Wal-Regen

Was man mit einem toten Wal machen sollte – und vor allem: was lieber nicht.

12. November. Ein ganz besonderer Tag in Oregon.

Es heißt zwar “Exploding-Whale-Day”, man hätte aber auch “Wie-sich-herausstellte-war-es-eine-blöde-Idee”-Tag als Titel wählen können. Am 12. November 1970 ging irgendwo an einem Strand im US-Bundesstaat Oregon ein toter Wal in die Luft. Gestern war wieder Happy-Exploding-Whale-Day, 51 Jahre nach dem großen Wal-Bumms.

Den toten Meeressäuger in die Luft zu jagen, war lange geplant: Der tonnenschwere Kadaver war zunächst eine Attraktion, mit fortschreitender Verwesung rückte aber der bestialische Gestank in den Mittelpunkt des Interesses. Damit kam die Frage auf, wie man den Riesenhaufen Fett, Muskeln, Knochen und Gedärm schnell und praktisch und ohne großes Aufhebens beseitigen könnte.

Es lässt sich nun auf die Schnelle nicht ermitteln, wer ursprünglich und warum derjenige ausgerechnet diese Idee hatte: Jedenfalls sollten es mehrere gigantische Klumpen Sprengstoff richten. Die Theorie: Mit ein bisschen Sprengstoff zerlegt man den Wal in appetitliche Happen für Möwen und Krabben. Sagen wir es so: Das hat in gewisser Weise auch geklappt. Allerdings in einem Ausmaß, den die zahlreichen Schaulustigen als stinkenden Wal-Regen in Erinnerung behalten haben dürften. Aber sehen Sie selbst.

Der brillanteste Satz in diesem 51 Jahre alten TV-Bericht ist der letzte. Sinngemäß formuliert der Reporter: “Soviel darf man wohl annehmen: Sollte jemals wieder ein toter Wal angespült werden, wissen die Verantwortlichen nun, was zu tun ist – und vor allem: was nicht.”

Leistungsvergleich

Bierglas anlässlich Feuerwehrwttkamof in Güstrow mit Feuerwehrmännchen, das direkt aus einem Bierfass trinkt
Empörungswellen wären angesichts Strichzeichnungen wie dieser heutzutage sicherlich nicht auszuschließen…

Heute darf ich aus einem historischen Bierglas trinken. Es zeigt einen Feuerwehrmann, der beim Löschangriff auf den eigenen Durst direkt am Bierfass ansetzt. Ich bin mir recht sicher, dass selbstironische Reflexion vor 36 Jahren die Motivgestaltung beeinflusst haben könnte. Ob heute jeder Betrachter noch die nötige Gelassenheit an den Tag legen würde, um das Motiv einfach an sich vorbeiplätschern zu lassen, ist allerdings nicht sicher…

Spezial-Gurken-Milch-Oyster

Es ist ein Buch, in das noch nie jemand hineingesehen hat. Vor einiger Zeit habe ich in einem Antiquariat eine Sammlung mit Rezepten für Mischgetränke gefunden. Das Werk in Auflage 14 erschien im Jahr 1973 im VEB Fachbuchverlag Leipzig. Ein DDR-Buch mit Bastelanleitungen für Cocktails und Milchmischungen, die heute schon wegen der Zusammensetzung seltsam anmuten.
Das Exemplar, das ich für 50 Cent mitnahm, hatte keinen Knick, keinen Fleck, keinerlei Gebrauchsspuren – hat etwa noch nie jemand die Rezepte ausprobiert? Dann mach ich es.
In Folge 1 des “Wir mixen”-Podcasts gibt es Gurkenmilch…

Grüne, schaumige Flüssigkeit in einem Trinkglas
Gurkenmilch – gekühlt könnte man das als nicht ganz so schlimm empfinden.

… und einen Spezial-Oyster:

rötlich-rosa Flüssigkeit von oben in einem Trinkglas
So sieht es aus, wenn man Wodka, Bloody Mary und Ei mischt

Oyster, das sind Mischungen, in denen Ei, Ketchup und Remoulade eine wesentliche Rolle spielen. Neben ein wenig Alkohol. Sind diese Versionen zu Unrecht in Vergessenheit geraten? Oder ist das kein Wunder? Nachdem ich ihn probiert habe, kann ich sagen: Das ist kein Wunder.

Gurken, ein Milchtopf, Ketchup, Zitronensaft, Ei, saure Sahne
Zutaten für die Getränke aus der “Wir mixen”-Folge 1

Das Buch war über Jahrzehnte in der DDR zu haben, im Antiquariat ihres Vertrauens finden Sie Ausgaben von den 60ern bis zu den 80ern.

 

Elegante Tat, eleganter Text

Der Mann sieht den Wagen an. Daran sitzt eine sehr elegante junge Dame, noch schöner als elegant. Sie lächelt ihm entgegen. Er denkt: Das ist so ein Durchbrenner, der über die Stränge der guten Sitten schlage möchte.

Robert Schulz sammelt in seinem Blog neben anderem auch gedruckte Perlen aus längst vergilbten Tageszeitungen. Was für ein schönes Sammelsurium, so auch diese Zusammenfassung über eine optisch wohl sehr ansprechende Ganovin.

Special-Effects im Zeitraffer

Special-Effects-Zusammenschnitt aller Filme seit 1977, die dafür einen Oscar bekommen haben.

Oscars-Verleihung in Los Angeles. Ist ja ganz nett. Kaum etwas macht aber die Entwicklung der Kino- und Film-Technik deutlicher als der Vergleich von Visual-Effects-Szenen im Verlauf der Jahrzehnte. Hier gibt es einen Zusammenschnitt aller ausgezeichneten Produktionen seit 1977. Während vor 30 Jahren Schauspieler noch mit großen Plastikkugeln hadern oder in Gummi-Körper greifen mussten, müssen sie sich jetzt mit grünen Leinwänden arrangieren, in die jegliche Effekte hineingebaut werden.
Unabhängig davon bieten die folgenden gut 4 Minuten jede Menge Gelegenheiten für wehmütige Erkenntnisse aus der Rubrik “was, so lang ist das schon her?”.

Und um noch mal zu verdeutlichen, wie der aktuelle Stand der Dinge in Sachen Effekttechnik ist, hier noch mal ein paar Eindrücke von den Dreharbeiten zum großen Gatsby, zusammengestellt vom Visual-Effects-Chef des Films, Chris Godfrey.

Freizeitbeschäftigung

“Die DDR von innen gesehen” ist ein Bildband aus dem Jahr 1988. Es steht ganz hinten im Regal. Nach einem Vorwort von Ministerpräsident Franz-Josef Strauß überrascht die West-Produktion mit Bildern von Häfen (Rostock), Volkspolizisten “bei der Verrichtung ihrer täglichen Aufgaben” (sie stehen irgendwo rum), stolz lächelnden Datscha-Besitzern (mit Gans und Huhn auf dem Schoß) und vielen anderen Alltagsaufnahmen.
Man könnte der Eindruck gewinnen, dies alles ist mit einem Funken ironischer Distanz zusammengestellt worden. Die Doppelseite zum Thema Kneipenbesuche verschafft dann Gewissheit: Sie zeigt einen pennenden Mann vor einer verschlossenen Konsum-Gaststätte, Männer, die sich am helllichten Tag Bier Flaschenweise auftischen lassen und einen Lieferwagen mit säckeweise irgendwas vor einer Werbetafel für Suppe. Das Beste ist die zusammenfassende Bildunterschrift: “Eine beliebte Freizeitbeschäftigung in der DDR ist der Kneipenbesuch”. Die hatten ja sonst auch nix…

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Das allererste Bild

Das Internet vergisst nicht und nichts ( bis zu dem Tag, an dem ein gigantischer Meteoriteneinschlag neben allem möglichen anderen Übel auch einen Elektromagnetischen Puls auslöst, der allen elektronischen Schaltkreisen ein unumkehrbares Ende setzen wird… habe heute Phoenix gesehen, aber nun denn).
Also das Netz. Man findet zwar nicht immer alles und sofort, aber immerhin gibt es auch auf diese Frage noch eine Antwort: “Welches war eigentlich das aller-aller-allererste Bild, das jemals im Internet zu sehen war?”
Es ist dieses da. Es zeigt Mitarbeiterinnen des Forschungszentrum Cern in bunten Cocktailkleidern, mit weißen Handschuhen und wie sie ein Plattencover imitieren. Eine Firmenband.
Vor 20 Jahren wurde es im damals noch überschaubaren Kreis der WWW-Nutzer berühmt. In der Seiten-Beschreibungssprache HTML gab es bis 1993 kein Element, mit dem man Bilder in Internetseiten einbinden konnte. Das Netz war eine Textwüste. Dann schlug jemand das IMG-Tag vor. Und als es wenig später so weit war und der Browser mit einem IMG in spitzen Klammern umgehen konnte, war dies das erst Bild, das eingebunden worden war.
Das Foto ist rechtlich geschützt, darum nur der Link, aber zur Feier des 20. Jahrestages des IMG-Tags kann man ja beliebiges eigenes Material verwenden…

Alte Krananlage im Überseehafen Rostock
Alter Kran im Überseehafen Rostock

Den Hinweis aufs allererste Internetbild habe ich beim Radiohören bekommen. Hier gibts den Beitrag online auf dradio.de:

Sie sollten sich was schämen