1.125.899.906.842.624

Ja, diese Zahl hat 16 Stellen, das sind also eine Billiarde und ein paar Zerquetschte… Bytes in diesem Fall. So viele Daten hat die Way-Back-Maschine, das digitale Internet-Archiv schon gespeichert. Auch diese wundervolle Seite hat schon auf diese Internetseite hingewiesen. Da sich niemand diese Zahl merken kann und sie ja außerdem ständig weiter wächst, gibt es natürlich eine Sammelbezeichnung dafür:1.125.899.906.842.624 Bytes sind nämlich ein PetaByte. Und das sind 1.024 TeraByte, damit man sich das überhaupt mal vorstellen kann, nech? Da ist man auch auf der eigenen Seite, bei den Internetarchivaren sehr stolz drauf und beschreibt die Datenmenge so:

The Internet Archive Wayback Machine contains approximately 1 petabyte of data and is currently growing at a rate of 20 terabytes per month. This eclipses the amount of text contained in the world’s largest libraries, including the Library of Congress. If you tried to place the entire contents of the archive onto floppy disks (we don’t recommend this!) and laid them end to end, it would stretch from New York, past Los Angeles, and halfway to Hawaii.

Das ist doch mal ein schönes Beispiel aus der Praxis. Die älteste Variante von kohlhof.de, die dort gespeichert ist, datiert übrigens auf den 17. November 2001.

Humorlose Feuerwehr

Heute ist es Zeit für einen Rückblick in die Lokalpresse. Vor ein paar Wochen las ich in der Zeitung eine Meldung, die ich meiner treuen Leserschaft wiederum nicht vorenthalten möchte – hier aber nur sinngemäß wiedergeben kann.

Der an und für sich stinklangweilige Text behandelte den zweifellos wichtigen aber keineswegs spannenden Verlauf der Gemeindevertretersitzung eines kleinen Städtchens ein paar Kilometer weiter östlich. Der Artikel trug in etwa die Überschrift “Darüber konnte die freiwillige Feuerwehr gar nicht lachen”. Und so eine Schlagzeile macht natürlich neugierig. Ich quälte mich also tapfer durch 80 verwaltungstechnisch und verfahrensrechtlich dominierte Zeitungszeilen, um schließlich zum Kern der Geschichte vorzustoßen.

Da sei den Kameraden übel mitgespielt worden, heißt es ebenso mitleidsvoll wie einleitend in dem entscheidenden Abschnitt des Berichts. Die Kameraden, das sind die Jungs und Mädels von der freiwilligen Wehr. Die hatten auf dem Höhepunkt der Vogelgrippenhysterie nahezu minütlich damit gerechnet, dass H5N1 bei ihnen in der Nachbarschaft einfällt. Überwachungsgebiet war der Ort ja schon. Immer wieder hatten zudem auch Einwohner – ganz normale Menschen, sollte man meinen – den einsetzenden Vogelzug am Himmel gemustert. Mit skeptischem Blick – und in manchen trüben Augen konnte man die Frage förmlich ablesen, die jedem im Kopf herumspukte, die aber niemand auszusprechen wagte: “Wäre es nicht besser, das Federvieh mit dem Flammenwerfer vom Himmel zu holen, bevor sie die Seuche in jeden Winkel des Landes tragen?”

Kurz, die Stimmung war aufgeheizt, Alarmpläne waren geschrieben, ein Krisenstab auf Kreisebene auf das Schlimmste vorbereitet. Und dann dieser Anruf eines Abends: Aufgeregt, hektisch, laut, kaum zu verstehen: “Auf der Hauptstraße liegt ein toter Vogel” Gebrüllt statt geschrien, wahrscheinlich auch angsterfüllt.

Man wird sich die Situation im Spritzenhaus vorstellen können. Hektisch hechten die ehrenamtlichen Blauröcke zu ihren Schutzanzügen, Kommandos hallen durch die Garage, der Wehrführer gibt sich betont gelassen. Atemschutzgerät wird geschultert, Motoren heulen auf. Mit quietschenden Reifen rollt der alte Feuerwehr-W80 aus anderen Zeiten vom Hof Richtung Hauptstraße. Die Männer hocken im Führerhaus, schweigend, die schlechte Straße schüttelt die Kameraden durch fast so wie die Würfel im Becher. Sie blicken sich schweigend an. Was wird sie am Einsatzort erwarten? Kadaver, Federn überall, Gedärm auf dem Asphalt, panische Anwohner, schreiende Kinder – und werden alle Mann diesen Einsatz überleben, funktionieren die Atemschutzmasken, sind die Schutzanzüge wirklich sicher. Was sagen wir bloß der Presse, den Fernsehteams, wenn was schief läuft. Und vor allem: ist es die Seuche?

Keine Zeit, auf alles noch so schnell Antworten zu finden. Der Wagen bremst schon, im Geist geht der Wehrführer noch einmal den so oft geübten Ernstfall durch. Der Löschwagen stoppt scharf, die Hydraulik zischt, die Vorderachse geht unter der Wucht der Bremsenergie ächzend in die Knie, der Motor heult auf. Dann kurz Ruhe, blaue Lichtblitze zucken durch die Winternacht. Die Männer rücken näher an die Windschutzscheibe heran, bevor sie aussteigen, sich herauswagen. Mit zusammengekniffenen Augen blinzeln sie in die Nacht. Und was liegt da vorn im fahlen Kegel der Scheinwerfer? Eine Tiefkühlente aus dem Supermarkt!

Versteh ich gar nicht, warum die Feuerwehrleute über diesen gelungenen Scherz nicht lachen konnten.

Herz auf Wanderschaft

Die Musik des Tages passt zum Frühling! Ein Kirchenlied obendrein. Weil es so unglaublich fröhlich und zuversichtlich klingt und so viel Tatendrang ausdrückt, muss man an diesem 3. Mai einfach nur “Geh aus mein Herz” singen – oder wenigstens hören…

Geh aus, mein Herz und suche Freud´(EG 503)

Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerszeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie dir und mir
sich ausgeschmücket haben,
sich ausgeschmücket haben.

Die Bäume stehen voller Laub
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide,
als Salomonis Seide.

Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder,
Berg, Hügel, Tal und Felder.

Ich selber kann und mag nicht ruh´n,
des großen Gottes großes Tun
erweckt mir alle Sinnen;
ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt
aus meinem Herze rinnen,
aus meinem Herze rinnen.
(Text: Paul Gerhardt, 1653)

Festung Rostock

Kleine Ergänzung zum Beitrag über das bunte Rostock. Mit diesem Foto machte die Ostseezeitung heute auf. Der Ausriss zeigt den Polizeieinsatz am Steintor. Zu sehen sind: 4 Wasserwerfer und 43 Polizeibusse, dazu diverse andere Fahrzeuge. Ich sehe mir das Bild immer wieder staunend an.

Ausriss OZ

Der OZ-Artikel dazu vom 2. Mai 2006.

Buntes Rostock

Rostock hat einen weitgehend friedlichen 1. Mai erlebt. Um ein Zeichen gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD zu setzen, hatten Deutscher Gewerkschaftsbund, Stadtverwaltung und die Initiative bunt statt braun zu einem Demokratiefest in die Innenstadt geladen.
Zudem hatten autonome Gruppen Proteste gegen den Aufmarsch der Neonazis angekündigt.
Dies alles hatte einen Polizeiaufgebot zur Folge, wie ich es noch nie erlebt habe. Schon auf der Fahrt morgens ins Studio bin ich an sechs Wasserwerfern in Bereitschaft vorbeigefahren, dazu Räumpanzer und Absperrgitter überall. Hunderte Polizeiautos und -busse in der gesamten Stadt ein Meer aus grünen und blauen Fahrzeugen. Die Innenstadt war weiträumig für den Verkehr gesperrt. Busse und Bahnen fuhren nicht. Mehr als 4000 Polizisten aus sechs Bundesländern und von der Bundespolizei waren im Einsatz.
An den Zugängen zur Innenstadt kontrollierten Beamte Passanten. Viele Besucher klagten , dass sie Schwierigkeiten hatten, überhaupt in die Innenstadt zu gelangen. Dort hatten tausende Menschen mit Konzerten, Disukssionsrunden und Theateraufführungen bei Bratwurst und Bier ein Demokratiefest gefeiert.
Unterdessen ging die Polizei gegen mehrere hundert Demonstranten aus dem linken Spektrum vor, die am Steintor Steine und Flaschen geworfen hatten. Die Polizisten kesselten die Protsetierenden ein, nachdem sie mehrfach gefordert hatten, die Aggression einzustellen.
Etwa 100 Menschen nahm die Polizei fest oder in Gewahrsam.
Die Polizei hat Ausschreitungen mit Schlägereien zwischen linken und rechten Anhängern verhindert.
Das Fest auf dem Neuen Markt war bunt und abwechslungsreich, wenn auch ein paar mehr Aktionen oder Demokratie-Spiele oder was auch immer abseits der großen Bühne sicherlich den Marktplatz noch attraktiver gemacht hätten. Bemerkenswert: In der Marienkirche nahmen 2000 Menschen an einer ökumenischen Friedensandacht teil.
Der Tag in Rostock mit einem friedlichen Volksfest in den Innenstadt und ein bisschen Gerangel am Steintor geht jetz mit Musik von drei Bands zu Ende: Auf der Bühne stehen Liquido, Madsen und die Absoluten Beginner.

Stasi-Statistik

kohlhof.de bleibt nichts verborgen. So erfasst ein kleines Script im Hintergrund unter anderem, wie Besucher auf diese Seiten aufmerksam geworden sind, beziehungsweise, was sie hierher gelockt hat, also welche Suchbegriffe sie bei google und anderen Suchmaschinen eingegeben haben.
Im April 2006 waren es insgesamt 45 Suchanfragen, die Internetnutzer zu kohlhof.de führten. Am häufigsten waren dies im April Suchbegriffe, die im Zusammenhang mit dem Film “Das Leben der Anderen” standen. Insgesamt 11 Anfragen führten zu diesem Eintrag.

Die Bilder der Woche

Umfangreiche berufliche Verpflichtungen haben mich in der zurückliegenden Woche am Bloggen gehindert. Ich möchte diese Lücke gerne – wenn auch notdürftig – schließen mit den Bildern der Woche.

Neptun im Nebel

Knackiges, sonniges, warmes Frühlingswetter war angekündigt – und was bekommt man bei einem Gang über die Promenade von Warnemünde zu sehen? Das Hotel Neptun in dicker Tunke, fast erweckt der dicke Nebel den Eindruck, von der luxuriösen Herberge fehle ein Stück

Hotel Neptun Nebel

Hummel im April

Ein schwarzer Fleck auf dem Fußboden im Arbeitszimmer: Eine Hummel. Mit derartigen geflügelten Besuchern rechnet man ja eigentlich erst im Sommer. Das hätte auch die Hummel wissen können: Die Tiere fliegen erst ab einer Temperatur von 8 Grad Celsius. In meiner Wohnung war es wohl kälter. Das arme Tier jedenfalls hat den Ausflug in meine vier Wände wegen der Kälte nicht überlebt.

Hummel

Haushaltshelfer im Bonuspack

Darauf haben Verbraucher viel zu lange warten müssen. Doch jetzt endlich hat die Industrie dem Drängen des Marktes nachgegeben und Nivea-Creme und Krepp-Klebeband im Aktionspack im Angebot. Wie schön: Zwei unverzichtbare Haushaltshelfer endlich vereint! Dieses Angebot stammt aus einem Tapeten- und Teppichmarkt am Rande der Stadt. Vielleicht dauert es jetzt ja auch nicht mehr lange, bis man endlich Fotoecken und Hackfleisch in einer Packung kaufen kann, oder Gartenstühle und Reis, Textmarker und Instant-Kaffee…

Nivea und Klebeband Aktionsangebot

Gedrängel im Blumentopf

Schon mehrere Wochen lang sorgten die schlaffen Blätter des Hibiskus im Wohnzimmer für Verwunderung. Zu stark gegossen, zu wenig? Zu viel Licht, zu schattig? Zu warm, zu kalt? Schädlinge im Erdreich? Die Zeit war reif für neue Blumenerde – und dann auch gleich für einen größeren Topf. Diese Kaufentscheidung war eine besonders weise. Denn wie sich herausstellen sollte, hatte die arme Pflanze im Laufe der Jahre so viele Wurzeln gebildet, dass im geamten Topf fast kein Platz mehr für Erde und Granulat war. Eine Stunde hat es gedauert, das Wurzelgeflecht ein bisschen auszudünnen, zu entwirren und von ausgelaugter alter Erde zu befreien und die Pflanze schließlich in 50 Litern frischer Erde zu verankern. Jetzt gehts hoffentlich bergauf mit den Blättern.

Hibiskus umtopfen

Regen-Alarm nach Tschernobyl

Heute vor 20 Jahren explodierte ein Reaktorblock im Atomkraftwerk Tschernobyl. Es bestand die Gefahr, dass sich die Radioaktivität in weiten Teilen Europas ausbreitet. Das sorgte auch in Lübeck Ende April 1986 für Beunruhigung. An folgende Begebenheit erinnere ich mich:

Ein paar Tage nach dem Gau zogen Regenwolken aus dem Osten heran. Es begann zu schütten wie aus Eimern. Selbst wir Fünftklässler wussten, dass da irgendwas Seltsames und Gefährliches passiert war. Dementsprechend aufgeregt waren wir, als mitten im Unterricht das Klingelsignal ertönte, das nur in Ausnahmefällen benutzt wurde. An Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr. Es war das Zeichen, ins Hauptgebäude zu kommen. Wir liefen über den Innenhof, an den Pfützen vorbei. Ich hatte Pech. Vor mir lief eine Mitschülerin, deren Name hier nichts zur Sache tut. Sie wurde plötzlich langsamer, ich trat auf ihren Hacken, stolperte, strauchelte und fiel bäuchlings in eine Pfütze, aus der ich mich mit leicht panischem Gesichtsausdruck und pitschnass wieder aufrappelte. Besagte Mitschülerin drehte sich um und fragte doch tatsächlich: “Was machst Du denn da?!” Wäre ich damals schon so unglaublich cool gewesen wie heute, ich hätte ihr 937 Antworten nacheinander entegegengeschleudert. Zum Beispiel: “Ich bin scharf darauf, dass mir ein dritter Arm wächst, deswegen suhle ich mich hier in der Reaktor-Jauche. Komm herein, das Wasser ist herrlich. Vielleicht wächst Dir dann ein Buckel!” Nichts dergleichen. Ich gab den Kavalier, lächelte gütig und verlegen und war auch viel zu sehr damit beschäftigt, mit meinem Leben abzuschließen und pflichtschuldig meinen letzten Gang anzutreten: Zur Hausmeisterloge nämlich, vor der Direktor Bode schon auf einem Tisch stand und eine Messingglocke schwang. Mit dieser verschaffte er sich wild fuchtelnd nach geraumer Zeit Ruhe.

Wir standen weit hinten. Vor uns viele größere, ältere Katharineer. Um mich herum meine Klassenkameraden in respektvollem Abstand zu der Regenpfütze, die aus meiner Jacke rann. Ein zur Schule umgebautes, Jahrhunderte altes Klostergebäude hat eine miserable Akustik. Jedenfalls bekamen wir kaum etwas von dem mit, was Herr Bode vorne an Beruhigendem oder was auch immer zu sagen hatte. Nur eine Passage habe ich gehört: “Kommt nach Möglichkeit nicht mit dem Wasser in Berührung!”

P.S.: Ganz offensichtlich war der Regen nicht gefährlich… hoffe ich. Es gibt bislang auch keine Spätfolgen… hoffe ich.

Kuschel-Muschel-Kusch

Es ist gute Sitte und schöner Brauch auf kohlhof.de, in der Rubrik “Musik des Tages” auf Kompositionen und Arrangements hinzuweisen, die dem Betreiber als besonders hörenswert erscheinen. Heute soll zum Wochenende von dieser bewährten Tradition eine Ausnahme gemacht werden. Deshalb:

Bina und Nina: Das Monchichi-Lied (Kuschelmuschelkusch). (Dort unten auf der Seite zu finden).

Das 3:41-Werk gewährt einen Blick in den stinkenden Musik-Schlund der 80er, als die Plastikpuppen mit Kunstfilzfell und Nuckeldaumen Kinder und Jugendliche in West und Ost in extatische Verzückung versetzt haben. Hier treten die Lutscher nun als Gesangspartner von Nina und Bina auf. Zweifellos handelt es sich bei den Namen der Interpretinnen wohl um Pseudonyme.

Und wahrscheinlich werden sich die Damen, die sich dahinter verbergen, noch heute jeden Tag gegenseitig gratulieren, dass sie einst beschlossen haben, niemandem zu verraten, welcher Name in ihrem Pass steht – denn dieses Lied ist eine erstklassige biografische Achillesferse. Im Kern geht es darum, dass ein Rudel Daumenlutscher bei zwei jungen Frauen einfällt und sich alle wenig später stöhnend in den Armen liegen. Der Auftakt einer wunderbaren Freundschaft oder doch nur ein für die lüsternen Medien 1981 inszenierter PR-Gag? Die Frage bleibt offen.

Das Lied wartet mit Dialogen aus Sprechgesang und idyllischem Geleier auf. Ausschnitt:

Nina und Bina: “Kommt herein ihr seid ja niedlich, was führt euch zu uns? Erstmal macht es euch gemütlich, habt ihr einen Wunsch?”

[Im Hintergrund melodisches Stöhnen]

Monchichi-Rudel: “Wir sind von weit her gekommen und nun sind wir hier [Einwurf: Das stimmt]. Denn wir ham gehört, ihr beide schmust so gern wie wir.”

Schon allein diese Passage verblüfft in mehrfacher Hinsicht: Nur wenige Sekunden dauert es, bis die Monchichis das Vertrauen der Mädchen erlangt haben. Große Knopfaugen, braunes Fell, rote Wangen, aufgemalte Sommersprossen reichen aus, um in die Räume der jungen Frauen zu gelangen. Eduard Zimmermann würde an dieser Stelle wohl sagen: “Zu diesem Zeitpunkt ahnt wohl noch niemand, ob die vermeintlichen Kuscheltiere vielleicht durchtriebene, ruchlose, gewaltbereite Gangster sind, die mit ihrer Kindchenschema-Masche von Stadt zu Stadt ziehen um Menschen hinterrücks zu quälen”. Diese Szene ist jedenfalls kein gutes Beispiel für die heranreifende Jugend, die vorm Plattenspieler lauscht und vor allzu unbefangenem Kontakt zu Fremden gewarnt werden sollte. Man liest ja so viel…
Ebenso auffällig: Die Monchichis haben nichts, aber auch gar nichts zu sagen. Sind sind von weit her gekommen und – das ist nun wirklich keine Überraschung, sondern zwangsläufig: wer irgendwo losgeht, kommt woanders an – sind nun da. Für die ganz Blöden ruft aber noch jemand dazwischen, dass dieser Sachverhalt im Kern so richtig wiedergegeben wurde. Nach diesem Vorgeplänkel kommen die Viecher sofort zur Sache: Es geht ums Schmusen. Nur das haben sie im Sinn.

Erstaunlich bereitwillig und freigiebig gegenüber den weitgehend Fremden gehen die Mädchen darauf ein, indem sie froh mit einstimmen: “Kuschelmuschelkusch, kuschelkuschel muschel musch (2x) – oh, wie wunderschön… Oh wie kuschel-muschel-wunderschön.”

Im weiteren Verlauf und im Rausch der Gefühle oder auch als wehrlose Sklaven ihrer Hormone sind die Damen wohl zunächst etwas zu aufdringlich und stürmisch- die Monchichis jedenfalls bitten um Zurückhaltung (“Nicht so doll!! – So ist’s toll”).

Doch Nina und Bina geben nicht so schnell auf: “Jeder Mensch braucht irgendetwas, jemand, den er liebt.” Ganz nebenbei degradieren sie die Chichis zum “Irgenetwas”, zum Objekt. Zu Recht? Jedenfalls fragen die Monchichis auch noch doof nach: “Wieso?”. Die Antwort wird wohl jedem einleuchten: “Weil man, wenn man nur allein ist, ohne Freunde lebt.” Oder anders ausgedrückt: Wenn niemand da ist, ist keiner da. Ach! Wieder eine Textzeile, die man hätte sparen können. Mit rauchiger Kneipen- bzw. Hinterhofstimme signalisiert trotzdem ein Pelziger Zustimmung.

Vorgebliche Müdigkeit übermannt plötzlich die Überraschungsgäste, die daraufhin ungeniert nach einem Nachtlager fragen. Man kennt sich zu diesem Zeitpunkt gerade mal 1 Minute und 45 Sekunden. Die Antwort beschränkt sich auf extatisches Gekuschel. Damit scheint die Sache geritzt. Abschließendes Gezänk der Monchichis um Positionen und Utensilien werden eingerahmt vom hingehauchten, regelmäßigen Gestöhne der Gastgeberinnen.

Messerscharf kombiniert ein Chichi in einer der wenigen Kuschelpausen: “Die Mädchen sind zwei Zwillinge!” Ja, wieviele auch sonst, drei Zwillinge etwa? Seinen Abschluss findet das Werk im ausklingenden, eintönigen Gesang der Chichis, der an den Refrain vom Lied der Schlümpfe erinnert.

Kaum zu glauben, dass das mal jemand gesungen hat. Kaumzu glauben, dass das mal jemand komponiert hat – und vor allem nicht zu glauben: Dass dafür mal jemand Geld gezahlt hat.