Kräuterlimo

Bergwanderungen, stundenlang. Die sind Teil meiner Kindheitserinnerungen an Familienurlaube, die von Jahr zu Jahr wechselnd einmal ans Meer und im Sommer darauf in die Berge führten. Und dort waren vor allem das Staudamm-Bauen an klaren, kalten Gebirgsbächen einerseits und das Pausieren auf Alm- und Berghütten andererseits die Highlights auf jeder Kraxeltour.
Zur Erfrischung gab es dort dann entweder frische Milch, sozusagen direkt aus der Kuh oder Almdudler. Die Kräuterlimo mit dem gleichwohl herben wie belebenden Geschmack war ein exklusives Produkt aus Österreich, das auch nur dort vertrieben wurde. Zu den Souvenirs gehörte deshalb auch oft eine Flasche mit dem prickelnden Kräutergesöff. In Deutschland war das einfach nicht zu kriegen.
Auch deshalb sah man mich vor etwa einem Jahr noch mit einem Sechser-Träger Aldmudler (mit Zwei-Liter-Flaschen wohlgemerkt, also zwölf Litern) durch die Wiener Uno-City spazieren, weil ich vor der Heimreise in den Kräuterlimolosen Norden noch eine Notration für die nächsten Tage mitnehmen wollte.
Hamsterkäufe wie diese scheinen nun überflüssig zu sein. Heute Abend erhielt ich die Meldung, dass ein Discounter ganz in der Nähe, die Limoflaschen mit dem Trachtenpärchen nun im Sortiment hat. Die Limonade, die in Österreich so eine Art Nationalgetränk ist, wird auch von einem deutschen Brunnen zusammengerührt. Herrlich. Aber hoffentlich verliert das Kräuterwässerchen durch seine ständige Verfügbarkeit nicht seinen über Jahrzehnte aufgebauten Reiz…
PS: Wenn es jetzt bald auch noch Einbecker Brauherren-Pils hier im Osten geben sollte…

Autor: Christian

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3 Gedanken zu „Kräuterlimo“

  1. Eine erfrischende Kräuterlimonades lässt sich auch leicht aus frischer Schafgarbe ansetzen: Man nehme eine gute Handvoll Blüten und lasse diese über Nacht zusammen mit einer in Scheiben geschnittenen Zitrone und etwas Zucker in einem Liter Wasser ziehen.
    Die Schafgarbe blüht von Juni bis September auf Wiesen und an Wegrändern. Ihr Name leitet sich vom althochdeutschen Wort «garwe» ab, das soviel wie «Gesundmacher» bedeutet.

  2. Und der lateinische Gattungs-Name der Schafgarben, “Achillea”, geht angeblich auf Achilles zurück, der damit seine Wunden zu heilen pflegte – wie ich gerade lese. Ob er allerdings auch seine anfällige Ferse mit dem Zeug behandelt hat, war auf die Schnelle nicht herauszufinden…

  3. Das stimmt nur halb. Richtig ist (zumindest der Überlieferung nach), dass es sein Ziehvater und Kräuterkunde-Lehrer, der thesaulische Centaur Cheiron war, der die Wunden des Achilles mit Schafgarbe heilte. Wie dem auch sei – die Schafgarbe ist ein gar nützlich Kraut!

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