Vogelgrippe-Einsatz III.

Ungewöhnliche Situationen erfordern und gewöhnliche Entscheidungen. Weil es immer mehr Fälle von Vogelgrippe gibt, inzwischen nicht mehr nur auf Rügen, sondern auch schon auf dem Festland, habe ich meinen Urlaub verschoben. Ab heute bin ich wieder auf der Insel im NDR/ARD-Einsatz.

Links zum Thema Vogelgrippe:

Robert-Koch-Institut

Welt-Gesundheitsorganisation

Deutsches Ärzteblatt

München

Bevor mein Urlaub morgen Vogelgrippe-bedingt vorzeitig beendet sein wird, hier ein kurzer Rückblick auf ein Wochenende in der allem Anschein nach H5N1-freien Zone, wo Laptop und Lederhose das Bild bestimmen: München. Sechseinhalb Stunden Fahrt brachten uns am Freitag in die Hauptstadt des Freistaates Bayern.

Erster Termin: Einchecken im Best Western an der Dachauer Straße. Es sollte sich herausstellen, dass das Best Western wohl doch besser den Namen Average Western oder so verdient hätte. Oder anders: Wenn unser Hotel sich schon die Bezeichnung “Best” gibt, dann wollen wir nicht wissen, wie es in den “durchschnittlichen” Western-Hotels aussieht. Nun gut, ich will das nicht überbewerten, dieser Aspekt ist sowieso ein Beitrag zur Rubrik “Jammern auf hohem Niveau”, soll aber nicht unerwähnt bleiben.

Zimmer 404 überraschte uns mit einer kleinen Küchenzeile hinter Schranktüren: Mikrowelle, Herd und Kühlschrank standen bereit. Sogar Geschirr gab es – und genau das hatte vor Jahr und Tag mal jemand benutzt und dann einfach wieder in den Schrank gestellt. In einer Kaffeetasse waren die restlichen Tropfen der braunen Brühe zu klebrig anmutenden Pickeln vergoren. So werden sie da schon mehrere Monate, wenn nicht gar Jahre, in der Tasse gelebt haben.

Es klingelte: Vor der Tür ein Klempner mit schwerem Werkzeugkoffer, blauem Overall und wirrem Rest-Haar. Er bedauere die Störung, aber es sei nun an der Zeit, die Wasserhähne am Waschbecken und in der Dusche zu kontrollieren. Das sei nötig, weil irgendetwas mit den Leitungen umgestellt worden sei. Deshalb blubbere nun ganz viel Dreck durch die Rohre, der sich in den Sieben am Wasserhahn sammelt. Während der ebenso leut- wie redselige Installateur seinem Tagwerk nachging, erklärte er uns den Arbeitsaufwand: 188 Zimmer müssten kontrolliert werden, an einem Tag, da müsse man notfalls auch leider mal Gäste stören. Nach gefühlten zehn Minuten zückte er die Liste mit Zimmernummern. Wir bedankten uns für die ausführlichen Erläuterungen, verzichteten aber auf weitere Details. “Für ihre Geduld spendiere ich Ihnen einen neuen Duschkopf”, sagte der Blaumann, nachdem er eigentlich schon alles ganz genau kontrolliert hatte, stieg noch einmal in die Dusche und schraubte gönnerhaft eine neue Brause an den Schlauch. Dann ging er. „München“ weiterlesen

Casio-Mucke aus Palau

241 Inseln bilden die Republik Palau im Pazifischen Ozean. Die Hauptstadt heißt Koror, aber auf Ost-Babelthuap entsteht gerade eine neue Hauptstadt, weiß Wikipedai zu berichten. Man spricht dort Englisch, aber auch gerne mal Tobi oder Sonsorolesisch. 20.000 Einwohner gibt es dort. Einige von denen machen Musik, und die kann man weltweit hören, denn WWFM 89.5 Palau hat einen Internetstream. “Just imagine sitting near the water and listening to the swinging rhythms of Palauan music”, rät die Internetseite einen Palau-Fans. Man möchte beim Hören aber trotzdem nicht unbedingt gleich die Koffer packen und ans andere Ende der Welt ziehen – aber das kann viele Gründe haben. Eine mögliche Ursache wäre, dass die “swinging rhythms of Palauan music” so klingen, als bestünde die Ausstattung des Ton-Studios aus einem Casio-Keyboard und mehr nicht, während die Sänger, zumindest für unsere überheblichen westlichen Ohren, so klingen, als suche Palua immer wieder den Superstar (PSDS) und alle Bewohner werden einzeln und nacheinander gezwungen mitzumachen. Trotzdem, ein bisschen Kreuzfahrt-Feeling kommt natürlich auf. Unwillkürlich sieht man vor dem inneren Auge am weißen Strand vor blauem Meer Baströckchen wippen, strahlende Barkeeper Cocktails mixen und dann ist da noch Captain Merrill Stubing, wie er wieder mal nicht auf der Brücke vom Loveboat steht… So könnte es stundenlang weitergehen…. Eben wurde übrigens durchgesagt, dass morgen eine wichtige Einwohnerversammlung mit dem Gouverneur ist – alle sollen bitte pünktlich sein. Nun gut. Das sind hinreichende Gründe für diese sonntägliche Musikempfehlung einen Internetstreams: Heute: Live WWFM 89.5, Palau Hier ist der Stream für den MediaPlayer, allerdings mit gerade mal 20kbps (das ist rein rechnerisch ein Bit für jeden Einwohner…). … Ich war eigentlich schon fertig – und dann traute ich meinen Ohren kaum. Da lief eben die Palau-Version von … na? Von “Schuld war nur der Bossa Nova”. Weil’s sonst niemand glauben würde, habe ich mal schnell einen Mitschnitt gemacht. Da: [audio:palau_bossanova.mp3]

Vogelgrippe-Einsatz II.

Heute um 5.00 Uhr auf Rügen gewesen. Mit dem Ü-Wagen in Schaprode mit Techniker und noch einem Kollegen.

  • Live-Gespräche mit hr-info, WDR2 und dem Info-Radio vom RBB.
  • O-Töne von einem Fachmann des Naturparks Vorpommersche Boddenlandschaft.
  • Mittagszusammenfassung als ARD-Lang-Sammel
  • Reportage aus einem Kindergarten in der Überwachungszone: Die Kleinen lernen, dass Vogelkadaver und Federn nicht mehr angefasst werden dürfen.
  • Aufsager Nachrichten NDR1 Radio MV
  • O-Ton Nachrichten NDR1 Radio MV
  • Korrespondenten-Gespräch L1ve (WDR)
  • ARD-Kurz-Sammel
  • ARD-Lang-Sammel
  • Jetzt bin ich ganz schön erledigt. Es ist 19:51 Uhr.

    Was für ein geiler Tag!

    Morgen is Urlaub!

    Vogelgrippe-Einsatz

    Was für ein Arbeitstag. Nur schnell im Telegrammstil:
    Ab 13 Uhr auf Rügen, Ü-Wagen am Fundort der Schwäne, die mit dem Vogelgrippe-Erreger H5N1 infiziert waren:
    Live-Gespräch Bremen 4, Korrespondentengespräch mit l1ve (WDR), ARD-Sammelangebot lang.
    Dann noch dieses Foto gemacht:
    Toter Schwan auf dem Eis in einer Bucht von Rügen
    Das Bild zeigt einen der toten Schwäne, die am Anleger der Wittower Fähre auf Rügen auf dem Eis der Ostsee liegen. Am Ufer gabe es einen regelrechten Medienanstrum: Fernsehteams und Radioreporter sowie Fotografen waren seit den frühen Morgenstunden dort im Einsatz. Auf dem Fels im Bild liegen Mikrofonund Kabel eine dänischen Fernsehteams.
    Rund 100 tote Vögel haben Mitarbeiter des Ordnungsamtes und Tierärzte heute auf der Ostseeinsel eingesammelt. Nach der Nachricht von zwei mit der Vogelgrippe infizierten Schwänen wurde am Nachmittag bekannt, dass auch ein Habicht mit der Tierseuche infiziert worden ist und daran gestorben ist.
    Die Behörden haben Sicherheitsmaßnahmen angeordnet: Im Umkreis um die Fundorte darf ein Geflügel mehr transportiert werden. Die Tiere dürfen nicht mehr im Freien bleiben. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die Erreger von den Wildvögeln auf Zuchttiere überspringen.
    Wie sich die Schwäne infiziert haben, ist unklar. Eine Vermutung ist, dass die Tiere aus dem Baltikum oder Russland stammen und von dort vor den eisigen Minusgraden in vergleichsweise wärmere Regionen wie den Raum Rügen gezogen sind.
    Die Lage sei ernst, aber es geben keinen grund zur Panik, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer. Am Donnerstag sollen die endgültigen Untersuchungsergebnisse der Schwäne vorliegen.

    Ich muss ab 5:30 wieder am Ü-Wagen auf Rügen sein. Gute Nacht. Bleiben Sie von den Vögeln fern.
    Die Musik des Tages (“Karat – Wenn eine Schwan singt”) entfällt aus technischen Gründen.

    Vater und Sohn

    Jedes Jahr kürt eine Jury die besten, aussagekräftigsten, eindrucksvollsten Pressefotos. In mehreren Kategorien vergeben die Fachleute Preise. Den ersten Platz belegte und damit den Titel “World Press Photo” erhielt ein Foto von einer Frau mit ihrem Kleinkind aus Niger. Hier nun also ein Blick in einige anderen Kategorien.

    Das erste, was einem beim Betrachten dieses Bildes auffällt, sind die Augen von Vater und Sohn. Es sind ausdrucksstarke Blicke, die sich beide zuwerfen. Sie schauen sich besonders eindringlich an.

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    Der Junge blickt konzentriert auf den Hemdkragen seines Vaters. Schaut zu ihm auf. Er schließt die Knöpfe. Sein Vater hat sich leicht zu ihm hinuntergebeugt. Sein Blick ist so tief, wirkt so dankbar, zugleich so verzweifelt, so hilflos, so leer. Der Mann ist auf die Hilfe seines Kindes angewiesen: Ihm fehlen beide Hände. Sie wurden vermutlich abgehackt – Sierra Leone ist vom Bürgerkrieg durchschüttelt. Andere Menschen, auch Frauen und Kinder zu verstümmeln, ist das brutale Alltagsgeschäft der verfeindeten Rebellen in diesem Krieg, in dem es auch um Diamanten geht.

    Bildnachweis:
    1st prize Contemporary Issues Singles
    Yannis Kontos, Greece, Polaris Images
    Boy helps his father to dress, Sierra Leone
    (World Press Photo)

    Vogelgrippe in Deutschland

    Der Verdacht hat sich bestätigt: Die toten Schwäne von Rügen waren mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert. Das sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth, soeben im Morgenmagazin des ZDF. Fachleute hatten Gewebeproben der toten Vögel in der Nacht weiteren Test unterzogen.
    «Wir können sicher sein, dass diese Tiere den auch für Menschen gefährlichen Vogelgrippeerreger des Typs H5N1 haben», sagte Kurth. Urlauber hatten die Tiere in der vergangenen Woche auf Rügen gefunden. Die Kadaver sind im Eis im Hafen von Wittow eingefroren. Einem Bericht des ARD-Hörfunks zufolge ringe dort ein weiterer Schwan mit dem Tod.
    Die Landestierärztin von Mecklenbugr-Vorpommern, Maria Dayen, sagte, im Radius von 10 Kilometern rund um den Fundort würden jetzt Geflügelbetriebe kontrolliert. Sie werden klinisch untersucht, um herauszufinden, ob sich bereits Nutztiere angesteckt haben. Im Umkreis von 3 Kilometern dürfe kein Geflügel mehr transportiert werden.
    Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) rief die Geflügelhalter zu besonderer Vorsicht auf. Bundes-Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) hat angeordnet, dass zum Schutz vor der Vogelgrippe bereits ab Freitag deutsches Nutz-Geflügel nur noch im Stall gehalten und nicht mehr ins Freie gelassen werden darf.

    Post an Wagner

    Franz Josef Wagner schreibt jeden Tag auf Seite 2 der Bild eine Kolumne, die “Post von Wagner” heißt und mit denen der Autor den Empfängern wahlweise ins Gewissen redet, sie öffentlich demütigt oder sonstwie zur Schau stellt. Heute widmet er sich dem dynamischen Olympiaduo, Waldemar Schmidt und Harald Schmidt. Das ist die Gelegenheit für eine Replik, bei der nur ein paar Wörter – die kursiven – ausgetauscht und der erste Absatz weggelassen werden müssen:

    Lieber Herr Wagner,
    (…)
    Ich habe nun ihre Kolumne schon öfter gelesen. Ich konnte nicht aufhören. Ich wollte die ganze Zeitung aus dem Fenster schmeißen. Was für Verallgemeinerungen musste ich lesen. Wagner als Moralapostel im Dauereinsatz, als Besserwisser auf Seite 2. Und Wagner scheinheilig anteilsvoll zu den Eltern der Leipziger Irakgeiseln: “Ich frage mich, warum die Eltern dieser Söhne alleine weinen müssen.”
    Es gibt Zeitungen, bei denen man sich schämt, dass man Augen hat.
    Bitte, bitte, hören Sie auf. Es ist besser, den Schwanz einzukneifen und sich wegzuschleichen, als Idiot für immer zu sein. Das Konzept stimmt nicht. Tagesgeschehen und Platitüden sind so falsch wie (sic!) Lachen beim Sex. Kein Grimmepreis für Wagner, allerletzer Platz. Und allerletzte Frage: Gehen Sie betrunken ans Schreiben?
    Herzlichst,
    Ihr
    Christian Kohlhof

    Vogelgrippe: H5N1-Verdacht in Mecklenburg-Vorpommern

    Die Vogelgrippe hat Deutschland erreicht. In Mecklenburg-Vorpommern seinen vier tote Schwäne entdeckt worden, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums am Abend in Berlin.

    Diesen Angaben zufolge habe ein Schnelltest ergeben, dass zwei Tiere mit dem auch für Menschen gefährlichen Virus H5N1 infiziert gewesen seien. Das berichtet der Norddeutsche Rundfunk auf seiner Internetseite . Es seien aber noch weitere Tests notwendig, um Gewissheit über die Todesursache der Vögel zu erlangen. Gewebeproben sollen nun in einem britischen Labor untersucht werden. Im Radius von drei Kilometern um den Fundort der Kadaver sei eine Schutzzone eingerichtet worden.

    Die Sprecherin des Schweriner Landwirtschaftsministeriums sagte Stern.de, sämtliche Geflügelbetriebe in der Region würden untersucht, Geflügeltransporte seien nur noch in Ausnahmefällen erlaubt.

    Auf der Internetseite des Agrarministeriums hieß es am Abend nur knapp , dass der Verdacht bestehe, dass zwei Schwäne an H5N1 verendet seien.

    Deshalb sei der Termin, heimisches Geflügel nur noch in Ställen zu halten, nun auf den 17. Februar, also Freitag vorgelegt worden. Bislang hatte Agrarminister Seehofer (CSU) die Stallpflicht auf Montag, 20. Februar, vorverlegen wollen. Eigentlich war sie erst für den 1. März geplant. Nun sind auch Geflügelschauen verboten.

    Die Sorgen wegen der Vogelgrippe seien immer größer geworden, hatte Seehofer den Entschluss begründet. In Österreich waren zuvor ebenfalls verendete Schwäne gefunden worden. Sorge bereitet den Experten auch, dass in Kürze der Vogelzug zurück gen Norden beginnt. Dadurch könnte das Virus auf mehreren Routen nach Deutschland eingeschleppt werden.

    Weitere Berichte über die Rügener Schwäne gibt es bislang nur bei der Oberhessischen Presse (Vogelgrippe hat Deutschland erreicht) und ausführlich bei Stern.de (Rügen:Vogelgrippe-Verdacht in Deutschland), sowie bei Focus-online und beim Mitteldeutschen Rundfunk. .