Recht behalten

Hier noch schnell der wesentliche Auszug aus unserem Kneipengespräch von heute Abend.

C: “Ich hab ne Freundin, die hat immer Recht. Immer!”

Freundin: “Das stimmt ja gar nicht!”

C: “Siehste!! Schon wieder!”

Verblüffend! Also, wie macht sie das nur…?

“Ich bin Gebäck mit Loch”

Derartige Geschichten kann wohl jeder erzählen: Kurze Berichte über Erlebnisse mit US-Amerikanern, die fast zu verrückt erscheinen, als dass sie wahr sein könnten. Kaum einer hat sie selbst erlebt, aber jeder kennt einen, der einen kennt, der mal einen kannte, der gehört hat, dass tatsächlich mal ein Onkel zweiten Grades in einer Lokalzeitung den Bericht eines Schülerredakteurs gelesen hat, in dem es um absurde Fragen geht, die US-Bürger ihrenGästen aus dem alten Europa für gewöhnlich zu stellen pflegen. Wie hinterwäldlerisch die Bürger der inzwischen einzigen Supermacht doch sind, mag man sich denken, wenn man empört zur Kenntnis nehmen muss, dass einen Menschen aus dem Mitteleren Westen angeblich dauernd fragen, wie es sich denn so lebt ohne Telefon in Deutschland. Und wie wir das aushalten, uns nur mit kaltem Wasser zu waschen. Und wie es Hitler geht, will auch schon mal jemand gefragt worden sein.

Niemand weiß, ob derlei Fragen tatsächlich einmal ernsthaft gestellt worden sind, vielleicht handelt es sich dabei bloß um verbale Spinnen in der Yuccapalme. Sei’s drum. Da passen dann ja auch wunderbar die Bushisms ins Bild, eine Liste zahlreicher Versprecher oder grammatikalischer Entgleisungen, mit denen George W. Bush bereits kurz nach seiner Wahl vor allem die Witzspalten seiner Gegner und Kritiker füllte. Auch er scheiterte der Legende nach bei einer Diskussion mit Schülern am Buchstabieren des Wortes Potato, weil er an den englischen Begriff für Kartoffel noch partout ein E anhängen wollte, was dann doch eher an Zeh erinnert.

Man mag das alles abtun und drüber schmunzeln. Aber welcher Wahnsinnige hat sich denn bloß zu dieser Übersetzung eines legendären Kennedy-Satzes hinreißen lassen?

Hm, vermutlich war das wohl eher kein Ami, sondern der Praktikant in der Tourismuszentrale, der noch schnell die Broschüre für Leute von anderswo zusammenschustern musste. … Auch nicht besser.

Auf diese wunderbare Stilblüte bin ich aufmerksam geworden durch den/das/die Blog Hanne goes british.

Gerade eben im Supermarkt

Weil ich ja heute und in den kommenden sieben Wochen dringend Ersatz für lieb gewonnene Genussmittel benötige, habe ich dem Gemischtwarenladen mit Selbstbedienung soeben einen Besuch abgestattet. Mir war bewusst und in Erinnerung, dass man drumherum merkwürdige Sachen erleben darf. Dass es aber drinnen ähnlich kurios und unterhaltsam zugehen kann, möchte ich versuchen, im Folgenden anhand von drei Beispielen zu belegen, die sich während meines gut halbstündigen Aufenthalts zwischen Gemüse-Auslage, Brot-Sortiment und Milch-Regal abspielten.

Beobachtung 1: Erst konsumieren, dann zahlen

In der Nähe des Käseregals. Während ich milde gestimmt meinen Blick über Gouda, körnigen Frischkäse und Esrom wandern ließ, nahm ich aus dem Augenwinkel wahr, wie eine junge Frau, gerade mit spitzem Mund schluckte und eine große Wasserflasche absetzte. Sie kam gerade aus dem Gang mit den Getränken geschlendert. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff: Das Wasserflaschensortiment als Selbstbedienungsbar, so hat die Gute wohl das Angebot im Sechserträger verstanden. Warum noch bis nach der Kasse warten, ich will’s ja kaufen. Eindrucksvoller kann man eine Kaufabsicht eigentlich nicht unterstreichen. „Gerade eben im Supermarkt“ weiterlesen

Entsagungen und Entbehrungen

Wieder mal Mittwoch, aber nicht irgendeiner: Aschermittwoch. Ich habe einen einsamen, wohl aber schweren Entschluss gefasst. Zur Feier das Tages, dass man ab dem heutigen Aschermittwoch endlich wieder ein paar Monate Ruhe hat vor den Närrinnen und Narren hat und weil heute die Fastenzeit beginnt, möchte ich nicht abseits stehen. Ich reihe mich ein in die Menge der Tapferen, die sieben Wochen auf etwas Angenehmes verzichten. Ich habe beschlossen, dem süßen Leben zu entsagen – bis Ostern. Lassen Sie es mich so zusammenfassen: Viel Gemüse, wenig Naschi. Also: Schwarzbrot statt Käsebrötchen, Salatschale statt Puddingteller, Tee statt Cappuccino, Obst statt Ritter Sport, Knäckebrot statt Erdnussflips. Sofern ich in den kommenden Wochen noch genug Kraft habe, werde ich meine Erfahrungen hier gerne veröffentlichen.

Fernsehseismograph

Diese Zweifel kennt wohl jeder: “Liege ich im Trend?” oder “Schwimme ich auch schön mit dem Strom?”, “Ist mein Geschmack massenkompatibel?”, “Muss ich doch öfter Hans Werner Olm im Fernsehen anschauen, um angesagt zu sein?” Indirekt beantwortet ein Blick auf die täglichen TV-Einschaltquoten einige dieser nagenden Zweifel. Auf den Internetseiten des Medienmagazins DWDL werden zumindest die Top-5 jedes Tages und dazu die jeden Monat erfolgreichsten Sendungen aufgelistet.

Die Einschaltanalyse von der Gesellschaft für Konsumforschung ist für jede Fernsehstation wie eine Art Seismograph: Nackte Zahlen, wer, wann mit wem was eingeschaltet hat, haben schon so manche Redaktion erschüttert und zahlreiche TV-Produktionen vorzeitig wegen daran gemessener akuter Erfolglosigkeit aus dem Verkehr gezogen.

H5N1-Arbeitsproben

Die Vogelgrippe war hier ja schon oft genug Thema. Heute nun noch ein Zusammenschnitt der diversen Hörfunk-Beiträge der zurückliegenden Woche.

Routine am Rügendamm

Am ersten Tag gab es noch dicke Staus auf der einzigen Landverbindung von und zur Insel Rügen. Von 4 Stunden Wartezeit ist jetzt allerdings keine Rede mehr. Die Bundeswehrsoldaten in Schutzanzügen und mit Atemmasken winken die Autos langsam aber beständig durch, damit die Wagen über die Matte fahren können, die mit Desinfektionsmittel getränkt ist.

So sieht das aus (während der Fahrt aufgenommen, deshalb leider leicht verwackelt). Da, wo gerade der Volvo bremst, liegen die Matten:

Dekontaminationsstelle der Bundeswehr am Rügendamm

Vogelgrippe-Einsatz IV.

Zurück von der Insel. Nachdem sich die Vogelgrippe-Lage gestern Abend zu entspannen schien, gab es heute Vormittag noch mal richtig viel zu tun: Heute morgen gab es einen Verdachtsfall, dass auch bei einer Hausente in einem Stall im Südosten der Insel das Vogelgrippe-Virus nachgewiesen worden war. Im Laufe des Nachmittags gaben die Fachleute dann Entwarnung: Keine Vogelgrippe in einem Nutztierbestand. Wegen dieser brisanten Meldung hatten wir auf dem Ü-Wagen bis Mittag trotzdem genug zu tun: Live-Gespräche im 15-Minuten-Takt mit RBB-Inforadio, WDR2, MDR Info, Nordwestradio, dazu noch zwei Aufzeichnungen mit der Welle Nord und N-Joy.

Gestern mehrere ARD-Sammelangebote, ein Live-Gespräch mit WDR5, ein Beitrag für SWR1 Rheinland-Pfalz, heute dann noch ein Beitrag für den Deutschlandfunk über einen Seelsorger, der Geflügelbesitzer tröstet, deren Tiere vorsorglich getötet werden mussten.

Weil sich das Geschehen, vor allem was die politische Diskussion angeht, nun immer mehr in Schwerin, Berlin und Brüssel abspielt, ist mein Rügen-Intermezzo beendet.

Morgen habe ich frei (wenn nicht irgendwelche Horrormeldungen dazwischen kommen.