Blabla messen

Das Blablameter ermittelt den Bullshit-Index für beliebige Texte. Ein Test mit eigenen Texten und mit zwei Artikeln von CDU und SPD zu den gescheiterten Hartz-Vier-Verhandlungen

Wieviel heiße Luft steckt in einem Text? In diesem zum Beispiel? Oder in der Pressemitteilung der Deutschen Bank? Das alles soll man messen können – auf der Internetseite www.blablameter.de. Dort kann man beliebigen Text einkopieren, lässt ihn checken und bekommt einen Wert zurück. Je höher, umso mehr “Bullshit” enthält der Text angeblich. Nun denn: Versuchen wir es mit folgendem Absatz:

kohlhof.de hat sich in den vergangenen Stunden überdurchschnittlich verbessert. Das Blog erscheint jetzt in einem moderneren Layout, das den Besuchern die Übersicht erleichtern soll. Dazu hat Christian Kohlhof ein eigenes Design entwickelt, das durch zahlreiche einzigartige, hochwertige Grafiken optimiert wird. kohlhof.de bietet weiterhin brilliante Texte, Analysen und Stellungnahmen zu einer besonders vielfältigen Anzahl von Themen. Top-aktuell, schnell, genauestens und regelmäßig.

Und das ist das Ergebnis der automatischen Analyse:

Bullshit Index :0.49. Ihr Text riecht schon deutlich nach heisser Luft – Sie wollen hier wohl offensichtlich etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Für wissenschaftliche Arbeiten wäre dies aber noch ein akzeptabler Wert (leider).

Tja nun. Mal sehen, was das Script von meiner entschärften Variante hält:

kohlhof.de hat sich in den vergangenen Stunden verändert. Das Blog erscheint jetzt in einem anderen Layout, das den Besuchern eine veränderte Übersicht bietet. Dazu hat Christian Kohlhof ein Design entwickelt, das selbstgekritzelte Grafiken enthält. kohlhof.de enthält Beiträge zu diversen Themen. Manchmal.

So, was meint das Blablameter?

Bullshit Index :0. Ihr Text zeigt keine oder nur sehr geringe Hinweise auf ‘Bullshit’-Deutsch.

Wer hätte das gedacht… Leider enthält die Internetseite keine Angaben darüber, nach welchen Kriterien die Texte analysiert werden. Adjektive scheinen aber eine entscheidende Rolle zu spielen. Das schreit nach einem weiteren Versuch. Nachdem die Verhandlungen zwischen Regierunsgkoalition und Opposition über eine Reform der Hartz-IV-Regelsätze in der Nacht gescheitert sind, lohnt vielleicht ein Blick auf die Internetseiten von CDU und SPD.
Bei den Sozialdemokraten finden sich unter der Überschrift: “Die Koalition wollte ein Scheitern” 615 Wörter. Natürlich wird Verhandlungsführerin Manuela Schwesig häufig zitiert, zum Beispiel so:

Die Koalition habe arme Kinder und Zeitarbeiter verraten, das sei ein „Riesenskandal“, kritisierte Schwesig weiter.

Das alles mündet in einem Bullshit-Index von 0.42. Der Bewertungstext ist derselbe wie der oben zitierte beim Wert 0.49.
Und die CDU? Auf deren Internetseite steht gerade ein Statement von Generalsekretär Hermann Gröhe ganz vorn: “Opposition missbraucht Vermittlungsverfahren“. Gröhe äußert dort unter anderem:

Wer mit immer neuen milliardenschweren und sachfremden Forderungen die Verhandlungen torpediert, hat nie wirklich eine Einigung gewollt (…)

Auch das Blablameter hat dieses Statement gelesen und in den 207 Wörtern von Hermann Gröhe einen Bullshit-Index von 0.55 gemessen, was zu folgender Bewertung führt:

Ihr Text signalisiert deutlich: Sie wollen etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Es wirkt unwahrscheinlich, dass damit auch eine klare Aussage verbunden ist – und wenn ja: wer soll das verstehen?

Und vor allem: Wer soll verstehen, dass es mit den Reformgesprächen immer noch nicht geklappt hat… Darum geht es hier aber jetzt nicht. Das Blablameter ist ein nettes Gimmick, eine tatsächlich aussagekräftige Bewertung von Texten ist aber nicht möglich. Schließlich bleibt unklar, ob und inwieweit die Analyse auch den Kontext berücksichtigt.

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de

Ein Gedanke zu „Blabla messen“

  1. You make my day. Danke für den Link, sowas brauchen wir. Ich muss mal gucken, ob man daraus nicht ein Plugin für den Browser machen kann.

    BTW: einfach mal die aktuellen Nachrichten der Bundesregierung durch das Tool schicken, dann weiß man woran man ist….

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