Abgekoppelt

Ich habe die schlimmsten Minuten meines noch so jungen Lebens hinter mir: Mein DSL-Modem-Router hatte den Geist aufgegeben – nach drei Jahren treuen Dienstes wollte keines der vielen grünen Lämpchen mehr leuchten. Heute, als ich beim Frühdienst im Studio weilte, muss es passiert sein. Vielleicht noch ein letztes Flackern und Flimmern, ein digitales Aufbäumen im Todeskampf sozusagen, und dann ist er für immer ausgegangen – vermutlich mit einem kaum zu vernehmenden Britzeln irgendwo da drin in seinem inzwischen kalten grauen Kasten.
Ich war abgekoppelt vom Netz der Netze und deshalb geschockt und trotzig. Ach, ich halte das auch mal ein paar Tage so aus, habe ich mir gedacht. So ganz ohne Internet. Wird schon gehen, lese ich eben mal ein Buch. Hat nicht geklappt. Nach drei Minuten wurde ich unruhig. Ich hatte schließlich schon seit Ewigkeiten kein Buch mehr in der Hand gehabt. Ich war total überfordert: Wo stellt man die Schrift größer, kann man denn gar keine Plugins installieren und vor allem: Wo klickt man, um umzublättern.
Das war mir dann zu doof. Ich bin in die nächstebeste Elektronik-Klitsche gelaufen und habe mir einen neuen grauen Kasten gekauft. Und noch einen. Denn Modem und Router in einem, das gabs da nicht. Und siehe da: Es funktioniert alles – nach nur zehn Minuten Fummelei und ein bisschen Netzwerk-Konfiguration. Herrlich. Happy End. Viel schneller als in diesen altmodischen Büchern.