Abgekoppelt

Ich habe die schlimmsten Minuten meines noch so jungen Lebens hinter mir: Mein DSL-Modem-Router hatte den Geist aufgegeben – nach drei Jahren treuen Dienstes wollte keines der vielen grünen Lämpchen mehr leuchten. Heute, als ich beim Frühdienst im Studio weilte, muss es passiert sein. Vielleicht noch ein letztes Flackern und Flimmern, ein digitales Aufbäumen im Todeskampf sozusagen, und dann ist er für immer ausgegangen – vermutlich mit einem kaum zu vernehmenden Britzeln irgendwo da drin in seinem inzwischen kalten grauen Kasten.
Ich war abgekoppelt vom Netz der Netze und deshalb geschockt und trotzig. Ach, ich halte das auch mal ein paar Tage so aus, habe ich mir gedacht. So ganz ohne Internet. Wird schon gehen, lese ich eben mal ein Buch. Hat nicht geklappt. Nach drei Minuten wurde ich unruhig. Ich hatte schließlich schon seit Ewigkeiten kein Buch mehr in der Hand gehabt. Ich war total überfordert: Wo stellt man die Schrift größer, kann man denn gar keine Plugins installieren und vor allem: Wo klickt man, um umzublättern.
Das war mir dann zu doof. Ich bin in die nächstebeste Elektronik-Klitsche gelaufen und habe mir einen neuen grauen Kasten gekauft. Und noch einen. Denn Modem und Router in einem, das gabs da nicht. Und siehe da: Es funktioniert alles – nach nur zehn Minuten Fummelei und ein bisschen Netzwerk-Konfiguration. Herrlich. Happy End. Viel schneller als in diesen altmodischen Büchern.

Autor: Christian

Der Verfasser aller Beiträge auf kohlhof.de

Ein Gedanke zu „Abgekoppelt“

  1. Also während des Lesens habe ich dich unglaublich bedauert, wie furchtbar, ich konnte mich da richtig reinversetzen, kein Internet, was macht man da?, abgeschnitten von der Welt, und da gibts dann nur noch das blöde Radio oder Fernsehen und eben die schwarzen Buchstaben. Aber du hast es ja wieder geschafft, toolll, gratulation!!! Aber ehrlich, nie könnte ich mir vorstellen, dass ich einen schönen Film im Internet sehe statt gemütlich auf der Couch zu sitzen, nie möchte ich meine Nachrichten übers Internet hören, doch viel lieber aus dem schwarzen Kasten und niiiieee möchte ich ein Buch am PC lesen, nein, da bin ich unglaublich altmodisch! Aber die Vorstellung, einen Tag ohne Internet, nein, wie furchtbar, hat eben alles seine zwei Seiten …

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