Natürlich sieht es lustig aus: Ein Mann redet mit einer Frau – und die verdreht genervt die Augen. Bestimmt, weil er so ein dämliches Zeugs zusammenlabert ohne Hand und Fuß. Mag sein, dass genau dies auch der Zusammenhang ist bei diesem Gesprächsfetzen mit Wladimir Putin und Angela Merkel, den unter anderem die Welt in ihrem Instagramfeed zeigt.
“Ihre Augen!” prustet die Bildunterschrift – und die Kommentare greifen das gern auf: Man hätte selbst genau so reagiert, wenn man mit Herrn Putin hätte reden müssen, heißt es da zum Beispiel. Vorverurteilung frei von Sachkenntnis. Klar: Es besteht die Möglichkeit, dass Putin in diesem Moment tatsächlich Dünnpfiff von sich gibt, so dass man als Kanzlerin auch im größten G20-Sitzungstrubel mal kurz die Geduld verliert und hilfesuchend gen Himmel blickt und “Herr, schmeiß Hirn vom Himmel” flehen möchte.
Es weiß nur keiner, ob dies tatsächlich der Auslöser für den Blick zur Hallendecke war… Vielleicht erzählt Russlands Staatschef von irgendeiner Knalltüte, deren Verhalten die Kanzlerin schon lange genug miterleben musste – oder Putin redet vom leidigen Gipfelproblemen, unfähigen Sherpas oder von Trump, Erdogan, diesem Nordkorea-Kim, Horst Seehofer.
Vielleicht beginnt Putin auch eine Aufzählung – den Zeigefinger hat er ja schon gereckt, und Merkel glaubt, nach oben schauen zu müssen und erkennt dann – genervt von sich selbst – den irrwitzigen eigenen Irrtum beim Deuten seiner Handbewegung.
Ob die da Russisch sprechen, will in den Kommentaren einer wissen. Klar. Merkel spricht Russisch, tippt ein anderer. Allerdings: Putin soll ja auch ganz gut Deutsch sprechen.
Keiner kennt die Hintergründe, alle reden mit. Ein winziges Beispiel aus der bunten Welt – der uferlosen Hype-Industrie.