Advents-Stanzen

Nun öffnen also die Weihnachtsmärkte. Mal sehen, wie oft man in diesem Jahr in den Zeitungen lesen kann und muss, dass überall der “Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein” über die Buden weht. So ein Blödsinn. In den seltensten Fällen ist ein Jahrmarkt zur Adventszeit komplett in ein Aroma aus Mandeln und heißem Wein mit Gewürzen getaucht. Die Formulierung ist nur eine dieser Stanzen, mit denen die Atmosphäre auf Adventsmärkten möglichst gemütlich beschrieben werden soll. Die “leuchtenden Kinderaugen” entstammen derselben Kategorie.

Was den Duft angeht, so ist doch beim Drängeln zwischen den Buden auch nicht mehr zu riechen als bei einem Spaziergang an derselben Stelle eine Woche vor Beginn des Adeventsmarktes. Und wenn es dann doch mal nach etwas riecht – was unter freiem Himmel vor allem bei Windtsille wahrzunehmen sein dürfte – , dann ist das auch nicht zwangsläufig ein zarter Hauch. Formulierungen wie diese vom Weihnachtsmarkt-Duft gehören ins Museum in die Abteilung “Formulierungen, die einmal oder noch nie gut waren”. Dort stehen sie dann zwischen Exponaten wie “Für das leibliche Wohl ist gesorgt”, “Süßer die Kassen nie klingeln”, “Alle Jahre wieder…” und “wie es weiter geht, bleibt abzuwarten”. Darunter dann ein Schild: “Diese Formulierunegn waren zuletzt zum Ende des 20. Jahrhunderts als allgemein gut und witzig anerkannt.”

EDIT: Der Warnowkurier lässt es schon mal duften: “In den vier Adventswochen duftet es vom Donnerstag , 27. November, bis 22. Dezember vom Rostocker Neuen Markt bis zum Kröpeliner Tor nach regionalen und exotischen Spezialitäten”. Ist es nicht schön?