente. Wären keine Kameras dabei gewesen, wäre die Kanzlerin wohl gern zu seinem Tischchen gegangen und hätte ihrem Gastgeber ganz ohne Koalitionsaussage gern mal gegens Schienbein getreten – ihr genervter Gesichtsausdruck ließ darauf schließen.
Die Debatte blieb weiter sachlich. Ohne Beschimpfungen, man warf sich gelegetlich vor, nicht die Wahrheit zu sagen – aber überprüfen kann der Zuschauer das sowieso nicht. Wesentliches Neues gab es also nicht, man musste sich schon ein bisschen zwingen, dranzubleiben. Aber Politik und auch eine Bundestagswahl sollte man trotz des ganzen medialen Brimboriums im Umfeld nicht mit einer bunten Show verwechseln. Das ist nicht “Deutschland sucht den Superkanzler” – auch wenn nach der Aussprache eine 5-köpfige “Jury” zu Gerichte saß.
Trotzdem gabs gleich nach dem ausgebliebenen Duell dann schon mal die ersten repräsentativen Umfrageergebnisse. Wer ist glaubwürdiger, wer wirkte zur Halbzeit sympathischer, wer hat insgesamt besser überzeugt, wie sehen das die Anhänger der jeweiligen Kandidaten, hate es… KLICK. Da macht man dann aus. Als wäre es doch DSDSK.
Das einzig Praktische an diesen TV-Duellen vor der Bundestagswahl ist der Umstand, dass man nicht zwangsläufig zu den Wahlkampfkundgebungen gehen muss, um Positionen zu hören,wo irgendwelche Wahnsinnigen mit Trillerpfeifen rumtröten – und das dann für die Höhe der Demokratie halten.
Insofern: Debatte in Ordnung. Brimborium durmrum absolut fürchterlich – flüssiger als Wasser: überflüssig.
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Genauso haben es wohl alle empfunden. Wir auch. Ich habe nicht viel anderes erwartet. Denn dass sich zwei gegenübersitzen, die vier Jahre zusammengearbeitet haben, hatten wir das schon mal? Und dann ist AM überhaupt kein lauter Typ (ich glaube, das mögen auch die meisten an ihr) und Herr WFS eben auch nicht. Vor zwei Tagen habe ich sie noch zusammen lachend und plaudernd im Bundestag gesehen … Die Pressemeldungen heute Morgen waren genauso – am liebsten wäre es wohl doch den Beteiligten, wenn die Große Koalition gerade so weiterginge. An meiner Wahlentscheidung hat das sowieso nichts geändert und ob das den vielen Unentschlossenen geholfen hat …
Die Doku über Angela Merkel – die Bundeskanzlerin war da um einiges besser. Und was die Befragung angeht – na ja, grad mal tausend Leute von wie viel Wahlberechtigten (60 Mio?) – was sagt das denn schon aus und ja auch hier am Ende so ziemlich Gleichstand. Die Sendung sollte spannender wirken als sie sein konnte. Deswegen sprechen ja auch die meisten Kommentatoren von einem Duett und nicht von einem Duell.
Natürlich, Pflichtprogramm, sich das anzuschauen. Aber irgendwie habe ich dann doch ziemlich bald den Tatort vermisst. Heute Morgen habe ich einen Kommentar einer Zeitung gehört und die Beschreibung war so, dass ich dachte hä, was haben die denn gesehen … also bunt, spannend und noch einiges mehr. Im letzten Satz hieß es dann: … der Simpson-Film! Na dann, lassen wir uns überraschen!
wollte mich erst “zwingen” das diskussönchen anzuschauen, aber zum einen war ja schon vorher klar, daß man nach vier gemeinsamen jahren versuchen möchte “gute freunde” zu bleiben. und zum anderen war klar, daß ich am nächsten morgen in sämtlichen medien alles nochmal vorgekaut bekomme.
ich hab sonntag abend “gelb gewählt”… war um einiges spannender…
wie schreibt man
diskussiönchen?
diskussönchen?
die “jugend” ist dumm.
Bleib mal bei Diskussiönchen (von Diskussion) – wenn überhaupt! Das kleine i darf nicht unterschlagen werden, weil es sich ja nur um eine Verkleinerungsform vom großen Wort handelt …