Japan

Japan im Frühjahr 2024: Tempel, Kirschblüten und Glückskatzen.

Drei Wochen Nippon. Da kommt was zusammen an Eindrücken und Fotos.

Mit dem Museumszug Richtung Insel

Mitten in Nordfriesland passiert täglich Eisenbahngeschichte: Arglos sitzt man in einem Kurswagen, was an sich schon selten genug ist – und dann kommt auch noch ein Heizwagen dazu.

Eine Fahrt nach Amrum kann ein echtes Abenteuer sein – wenn man auf das Auto verzichtet und mit dem Zug anreist. Das hat gut geklappt, wir waren pünktlich am Schiffsanleger – planmäßiger Betreiberwechsel, historischer Heizwagen und Kurswagen-Rangiererei inklusive. Und das auch noch mit Fahrrädern.

Wer eine Bahn-Fahrkarte nach Dagebüll bucht, um dort aufs Schiff zu steigen, kauft unter Umständen arglos ein Eisenbahn-Improvisations-Erlebnis. Das wird einem erst bewusst, wenn man mitten drin steckt. Und das geht so: Wer die DB-Navigator-App der Deutschen Bahn nach einer Fernverbindung nach Dagebüll fragt, bekommt freimütig ein Bouquet an Angeboten. Zum Beispiel den Intercity 2216 mit Halt in Dagebüll, direkt an der Mole. Streng genommen ist der Intercity 2216 aber nur der Wurmfortsatz von etwas viel Größerem, vom IC 2214 nach Westerland auf Sylt. Die ersten drei Wagen dieses elf Waggons umfassenden Zuges sind Kurswagen – so etwas gibt es nur noch in dieser Verbindung. Die ersten drei Wagen werden in Niebüll vom Rest des Zuges abgekoppelt, umrangiert und dann nach Dagebüll zur Mole gebracht.

Das allein wäre schon spannend. In Niebüll passiert noch mehr. Mitten in Nordfriesland übernimmt die Norddeutsche Eisenbahn Niebüll GmbH neg den Intercity 2216 – und das ist ja: ein Zug ohne Lok. Die besondere Herausforderung: Die neg hat nicht genug passende Lokomotiven für Züge wie diesen. Und hier kommt schließlich das Improvisations-Erlebnis: Die neg hat ein paar Triebwagen älteren Datums, die haben immerhin einen Motor. Aber: Die alten Regional-Zossen haben für die dicken fetten Intercity-Wagen nicht genug Power für Licht, Klima und was weiß ich denn noch). Darum hat die neg ein paar ausgemusterte uralte ehemalige Reisezugwagen zu Heizwagen umgebaut. Vereinfacht gesagt: Das ist nun ein Stromgenerator auf Schienen.

Die Fahrt mit dem Zug an die Nordsee bietet auch Zeitreise-Aspekte, was das rollende Material angeht.

Das alles hintereinander gehängt (IC-Wagen, Heizwagen, uralte Regio-Triebwagen) sieht aus wie eine zusammengewürfelte Fahrt von Eisenbahnschrott auf dem Weg zur vorerst letzten Ruhestätte am Eisenbahnfriedhof Mukran, ist aber ein Ferien-Reise-Standard-Angebot. Und damit dabei nichts schief geht, gibts in Niebüll wegen des Betreiberwechsels auch einen Personalwechsel. Während draußen am Bahnsteig Männer in ölverschmierten orangenen Arbeitsanzügen Wagen abkuppeln und Triebwagen rumpelnd herandröhnen, hört man drinnen charmante Durchsagen: „Wenn Sie das hier hören, dann sind Sie auf dem Weg nach Dagebüll. Wenn Sie da nicht hinwollen, sondern lieber nach Westerland, dann steigen Sie jetzt aus und steigen im anderen Teil dieses Zuges wieder ein.“ Wenig später rollen die Kurswagen im Schritttempo doch ein paar Meter weiter gen Sylt, aber nur, bis sie über eine Weiche hinaus sind, über die sie dann zurück zum zweiten Bahnhof der nordfriesischen Metropole geschoben werden – gut, technisch ist das ein Wechsel von einer Straßenseite auf die andere, aber Niebüll hat nun mal zwei Bahnhöfe: Einer gehört zur DB, der andere zur neg. Dort halten die Kurswagen dann wieder, die Fahrgäste der neg steigen auch noch ein – und dann gehts weiter Richtung Fährhafen.

Im DB-Navigator, also im Online-Ticket, ist zu diesem Schauspiel nichts zu erfahren. Man muss es wohl selbst erlebt haben. Das alles geht auch nur so lange gut, wie der Intercity des Weltkonzerns Deutsche Bahn in der planmäßigen Wagenreihung in Niebüll ankommt. Wenn das nicht der Fall ist, hängen die Kurswagen unerreichbar für die historische Eisenbahntechnik am falschen Ende des Schnellzuges – und dann ist Umsteigen vom einen Bahnhof zum anderen angesagt. Allerdings scheint das Personal der neg mit allen Wassern gewaschen zu sein – jedenfalls haben sie uns auf dem Rückweg ebenso freundlich wie nachdrücklich um diese Klippe herumgeschifft.

Schicke Echtzeit-Datenaufbereitung von Zügen und Zugbewegungen in Deutschland: bahn.expert

Das alles finden durchschnittliche Bahnreisende sicherlich nicht so spannend wie ich – und die Tatsache, dass Sie bis zu diesem Absatz gelesen haben, spricht wohl dafür, dass Ihnen die Bahn und all ihre Mysterien samt ihrer Vorzüge nicht ganz egal sind. Jedenfalls bleibt bei einer Zeitreise wie dieser auch noch genug Zeit zum Wikipedieren. Und so stellt sich heraus, dass diese Kurswagen die letzten und einzigen sind, die es im deutschen Bahnnetz im Personen-Verkehr noch gibt. Ein paar Nachtzüge haben Kurswagen, einige ICEs teilen sich auf und fahren dann in unterschiedliche Richtungen weiter (aber sie fahren aus eigener Kraft, weil einfach zwei Garnituren hintereinander hingen) – aber so ein Kurswagen? Früher, also bevor das große Kaputtsparen der ehemaligen Bundesbahn begann, waren Kurswagen Alltag. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob es eine Erhebung gibt, wie oft Menschen im falschen Teil des Zuges saßen. Denn: Wer will schon nach Sylt, wenn er auch nach Amrum kann?

Funfact: Wenn Sie sich neues Fahrradgepäck kaufen, sprechen Sie sich mit Ihrer Begleitung besser genau ab, um unterschiedliche Dinge zu erstehen. Ansonsten werden Sie noch für eines von diesen Partnerlook-Duos gehalten, für die Sie ja eigentlich nur Spott übrig haben. Nun ja.

Rügen spontan

Auch mitten im Juli kann man als Kurzurlauber auf Rügen ein paar schöne Tage verbringen – wenn man weiß, wie man den zigtausenden anderen Feriengästen zeitweise aus dem Weg gehen kann.

Die Seebrücke von Sellin auf Rügen zu später Stunde. Foto: Christian Kohlhof
Die Seebrücke von Sellin auf Rügen zu später Stunde. Foto: Christian Kohlhof

Wenn man sich in der allerhöchsten Hochsaison zu einem spontanen Kurzurlaub auf Deutschlands größter Insel entschließt, dann muss man damit rechnen, kein Quartier mehr zu bekommen – dachten wir jedenfalls. Und tatsächlich: Die zentrale Buchungsseite im Internet hatte gerade noch eine einzige Unterkunft im Angebot, als wir am Tag unseres Aufbruchs Richtung Insel online nachsahen. Auch die telefonische Buchungsanfrage brachte dasselbe Ergebnis: In einem Bungalow-Dorf auf der Halbinsel Ummanz war noch ein Häuschen frei. Das bucht man natürlich, auch wenn es 108 Euro pro Nacht kostet.
Wie sich später herausstellen sollte, kann man auch in der Hochsaison auf blauen Dunst nach Rügen reisen – wir haben noch ein paar „Zimmer frei“-Schilder entdeckt: in kleineren Orten abseits der Hauptverbindungsstraßen auf der Insel und in entlegenen Ecken Rügens. „Rügen spontan“ weiterlesen

Wohnbus

wohnbus
Das ist doch mal ein Mobil zum Wohnen: Dieser Bus - mit zweifellos fragwürdigem Anstrich - war unlängst in Schwerin zu sehen. Sämtliche andere Wohnmobile haben sich gar nicht erst in die Nähe dieses rollenden Mehrfamilienhauses getraut. Was mir da allerdings fehlen würde: Der Anhänger für den Smart, den man immer dabei haben sollte, um komfortabel vom Campingplatz außerhalb in die Stadt cruisen zu können. Ein derartig erweiterstes Urlaubsmobil habe ich vor ein paar Jahren mal in Rostock gesehen, hatte aber keine Gelegenheit zum Fotografieren. Foto: Christian Kohlhof

.ungewohnt

Das sorgt noch für Irritationen. “.travel” ist eine Top-Level-Domain, also eine Adress-Endung im Internet, die es erst seit dreieinhalb Jahren gibt. Mit dieser Endung versehen sind Angebote von Unternehmen der Reisebranche. Erst langsam werden solche Endungen bekannt und eingerichtet. Jetzt gibt es auch in Rostock zwei Angebote: rostock.travel und warnemuende.travel. Sieht komisch aus, funktioniert aber.

Bei .travel handelt es sich um eine gesponserte Top-Level-Domain. Sie wird also nicht von einem unabhängigen Gremium verwaltet, sondern von einem Unternehmen, in diesem Fall von Tralliance. Verwaltet wird das alles auf travel.travel. Seiten mit dieser Endung sind, Hotels, Unternehmen, Campingplätzen, Restaurants und vergleichbaren Einrichtungen vorbehalten. Ähnlich Bedingungen für Webseiten mit Kontakinfos bzw. für Luftfahrtunternehmen gibt es bei Domain-Endungen wie .tel und .aero (englischsprachiger Wikipedia-Artikel).

Die beiden neuen Rostocker Adressen werden von der Tourismuszentrale der Stadt betrieben, sind also das offizielle Tourismusportal der Hansestadt Rostock. Die Seiten sollen komplett zweisprachig sein. Nun ja, fast: Der Link “Booking your Accomodation” führt zu einem ausschließlich deutschsprachigen Formular, auf dem man sich unter anderem zwischen “Übernachtungen” und “Finnhütten” entscheiden kann bzw. muss.

Immerhin sind sie viel aktueller als die bisherigen Seiten. Auf warnemuende.de gibt es zweifellos auch aktuelle Informationen über Rostocks Rathaus und wer dort etwas zu sagen hat, aber ein Klick auf “Warnemuende in Figures” ist gleichzeitig ein Zeitsprung zurück in die Geschichte. Es geht sage und schreibe 10 Jahre zurück. So lesen wir dort unter anderem:

Alte Unterseite

Es ist schon fast viereinhalb Jahre her, dass Herr Pöker zurückgetreten ist. Und Frau Jens und Herr Danke… ach, egal. Es ist ja nur eine kleine Unterseite. Eher witzig als skandalös.

Zeitgemäß ist das Internetangebot an anderer Stelle gewesen. Seit geraumer Zeit sind in Internetadressen auch Umlaute erlaubt. Moderne Browser finden sie auch. Und deshalb gibt es auch warnemÜnde.de. warnemünde.travel gibt es hingegen nicht, was allerdings an den Namen-Richtlinien für die Domain liegt. Umlaute sind laut tralliance nicht vorgesehen.

Kräuterlimo

Bergwanderungen, stundenlang. Die sind Teil meiner Kindheitserinnerungen an Familienurlaube, die von Jahr zu Jahr wechselnd einmal ans Meer und im Sommer darauf in die Berge führten. Und dort waren vor allem das Staudamm-Bauen an klaren, kalten Gebirgsbächen einerseits und das Pausieren auf Alm- und Berghütten andererseits die Highlights auf jeder Kraxeltour.
Zur Erfrischung gab es dort dann entweder frische Milch, sozusagen direkt aus der Kuh oder Almdudler. Die Kräuterlimo mit dem gleichwohl herben wie belebenden Geschmack war ein exklusives Produkt aus Österreich, das auch nur dort vertrieben wurde. Zu den Souvenirs gehörte deshalb auch oft eine Flasche mit dem prickelnden Kräutergesöff. In Deutschland war das einfach nicht zu kriegen.
Auch deshalb sah man mich vor etwa einem Jahr noch mit einem Sechser-Träger Aldmudler (mit Zwei-Liter-Flaschen wohlgemerkt, also zwölf Litern) durch die Wiener Uno-City spazieren, weil ich vor der Heimreise in den Kräuterlimolosen Norden noch eine Notration für die nächsten Tage mitnehmen wollte.
Hamsterkäufe wie diese scheinen nun überflüssig zu sein. Heute Abend erhielt ich die Meldung, dass ein Discounter ganz in der Nähe, die Limoflaschen mit dem Trachtenpärchen nun im Sortiment hat. Die Limonade, die in Österreich so eine Art Nationalgetränk ist, wird auch von einem deutschen Brunnen zusammengerührt. Herrlich. Aber hoffentlich verliert das Kräuterwässerchen durch seine ständige Verfügbarkeit nicht seinen über Jahrzehnte aufgebauten Reiz…
PS: Wenn es jetzt bald auch noch Einbecker Brauherren-Pils hier im Osten geben sollte…

Ohne Strandmuschel…

Bunte Strandmuscheln als Sonnenschutz dicht an dicht am Strand

… geht man als Urlauber heute eigentlich nicht mehr an den Strand, wie diese Momentaufnahme von der Küste zeigt. Die weißen Strandkörbe hinten rechts fallen jedenfalls kaum auf.

Lettland ganz hinten

Fünf Tage Lettland, das bedeutet umgerechnet 359 Fotos. Ich habe eine Auswahl getroffen. Der Bericht über die Reise in Landesinnere von Lettland ist fertig und reich bebildert hier zu finden: Lettland Backstage.
IMG_3983

Ligo ohne Regen

Soeben komme ich von einem sehr schönen Kurzurlaub nach Lettland zurück. Dort wird Ende Juni das Ligo-Fest gefeiert, das ohne Pause ins Janis-Fest übergeht. Freundschaften aus Studienzeiten haben dafür gesorgt, dass ich bei dieser bunten, fröhlichen, nächtelangen Feierei in diesem Jahr dabei sein durfte – und gleichzeitig Lettland sozusagen backstage kennenlernen konnte.

IMG_4033

Stimmungsvolle Mittsommernacht. Die kleine Hütte mit dem warmen Licht im Innern und dem Apfelbaum vor der Tür war unsere Sauna. An jenem Abend ging es noch ruhig zu – ein Tag später war alles voller feiernder Letten. Dazu später mehr.

Man sah mich unter anderem Eichenlaub- umkränzt „Ligo ohne Regen“ weiterlesen