Für ein paar Minuten hielt das Funkhaus heute den Atem an. Bei einem der wohl ersten gemeinsamen Familienausflüge waren zwei auf dem NDR-Gelände geschlüpfte Entenküken unter das Gitterrost über einem Abwasser-Kanal am Fuß des Gebäudes gepurzelt. Die gelbbraunen Federbälle hatten keine Chance, dort allein wieder herauszukommen. Beherzte Mitarbeiter aus der Hausverwaltung haben deshalb kurz vor der Mittagspause die Kanalabdeckung gelüftet und die beiden Enten-Jungen wieder ans Tageslicht befördert.
Allerdings war es nötig, der regelmäßig quakenden Entenmutter ihren Nachwuchs hinterherzutragen. Offenbar rechnen Enten jederzeit damit, dass ein paar Küken bei einem Ausflug auf der Strecke bleiben können. Trotzdem wurden die schon als verlustig abgehakten Küken wieder in die Polonaise rund ums Hörfunkstudio aufgenommen.
Das Schicksal der Entenfamilie geht vielen Mitarbeitern seit Wochen recht nahe. Sie waren seit Ende April Zeuge des ersten zarten Kennenlernens zwischen Erpel und Ente im Schilf des Teichs an der Kantinenterrasse. Szenen wie liebevolles Schnäbeln gehörten ebenso zum viel beobachteten Alltag wie auch zügelloses Übereinandersteigen mitten auf dem Teich – mit anschließender Eiszeit, wofür wohl vor allem Sie verantwortlich zu sein schien.
Das frische Federglück schien zwischenzeitlich kurz vor dem Aus zu stehen, als plötzlich ein flatterhafter zweiter Enterich, Typ Latino-Erpel, mit hoher Bugwelle zwischen den plätschernden Fontänen wasserte und Madame schöne Knopfaugen machte.
Was dann passierte, ist unklar. Jedenfalls sah man plötzlich die beiden Kerle gemeinsam und vertraut schnatternd um die Häuser ziehen – was zu vollkommen neuen Spekulationen führte. Gleichzeitig war der Brutplatz am Teich verwaist. Vom Nest keine Spur mehr (wie auch im Blog von NDR1 Radio MV berichtet wird). Wie sich nun herausgestellt hat, war der plötzliche Besucher wohl so eine Art Jugendfreund aus Sturm- und Drang-Tagen – und die gemeinsam durchzechten Tage und Nächte ein schier endloser Junggesellenabschied – jedenfalls sind nun ja sieben Küken da. Und die kommen hoffentlich alle durch – ich drücke die Daunen.
Alles andere wäre ja auch zu dramatisch:
Ente gut, alles gut – oder auch nicht.