Smarties schubsen

Es ist eine harmlose Powerpoint-Datei, die gerade im Funkhaus kursiert – leider macht sie süchtig. Sie enthält ein Spiel, bei dem man bunte Kugeln, die an Smarties erinnern, zusammenschubsen muss. Wenn mindestens drei gleichfarbige aneinanderstoßen, verschwinden sie und der Spieler erhält Punkte. Wer zu oft danebenschubst wird irgendwann bestraft und von oben rutschen weitere Bälle nach.

Bubbles Shooter Screenshot

Das klingt einfach, verlängert aber jede Pause allein dadurch, dass man nicht genug davon bekommt. Der Kollege Blumenfreund hat dann auch zunächst mit einem Highscore von etwa 250.000 Punkten kurzzeitig die Fachwelt beeindruckt. Inzwischen habe ich nachgelegt: Die Studio-interne Messlatte liegt jetzt bei 658.770 Punkten – und das nun schon seit einer halben Ewigkeit.

Die Powerpoint-Datei gibt es hier (Allerdings hat die noch ein “.txt” hinten dran, was man entfernen muss. Nach einem Doppelklick fragt Office dann, ob es Makros aktivieren soll. Das ist nicht nötig. Auch mit “Makros deaktivieren” läuft das Spiel reibungslos. Ich habe es zudem mit Spybot Search&Destroy geprüft – es ist offensichtlich keine böse Schnüffelsoftware oder anderes böses Zeugs.).

Viel Spaß also.

Urteil gegen Randalierer

Es ist fast genau drei Monate her, dass zahlreiche Menschen auf dem Bahnhof von Stendal randaliert haben, weil sie sich für Fans des FC Hansa Rostock halten. Gestern ist zum ersten Mal einer der Beteiligten verurteilt worden. Der Mann aus Wismar erhielt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung.

Land unter an der Kröpeliner Straße

Mein Feierabend war recht kurz. Gegen 19:30 Uhr beständiges Martinshorngeheuel auf der Hauptstraße – Anlass für einen Anruf bei der Leitstelle der Polizei. Siehe da: Ein Wasserrohrbruch in der Fußgängerzone an der Kröpeliner Straße. Einige Keller von Rostocker Geschäftshäusern waren überschwemmt. Habe schnell ein paar O-Töne gesammelt vom Einsatzleiter der Feuerwehr, Geschäftsleuten mit nassem Keller und Atmo-Töne von plätscherndem Wasser, brummenden Pumpen. Knapp eine Stunde später war ich schon damit in den Nachrichten.

Jetzt liege ich wieder zu Hause auf dem Sofa – bislang ist nichts zu hören… das bleibt hoffentlich so.

Hintergründige Wirtschaft

Rente, Tarifverträge, Hedgefonds, öffentlliche Haushalte, steuerliche Absetzbarkeit – Über- und Einblicke ins westliche Wirtschaftsgeschehen gibt ein neues Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung, das hier einzusehen ist.

Bilderreise

Diesen sonnigen Sonntag habe ich zum größten Teil tretend, rollend und futternd verbracht. Eine ausgedehnte Radtour mit Buchhändlern beiderlei Geschlechts führte mich von Rostock nach Schwaan und von dort in weitem Bogen zurück nach Rostock. 40 Kilometer dürften es gewesen sein auf Radwegen, Buckelpisten und frisch asphaltierten Radrennstrecken. Die Buchleute waren bestens vorbereitet, es gab Salate (Mango-Mozzarella als besonders ungewöhnliche wie schmackhafte Variante), Aufschnitt, Obst und Brötchen aus dem eigenen Ofen, dass es nur so eine lukullische Lust war.

Hier in Stichworten einige Stationen mit Beweisfotos:

Picknick unterm Kirschbaum in voller Blüte:

Kirschblüte

Anschließend kurzer Besuch im Mühlenmuseum von Schwaan, das auch Werke der dort einst ansässigen Künstlerkolonie zeigt. Bekanntes Motiv: Die Laternenkinder von Rudolf Bartels, wovon es acht Varianten gibt, zwei hängen in Schwaan, eines aus dem jahr 1910 sieht so aus:

Laternenkinder

Ein wirklich beeindruckendes Motiv, das besonders durch die leuchtend bunten Lichtpunkte wirkt. Wer Schwaan kennt, weiß, dass sich nicht jederzeit derartig fantastische Motive aufdrängen. Für Maler gibt es dort zuweilen auch sprichwörtlich Saure-Gurken-Zeiten. Aber entscheidend ist ja, was man daraus macht, nech…? Doppelpunkt:

Gurken-Gemälde

“Kiepe mit Gurken” heißt dieses Werk… Ach.

Alfred Heinsohn war ebenfalls Teil der Künstlerkolonie Schwaan. Ihm ist es gelungen, sehr realistisch wirkende Landschaftsbilder zu kreieren. Zum Beispiel dieses hier: Frühling im Lindenbruch bei Schwaan:

Heinsohn, Frühling Lindenbruch

Faszinierend sind vor allem die Lichtspielereien auf dem Waldboden. Wie meisterhaft dieses Bild ist, wird deutlich, wenn man es mit der Realität vergleicht:

Kastanienallee nahe Schwaan

Die Blätter der Kastanien sind noch ganz klein und jung. Ich bin hier schon mal im Herbst langgeradelt. Dann ist ein Helm zu empfehlen, weil man sonst von den braunen harten herabfallenden Früchten den Schädel gespalten bekommen könnte.

Kurz vor dem Ziel dann noch ein Blick nach rechts auf die Weide: Und siehe da:

Schaf hinter Gittern

Schafe hinter Gittern.

Das digitale Dorf

“Kleinbloggersdorf” nennen Blogautoren das lose System von Verlinkungen zwischen ihren Internettagebüchern, mit dessen Hilfe sie sich gegenseitig ihre Internetseiten vollschreiben. Ich bin weit davon entfernt, mich zur deutschen Bloggerszene zu zählen, ich habe gar keine Zeit dafür – und außerdem sind mir die Inhalte oft viel zu belanglos, wohl aber unterhaltsam. So gab es bislang hier auch nur einen Link auf “Hanne goes british“, das episodenhafte Tagebuch einer Kommilitonin irgendwo da draußen. In der hier bereits erwähnten Webseitenstatistik ist auch abzulesen, von welcher Internetseite die Besucher auf meine Seite kommen. Und da tauchen seit ein paar Tagen immer wieder Hinweise auf florissantville auf. Und was soll ich sagen – dort gibt es tatsächlich einen Artikel, der auf einen Beitrag auf kohlhof.de verweist. Spätestens jetzt bin ich also Teil des Systems, ich häng mit drin.

1.125.899.906.842.624

Ja, diese Zahl hat 16 Stellen, das sind also eine Billiarde und ein paar Zerquetschte… Bytes in diesem Fall. So viele Daten hat die Way-Back-Maschine, das digitale Internet-Archiv schon gespeichert. Auch diese wundervolle Seite hat schon auf diese Internetseite hingewiesen. Da sich niemand diese Zahl merken kann und sie ja außerdem ständig weiter wächst, gibt es natürlich eine Sammelbezeichnung dafür:1.125.899.906.842.624 Bytes sind nämlich ein PetaByte. Und das sind 1.024 TeraByte, damit man sich das überhaupt mal vorstellen kann, nech? Da ist man auch auf der eigenen Seite, bei den Internetarchivaren sehr stolz drauf und beschreibt die Datenmenge so:

The Internet Archive Wayback Machine contains approximately 1 petabyte of data and is currently growing at a rate of 20 terabytes per month. This eclipses the amount of text contained in the world’s largest libraries, including the Library of Congress. If you tried to place the entire contents of the archive onto floppy disks (we don’t recommend this!) and laid them end to end, it would stretch from New York, past Los Angeles, and halfway to Hawaii.

Das ist doch mal ein schönes Beispiel aus der Praxis. Die älteste Variante von kohlhof.de, die dort gespeichert ist, datiert übrigens auf den 17. November 2001.

Humorlose Feuerwehr

Heute ist es Zeit für einen Rückblick in die Lokalpresse. Vor ein paar Wochen las ich in der Zeitung eine Meldung, die ich meiner treuen Leserschaft wiederum nicht vorenthalten möchte – hier aber nur sinngemäß wiedergeben kann.

Der an und für sich stinklangweilige Text behandelte den zweifellos wichtigen aber keineswegs spannenden Verlauf der Gemeindevertretersitzung eines kleinen Städtchens ein paar Kilometer weiter östlich. Der Artikel trug in etwa die Überschrift “Darüber konnte die freiwillige Feuerwehr gar nicht lachen”. Und so eine Schlagzeile macht natürlich neugierig. Ich quälte mich also tapfer durch 80 verwaltungstechnisch und verfahrensrechtlich dominierte Zeitungszeilen, um schließlich zum Kern der Geschichte vorzustoßen.

Da sei den Kameraden übel mitgespielt worden, heißt es ebenso mitleidsvoll wie einleitend in dem entscheidenden Abschnitt des Berichts. Die Kameraden, das sind die Jungs und Mädels von der freiwilligen Wehr. Die hatten auf dem Höhepunkt der Vogelgrippenhysterie nahezu minütlich damit gerechnet, dass H5N1 bei ihnen in der Nachbarschaft einfällt. Überwachungsgebiet war der Ort ja schon. Immer wieder hatten zudem auch Einwohner – ganz normale Menschen, sollte man meinen – den einsetzenden Vogelzug am Himmel gemustert. Mit skeptischem Blick – und in manchen trüben Augen konnte man die Frage förmlich ablesen, die jedem im Kopf herumspukte, die aber niemand auszusprechen wagte: “Wäre es nicht besser, das Federvieh mit dem Flammenwerfer vom Himmel zu holen, bevor sie die Seuche in jeden Winkel des Landes tragen?”

Kurz, die Stimmung war aufgeheizt, Alarmpläne waren geschrieben, ein Krisenstab auf Kreisebene auf das Schlimmste vorbereitet. Und dann dieser Anruf eines Abends: Aufgeregt, hektisch, laut, kaum zu verstehen: “Auf der Hauptstraße liegt ein toter Vogel” Gebrüllt statt geschrien, wahrscheinlich auch angsterfüllt.

Man wird sich die Situation im Spritzenhaus vorstellen können. Hektisch hechten die ehrenamtlichen Blauröcke zu ihren Schutzanzügen, Kommandos hallen durch die Garage, der Wehrführer gibt sich betont gelassen. Atemschutzgerät wird geschultert, Motoren heulen auf. Mit quietschenden Reifen rollt der alte Feuerwehr-W80 aus anderen Zeiten vom Hof Richtung Hauptstraße. Die Männer hocken im Führerhaus, schweigend, die schlechte Straße schüttelt die Kameraden durch fast so wie die Würfel im Becher. Sie blicken sich schweigend an. Was wird sie am Einsatzort erwarten? Kadaver, Federn überall, Gedärm auf dem Asphalt, panische Anwohner, schreiende Kinder – und werden alle Mann diesen Einsatz überleben, funktionieren die Atemschutzmasken, sind die Schutzanzüge wirklich sicher. Was sagen wir bloß der Presse, den Fernsehteams, wenn was schief läuft. Und vor allem: ist es die Seuche?

Keine Zeit, auf alles noch so schnell Antworten zu finden. Der Wagen bremst schon, im Geist geht der Wehrführer noch einmal den so oft geübten Ernstfall durch. Der Löschwagen stoppt scharf, die Hydraulik zischt, die Vorderachse geht unter der Wucht der Bremsenergie ächzend in die Knie, der Motor heult auf. Dann kurz Ruhe, blaue Lichtblitze zucken durch die Winternacht. Die Männer rücken näher an die Windschutzscheibe heran, bevor sie aussteigen, sich herauswagen. Mit zusammengekniffenen Augen blinzeln sie in die Nacht. Und was liegt da vorn im fahlen Kegel der Scheinwerfer? Eine Tiefkühlente aus dem Supermarkt!

Versteh ich gar nicht, warum die Feuerwehrleute über diesen gelungenen Scherz nicht lachen konnten.