Greenpeace hängt Anti-Bush-Plakat an die Rügenbrücke

Wenige Stunden vor dem Besuch von US-Präsident Bush in Stralsund haben Greenpeace-Mitglieder ein weiteres Protestplakat an der im Bau befindlichen Rügendbrücke aufgehängt. Das Banner ist mit “No Nukes, No War, No Bush” beschriftet. Vier Greenpeace-Angehörige hängen in Kletterseilen unter dem Plakat. Ein Polizeihubschrauber kreist über der Brücke. Auch an der Marienkirche hängt noch das Plakat, das Greenpeace dort bereits gestern befestigt hatte. Die Stadt ist heute morgen so gut wie leer. Einige Geschäfte in der äußeren, “gelben” Sicherheitszone der Altstadtinsel haben geöffnet, andere haben Zettel ins Fenster gehängt: “Donnerstag geschlossen, wir sind im BUScH”. Eine ZEitung beim Bäcker kaufen war heute früh nicht möglich, weil der Lieferwagen nicht in die Altstadtstraßen fahren durfte.

Neue WM-Formel

Die Sportfreunde Stiller haben die beste WM-Hymne beigesteuert und ihren Song “54, 74, 90, 2006” schon angepasst: “54, 74, 90, 2010” heißt der Song nun. Und auch die WM-Siegerformel wurde inzwischen aktualisiert: Statt 54*74-1990=2006 lautet die Zauberformel nunmehr: 1990+1974-1954=2010. Wird schon werden.

Was ein Specht so macht

Redaktionsalltag. Manchmal muss es einfach schnell gehen, weil die Seiten eigentlich schon belichtet sein sollten und kurz darauf die Druckplatten schon in der Rotation hängen müssen. Nun gut, manchmal ist eben einfach nicht mehr genug Zeit, um beim Schreiben nachzudenken. Legendär zum Beispiel die Lübecker Nachrichten, die dereinst über eine Krisensitzung des VfB Lübeck berichteten: Ein Fußballspieler schwarzer Hautfarbe wurde fristlos gefeuert.
Der Bericht dazu begann mit einer an sich lobenswerten szenischen Schilderung, wie lange die Tür des Verhandlungsraumes verschlossen war, kaum etwas war zu hören. Warten. Dann fliegt die Tür auf, Sitzung zu Ende, das Schicksal des Kickers ist besiegelt. Er ist sogar einer der ersten, der den Raum verlässt. Und um zu illustrieren, wie geschockt der aus Afrika stammende Sportler war, beschrieb der Sportredakteur den Gesichtsausdruck des Gefeuerten mit: "Ali ist kreidebleich". Naja.
Und gestern dann die Ostseezeitung: Die Rostocker CDU hat einen neuen Fraktionschef in der Bürgerschaft. Er heißt André Specht, ist 33, stammt aus Lübeck und will im Herbst sogar in den Landtag gewählt werden. Der Ostseezeitung sagte er, ein Ziel seiner lokalpolitischen Arbeit werde sein, der Stadt die Entscheidungsgewalt auch in finanziellen Dingen zu erhalten. Schließlich verlangt das Land 30 Millionen Euro zusätzliche Einsparungen und droht mit der Zwangsverwaltung durch die Kommunalaufsicht. Herr Specht also betont, legt Wert, fordert, verlang, strebt an, besteht auf und hält für unabdingbar. Aber was schreibt die OZ – vermutlich in aller Eile – unter das Bild des CDU-Mannes? Das: "Andre Specht pocht auf die Eigenverantwortung der Stadt."
Na, da klopfen wir mal auf Holz: Poch, poch, tock, tock.

Kundenbindung

Deutschland ist eine Servicewüste, wird allgemein behauptet. Unfreundliche Verkäufer, gnatzige Kundenbetreuerinnen – und überhaput sei ja alles schlecht bei Einzelhändlern und Dienstleistern. Dieses pauschale Vorurteil würde ich so nicht unterschreiben – und vielmehr mit einer differnenzierten Schilderung meiner Bäckereierfahrungen zu einer VErsachlichung der Diskussion beitragen wollen:

Das Studio, mein Arbeitsplatz, liegt genau zwischen zwei Bäckerei-Verkaufsstellen. Richtung Innenstadt sind es gut 170 Meter zu Bäcker Patzig (Name von der Redaktion geändert), Richtung Bahnhof sind es vielleicht 169 Meter bis zur Tür von Café Charming (Name von der Redaktion geändert). Bei Bäcker Patzig dominieren Dunkelbraun und Rot die Ladeneinrichtung. Dieses düstere Farbkonzept schlägt sich ganz offensichtlich auch auf die Stimmung der Mitarbeiter nieder.

“Was denn jetzt noch?” fragen die Damen gerne mal, wenn sie dachten, dass man nun eigentlich schon längst alle Wünsche geäußert hat. Auch ein beherztes “Weiß ich doch nicht” geht den Damen hinter der Theke zuweilen leicht über die Lippen, wenn man zum Beispiel danach fragt, wie denn dieses oder jenes Gebäck nun heißt: “Ist das da ein ‘Lerch’, ein ‘Lerche’ oder ein ‘Lerchen’? Auf dem Preisschild steht ja ‘Lerchen, 61 Cent’. Aber kostet nun ein Stück 61 Cent oder wie viele Teile sind gemeint. Ist das also Einzahl oder Mehrzahl da auf ihrem Schild?” Die Antwort ist bekannt: “Weiß ich doch nicht.”

Der Höhepunkt an der Theke mit belegten Brötchen, Blätterteig und Sahneschnittchen ist aber der Bottich für die Zangen. Das Gefäß, mit Wasser gefüllt, ist in die Arbeitsplatte eingelassen – und es befindet sich direkt hinter der Kuchenauslage. Die Gebäck-Zangen werden zwangsläufig häufig benutzt. Jedes Brötchen, jeder Kopenhagener, alle Lerchen (oder wie auch immer) bekommen den kalten Druck des Metalls zu spüren, wenn die Damen sie hastig in die Gebäcktüten stopfen. Danach, stellen, nein, stopfen, nein, stoßen, nein, schleudern die Damen ihre Zange zurück in den Bottich – und das mit derart viel Schwung, aus dem sich ablesen lässt, wie viel Spaß die Mädels haben, hier arbeiten zu müssen: manchmal sehr wenig.

In dem Wasser lösen sich nun Mal für Mal die Teigreste, die eben noch an der Zange klebten und vermengen sich zusammen mit den Sahne- und Cremeresten vom Tortenmesser zu einer weißen Pampe. Und jedes Mal, wenn ein Utensil geräuschvoll in den Topf zurückrasselt, steigt ein zarter Sprühregen weißer Tropfen auf, der sich wie zufällig mal auf dieser Erdbeerschnitte, mal auf jener Käse-Sahne niederschlägt – und dort verweilt, bis ihn irgendjemand kauft – mitsamt dem Kuchen. Lecker.

Ich gehe deshalb lieber ins Café Charming mit seinen hellgelb getünchten Wänden, großen Fenstern und gemütlichen Sitzecken – und dort habe ich nun wohl schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Meinen ersten Besuch nach ein paar Tagen Pause quittierten die Damen in ihren blauen Schürzen unlängst mit einem beherzten “Lange nicht gesehen, wa? Und trotzdem wiedererkannt.” Auch die neue Brille fand Beachtung, manchmal werde ich sogar geduzt – und selbst meine Bestellungen können die Mädels schon voraussagen.

Das liegt daran, dass Café Charming unter anderem mit Zucker bestreute Quarkhörnchen im Angebot hat. Und es gab eine Zeit, da habe ich nahezu täglich eines essen müssen, wochenlang. Ich bin von meiner Sucht inzwischen ganz gut losgekommen (ich könnte auch jederzeit ganz aufhören, ganz bestimmt) und schaffe es inzwischen, auch mal einen Vormittag ohne Quarkhörnchen auszukommen. Nur leider machen es mir die Damen nicht leicht.

Wir plauderten gerade wieder zwischen Laugenkrone und Croissant zum Mitnehmen über Radio und Bäckereien und wie das alles zusammenhängt, als mein Blick auf einen Stapel Amerikaner fiel, die direkt neben besagten Hörnchen in der Theke lagen. “Ich nehme dann auuch noch gerne einen Amerikaner!” sagte ich – und die junge Frau hinter dem Tresen machte sich sofort routiniert ans Einpacken. Wir redeten derweil übers Wetter, über das Wochenende und 2-Euro-Münzen mit Holstentor.

Ich zahlte, schnappte mir die Tüten, lief zurück ins Studio. Dort hätte ich gern meinen eigenen Gesichtsausdruck gesehen, als ich die Bäckertüten aufriss. Meine Mimik dürfte von Überraschung geprägt gewesen sein. Dort lag nämlich kein Amerikaner, sondern: ein Quarkhörnchen. Also, das nenne ich Kundenbindung.

Ekel-Tänzerin belügt Arbeitsamt

Im Falle der Bildzeitung hat man zuweilen den Eindruck, Behauptungen, Fakten und Schlagzeilen werden rein zufällig von der sogenannten Redaktion zusammengewürfelt. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man auf Bildblog.de den Geschichten der Bild auf den Grund geht. In der Vergangenheit wirkten die Blogger zuweilen wie das Lektorat der Printausgabe, weil sie die großen und kleinen Ungereimtheiten ins rechte Licht rückten. Daran haben sich die Bild-Leute auch reichlich bedient . Nun bietet Bildblog ein weiteres Tool für Boulevard-Journalisten an: Den Schlagzeil-O-Mat.

Bildblog Schlagzeilomat

Einmal kurz am Hebel ziehen, schon spuckt das Bild-rote Gerät Überschriften aus, die so jeden Tag in der Zeitung stehen könnten, nicht in jeder, aber in der Zeitung eben…

Die Zeiten ändern sich

Schon klar, in Zeiten von Papierknappheit ist es nur logisch und sinnvoll, vor allem auch im Dienste der Kunden, Papier so oft wie möglich zu verwenden. Und jetzt mal im Ernst: es weiß doch jeder, was hier gemeint ist…

geänderte Öffnungszeiten

Aber offensichtlich muss das Schild schon wieder geändert werden: Als ich es vor einer Stunde fotografierte, war der dazu passende Gemüseladen jedenfalls gerade geschlossen…

Bilderreigen

Und ich dachte schon, ich hätte das alles mal im Wahn gelöscht… Aber nein, eben habe ich diese wundervollen Bilder wiedergefunden. Es handelt sich dabei um Screenshots aus der wunderbaren Welt des Fernsehens. Was da so alles gezeigt wird…

Friesinnen

Diese Friesinnen zum Beispiel, die in einer Quizshow in ihrer typischen Tracht auftreten mussten.

Oder diese dicken Männer im Rostocker Stadthafen, die den Eindruck erwecken, das Aneinanderreiben ihrer Bäuche bereite ihnen Vergnügen:

Wildecker Herzbuben in Rostock

Kenner haben natürlich gleich erkannt: Das sind die Wildecker Herzbuben – diesmal im Matrosenoutfit. Aus Gründen, die mir nicht mehr bekannt sind und die wohl mit dem vorgetragenen Lied in Verbindung stehen, haben sie an Bord eines Kahns angeheuert, singen fröhlich, stumpen aneinander – und hätten unbestätigten Berichten zufolge allein vermittels ihres Körpergewichts das Boot durch rhythmisches Hopsen fast zum Kentern gebracht…

Und dann war da noch diese Dame aus den Niederlanden:

Pastorin mit langem Namen

Deren Visitenkarte möchte ich gerne mal sehen. Wahrscheinlich ist das so eine kleine Papierrolle – oder das Kärtchen lässt sich mit Patentfaltung auseinanderklappen. Weiterhin wäre interessant, wieviele Menschen es gibt, die den Namen der Pastorin fehlerfrei schreiben können, oder ob es in der Gemeinde dann doch zuweilen heißt: “Den Gottesdienst hält diesmal wieder Frau Dings, na, sie wissen schon.”

Ach ja, Namen… Kurz ist nicht automatisch besser, wenn dabei die Einzigartigkeit verloren geht:

Tina Thörner

Diese Frau wird a) bestimmt oft mit dummen Witzen genervt oder b) am Telefon belehrt, dass man sich nicht verarschen lasse und nun bitte erfahren möchte, wer dort wirklich am anderen Ende der Leitung ist, es sei jedenfalls nicht bekannt, dass Tina Turner derzeit in Deutschland sei und obendrein akzentfrei die Landessprache beherrscht….

Da wir gerade von Akzentfrei und Sprachfehlern reden: Die Aussprache dieses jungen Mannes dürfte einige Tage auch die gebotene Deutlichkeit vermisst haben lassen:

Ritual mit Wange

Was auch immer und warum auch immer dieser junge Mann sich da quer von außen in den Mund gesteckt hat: Er hat das angeblich freiwillig getan, hieß es in dem betreffenden Beitrag. Schauder.

Den Sieger berechnen

Wir müssen jetzt hier auch mal über das leidige Thema Fußball-WM in Deutschland sprechen. Nicht, dass einen dieses ganze Marketing drumherum gehörig auf die Nerven geht (Nudel in Fußballform, Anti-Pickel-Tunke mit Minifußball als ‘Fanpaket’, Ticket-Gewinnspiele allerorten), nein, nein. Auch nicht diese sich nahezu täglich hochschaukelnden Horrormeldungen über Pannen beim Ticketverkauf… auch das nicht.

Es soll hier mal um die Spiele an sich, das Turnier gehen – also das, weshalb die Welt zu uns Freunden kommt. Da will vielleicht auch jemand mitfiebern. Oder Statistiken führen. Oder überhaupt alles genau im Blick haben. Das geht natürlich mit Hilfe eines Unparteiischen, mit Hilfe von Kollege Computer. Eine Exceltabelle, die aus den Spielergebnissen selbständig Tabellenstände und Statistiken ausrechnet und automatisch die Begegnungen der nächsten Runden zusammenstellt, die gibt es natürlcih im Internet. Hier zum Beispiel. Echt praktisch.

Die Blitz-Merker

Savants, die Wissenden, nennt die Wissenschaft Menschen, deren Gehirn besondere Leistungen aufweist. Davon handelt eine dreiteilige Dokumentation, deren zweiter Teil gerade auf Phoenix läuft. Etwa 100 Savants gibt es weltweit, viele von ihnen sind Autisten, die äußerst bemerkenswerte Fähigkeiten aufweisen: Binnen Sekunden im Kopf ausrechnen, wie das Ergebnis von 67 hoch 33 lautet (irgendetwas mit Dezilliarden…), sämtliche Ergebnisse des Weltfußballs samt aller Torschützen kennen, vom Hubschrauber aus Rom begutachten und dann aus dem Kopf ein originalgetreues Panoramabild der Stadt zeichnen (mit übereinstimmenden Straßenverläufen, der korrekten Zahl der Fenster an jedem der tausenden Gebäude und der äußerst präzisen Wiedergabe des Colosseums bis in den kleinsten Bogen), die Wochentage zu jedem Datum der vergangenen 24.000 Jahre benennen – oder mit sechs Jahren über Nacht Klavier spielen lernen und danach Jazz-Musik komponieren und die Kreiszahl Pi bis auf 5000 Stellen nach dem Komma nennen können.

Einer dieser Savants war Vorbild für die Filmfigur Rainman. Der Original-Rainman hat bereits 12.000 Bücher gelesen – und kennt ihren Inhalt auf die Seite genau, kann die Informationen binnen Sekunden aufnehmen (8 Seiten in 53 Sekunden), sich das alles merken und die gespeicherten Informationen auch binnen Sekunden verknüpfen und jede Frage beantworten. Besonders bemerkenswert: Kim, der “Kimputer”, wie er anerkennend genannt wird, kann zwei Bücher gleichzeitig lesen – mit jedem Auge eines.

Noch stehen Mediziner vor vielen Rätseln, was den Savants ihre besonderen Fähigkeiten verleiht. Sie haben aber beobachtet, dass die einzelnen Teile des Gehirns nicht so stark vernetzt sind wie bei allen anderen Menschen. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Gehrin von Savants nicht die Fähigkeit besitzt, wesentliche und unwesentliche Informationen, die über die Sinne aufgenommen werden zu trennen und stattdessen alles speichern: Das Bewusstsein erhält 100 aller Daten, jeden Tag, jede Sekunde. Ein Speicherproblem gibt es trotzdem nicht: Jedes Gehirn bietet unerschöpflichen Speicherplatz.

Für ihre bemerkenswerten Fähigkeiten zahlen viele Savants einen hohen Preis: Neben ihren besonderen Begabungen haben sie gleichzeitig äußerst eingeschränkte Fähigkeiten, die für alle anderen Menschen selbstverständlich sind: Viele autistische Savants können sich nicht allein anziehen, Essen zubereiten oder sich in Großstädten selbstständig aufhalten (weil einfach zu viele EIndrücke auf sie einprasseln), manche können kaum sprechen. Trotz dieser mangelnden sozialen Kompetenzen sind diese Savants freundliche, sympathische, geduldige Menschen, die ihre besonderen Fähigkeiten genießen.

Einige führen auch ein vollkommen selbstständiges Leben. Zum Beispiel der Deutsche Rüdiger Gamm, der Mann mit den Potenz-Rechnungen und den 5000 Pi-Stellen: Er arbeitet als Berater unter anderem für Fußball-Mannschaften.

Die Dokumentation ist beeindruckend, abwechslungsreich und spannend. Teil 3 gibt es morgen, Mittwoch, 20.15 Uhr auf Phönix. Infos zu Teil 1, 2 und 3 gibt es auf der Internetseite natürlcih auch.