Entsagungen und Entbehrungen

Wieder mal Mittwoch, aber nicht irgendeiner: Aschermittwoch. Ich habe einen einsamen, wohl aber schweren Entschluss gefasst. Zur Feier das Tages, dass man ab dem heutigen Aschermittwoch endlich wieder ein paar Monate Ruhe hat vor den Närrinnen und Narren hat und weil heute die Fastenzeit beginnt, möchte ich nicht abseits stehen. Ich reihe mich ein in die Menge der Tapferen, die sieben Wochen auf etwas Angenehmes verzichten. Ich habe beschlossen, dem süßen Leben zu entsagen – bis Ostern. Lassen Sie es mich so zusammenfassen: Viel Gemüse, wenig Naschi. Also: Schwarzbrot statt Käsebrötchen, Salatschale statt Puddingteller, Tee statt Cappuccino, Obst statt Ritter Sport, Knäckebrot statt Erdnussflips. Sofern ich in den kommenden Wochen noch genug Kraft habe, werde ich meine Erfahrungen hier gerne veröffentlichen.

Fernsehseismograph

Diese Zweifel kennt wohl jeder: “Liege ich im Trend?” oder “Schwimme ich auch schön mit dem Strom?”, “Ist mein Geschmack massenkompatibel?”, “Muss ich doch öfter Hans Werner Olm im Fernsehen anschauen, um angesagt zu sein?” Indirekt beantwortet ein Blick auf die täglichen TV-Einschaltquoten einige dieser nagenden Zweifel. Auf den Internetseiten des Medienmagazins DWDL werden zumindest die Top-5 jedes Tages und dazu die jeden Monat erfolgreichsten Sendungen aufgelistet.

Die Einschaltanalyse von der Gesellschaft für Konsumforschung ist für jede Fernsehstation wie eine Art Seismograph: Nackte Zahlen, wer, wann mit wem was eingeschaltet hat, haben schon so manche Redaktion erschüttert und zahlreiche TV-Produktionen vorzeitig wegen daran gemessener akuter Erfolglosigkeit aus dem Verkehr gezogen.

H5N1-Arbeitsproben

Die Vogelgrippe war hier ja schon oft genug Thema. Heute nun noch ein Zusammenschnitt der diversen Hörfunk-Beiträge der zurückliegenden Woche.

Routine am Rügendamm

Am ersten Tag gab es noch dicke Staus auf der einzigen Landverbindung von und zur Insel Rügen. Von 4 Stunden Wartezeit ist jetzt allerdings keine Rede mehr. Die Bundeswehrsoldaten in Schutzanzügen und mit Atemmasken winken die Autos langsam aber beständig durch, damit die Wagen über die Matte fahren können, die mit Desinfektionsmittel getränkt ist.

So sieht das aus (während der Fahrt aufgenommen, deshalb leider leicht verwackelt). Da, wo gerade der Volvo bremst, liegen die Matten:

Dekontaminationsstelle der Bundeswehr am Rügendamm

Vogelgrippe-Einsatz IV.

Zurück von der Insel. Nachdem sich die Vogelgrippe-Lage gestern Abend zu entspannen schien, gab es heute Vormittag noch mal richtig viel zu tun: Heute morgen gab es einen Verdachtsfall, dass auch bei einer Hausente in einem Stall im Südosten der Insel das Vogelgrippe-Virus nachgewiesen worden war. Im Laufe des Nachmittags gaben die Fachleute dann Entwarnung: Keine Vogelgrippe in einem Nutztierbestand. Wegen dieser brisanten Meldung hatten wir auf dem Ü-Wagen bis Mittag trotzdem genug zu tun: Live-Gespräche im 15-Minuten-Takt mit RBB-Inforadio, WDR2, MDR Info, Nordwestradio, dazu noch zwei Aufzeichnungen mit der Welle Nord und N-Joy.

Gestern mehrere ARD-Sammelangebote, ein Live-Gespräch mit WDR5, ein Beitrag für SWR1 Rheinland-Pfalz, heute dann noch ein Beitrag für den Deutschlandfunk über einen Seelsorger, der Geflügelbesitzer tröstet, deren Tiere vorsorglich getötet werden mussten.

Weil sich das Geschehen, vor allem was die politische Diskussion angeht, nun immer mehr in Schwerin, Berlin und Brüssel abspielt, ist mein Rügen-Intermezzo beendet.

Morgen habe ich frei (wenn nicht irgendwelche Horrormeldungen dazwischen kommen.

Vogelgrippe-Einsatz III.

Ungewöhnliche Situationen erfordern und gewöhnliche Entscheidungen. Weil es immer mehr Fälle von Vogelgrippe gibt, inzwischen nicht mehr nur auf Rügen, sondern auch schon auf dem Festland, habe ich meinen Urlaub verschoben. Ab heute bin ich wieder auf der Insel im NDR/ARD-Einsatz.

Links zum Thema Vogelgrippe:

Robert-Koch-Institut

Welt-Gesundheitsorganisation

Deutsches Ärzteblatt

München

Bevor mein Urlaub morgen Vogelgrippe-bedingt vorzeitig beendet sein wird, hier ein kurzer Rückblick auf ein Wochenende in der allem Anschein nach H5N1-freien Zone, wo Laptop und Lederhose das Bild bestimmen: München. Sechseinhalb Stunden Fahrt brachten uns am Freitag in die Hauptstadt des Freistaates Bayern.

Erster Termin: Einchecken im Best Western an der Dachauer Straße. Es sollte sich herausstellen, dass das Best Western wohl doch besser den Namen Average Western oder so verdient hätte. Oder anders: Wenn unser Hotel sich schon die Bezeichnung “Best” gibt, dann wollen wir nicht wissen, wie es in den “durchschnittlichen” Western-Hotels aussieht. Nun gut, ich will das nicht überbewerten, dieser Aspekt ist sowieso ein Beitrag zur Rubrik “Jammern auf hohem Niveau”, soll aber nicht unerwähnt bleiben.

Zimmer 404 überraschte uns mit einer kleinen Küchenzeile hinter Schranktüren: Mikrowelle, Herd und Kühlschrank standen bereit. Sogar Geschirr gab es – und genau das hatte vor Jahr und Tag mal jemand benutzt und dann einfach wieder in den Schrank gestellt. In einer Kaffeetasse waren die restlichen Tropfen der braunen Brühe zu klebrig anmutenden Pickeln vergoren. So werden sie da schon mehrere Monate, wenn nicht gar Jahre, in der Tasse gelebt haben.

Es klingelte: Vor der Tür ein Klempner mit schwerem Werkzeugkoffer, blauem Overall und wirrem Rest-Haar. Er bedauere die Störung, aber es sei nun an der Zeit, die Wasserhähne am Waschbecken und in der Dusche zu kontrollieren. Das sei nötig, weil irgendetwas mit den Leitungen umgestellt worden sei. Deshalb blubbere nun ganz viel Dreck durch die Rohre, der sich in den Sieben am Wasserhahn sammelt. Während der ebenso leut- wie redselige Installateur seinem Tagwerk nachging, erklärte er uns den Arbeitsaufwand: 188 Zimmer müssten kontrolliert werden, an einem Tag, da müsse man notfalls auch leider mal Gäste stören. Nach gefühlten zehn Minuten zückte er die Liste mit Zimmernummern. Wir bedankten uns für die ausführlichen Erläuterungen, verzichteten aber auf weitere Details. “Für ihre Geduld spendiere ich Ihnen einen neuen Duschkopf”, sagte der Blaumann, nachdem er eigentlich schon alles ganz genau kontrolliert hatte, stieg noch einmal in die Dusche und schraubte gönnerhaft eine neue Brause an den Schlauch. Dann ging er. „München“ weiterlesen

Casio-Mucke aus Palau

241 Inseln bilden die Republik Palau im Pazifischen Ozean. Die Hauptstadt heißt Koror, aber auf Ost-Babelthuap entsteht gerade eine neue Hauptstadt, weiß Wikipedai zu berichten. Man spricht dort Englisch, aber auch gerne mal Tobi oder Sonsorolesisch. 20.000 Einwohner gibt es dort. Einige von denen machen Musik, und die kann man weltweit hören, denn WWFM 89.5 Palau hat einen Internetstream. “Just imagine sitting near the water and listening to the swinging rhythms of Palauan music”, rät die Internetseite einen Palau-Fans. Man möchte beim Hören aber trotzdem nicht unbedingt gleich die Koffer packen und ans andere Ende der Welt ziehen – aber das kann viele Gründe haben. Eine mögliche Ursache wäre, dass die “swinging rhythms of Palauan music” so klingen, als bestünde die Ausstattung des Ton-Studios aus einem Casio-Keyboard und mehr nicht, während die Sänger, zumindest für unsere überheblichen westlichen Ohren, so klingen, als suche Palua immer wieder den Superstar (PSDS) und alle Bewohner werden einzeln und nacheinander gezwungen mitzumachen. Trotzdem, ein bisschen Kreuzfahrt-Feeling kommt natürlich auf. Unwillkürlich sieht man vor dem inneren Auge am weißen Strand vor blauem Meer Baströckchen wippen, strahlende Barkeeper Cocktails mixen und dann ist da noch Captain Merrill Stubing, wie er wieder mal nicht auf der Brücke vom Loveboat steht… So könnte es stundenlang weitergehen…. Eben wurde übrigens durchgesagt, dass morgen eine wichtige Einwohnerversammlung mit dem Gouverneur ist – alle sollen bitte pünktlich sein. Nun gut. Das sind hinreichende Gründe für diese sonntägliche Musikempfehlung einen Internetstreams: Heute: Live WWFM 89.5, Palau Hier ist der Stream für den MediaPlayer, allerdings mit gerade mal 20kbps (das ist rein rechnerisch ein Bit für jeden Einwohner…). … Ich war eigentlich schon fertig – und dann traute ich meinen Ohren kaum. Da lief eben die Palau-Version von … na? Von “Schuld war nur der Bossa Nova”. Weil’s sonst niemand glauben würde, habe ich mal schnell einen Mitschnitt gemacht. Da: [audio:palau_bossanova.mp3]

Vogelgrippe-Einsatz II.

Heute um 5.00 Uhr auf Rügen gewesen. Mit dem Ü-Wagen in Schaprode mit Techniker und noch einem Kollegen.

  • Live-Gespräche mit hr-info, WDR2 und dem Info-Radio vom RBB.
  • O-Töne von einem Fachmann des Naturparks Vorpommersche Boddenlandschaft.
  • Mittagszusammenfassung als ARD-Lang-Sammel
  • Reportage aus einem Kindergarten in der Überwachungszone: Die Kleinen lernen, dass Vogelkadaver und Federn nicht mehr angefasst werden dürfen.
  • Aufsager Nachrichten NDR1 Radio MV
  • O-Ton Nachrichten NDR1 Radio MV
  • Korrespondenten-Gespräch L1ve (WDR)
  • ARD-Kurz-Sammel
  • ARD-Lang-Sammel
  • Jetzt bin ich ganz schön erledigt. Es ist 19:51 Uhr.

    Was für ein geiler Tag!

    Morgen is Urlaub!