Ganz besondere An-Striche

Diesen Film kann man so zusammenfassen: 150 Liter Farbe sorgen in einem stillgelegten Kasernengebäude für den einen oder anderen optischen Akzent – und geben den kahlen, weißen Wänden ganz besondere An-Striche. Die gut 5000 Bilder, aus denen dieser fünf Minuten dauernde Stop-Motion-Streifen besteht, sind eine Diplomarbeit. Feder… pardon pinselführend war Student Tomislav Topic, der an der “Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim Holzminden Göttingen” (HAWK) studiert hat. Optisch ein Genuss, die Musik habe ich aber runtergeregelt.

Natürlich gibt es auch ein “Making-of” zu “True Colors”. Auf der Internetseite zum Filmprojekt unter true-colors.info.

Soundtrack

In iTunes zeigt meine Playlist gerade Songs wie “Thunderball”, “Dances with wolves” und “Moviola” – und das liegt am Komponisten: John Barry. Gerade eben kam die Nachricht, dass er gestorben ist. Seine Kompositionen hat jeder schon gehört bzw. gesehen. Der Soundtrack zu “Out of Africa” zum Beispiel klingt so bombastisch nach großer Leinwand, nach Abenteuer, Sehnsucht, Natur, nach Hass und Liebe – es ist einfach meisterhaft, was Musik ausdrücken kann, oder vielmehr: Wie John Barry es geschafft hat, mit seiner Musik die Handlungen auf der Leinwand zu untermauern. Dazu scheint auf jeden Fall ein gigantischer Bläser-Satz mit Hörnern, Posaunen und Tuben recht nützlich zu sein, wenn man gleichzeitig auch noch eine Armee an Streichern im Filmorchester hat. An Auszeichnungen hat ihm das ja immerhin auch fünf Oscars eingebracht.

Neben den vielen James-Bond-Soundtracks (“From Russia with love”, “Diamonds are forever”, “Goldfinger”) beeindruckt mich vor allem seine Komposition “Moviola” (zu finden als letzter Track auf diesem Album). Einfach nur sensationell.

Übrigens, selbst wenn Sie noch nie im Kino waren, keine Filme sehen und überhaupt optischen Vergnügungen abgeneigt sind, unfähig sind, Radios zu bedienen, sich aber immerhin dazu herabgelassen haben, als einzigen Tonträger eine Faith-no-More-Platte zu besitzen…. selbst dann haben Sie schon mal eine John-Barry-Komposition gehört. Die Indie-Band hat Anfang der 90er die Melodie von “Midnight Cowboy” gecovert, was im Vergleich zu anderen Songs auf dem Album “Angel Dust” doch recht züchtig klingt.

In der Interpreten-Datensammlung der BBC finden sich jede Menge Infos – und die zuletzt in den BBC-Wellen gespielten Barry-Nummern kann man sich da noch mal in kurzen Ausschnitten anhören (was – nebenbei bemerkt – ein faszinierendes Feature ist).

John Barry wurde 77 Jahre alt.

Alarmierende Postmoderne

Schmidt in Shanghai: als Gurkendieb, als Kunstkritiker und auf der Flucht.

Shanghai bietet viel für Touristen, wenngleich in der zentral befohlenen Urlaubszeit im Oktober so viele Chinesen von Ulumuqi und anderen Provinzen kommen, dass die Stadt noch mehr aus den Nähten platzt als sonst schon. So zwänge ich mich früh morgens von einem Drehkreuz in der U-Bahn zum nächsten und hoffe, dass die Dame am Schalter die richtige Strecke auf meine Karte geladen hat. Es wird sehr eng und ich presse meine Finger um die Tasche. Die soziale, klaustrophobische Fern- und Nahdiagnose meiner Mit-Steher beinhaltet Knoblauch, transpirative Anstrengung und einige Überraschungen mehr. Puh, nächste Station People´s Square, also der Platz des Volkes. Ich steige aus. „Alarmierende Postmoderne“ weiterlesen

Illusorisch gepinselt

Wand-Illusion

Sieht aus wie mit dem Computer nachträglich ins Bild kopiert, ist aber ein Kunstwerk, bei dem es auf die Perspektive ankommt.

Das sind doch mal Blickfänger: Die Kunstwerke des in der Schweiz geborenen Künstlers Felice Varini. Mathematische Formen und Figuren malt er auf Wände, Pfeiler, Türen, Fußböden und anderes. Aber eben nicht auf einem Stück, sondern in verschiedenen Abständen und auch mit den entsprechenden Verzerrungen. Aus dem richtigen – und einzig passenden – Blickwinkel betrachtet, ergibt sich trotzdem eine vollkommene Form. So wie bei den gelben Kreisen und Punkten auf dem Bild oben. Mehr Bilder gibt es auf der oben verlinkten Internetseite des Malers.

Termin-Tipps

Es ist gute Sitte und schöner Brauch, im Radio regelmäßig über illustre anstehende Termine zu informieren, damit sich geneigte Zuhörerschaft alltäglich bei Kulturellem, Kulinarischem, Konzertantem, Kunstvollem und/oder Komischen verlustieren kann. Ich erzähle darüber gerne im Radio, allerdings wäre mein Leben viel leichter, wenn vor allem die Galeristen unter den Kulturschaffenden die grundlegenden Gepflogenheiten einigermaßen erfolgreicher Pressearbeit beherzigen würden. Die Leute von Umweltschutzverbänden, Kindertagesstätten und dergleichen schaffen es ja auch, kurz, knapp und vor allem umfassend über ihre persönlichen Veranstaltungshighlights zu informieren. Nur von den Damen und Herren Galeristen bekommt man bloß irgendwelche Postkarten zugeschickt. Da steht dann drauf, wann die Ausstellung eröffnet wird, aber nicht, wann man sie in den Tagen danach besichtigen kann. Und wenn sich einer durchringt, das doch mal anzufügen, dann kann man sicher sein, dass nirgendwo die Öffnungszeiten stehen. Soll ich raten? Und ist an Feiertagen auch geöffnet? Stattdessen viel Geschwafel mit so sinngebenden Sätzen wie “Er hat etwas mitzuteilen […]. Man muss seine Bilder sehen”. Ja. Es ist mein Beruf zu recherchieren, ich mache das gern, ich werde dafür bezahlt. Nur wenn man für 1-Minute-20 mit Termintipps zehn Telefonate führen muss, entscheide zumindest ich mich zuweilen eher dafür, in der Terminmappe bloß weiterzublättern. Grundlegend sollte eine Pressemitteilung die Fragen beantworten, wer was wann wo wie und warum macht. Auch eine Telefonnumer für Rückfragen wäre nicht schlecht. Ich habe zu Hause noch eine vor Jahr und Tag verfasste Anleitung für die Pressearbeit von Vereinen und anderen auf dem Rechner liegen. Die werde ich hier mal online stellen. Ein Termin steht noch nicht fest, ich werde es aber rechtzeitig ankündigen. Und dann wird er hier rund um die Uhr zu lesen sein – auch an Feiertagen.

Gehwegkunst

Asphaltgemälde

Ausgrabungsstelle: Illusion mit Kreidestrichen.

Julian Beever braucht nur selten eine Leinwand. Ein paar Pflastersteine reichen ihm aus als Untergrund. Der Straßenmaler schafft es sogar, bei einigen Bildern einen 3D-Effekt auf den Asphalt zu zaubern. Und auf seiner Internetseite stellt er einige seiner äußerst vergänglichen Kunstwerke aus.

Puzzle-Kuh

Es gibt keinen besonderen Anlass, keinen speziellen Grund, der passen würde. Aber zur Feier des Tages veröffentlicht kohlhof.de heute einfach mal das Foto einer bunten Kuh. Da:

Puzzle-Kuh aus der Cow-Parade

Die Puzzle-Kuh, ein Souvenir aus Wien. Schick, nech?

Sie gehört zur weltweiten Kunst-Aktion Cow-Parade, bei der Künstler aus allen Ecken der Welt Rinder-Rohlinge nach ihren Vorstellungen gestalten. Die Exponate bereicherten dann das Straßenbild von Großstädten auf dem gesamten Globus. Dieses Modell gehört dazu, habe es aber auf die Schnelle nun nicht eindeutig im Internet gefunden. In anderen Städten gab oder gibt es ähnliche Aktionen. So stehen in München Löwen, in Berlin Bären und in Hamburg auch Figuren von diesem Hummel-Hummel-Typ, wenn ich mich nicht irre.

Mein Exemplar stammt aus Wien, wo ich im Frühjahr 2003 auf der wohl besten Uni-Exkursion meines Lebens war. Und weil ich bunt sowieso mag, habe ich das Vieh ohne mit der Wimper zu zucken in einem kleinen Designer-Laden gekauft. Zur Bestätigung hat mir die Verkäuferin dann doch tatsächlich eine Quittung über “1 Kuh” ausgestellt. Allein das war’s eigentlich schon wert, die kleine Nachbildung zu kaufen.

Das Original, das im Design etwas von dieser kleinen Kopie abweicht, war 2001 in Kansas City zu sehen. Vielleicht ist meine Kuh auch eine Fälschung. Ich bin mir plötzlich gar nicht mehr so sicher. Bin ich einem Rinder-Fälscher aufgesessen? Wer Rinder nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte Rinder in Umlauf bringt… Ich mag sie trotzdem.

Frucht-Arrangement

Diese Bild ist ein Hinkucker! Das Motiv hängt im Cafe Paula in Rostock. Und man muss zweimal hinsehen, bis man erkennt, was es darstellt.

Buntes Gemälde im Cafe Paula

Dies ist nur ein Ausschnitt, das ganze Bild wirkt wie eine Tapete, und es zeigt mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Beim ersten Blick glaubte ich, bunte Sommerfrüchte zu erkennen, Pflaumen, Äpfel, Birnen und dergleichen. Erst bei genauerem Hinsehen wurde mir klar: Da sitzen auch Frauen, und die Früchte liegen in Körben. Mir gefällt’s, auch, weil’s so bunt ist.