HGW XX/7

Ein Hauptmann der Staatssicherheit hört die Wohnung eines Dichters und dessen Freundin, einer Schauspielerin, ab. Er findet die Frau recht sympathisch – und weil er allmählich feststellt, dass dieser “Operative Vorgang” nur inszeniert wird, weil ein DDR-Minister bei der Schauspielerin nicht landen kann, schreibt er in die Abhörprotokolle harmlose Dinge, die dem Pärchen nicht zum Vorwurf gemacht werden können. Dadurch deckt er auch den Dichter, der für den Spiegel einen Bericht über Selbstmorde in der DDR verfasst. Der Stasi-Apparat läuft spätestens nach dem Erscheinen des Textes im Westen auf Hochtouren. Der OV wird erst beendet, als die Frau stirbt, für den Stasi-Hauptmann ist künftig nur noch Platz in der Postkontrolle im Keller der Stasizentrale – bis zur Wende.
Der Film “Das Leben der Anderen” mit Ulrich Mühe als Stasi-Mann HGW XX7/ (wie er seine Berichte unterzeichnet) und Sebstian Koch als Literat dauert 137 Minuten, und das merkt man dem Streifen nicht an. Er ist spannend inszeniert und zeigt die perfide Rücksichtslosigkeit und Beliebigkeit, mit der die DDR-Diktatur vermeintliche Gegner unter Druck setzen und aus dem Verkehr ziehen wollte und konnte. Die Überwachung der Feinde des Sozialismus, also “der Anderen”, das war Parteiauftrag.
Die Geschichte, die der Film erzählt, ist fiktiv und zweifellos recht spannend inszeniert. Ob es aber wirklich einem Stasi-Mann gelungen wäre, Berichte zu fälschen, darf man wohl bezweifeln. Schließlich überwachten sich die Stasileute auch gerne gegenseitig.
Der Film nimmt für sich in Anspruch, ein realistisches Bild des Überwachungsstaates und der Praktiken der Staatssicherheit gezeichnet zu haben. Dieser Eindruck entsteht in weiten Teilen, aber nicht in jeder Szene. Besonders die Verhörsituationen wirken zuweilen vergleichsweise harmlos – aber vielleicht war das ja auch gerade das besonders Perfide an den Stasimethoden.
5 von 7 Punkten
Film-Homepage

Autor: Christian

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2 Gedanken zu „HGW XX/7“

  1. Ich habe diesen Film auch gesehen und fand ihn großartig, beklemmend zugleich, überzeugend gespielt und denke, dass es genauso doch möglich war. Er hat mich sehr betroffen gemacht und wütend zugleich. Und erstaunlich, dass man doch wieder ganz sprachlos sein kann, obwohl man doch schon einiges wusste.

    Mein Gedanke zum Schluss war dann: Hoffentlich sehen das möglichst viele – aus dem Osten, die das schon wieder vergessen haben – aus dem Westen, die das so noch nicht wussten oder sich auch nicht gekümmert haben.

  2. Zustimmung! Wie großartig und sehenswert der Film ist, kann man auch daran ablesen, dass er an diesem Wochenende gleich sieben “Lolas” beim Deutschen Filmpreis erhalten hat. Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck hat für seine Debütarbeit den Filmpreis in Gold erhalten, Ulrich Mühe wurde als bester Schauspieler geehrt.

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