Grand Prix unberechenbar

Das Ergebnis des 51. Eurovision Song Contest beweist vor allem eines: Der Grand Prix ist unberechenbar. “Hard Rock Hallelujah” der finnischen Monsterrocker von Lordi ist zweifellos ein knackiger Song. Ich hatte ja erwartet, dass die ukrainische Shakira gewinnt. Zwar hat auch diesmal die Balkan-Connection sich gegenseitig die Punkte zugeschanzt, aber dass ein für den ESC derart ungewöhnlicher Song haushoch gewinnt und aus allen Regionen der Teilnehmerländer Punkte bekommt, ist fast schon eine Sensation. Dabei haben die Finnen nur konsequent auf die Spitze getrieben, was andere mit ähnlich schrillen Darbietungen, aber eben nur ein bisschen ausgeflippt, versucht haben. Hier sei nur an die trommelnde Oma aus Moldau vom vergangenen Jahr erinnert oder auch an Guildo Horn 1998. Ich sage nun vorraus, und die geneigten Leser dürfen mich gerne daran messen, dass wir im kommenden Jahr eine wahre Inflation an Grusel-Shock-Extrem-Eklig-Laut-Musikern auf der Bühne erleben werden, die das Lordi-Konzept für sich übernehmen – und ich sage weiterhin vorraus, dass dann eine Ballade gewinnen wird.

Und auch diese Prognose tue ich gerne kund: Egal, welches Land im kommenden Jahr gewinnen wird, die Musiker werden nicht aus Deutschland stammen. Wir haben es jetzt mit guten gecasteten Talenten (Max Mutzke), mit schlechten Gecasteten (Gracia), mit erfahrenen Profis (Texas Lightning), mit Spaßvögeln (Stefan Raab) und mit körperlich Benachteiligten versucht (Corinna May) – 12 Punkte bekommt Deutschland nur ganz selten. Manchmal ist das ja schon das Endergebnis…

Autor: Christian

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5 Gedanken zu „Grand Prix unberechenbar“

  1. Die Diskussionen, wer am Ende warum gewonnen hat, sind sicherlich müßig. Ich stimme aber zu, dass der gute deutsche Song unter Wert gehandelt wurde.

    Da ist aber statistisch bzw. soziologisch betrachtet keine Überraschung, da die Abstimmung in nahezu allen Ländern Jahr für Jahr völlig losgelöst vom Song-Beitrag erfolgt.

    Die kleinen Staaten, deren Bevölkerungen in der Regel große Minderheiten der Nachbarländer inne haben, stimmen seit Jahren genauso vorhersehbar für ihre Heimat ab wie die großen Flächenstaaten mit ihren Millionen ehemaligen Gastarbeitern.

    Falls im nächsten Jahr auch der neue europäische Zwergstaat Montenegro mit seinen formidablen 700.000 Eingeborenen abstimmen darf, steigen die Chancen der Balkanstaaten nochmals. Den Finnen gelang es dieses Jahr immerhin, europaweit Proteststimmen einzusammeln.

    Mir hat es trotzdem Spaß gemacht, die schöne Grand-Prix-Party beim Christian vollständig mitzuerleben. Bis zum 7. Event dieser Art im kommenden Jahr…

  2. Vielleicht ist es an der Zeit, über eine gewisse Form der Stimmengewichtung beim ESC nachzudenken, wie sie zum Beispiel im Bundesrat oder Rat der Europäischen Union angewendet wird. Im Entwurf zur EU-Verfassung war ja sogar eine qualifizierte Mehrheit vorgesehen….

  3. Die Idee einer Stimmengewichtung klingt auf den ersten Blick gut, keine Frage. Ich hatte darüber ebenso in den letzten Jahren nachgedacht.

    Allerdings würde diese nichts an der Praxis ändern, dass aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien traditionell bedeutungschwere(re) Höchstpunktzahlen in die Türkei, nach Griechenland und in die Balkanstaaten gingen.

    Im umgekehrten Abstimmungsfalle würden wir folglich, so zeigen es zumindest die vergangenen Jahre, nur aus bevölkerungsschwachen Staaten wie der Schweiz, aus Monaco und den wirtschaftlich eng verbundenen Albanien bzw. Mazedonien/Makedonien untergewichtete Stimmen erhalten.

    Ich denke, man sollte viel mehr das Ergebnis dieses Europa immerhin sehr verbindenen Songwettbewerbes (mehr ist es ja schließlich nicht) sportlich annehmen und eine Top-Ten-Plazierung als (Ziel-) Maß aller Dinge für Deutschland anerkennen :-)

  4. Mal ganz ehrlich -politik hin oder her- die hatten einfach die bessere show. Keiner der anderen musiker hat sich vergleichbar viel mühe mit dem kostüm gegeben. Halbnackt auf der bühne herumtänzeln kann jede(r); der deutsche beitrag war ja ganz ok, aber die sängerin (immerhin der hingucker einer band) war auf ihrem barhocker festgewachsen als ob auch sie vom beitrag nicht mitgerissen wurde. Lordi waren einfach besser als die anderen. :)

  5. Dachte ich mirs doch, dass man sich hier zum Thema auskotzen kann …
    Also, nee oder besser no no never, ich weiß nicht, was ich sagen soll, was für eine Art Anverstaltung war das jetzt? Musik, Kostümball, Horror, Modenschau ?? Bin da noch nicht ganz dahinter gekommen, auf jeden Fall meins wars nicht, werde mir jetzt sehr genau überlegen, ob ich beim nächsten Mal nicht was Besseres vorhabe. Schade um no no never, ein wirklich gelungener Beitrag, bis die dran kamen, wars recht seicht, aber der Song wird seinen Weg auch so machen. Aber wie heißt es so schön “chacun à son gout” – leider wars nicht meiner. Gabs bei Christian wenigstens was Feines zu essen aus Finnland? Und wie hat die Gruppe überhaupt auf das Ergebnis reagiert, von wegen Wetten und so … Na dann – halleluja

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