Wir haben debattiert, Kollegen gefragt, Argumente ausgetauscht und uns angeschrien. Es hat alles nichts genützt. Es stand Aussage gegen Aussage. Ein kleiner Einblick in die Redaktionsarbeit:
Für einen Veranstaltungshinweis hatte ein Kollege in etwa Folgendes formuliert: “Das wird ein abwechslungsreicher Abend. Unter anderen mit Hans Schnickenfittich.” Es war dieses n, das die kollegiale Debatte über mehrere Hierarchie-Ebenen hinweg auslöste. Mein Argument: Das n ist falsch, es muss vielmehr “unter anderem” heißen. Sein Argument: “Unter anderem” wäre nur richtig, wenn es sich um eine Sache handeln würde. Bei Personen müsse es hingegen: “Unter anderen” heißen.
Ich entgegnete, dass es vielmehr auf die Satzkonstruktion ankommen würde: “Dort tritt unter anderen (gemeint sind Schauspieler, Entertainer und andere Showgrößen) Hans Schnickenfittich auf.” Wenn man aber die weiteren Highlights der Veranstaltung nicht erwähnen kann oder will, weil für die Aufzählung von öffentlichem Auspeitschen am frühen Nachmittag, der Senf-Schlacht sowie der Lyrikstunde mit Elvira Fummelburger einfach die Zeit fehlt, dann formuliert man “Dort tritt unter anderem Hans Schnickenfittich auf” – und fasst sozusagen das Programm zusammen.
Wir haben in diversen Duden-Bänden nachgesehen, weitere Kollegen befragt, gegoogelt und wikipediert. Nirgendwo fand sich eine Antwort auf unsere Frage. Genau genommen gab es nicht mal die Fragestellung bzw. eine vergleichbare Regelung im Duden. Das brachte mich zu der Theorie, dass es die gar nicht geben muss, weil es sowieso klar ist (und meine Regelung richtig ist). Über diesen verrückten Unterschied zwischen anderen und anderem habe sich vor uns noch niemand ernsthaft Gedanken gemacht….
Nach zehn Minuten Disput fanden wir dann doch noch eine angemessene Lösung: “Dann erzählt Hans Schnickenfittich Anekdoten” ging schließlich über den Sender. Das war sachlich, inhaltlich und unter anderem auch grammatikalisch korrekt.
Nun meine Frage an die werte Leserschaft: Welche Formulierung ist korrekt – und wo kann man Belege dafür finden??
Meine Frage dazu ist: Worauf bezieht sich das anderen/anderem? Wenn unter anderen Mitwirkenden gemeint ist, dann anderen. Wenn unter anderem Namen gemeint ist anderem. So ist zumindest mein Empfinden dafür :-)
Tja, gibt es tatsächliche eine Regel, die eine Unterscheidung zwischen Dingen und Personen oder zwischen Namen und Mitwirkenden verlangt?
Ich denke nicht, dass es um Personen oder Dinge geht, sondern darum, wie es gebeugt werden muß um zu dem weggelassenen Bezugswort zu passen. Vielleicht sollte man die Frage mal von Deutschlehrern beantworten lassen, wer es wann als Fehler zählen würde.
Deutschlehrer würde ich lieber nicht fragen, lieber echte Germanisten. Aber bei uns im Bureau hatten wir letzte Woche die Frage, wieso bei “unter anderem” denn nicht “anderem” groß geschrieben wird, immerhin ist es ja nun substantiviert. Aber das ist wohl eine Kann-Regelung und der Radiohörer hört ja nun nicht, ob im Skript groß oder klein geschrieben wurde. Ich würde sagen bei dem Ausgangsbeispiel, wo Dein Kollege “unter anderen” verwendet bezieht sich das nur auf andere Personen, die dort auftreten werden oder Teilnehmer sind, nichts anderes. Wenn man “unter anderem” verwendet, meint das, dass dort noch mehr passiert. Das wäre dann weiter gefasst und ungenauer, aber meines Dafürhalten auch nicht falsch. Davon abgesehen lebt Sprache und sollte nicht stur nach Regeln funktionieren.
Im Zweifelsfall einfach die Sprachberatung des Duden anrufen. Ich weiß aber nicht, ob die auch am Wochenende erreichbar sind.
Also ich sehe das auch ganz einfach: Beide Varianten sind möglich. Tritt er unter anderen auf, dann treten außer ihm noch weitere Personen auf, tritt er unter anderem auf, dann passiert außer seinem Auftritt noch einiges andere an Unterhaltung. So wie du es eigentlich gleich zu Anfang erklärt hast. Und der eine oder andere oder Eine oder Andere kann auch gerne kommen … Ja, ja, die deutsche Rechtschreibung hat ihre Tücken in den vielen Sowohl-als-auch-Möglichkeiten, einfach furchtbar!
1. Einen kleinen Hinweis an “arlehm”: Deutschlehrer sind sehr wohl echte Germanisten – es sei denn, sie haben dieses Fach nicht (als Hauptfach zu Ende) studiert, was äußerst selten vorkommt. Sie sind sogar “germanistischer” als “einfache” Germanisten, da sie in aller Regel auch noch ihr 2. Staatsexamen in diesem wunderbaren Fach absolviert haben!
2. Es MUSS “unter anderem” heißen, und dazu benötigt man keine Quellenangabe, sondern lediglich den gesunden Menschenverstand: Die Präposition “mit” erfordert nämlich zwangsläufig den Dativ. Also: Mit WEM war der Abend? Unter anderem mit Hans Schnickenfittich.
Viele Grüße,
eine besserwissende Deutschlehrerin
Ich meine natürlich (als Fragestellung): Mit WEM wird es ein abwechslungsreicher Abend?
So, habt ihr mir das jetzt geglaubt? Die Erklärung stimmt nämlich gar nicht. Im Dativ muss ja nur der Hans stehen!
Trotzdem muss es “unter anderem” heißen; hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um Personen oder um Dinge handelt. Ich finde Christians Erklärung mit der Satzkonstruktion äußerst schlüssig, bin aber auch noch auf der Suche nach einer germanistischen Fachseite, die dieses Problem behandelt (wenngleich es in meinen Augen gar kein echtes “Problem” ist, da m.E. keine andere Alternative vorstellbar ist – allein schon vom natürlichen Sprachgefühl her)… betrachtet…)
Vielen Dank! Jetzt bin ich aber mal gespannt, ob Sie wirklich eine Internetseite mit einer ergänzenden Erklärung finden, Frau Lehrerin. ;-)
Ich habe zumindest schon einmal eine offizielle Bestätigung dafür gefunden, dass sich die Wendung “unter anderem” nicht ausschließlich auf Dinge beziehen lässt:
Auf der Homepage des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim (IDS) gibt es den Unterpunkt “Systematische Grammatik”. Gibt man im Folgenden “unter anderem” bei der Suche ein, landet man im Unterpunkt “Die semantische Leistung der Ausdrucksmittel für Diktumsgraduierungen”. Dort gibt es einen netten Abschnitt über eben diese Wendung, in dem u.a. (Haha!) aus der taz folgender Beispielsatz zitiert wird:
“Der Aufruf wurde UNTER ANDEREM von den Theologen Dorothee Soelle, Helmut Gollwitzer und Norbert Greinacher, […] unterzeichnet.
[die tageszeitung, 04.09.1986, S. 2]”
Auffällig ist außerdem, dass es bei der Such-Eingabe der Wortgruppe “unter andereN” KEIN Ergebnis in Form eines Extra-Abschnitts / Kapitels gibt. Mehr noch: Sie wird noch nicht einmal im oben erwähnten Unterpunkt (“unter anderem”) als Alternative in bestimmten Fällen behandelt, geschweige denn überhaupt erwähnt…
Für mich sind das alles Indizien, wenn nicht gar Beweise, dass dein Kollege sich geirrt haben muss und du – wie üblich – recht hast :-)
Also ich bleibe bei meiner Erklärung wie oben. Unter andere[n] tritt auch der Künstler xxx auf ist nicht verkehrt, zwar nicht umgangssprachlich, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wird es oft genug benutzt, landet es auch eines Tages im Duden. In der 24. Auflage steht auf Seite 1053 im unteren Kasten “unter – Präpositionen mit Dativ u. Akkusativ” auch die Form unter andere[n] neben unter andere[m] – beides wird u.a. abgekürzt.
Aber auf die Idee ist vielleicht bisher noch niemand gekommen, hier beim Wort “unter” nachzuschauen. Dafür muss man vielleicht des Öfteren Korrektur lesen, oder?
Hah, ich weiß gar nicht mehr, in wievielen Duden ich in den vergangenen Tagen ich schon geblättert habe und dort auch den Eintrag zu “unter” gelesen habe… Zuletzt sah man mich in der örtlichen Buchhandlung die aktuelle Ausgabe studieren. Ich fand aber keine Antwort auf meine Frage, die Dudenredaktion scheint andere Prioritäten zu setzen. Naja, wenn sie meinen…
Insofern geht mein Besonderer Dank an die doppelt qualifizierte Pädagogin für das prompte Liefern einer Fundstelle, die meiner Problemstellung schon recht nahe kommt.
Ich erlaube mir nun, die Erkenntnisse der Diskussion zusammenzufassen:
1.) “Unter anderem tritt Hans auf” klingt besser als “unter anderen tritt Hans auf”. Beides scheint in diesem Fall aber möglich zu sein. Aber nur in diesem Fall
2.) “Das ist ein Abend unter anderen mit Hans” klingt und ist falsch. “Das ist ein Abend unter anderem mit Hans.” klingt sauber und ist richtig.
3.) Die auszugsweise Aufzählung von Personen und Ereignissen kann also auf zwei Arten ergänzt werden:
– Handelt es sich bei dem fraglichen Satz um eine Aktiv-Konstruktion, bei der als Subjekt eine oder mehrere, aber nicht alle Personen explizit erwähnt werden sollen, dann ist die Formulierung “unter anderen” durchaus möglich, weil sich die Formulierung “unter” auf die Gruppe bezieht, zu der die Erwähnten zählen. Außerdem bezieht sich das Verb ja direkt auf die erwähnten Personen.
Besser wäre wohl “neben anderen tritt Hans auf”. (Aber dann kommt wieder jemand anders und wird klug anmerken, dass die ja nicht nebeneinander stehen…)
– Handelt es sich bei der Aufzählung hingegen um die Zusammenfassung einer Liste aus Sachen und/oder Personen, und diese Zusammenfassung ist Objekt, aber nicht Subjekt des Satzes, dann gibt es nur die Möglichkeit “unter anderem” zu benutzen”: “Morgen Abend gibt es Jonglage, Suppe für alle, Monikas Gesang – und Hans tritt auf. Also: Auf dem Programm steht unter anderem der Auftritt von Hans”.
Fazit: Nur in seltenen Ausnahmefällen ist die Formulierung “unter anderen” richtig. Und selbst wenn sie richtig ist, klingt sie irgendwie falsch: “Unter anderen hat Christian diesen Artikel kommentiert.”
Im oben erwähnten Radiobeitrag wäre sie aber sowieso falsch gewesen.
Gibt es etwa noch andere Meinungen?
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. ;o)
…@germanistischedeutschlehrerin: also meine germanistischedeutschlehrerin sagt, dass ein “da” nur am satzanfang stehen dürfe?!