Advents-Stanzen

Nun öffnen also die Weihnachtsmärkte. Mal sehen, wie oft man in diesem Jahr in den Zeitungen lesen kann und muss, dass überall der “Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein” über die Buden weht. So ein Blödsinn. In den seltensten Fällen ist ein Jahrmarkt zur Adventszeit komplett in ein Aroma aus Mandeln und heißem Wein mit Gewürzen getaucht. Die Formulierung ist nur eine dieser Stanzen, mit denen die Atmosphäre auf Adventsmärkten möglichst gemütlich beschrieben werden soll. Die “leuchtenden Kinderaugen” entstammen derselben Kategorie.

Was den Duft angeht, so ist doch beim Drängeln zwischen den Buden auch nicht mehr zu riechen als bei einem Spaziergang an derselben Stelle eine Woche vor Beginn des Adeventsmarktes. Und wenn es dann doch mal nach etwas riecht – was unter freiem Himmel vor allem bei Windtsille wahrzunehmen sein dürfte – , dann ist das auch nicht zwangsläufig ein zarter Hauch. Formulierungen wie diese vom Weihnachtsmarkt-Duft gehören ins Museum in die Abteilung “Formulierungen, die einmal oder noch nie gut waren”. Dort stehen sie dann zwischen Exponaten wie “Für das leibliche Wohl ist gesorgt”, “Süßer die Kassen nie klingeln”, “Alle Jahre wieder…” und “wie es weiter geht, bleibt abzuwarten”. Darunter dann ein Schild: “Diese Formulierunegn waren zuletzt zum Ende des 20. Jahrhunderts als allgemein gut und witzig anerkannt.”

EDIT: Der Warnowkurier lässt es schon mal duften: “In den vier Adventswochen duftet es vom Donnerstag , 27. November, bis 22. Dezember vom Rostocker Neuen Markt bis zum Kröpeliner Tor nach regionalen und exotischen Spezialitäten”. Ist es nicht schön?

Autor: Christian

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3 Gedanken zu „Advents-Stanzen“

  1. Archiv Kohlhof September: Da habe ich gestern Abend noch schnell in einem emotionalen Nebenbei-Posting meinen verfrühten, unerklärlichen Weihnachtsgefühlen Ausdruck verliehen, nur um jetzt bei einem Klick ins Archiv festzustellen, dass ich im vergangenen Jahr zu einem ganz ähnlichen Zeitpunkt schon einmal derlei Anwandlungen hatte. Hilfe…

    Ja, und woher kommts dann bei dir? Doch bestimmt nicht von der Bratwurst, die den angepriesenen Duft bei weitem übertrifft. Leider, leider ist nun mal Weihnachten eine kommerzielle Angelegenheit für die meisten geworden. Ja, und der Einzelhandel wird dieses Jahr bestimmt – trotz der Finanzkrise – nicht klagen können – habe ich gehört! Und irgendwie müssen halt alle von was leben, oder? Und ob nun die Urlaubsziele angepriesen werden, der neue LCD-Fernseher oder die neue Kamera oder der Weihnachtsmarkt … es gibt irgendwie keinen Unterschied mehr. Also, mach es zuhause anders, back Plätzchen, leg dazu deine Adventsmusik auf, höre “Last Christmas” – dieses n e u e Lied von George Michael (übrigens, ich liebe es und ja, es gehört dazu!) und dann wirds schon klappen, auf einmal ist wieder September – von den Gefühlen her, meine ich.

  2. Last Christmas I gave you my heart … yeah, yeah, yeah und dabei fällt mir ein: Ich war am Wochenende aufm Weihnachtsmarkt: in der Grenzstadt Kehl und stell dir vor, es hat gerochen und geduftet, nach Waffeln, nach Glühwein, nach Duftöl – und das schon von weitem!!! Also es gibt sie noch, die angepriesenen Weihnachtsmärkte, zumindest hier im Süden der Republik und ich glaube auch bei euch. Du musst nur auf den Richtigen gehen! Was ich aber beobachte, sie bestehen trotz allem vorwiegend aus Fressständen!

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