Wie die Karnickel

Palettenweise Schokohasen
Osterhasen in Kompaniestärke. Die Supermärkte sind voll davon. Kein Wunder - der Countdown läuft. Bis 12. April müssen alle versteckt sein. Ja, ich mag solche Bilder - nicht nur wegen des Inhalts, auch wegen der Perspektive. (Foto: Christian Kohlhof)

Makawü

Was klingt wie der Name eines rituellen polynesischen Tanzes ist eine warme Speise, die daheim seit Generationen und Jahrzehnten immer wieder aufgestischt wird. Makawü ist eine Mischung aus zerbrochenen Makaroni und Würstchen-Scheiben. Dazu gibts eine cremige Tomatensauce. Hat man mir gerade wieder – auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin – bei einem Besuch im Westen vorgesetzt. Es ist nichts übrig geblieben.

Naschi-Folter

Das Gespräch nahm eine unheilvolle Wendung. Beim Mittag fragte man mich, wo ich denn herkäme. Nach meiner patriotisch motivierten, wahrheitsgemäßen Antwort kreiste das Gespräch fortan um sämtliche Erscheinungsformen Lübecker Marzipans. An sich kein Problem. Weil ich allerdings ja gerade bis Ostern auf Süßkram verzichte, nahm die Debatte um Zucker, Mandeln und Schokoumhüllung recht bald Formen von verbaler Folter an. Man sprach beim Vanillepuddig-Nachtisch über Krokant und Nougat, Schokogebäck und sahnelastige Torten, während ich im Salat stocherte. Ich gestand unter Tränen, dass das alles gerade zuviel für mich ist, weil ich gerade Naschi-Entzug machen würde. “Hach, das könnte ich ja nicht. So ganz ohne Schaumküsse.” – “Es gibt jetzt was Neues, so mit Waffeln und Vollmilchschokolade”, war sich jemand nicht zu schade zu ergänzen. “Aber Pudding isst du doch”, fragte man mich und wollte alles andere als ein Ja eigentlich gar nicht gelten lassen. Dann ging es wieder um Knabbergebäck und saure Apfelringe. Erst mein Einwurf, dass es bei Haribo in Bonn einen Fabrikverkauf gibt, wo man wirklich alles kaufen kann, was es aus Weingummi und Lakritz gibt (“sogar kleine weißgelbe Klumpen, die ‘Milchzähne’ heißen und auch so aussehen”), brachte die Naschidebatte zum Erliegen. Aber ansonsten komme ich mit dem Verzicht auf Süßkram mühelos zurecht, ganz ehrlich… is wahr. Nee, im Ernst jetzt.

Bis Ostern

Auf gehts, beziehungsweise auf hörts: 7 Wochen lang Verzicht. Ich bin dabei. Viel zu hoher Konsum von süßem Backwerk und feinen “Chocoladen” haben mir die Wahl in diesem Jahr leicht gemacht: Bis Ostern gibts nix Süßes , dafür mehr Obst und Gemüse. Am Anfang steht natürlich der Ehrgeiz, auch ansonsten viel vernünftiger zu leben, Stichwort Bewegung und Ernährung. Mal sehen, was davon am 12. April noch übrig ist.

Die Torte des Jahres

Bestnoten in Geschmack, Konsistenz, Optik und Zutatenmix machen die Wahl einfach. Die Torte des Jahres ist diese Limettentorte. Die kommt in diesem Jahr bei Kohlhofs fast schon regelmäßig zum Einsatz – allerdings mit vervierfachtem Rezept, um wenigstens ein Großteil der Gäste versorgen zu können…

Opulentes Mahl am Boden

Nachtrag vom Wochenende: Beim Picknick-Pferde-Sinfonie-Konzert in Redefin war unser Picknick-Angebot gleichzeitig das vielfältigste wie auch das schmackhafteste.

Picknickdecke mit diversen Schüsseln und Tellern voll Obst, Kuchen, Fleisch und Salaten

Würstchen im Prüflabor

Die vielfältige Resonanz in der akademischen Welt auf das hier vorgestellte Ei-in-der-Kaffee-Maschine-Experiment hat mich dazu angespornt, die Forschung auszuweiten. So wurde hier ja in den Kommentaren unter anderem die Behauptung aufgestellt, dass sich auch Bockwürste in Kaffeemaschinen zubereiten lassen müssen. Schließlich ist für das Erhitzen von kleingrequirltem Fleischrest in Kunstdärmen auch kein kochendes, sondern lediglich heißes Wasser nötig. So ging ih also der Frage nach, ob man mit Kaffeemaschinen Bockwürste zubereiten kann.

Für die Versuchsreihe im kohlhof.de-Prüflabor habe ich “5 Ja!-Bockwürstchen in zarter Eigenhaut” gewählt. Schon beim Befüllen des Filters ergaben sich erste Probleme. Die Länge des Würstchens übertrifft mit 13,5 Zentimetern die Kantenlänge des Filters.

Wurst in der Kaffeemaschine

Würstchen im Kaffeefilter: Zu lang für handelsübliche Kaffeemaschinen

Zwangsläufig musste der Fleischschlauch gebogen werden. Um ihn im Filter zu verkeilen, war wiederum eine Filtertüte nötig, deren rauhe Oberfläche verhinderte, dass das umgebogene Ende des Würstchens wieder nach oben rutschte.
Die Kaffeemmaschine wurde mit Wasser für zehn Tassen, also voll befüllt. Weil der Ausgang des Experiments äußerst ungewiss war, wurde eine Referenzwurst in der Glaskanne platziert, auch um vergleichen zu können, welches Würstchen heißer wird.

Referenzwurst in der Glaskanne

Referenzwurst in der Glaskanne

Nach wenigen Minuten Tuckern und Blubbern war das Wasser bereits durchgelaufen. Das Aufklappen des Filterdeckels offenbarte ein dampfendes, nicht geplatztes Würstchen. Es wurde auf einem Teller in der Mitte geteilt und einem subjektiv eingefärbten Temperatur-Empfindungstest an meinen Lippen zugeführt. Der Eindruck: Das Würstchen dampft außen und ist auch innen noch ganz schön warm, könnte aber ein bisschen heißer sein.

Wurst, erhitzt in einer Kaffeemaschine

Außen heiß, innen warm: Das Würstchen aus dem Filter.

Auch die Referenzwurst wurde auf diese Weise getestet. Sie war auch innen richtig heiß. Ich komme zu folgenden Schlussfolgerungen samt Fazit: Weil die Bockwurst im Filter nicht dauerhaft im warmen Wasser schwimmt, sondern die Tropfen nur daran entlang rieseln, wird sie zwar auch außen heiß, innen aber nur ganz schön warm. Ein paar Grad fehlen, das wäre zur Not aber zu ertragen. Unten in der Glaskanne lassen sich Würstchen problemlos erhitzen und warm halten. Ob die Maschine nun alledings jedem Kaffee ein Würstchenaroma hinzufügt, wird sich erst noch herausstellen.

Der Erfolg auch dieses Versuchs spornt mich jedenfalls weiter an. So könnte ich mir vorstellen, schon bald mal die Tauglichkeit einer Kaffeemaschine zum Blanchieren von Gemüse zu prüfen oder Krabben zu kochen. Vorschläge in diese Richtung sind weiter gern gesehen.

Lebende Lebensmittel

Reisen in andere Winkel der Welt erweitern zwangsläufig den eigenen Horizont – auch wenn der Besuch in fernen Erdteilen manchmal extreme Anforderungen an die eigene Höflichkeit stellt. So ist Gastfreundschaft grundsätzlich ja eine sehr angenehme Sache – und wenn man dann noch eingeladen wird zu einem landestypischen Essen, da will man ja nicht Nein sagen. Was allerdings einem Schulfreund in Südkorea widerfahren ist, das lässt manchen schaudern. Er hat es aber tapfer durchgezogen, wie er am Wochenende beim Bier detailreich zu berichten wusste.

Auf Südkoreas Speiseplänen stehen demnach auch immer wieder Teller mit lebendem Meeresgetier, das dann zuweilen auch noch orientierungslos auf dem Porzellan herumkriecht, zuckt und wimmelt. Die Gastgeber des jungen Mannes schoben den Teller mit den lebenden Lebensmitteln gönnerhaft und aufmunternd in seine Richtung. Dort schlangen sich Tentakel, Fühler und Würmer angesichts andauernder Atmennot zusehend matter umeinander. “Als sich das Gewimmel etwas beruhigt hatte, griff ich dann auch zu”, wurde uns berichtet – wir konnten es schon jetzt kaum glauben. “Man empfahl mir Tintenfischarme.”

Unwillkürlich kamen uns klingonische Delikatessen aus dem Startrek-Universum in den Sinn. Tintenfisch also. Roh, noch mit einem Hauch Leben enthalten. “Man riet mir, die Dinger gut zu kauen.” – “Aha, warum?” – “Naja, wenn die nämlich noch leben und man schluckt die dann, dann kann es sein, dass sie sich in der Speiseröhre festsaugen. Und dann besteht Erstickungsgefahr.” Er sagte das, als sei das selbstverständlich.

Für einen Moment herrschte Ruhe am Tisch. Ein Gedankengewitter setzte ein. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie es wäre, wenn Broccoli-Röschen, die ich soeben verdrückt hatte, eine ähnliche Gefahr bedeuten würden: “Und dann hat sich der grüne Stumpf in meiner Zunge festgebissen”… Nein, halt, wohl eher so: “Un fann haff fich fer früne Fumpff in meiner Funge fefftfebiffn.”

Oder wie es wäre, wenn wir nahezu täglich in der Zeitung lesen müssten, dass Notärzte einen Restaurantgast nicht mehr retten konnten, in dessen Magen sich Spaghetti zu einer unheilvollen Kugel zusammengerottet hatten.

Und wie ist wohl Südkoreanern zumute, die hierzulande mit einem wundervollen Haufen Labskaus beköstigt werden, oder mit Kutteln? Es ist also wie immer alles eine Frage der Perspektive und der Herkunft. Grundsätzlich – und das ist die Lehre aus diesem sensationellen Südkorea-Bericht – muss man wohl als Gast zuweilen auch in den sprichwörtlichen sauren Apfel beißen. Oder ihn zumindest probieren. So viel Höflichkeit muss sein.

Wikipedia weiß allerhand zum Thema Ekel und Nahrungsaufnahme.