… der ganze Scheiß

Exklusivmeldung

Blöde Panne beim G8-Gipfel in St. Petersburg. Während US-Präsident George W. Bush und Großbritanniens Premier Tony Blair Weltpolitik erörterten, merkten sie nicht, dass ein Mikrofon vor ihnen das Gespräch direkt in alle Welt trug. Bush redete von dem ganzen Hisbollah-Scheiß und dass Kofi Annan das nicht richtig angehe – und er machte süffisante Bemerkungen über einen Pullover, den Blair ihm geschenkt hatte. Lustig, lustig.

Nun stellt sich uns die Frage: Was wäre wohl zu hören gewesen, wenn in Stralsund oder Trinwillershagen ein Mikrofon zur falschen Zeit am richtigen Ort offen gewesen wäre? Hier sind – exklusiv auf kohlhof.de – die Top 5.

5.) Nie im Leben werde ich einen von diesen seltsamen Salzheringen in mich reinwürgen, die mir der Typ im Kleid vorhin gleich fass-weise aufgenötigt hat. Das Zeug können die Typen von Greenpeace haben, die können die Viecher wieder aufpeppeln und aussetzen. Dann haben die wenigstens was zu tun.

4.) Hey, seit wann habt ihr denn das Wildschwein auf dem Grill, seit drei Tagen? Oder mögt ihr das so, very well done? Wenn ihr’s noch zehn Minuten weiter brutzelt, könnt ihr es als Brikett in euren alten Braunkohleöfen verfeuern.

3.) Was macht der zerzauste, knitterige alte Mann da auf dem Roten Teppich – und what heißt das?! Ringstorff ?!?!.

2.) Echt super, Eure Sicherheitsvorkehrungen rund um die City. Hier kommt keiner so einfach rein oder raus. Und wie lange lasst Ihr die Leute hier so für gewöhnlich drin? Ich mein, wir haben so was auch, aber Euer Alter Markt ist viel hübscher als unser Guantanamo.

1.) Ist ja ganz nett hier, aber warum sind hier nur gut gelaunte Menschen, und warum winken die mir alle beseelt zu. Ich denke, ihr habt die Diktatur abgeschafft, Angie. Habt ihr doch, oder, Angie? Nee, jetzt sachma im Ernst, also, das ist doch vorbei, oder?

So war das mit Herrn Bush

Aktuell

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Die Air Force One wartet in Rostock-Laage auf ihren wichtigsten Pasasgier – und dass endlich mal jemand die verdammten Koffer an Bord bringt.

Die Belagerung sei nicht ganz so verheerend gewesen wie durch Wallensteins Truppen – aber anstrengend genug. So fasste eine Stralsunderin den Tag des Präsidentenbesuchs in der Hansestadt in Vorpommern zusammen, als sich Mr. Bush und Kanzlerin Merkel schon längst und vor allem weit weg an gegrilltem Wildschwein labten.

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Schneller Abschied: Herr Bush schreitet forsch auf den Roten Teppich, um sich vom Ministerpräsidenten Ringstorff zu verabschieden. Das Wachbataillon der Bundeswehr steht Spalier auf dem Weg zur Gangway.

Ich war drei Tage lang im Reporterpool des NDR im Einsatz, um über den Arbeitsbesuch des US-Präsidenten in Mecklenburg-Vorpommern zu berichten. Bemerkenswert an der Visite waren meiner Auffassung nach zwei Dinge:

1.) Zur Kolonne des mächtigsten und auch am gefährdetsten Mannes gehört auch ein Krankenwagen, das ist nachvollziehbar. Aber auch der ist schwarz lackiert. “Haben die da für den Fall der Fälle schon weiter gedacht?” stellte ein Technik-Kollege daraufhin in den Raum.

2.) Trotz der Sicherheitsvorkehrungen mit drei Sicherheitszonen rund um den Schauplatz der Arbeitsvisite mit 12.500 Polizisten, Sicherheitsbeamten und Secret Service-Mitarbeitern, penibelsten Kontrollen und verhaltens-Vorschriften für die Innenstadtbewohner, die Türen und Fenster teilweise sogar versiegeln lassen mussten, war es Greenpeace-Mitgliedern gelungen, sich über Nacht im Turm der Nicolai-Kirche zu verstecken und kurz, bevor Bush samt Krankenwagen auf den Alten Markt rollte, neben der Turmuhr eine Luke zu öffnen und ein Transparent mit der Aufschrift “No Nukes, No War, No Bush” zu entrollen. Es dauerte nur wenige Minuten, und die Polizei hatte das Plakat, und alles, was damit zusammenhängt, vom Turm entfernt. Die Greenpeacer können bloß froh sein, dass die Scharfschützen auf den Dächern ringsum einen guten Tag hatten. Mr. President jedenfalls hat von diesem ganzen Theater nichts mitbekommen und konnte wenig später mit Chancelor Mörkel die deutsch-amerikanische Freundschaft auffrischen.

Er dürfte auch von der Gegendemonstration nichts mitbekommen haben, an der am Rande der Altstadt und somit weit abgeschlagen vom Alten Markt, knapp 1000 Menschen teilnahmen. Das waren viel weniger, als die Organisatoren erwartet hatten. Die Deutsche Friedensgesellschaft hatte mit bis zu 5000 Demonstranten gerechnet.

Drei aufregende Tage liegen hinter mir. Ein derartiges Großereignis habe ich noch nie erlebt. Das ging vielen Kollegen ähnlich. Der logistische Aufwand, der betrieben werden musste, um in Bild und Ton von dem Treffen in Mecklenburg-Vorpommern zu berichten, ist immens. Ich habe das bestimmt nicht vollständig durchschaut, aber dies sind meine Eindrücke und Erklärungsversuche.

Wer über ein Treffen von Regierungschefs der Kategorie wie in Stralsund berichten will, muss sich akkreditieren, also anmelden. Das Bundespresseamt hat 1600 Mitarbeiter von Medien aus aller Welt akkreditiert, nach einer genauen Überprüfung der Personalien bereits Wochen vorher. Die unglaublich hohen Sicherheitsanforderungen und -vorschriften haben die Arbeit vor und während des Präsidentenbesuchs entscheidend bestimmt.

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Illustre Liste: Für besondere Programmpunkte waren nur einzelne Reporter zugelassen – aus Platzgründen.

1600 Redakteure, Techniker und Assistenten, das ist zuviel, um alle überall hinzulassen. Bei Ereignissen dieser Größenordnung werden deshalb für die entscheidenden und wichtigsten Protokolltermine sogenannte Pools gebildet. Ein Kamerateam darf ganz nah ran, alle andere bleiben weit ab, zum Beispiel bei der Pressekonferenz, beim Grillen oder beim Eintrag ins Goldene Buch. Die Poolbilder werden allerdings live allen anderen Stationen zur Verfügung gestellt. Für das Treffen Merkel-Bush hatte das NDR-Fernsehen die Poolaufgabe. Die Livebilder von den besonders wichtigen Programmpunkten kamen also alle von NDR-Kameras, waren aber weltweit auf allen Kanälen zu sehen.

Auch die Hörfunkredaktionen der ARD haben einen Pool genutzt, der ebenfalls vom NDR zusammengestellt worden war. Das Team bestand auf redaktioneller Seite aus Kollegen (auch von anderen Anstalten) aus dem Hauptstadtstudio Berlin, von NDR Info, aus dem Landesfunkhaus Schwerin und aus den Regionalstudios Greifswald und Rostock. Um diese Einsätze zu koordinieren, waren drei Producer und Redakteure nötig – und natürlich jede Menge Techniker.

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Blick von einer Reporterkabine in eine andere Reporterkabine mit Schnittplatz und Bildschrim für die Poolbilder.

In einem Zelt des Pressezentrums am Hafen hat der Pool zehn Reporterkabinen genutzt. Jede einzelne war mit einem Schnittplatz, Mikrofon und Bildschrim für die Poolbilder ausgestattet. Hier saßen – besonders in den Morgenstunden – bis zu vier Redakteure gelichzeitig und haben Livegespräche mit den ARD-Anstalten aus dem gesamten Bundesgebiet geführt, teilweise im 20-Minuten-Takt. In den anderen Kabinen wurden lange und kurze Sammelberichte, die automatisch an alle Stationen übermittelt werden, produziert. Die Beiträge wurden von früh bis spät stündlich aktualisiert. Ich war mittendrin. Habe Sammelangebote produziert und auch einige Live-Gespräche geführt, sowohl mit RadioMV, als auch mit dem Nordwestradio in Bremen und dem Inforadio vom RBB.

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Von außen sehen die Kabinen nicht mal annähernd so interessant aus.

Auch für Reporter war die äußere, gelbe Sicherheitszone der einige Bereich, in dem sie sich frei bewegen konnten. Wer zu einem speziellen Termin näher ran wollte, musste sich gesondert anmelden und viel Wartezeit mitbringen. Hintergrund auch hier: Die Sicherheitsbestimmungen. So mussten die Kollegen, dier abends vom Grillen in Trinwillershagen berichten wollten, bereits vier Stunden vor her zum Sicherheitscheck ins Pressezentrum, um von dort aus dann in geschlossenen Gruppen per Bus zum Grillplatz gebracht zu werden.

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Arbeit im Pressezentrum. Für die Reporter vonZeitungen und Agenturen hatte das Bundespresseamt ein Zelt mit hunderten Schreibtischen, Telefonen und Steckdosen ausgerüstet. Die Fernseher zeigen die Poolbilder, damit man sozusagen trotzdem sieht, was Angie und Georgy geraden machen.

Während Stralsund nach dem Besuch schon wieder aufatmete, galt am Flughafen Rostock-Laage heute morgen noch immer die höchste Sicherheitsstufe: Dort stand die Air Force One auf dem Vorfeld. Heute morgen war ich mit einem Ü-Wagen dort, um über den Abflug des Präsidenten zu berichten.

Mehrere dunkle Punkte am Himmel kündigten an, dass der Präsident samt Mitarbeitern nun aus Heiligendamm einschwebt. Die Delegation hatte dort im Kempinski übernachtet.

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Erst landeten die eher unbequemen Hubschrauber mit dem Personal

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und dann der elegante Helikopter mit Herrn Bush und Condoleezza Rice an Bord.

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Da waren schon längst alle Objektive auf der Pressetribüne auf die Ausstiegsluke des Präsidenten-Helikopters gerichtet.

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Bush (li. ;-) stieg das recht schnell nebst Gattin zu seiner fliegenden Regierungszentrale hinauf, um noch einmal schnell zu winken…

Wenig später hob die Maschine ab mit dem Ziel St. Petersburg. Die Sicherheitsbestimmungen wurden schlagartig aufgehoben. Und auch dieser spezielle Bundeswehrwagen, der sich direkt vor mir aus einer Seitenstraßen neben dem Flughafen auf die Straße schob, konnte in die Kaserne zurückkehren.

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Greenpeace hängt Anti-Bush-Plakat an die Rügenbrücke

Wenige Stunden vor dem Besuch von US-Präsident Bush in Stralsund haben Greenpeace-Mitglieder ein weiteres Protestplakat an der im Bau befindlichen Rügendbrücke aufgehängt. Das Banner ist mit “No Nukes, No War, No Bush” beschriftet. Vier Greenpeace-Angehörige hängen in Kletterseilen unter dem Plakat. Ein Polizeihubschrauber kreist über der Brücke. Auch an der Marienkirche hängt noch das Plakat, das Greenpeace dort bereits gestern befestigt hatte. Die Stadt ist heute morgen so gut wie leer. Einige Geschäfte in der äußeren, “gelben” Sicherheitszone der Altstadtinsel haben geöffnet, andere haben Zettel ins Fenster gehängt: “Donnerstag geschlossen, wir sind im BUScH”. Eine ZEitung beim Bäcker kaufen war heute früh nicht möglich, weil der Lieferwagen nicht in die Altstadtstraßen fahren durfte.

Touchdown

21:31 – Die Airforce One ist in Rostock-Laage gelandet. 21:37 – Parkposition 21:39 – Gangway herangefahren 21:40 – Der Rote Teppich wurde an die Gangway gerollt. 21:41 – George und Laura Bush treten auf die Gangway 21:41 – Bundeswehrehrenbatallion steht am Roten Teppich 21:42 – Die Bushs kommen langsam die Treppen herunter, bleiben auf halber Strecke stehen. 21:42 – Mr. Bush betritt Mecklenburger Boden, Ministerpräsident Harald Ringstorff begrüßt ihn 21:43 – Ringstorff begleitet Bush zu einem Hubschrauber, der den Präsidenten Richtung Heiligendamm bringen soll 21:44 – Die Buschs besteigen den Hubschrauber, Ringstorff links ab 21:45 – Bush sitzt am Fenster und ißt etwas, vermutlich Knabberkram 21:47 – Bush kaut immer noch, der Hubschrauber rollt zur Startposition 21:49 – Der Hubschrauber hebt ab

Kurz vor dem Bush-Besuch

In gut zweieinhalb Stunden beginnt US-Präsident George W. Bush seinen Arbeitsbesuch in Mecklenburg-Vorpommern. Die Landung der Airforce One ist für 21:45 Uhr in Rostock-Laage geplant. Von dort wird ein Hubschrauber Bush und seine Frau Laura ins Kempinskis-Hotel nach Heiligendamm. Morgen ist ein Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel in Stralsund und Trinwillershagen geplant. An den Orten, die Bush besucht, herrschen Sicherheitsvorkehrungen, wie sie Mecklenburg-Vorpommern noch nicht erlebt hat. Ich bin in Stralsund im Pressezentrum, das das Bundespresseamt eingerichtet hat. Hier sind Journalisten aus aller Welt akkreditiert. Der NDR hat die Leitung für einen Reporter-Pool übernommen, der für die gesamte ARD vom Bush-Besuch berichtet. Hier sind mehrere Sprecherkabinen eingerichtet, von denen bis zu vier Reporter gleichzeitig live berichten können. Vor dem Pressezentrum in der Nähe der Promenade warten inzwischen zehn Reisebusse, die in wenigen Minuten zahlreiche Journalisten zum Flughafen bei Laage bringen. Zugang zu den einzelnen Stationen des Präsidenten-Besuchs haben auch Journalisten nur mit entsprechenden Zugangsberechtigungen, die nach einem aufwändigen Akkreditierungsverfahren erteilt wurden. Weil die Nachfrage so groß war, wurden einige Plätze ausgelost. So will es der Zufall, dass auf der Liste direkt unter dem “Nippon News Network” der “Warnowkurier” aus Rostock aufgelistet wird. Die Rostocker Innenstadt ist inzwischen Sicherheitszone. Um 18 Uhr mussten spätestens alle Autos aus der sogenannten Gelben Zone im Altstadtteil rund um den Alter Markt gebracht werden. Inzwischen bauen Polizisten, Arbeiter, Angehörige vom THW, Mitarbeiter des Bundespresseamtes und Sicherheitsbeamte die Podeste für Zuschauer, Journalisten und Staatsdelegationen auf. Die Stühle für die Kapelle stehen schon. Und auch das Rednerpult steht schon auf dem weißen Podest, eingehüllt in blauen Samt.