Konfetti-Kompromiss

Auf einem Kindergeburtstag erscheinen ohne Konfetti zu werfen? Jetzt mal im Ernst, da wird man doch von der jungen Kernzielgruppe gesellschaftlich geächtet. “Geht ja wohl mal gar nicht”, würde man sich zuraunen und verächtlich ein paar Smarties einwerfen und sich angewidert abwenden. Dieser Schmach möchte ich heute Nachmittag gern entgehen, aber, ach: es gibt ja immer Bedenkenträger.

“Auf einem Kindergeburtstag auftauchen und Konfetti werfen? In der Wohnung? Das geht ja wohl mal gar nicht!” bedeutete mir meine Buchhändlerin- und ich konnte das Ausrufezeichen im letzten Satz regelrecht fühlen.

Diverse Szenarien wurden angedeutet, welche zusätzlichen Mühen im Haushalt die Eltern der jungen Gastgeberin auf sich nehmen müssten, sollte ich meinen perfiden Anschlagsplan tatsächlich folgenschwer und verheerend umsetzen. Vor dem inneren Auge dürften sich Bilder von qualmenden Resten zertrümmerter Einrichtungsgegenstände abgezeichnet haben, ein paar bunte umherschwebende Papierschnipsel hier und da und mittendrin die weinende Gastgeberin, die einen überhitzten Staubsauger anklagend in die Höhe reckt.

Nun gut, wie wahrscheinlich ein derartiges Szenario ist, ist unerheblich. Ohnehin gilt für Kindergeburtstage dasselbe wie für Politik: Sie sind in erster Linie Ergebnisse von Kompromissen.

Darum werde ich selbst-ver-ständ-lich alle in mich gesetzten Erwartungen erfüllen. Ich werde nachher Konfetti werfen und es gleichzeitig nicht tun. Ein wie zufällig mit bunten Kreisen bedrucktes  Blatt Papier wird dafür sorgen, dass mich niemand hinauskomplimentieren muss – und dann kann die junge Gastgeberin später selbst entscheiden, ob sie die bunten Punkte noch ausschneidet. Zeit genug wäre ja: Staubsaugen ist ja nicht nötig.

kohlhof.de-Konfetti zum Ausdrucken

Leben am Limit

Man kann sich den Weg zur Arbeit auch schwer machen – wenn man zum Beispiel aufs Rad steigt, obwohl weite Teile der Stadt unter einer Eisdecke liegen.

Eine spiegelglatte Fahrbahn heute morgen am Schlossgarten in Schwerin – das nennt man dann wohl “überfrierende Nässe”. Trotzdem mit dem Fahrrad zur Arbeit eiern – das nennt man dann wohl “übertriebenen Leichtsinn” (wenngleich ich die Formulierung “Leben am Limit” bevorzuge). Und dann doch heil am Funkhaus ankommen – das nennt man dann wohl “übermäßiges Glück”.

PS: Auf der Schlossbrücke in Schwerin ist es so glatt wie sonst nirgendwo. Ich kann das seit gestern Abend bestätigen – und weiß jetzt, wie man sich geschickt abrollt.