26 Millionen-Euro-Pudding

Hat jemand “Krieg und Frieden” Anfang des Monats im ZDF gesehen? Wers nicht getan hat, der hat womöglich nichts verpasst. Bei Deutschland-Radio Kultur gabs dazu jedenfalls damals einen 1a-Verriss zu hören (mp3-Datei bei dradio.de). Rezensent war Peter Claus.

Medienlese.com fasst die vielen vernichtenden Kritiken zu dem Vierteiler zusammen.

Ihnen im Radio

Manchmal ist es doch nicht so entscheidend, wie man etwas sagt. “Ich hör Ihnen immer inn Radio”, rief mir das Muttchen aus Rambow fröhlich durchs Telefon zu. Habe mich selten über einen Hinweis, dass meine Arbeit doch nicht unbeachtet verhallt, so gefreut wie in diesem Fall.

Manchmal Sport

“Ja, und dann musste ich ja noch zum Sport”, sagte die Kollegin, um im Pausenplausch auf ihre Wochenendaktivitäten hinzuweisen. “Was? Du machst Sport”, fragte ich mit gespielter Entgeisterung. Aber ein weiterer Kollege setzte die wirklich passende Anmerkung oben drauf: “Aber wohl nicht sehr oft, nä?”

Rauchfrei

Es ist an der Zeit, schon jetzt eine positive Bilanz des Nichtraucherschutzes in Mecklenburg-Vorpommern zu ziehen. Das Nichtraucherschutzgesetz gilt jetzt ja auch für Kneipen. Ich war nun schon mehrfach in Etablissements, die bis zum Ende vergangenen Jahres verräuchert und verqualmt waren. Dort wird jetzt nicht mehr graucht. Die Läden sind trotzdem voll. Wer rauchen muss, geht vor die Tür. Und meine Kleidung riecht nicht mehr nach Kippen. Herrlich, ich finds gut.

Antiker Schnaps

“Jetzt trinken wir erstmal nen Lütten”, befahl der Gastgeber nach deftigem Grünkohl mit allerlei Kartoffeln, Braten und Würstchen. Die Gäste nahmen die Idee dankbar an. “Ganz was Feines” wurde angekündigt. Die Toten Hosen haben schon über diese Sorte Schnaps gesungen, und dass man ihn bitte eisgekühlt zu sich nehmen möge. Wie fein dieser Tropfen aber war, sollte sich erst im Laufe des Abends herausstellen.

Als sich das Gebräu gerade mit wohliger Wärme in meinem Magen ans wohltuende Werk machte, warf ich – unbedarft und ahnungslos – einen Blick aufs Etikett. Folgendes stand dort zu lesen:

“Sie erhalten Bommerlunder überall in der Bundesrepublik, in West-Berlin, ferner in folgenden Staaten: Belgien, Niederlande, Dänemark, Grönland, Schweden, Norwegen, Großbritannien, Irland, Frankreich, Österreich, Italien, Schweiz, Spanien, USA, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Peru, Venezuela, Australien, Äthiopien, Japan, Thailand, Republik Kongo, Liberia, Republik Südafrika, Süd-West-Afrika, Kanarische Inseln, außerdem erhältlich auf fast allen deutschen und vielen Schiffen anderer Nationen und auf allen Routen der Deutschen Lufthansa.”

Diese kurze Reise um die Welt ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. West-Berlin gibt es seit dem 3. Oktober 1990 nicht mehr. Süd-West-Afrika hieß bis 1990 so, heute heißt der unabhängige Staat Namibia. Was mit Republik Kongo gemeint ist, ist nicht ganz klar. So gibt es sowohl die Demokratische Republik als auch die Republik Kongo. Die Demokratische Republik erhielt 1960 ihre Unabhängigkeit, hieß zwischen 1971 und 1997 allerdings Zaire, während die benachbarte Republik Kongo mit diesem Namen ab 196o zunächst Kongo-Brazzaville hieß. Das Land heißt seit 1991 Republik Kongo. Ein rascher Blick ins Internet brachte Klarheit.

Auf den Etiketten der Flasche finden sich keine Strichcodes, keine Embleme irgendwelcher Recycling- und Wertstoffketten, kein Mindesthaltbarkeitsdatum, keine Chargennummer, kein Marken- oder Gütesiegel, nichts. Allerdings ist dort zu lesen, dass der Schnaps einen Gehalt von 40 Volumenprozent hat. Laut Homepage hat Bommerlunder heute 38 Prozent. Und auf der Rückseite steht, dass der Fusel im Jahre 1760 zum ersten Mal hergestellt worden ist. Und weiter: “Das Rezept blieb, auch nach über 200 Jahren, so vollkommen und so unnachahmlich wie am ersten Tage.”

Das lässt folgende Schlüsse zu:

1.) Die Etiketten sind vor 1990 gedruckt worden

2.) Wenn tatsächlich “nur” die Republik Kongo gemeint ist, dann muss das Etikett vor 1971 gedruckt worden sein. Sonst würde da ja Zaire stehen.

3.) Wenn anzuhnehmen ist, dass Werbetexter immer das aktuellste Jubiläum erwähnen, dann hätten sie 1990 wohl eher formuliert: “Nach über 225 Jahren”. Es ist also zunächst anzunehmen, dass die Flasche zwischen 1960 und 1971 befüllt worden ist.

Antiker Aquavit. Wie es mit streng wissenschaftlichen Hypothesen so ist, gilt auch diese so lange als wahr, wie sie nicht widerlegt worden ist. Zur Erhärtung der Thesen werde ich demnächst mal eine Rechercheanfrage an Berentzen/Dethleffsen in Flensburg schicken, wann Etiketten mit diesem Text verwendet wurden, ob sich der Alkoholgehalt geändert hat (und wann) und was die Flasche wohl wert gewesen wäre, wenn sie der Gastgeber nicht in zuvorkommender Gastfreundschaft geöffnet und ihren historischen Inhalt mit Nachdruck an den Mann gebracht hätte.

Die Flasche stammt übrigens aus dem Bestand einer guten Bekannten, irgendwo, ganz hinten im Kellerregal hatte man sie einst entdeckt…

Über Nebenwirkungen ist bislang nichts beknnnnnnrlgfrtssssssssssssssss….

Ich dreh am Rad

Vor ein paar Wochen habe ich hier schon über meinen Notebook-Konfigurations-Einsatz berichtet. Heute war ich wieder am Ort des Geschehens, um nachzusehen, ob denn alles in Ordnung ist. Dabei bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mit Computern grundsätzlich eigentlich immer irgendwas schiefläuft. Geahnt habe ich es schon seit 1989, aber nun bin ich geneigt, tatsächlich daran zu glauben. Mal eben schnell was ändern, hier kurz klicken, da nebenbei fummeln, schon läuft alles wieder… das ist in der Theorie milliardenschwerer Hard- und Soft- und sonstwelcher-Ware-Konzerne vielleicht möglich. Die jahrelange Praxis ergibt ein anderes Bild. Das möchte ich mit dieser Situationsschilderung untermauern. Die Geschichte gehört in die Reihe “Jahrelang haben die Konzerne allen überflüssigen Tand an einem technischen Gerät wegrationalisiert um in der globalisierten Welt wenigstens mit ein paar Cent Gewinn überleben zu können – und plötzlich gilt das alles nicht mehr”.

Zum Laptop. Grundsätzlich zeigte sich dessen Besitzer mit der Leistung seines Computers zufrieden. Alles lief glatt und rund. “Nur der Klang, also,  die Lautsprecher. Mit denen stimmt irgendwas nicht”, teilte man mir mit. Und tatsächlich, um überhaupt rgendwas zu hören, musste man das Ohr schon auf den Lautsprecher drücken. Und selbst dann hatten selbst geübte Gehörgänge noch Mühe, Musik aus dem Rauschen von Lüfter, Festplatte und/oder CD-Laufwerk herauszufiltern. Ganz leise wimmerte im Hintergrund Internetradio.

Ein Klacks, dachte ich bei mir und sagte siegesgewiss, den Triumph vor Augen und schon nach Lob und Anerkennung heischend: “Das haben wir gleich.” Hatten wir dann aber nicht. Die Sonderfunktionstaste in Kombination mit der F11-Taste brachte jedenfalls keinen höheren Pegel,obwohl genau das auf dem Knopf Weiß auf Schwarz angedeutet war. Ein Rechtsklick aufs Lautsprechersymbol offenbarte: Die Audiosoftware ist bis zum Anschlag aufgedreht. Ein Blick in die Systemsteuerung machte deutlich: Die Hardware funktioniert, die Treiber sind aktuell und die Komponenten sind auch nicht stummgeschaltet oder sonstwie vergriesgnaddelt. Der Start der speziellen Soundkarten-Konfigurationssoftware offebarte eine schier unerschöpfliche Fülle an Sound- und Equalizer-Varianten, aber leider kein Häkchen, mit dem man zum Beispiel eine Stummschaltung des Systems hätte aufheben können.

Es war inzwischen dunkel geworden und ich fasste den Entschluss, mal einen Blick ins Bios zu werfen, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass man im Rückenmark des Rechners irgendwas mit den Lautsprechern einstellen kann. Konnte man auch nicht. Also, neu gestartet, Kopfhörer angestöpselt. Aber auch unter den Hörmuscheln war die Musik nicht zu vernehmen.

In solchen Fällen fragt man dann Onkel Google. “Lautsprecher Notebook Vista stumm” brachte die übliche Menge an Treffern, aber nur Blabla aus irgendwelchen Foren. Nachdem ich mich halb hindurchgekämpft hatte, stolperte ich über die Formulierung “Rädchen neben den Buchsen”. Und tatsächlich. Ein Blick neben die grüne Klinken-Buchse vorn am Rechner brachte es an den Tag: Dieses Laptop hat nicht nur Sondertasten zur Lautstärkeregulierung, eine Fernbedieung zur Lautstärkeregulierung und zwei Software-Anwendungen zur Lautstärke-Regulierung, nein, es gibt auch noch ein Rädchen (von der Größe her auf die Anatomie von Sechsjährigen ausgelegt), mit dem man die Lautstärke einstellen kann. Ich habe es bis zum Anschlag nach rechts aufgedreht, seitdem schallt Jürgen Markus durchs ganze Haus.

Das hat mich echt überrascht. Ich bin mit Computern groß geworden, bei denen die Knöpfe am Gehäuse mit dem Laufe der Jahre immer weniger wurden. Und plötzlich haben diese Computerfirmen wieder Geld, um kleine Rädchen einzubauen… das muss einem doch gesagt werden! Ich dreh am Rad, ehrlich.