face of horror

Gemeinhin möchte man annehmen, dass der Beruf des Taxifahrers höchstens ein Quentchen Abwechslung bietet – zum Beispiel, weil man immer wieder andere Leute zu bislang unbekannten Straßen bringen kann. Das sind die normalen Tage. Und dann gibt es diese Tage, an denen man irgendwo in einer Empfangshalle auf den Fahrgast wartet, zu dessen Transport man beordert wurde – und wenig später findet man sich in einer Live-Sendung der BBC im Fernsehen wieder, wird für einen Internetexperten gehalten, der was zu einem Rechtsstreit sagen soll… und dann macht man ein ziemlich lustiges Gesicht. Die “Mail on Sunday”, die darüber berichtet, nennt das “face of horror”.
Da fällt einem sofort der “falsche Manfred Kock” ein, der einst über 4 Minuten lang im Radio interviewt worden ist.

ähmm ööh Schnipp mhhh schnapp

Gerade erst habe ich ein Beispiel veröffentlicht für O-Töne, die man im Radio für gewöhnlich nicht senden kann – hier nun ein Beispiel dafür, was man als Radioreporter aus Aufnahmen so alles rausschneidet (abgesehen von Nebensätzen und Aussagen zu anderen Aspekten), damit schließlich doch 20 oder 30 informative Sekdunden herauskommen. Hier also nun mal Anhörungsmaterial, was nach einem kurzen Interview alles der Verständlichkeits- und Zeitsparschere zum Opfer gefallen ist.

[audio:rausgeschnitten.mp3]

Diese Laute stammen aus einem Interview, das im März aufgenommen wurde.

Unsendbar

Ohne O-Töne ist Radio Mist. Mit Originaltönen von Augenzeugen, Beobachtern oder Betroffenen wird die ganze Sache nämlich erst interessant. Als Reporter nimmt man da viel Mühe auf sich. Nicht jeder Gesprächspartner ist schließlich begnadeter Rhetoriker, das wird auch gar nicht verlangt: Es ist Redkationsalltag, Schmatzer, Stotterer, Verhaspeler, Nuscheler, Satz-nicht-zu-Ende-Bringer und sämtliche Artverwandten derart zurechtzuschneiden, dass Verständliches dabei herauskommt. Vollkommen hörfunkuntauglich sind auch Formulierungen wie “Ja, wie schon gesagt….” oder auch “Ja, sie sehen das ja hier…” oder auch schlechte Gewohnheiten, jeden zweiten Satz mit “eben”, “halt”, “also” oder “nech” zu beginnen oder zu beenden. Auch diese zahllosen Ääähs, Mmmhs und Ööööhs schneiden Menschen meiner Zunft gerne heraus. Das ist selbstverständlich und nimmt manchmal viel Zeit in Anspruch. Aber schließlich soll ja ein verständlicher, prägnanter, sachlich richtiger O-Ton herauskommen – und bloßstellen will man ja auch niemanden. Aber irgendwann trifft jeder Reporter seinen Meister. In meinem Fall war es eine Meisterin. Auf die Frage, was sie sich denn bei der Langen Nacht der Wissenschaften schon alles angesehen habe, antwortete die Dame:

[audio:reporterglueck.mp3]

Das ist – bis auf zwei Schnitte, die diesen Schnipsel etwas abkürzen – der Originalwortlaut. Es blieb unklar, worum es im Kern ging. Irgendwann fiel ihr dann eine Bekannte ins Wort. Aber dieser O-Ton von 22 Sekunden Länge hätte arg gekürzt werden müssen: Um exakt 22 Sekunden nämlich. Hab ich gemacht, ihn nicht gesendet – und lieber noch jemand anderen befragt.

Der Satz der Woche

Aus einem Gespräch unter Freundinnen über eine bevorstehende Operation und das vorbereitende Gespräch mit dem Onkel Doktor: “Der Anästhesist war echt ne Schlaftablette.” – Sensationell.

Grööönemeyers WM-Hömne

Wer, wenn nicht Herr Grönemeyer, sollte die Hymne für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland beisteuern? Gut, da gibt es ein paar Alternativen – dazu unten mehr. Nun hat Herbie, wie viele ihn gern nennen, nur er sich selbst nicht, also seine Hymne beigesteuert, genauer gesagt die für die Fifa. “Zeit, dass sich was dreht”, heißt das Werk, in dem auch ein Popmusik-Duo aus Mali in Afrika zu hören ist. Nach einem betont bedächtigen Grönemeyer-typischen Intro mit gewohnt vernnnuschldddmmm Tägß gehts in der “Hömne”, wie der Mann es wohl aussprechen würde, dann in stadiongerechter Rhythmus-Manier zur Sache. Das erinnert ein bisschen an die bislang undefinierte Stilrichtung des preußischen Sambas. Eine Rezension samt Hörprobe des Werks gibt es auf Spiegel-Online.
Es ist nicht der einzige Song, der eine Art Auftragswerk im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft ist. Seit Monaten schon pfeift das Maskottchen Goleo was von der “Love Generation” – und auch das Turnier an sich bekommt noch eine Extra-Hymne, die aber erst am Eröffnungstag veröffentlicht wird. Interpreten von “Time of our lives” sind Toni Braxton und das Trio In Divo. Der bislang beste Song, der die WM in Deutschland thematisiert, ist aber wohl die Hymne der Sportfreunde Stiller, die die vergangenen Erfolge der Nationalmannschaften glorifiziert: “54, 74, 90, 2006”. Dieses Werk ist einfach lustig – und weil das so ein Stimmungskracher ist, merkt man auch gar nicht, dass die Jungs eigentlich gar nicht singen können…

Smarties schubsen

Es ist eine harmlose Powerpoint-Datei, die gerade im Funkhaus kursiert – leider macht sie süchtig. Sie enthält ein Spiel, bei dem man bunte Kugeln, die an Smarties erinnern, zusammenschubsen muss. Wenn mindestens drei gleichfarbige aneinanderstoßen, verschwinden sie und der Spieler erhält Punkte. Wer zu oft danebenschubst wird irgendwann bestraft und von oben rutschen weitere Bälle nach.

Bubbles Shooter Screenshot

Das klingt einfach, verlängert aber jede Pause allein dadurch, dass man nicht genug davon bekommt. Der Kollege Blumenfreund hat dann auch zunächst mit einem Highscore von etwa 250.000 Punkten kurzzeitig die Fachwelt beeindruckt. Inzwischen habe ich nachgelegt: Die Studio-interne Messlatte liegt jetzt bei 658.770 Punkten – und das nun schon seit einer halben Ewigkeit.

Die Powerpoint-Datei gibt es hier (Allerdings hat die noch ein “.txt” hinten dran, was man entfernen muss. Nach einem Doppelklick fragt Office dann, ob es Makros aktivieren soll. Das ist nicht nötig. Auch mit “Makros deaktivieren” läuft das Spiel reibungslos. Ich habe es zudem mit Spybot Search&Destroy geprüft – es ist offensichtlich keine böse Schnüffelsoftware oder anderes böses Zeugs.).

Viel Spaß also.

Urteil gegen Randalierer

Es ist fast genau drei Monate her, dass zahlreiche Menschen auf dem Bahnhof von Stendal randaliert haben, weil sie sich für Fans des FC Hansa Rostock halten. Gestern ist zum ersten Mal einer der Beteiligten verurteilt worden. Der Mann aus Wismar erhielt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung.

Land unter an der Kröpeliner Straße

Mein Feierabend war recht kurz. Gegen 19:30 Uhr beständiges Martinshorngeheuel auf der Hauptstraße – Anlass für einen Anruf bei der Leitstelle der Polizei. Siehe da: Ein Wasserrohrbruch in der Fußgängerzone an der Kröpeliner Straße. Einige Keller von Rostocker Geschäftshäusern waren überschwemmt. Habe schnell ein paar O-Töne gesammelt vom Einsatzleiter der Feuerwehr, Geschäftsleuten mit nassem Keller und Atmo-Töne von plätscherndem Wasser, brummenden Pumpen. Knapp eine Stunde später war ich schon damit in den Nachrichten.

Jetzt liege ich wieder zu Hause auf dem Sofa – bislang ist nichts zu hören… das bleibt hoffentlich so.