Halbfinale in Athen

Der Eurovision Song Contest geht heute Abend in die heiße Phase. Im Halbfinale treten Musiker aus 23 Ländern an, um doch noch den Einzug ins Finale am Sonnabend zu schaffen.
Diese Länder treten heute an, zu sehen und zu hören unter anderem im NDR-Fernsehen:

Armenien – Andre – Without Your Love
Bulgarien – Mariana Popova – Let Me Cry
Slowenien – Anžej Dežan – Mr. Nobody
Andorra – Jennifer – Sense tu
Weißrussland – Polina – Smolova Mum
Albanien – Luiz Ejlli – Fire And Cold
Belgien – Kate Ryan – Je t’adore
Irland – Brian Kennedy – Every Song Is A Cry For Love
Zypern – Annette Artani – Why Angels Cry
Monaco – Séverine Ferrer – La coco-dance
Mazedonien – Elena Risteska – Ninanajna
Polen – Ich Troje – Follow My Heart
Russland – Dima Bilan – Never Let You Go
Türkei – Sibel Tüzün – Superstar
Ukraine – Tina Karol – Show Me Your Love
Finnland – Lordi – Hard Rock Hallelujah
Niederlande – Treble – Amambanda
Litauen – LT – United We Are The Winners
Portugal – Nonstop – Coisas de nada
Schweden – Carola – Invincible
Estland – Sandra Oxenryd – Through My Window
Bosnien-Herzegowina – Hari Mata – Hari Lejla
Island – Silvia Night – Til hamingju Island

Das ist schon mal ein bunter Blumenstrauß, aus dem auch ein bekannter Name heraussticht: Für Belgien tritt Kate Ryan an, die schon den einen oder anderen Disco-Hit in den vergangenen Jahren hatte. Ebenfalls aus den Charts bekannt sind die Spanierinnen von Las Ketchup, die sind aber schon im Finale platziert.
Das Finale beginnt am Sonnabend, 20. Mai, um 21 Uhr. Der deutsche Beitrag kommt von Texas Lightning mit Olli Dietrich am Schlagzeug.

Spitzel-mäßig

Der Bundesnachrichtendienst BND hat großen Aufwand betrieben, Journalisten auszuspionieren. Dabei wurden Medienberichten zufolge auch Kollegen aufeinander angesetzt – dies alles zu dem Zweck, undichte Stellen im Auslandsgeheimdienst der Bundesrepublik ausfindig zu machen. Zeitungen, Radio und Fernsehen haben in den vergangenen Tagen aus verständlicher Empörung ausführlich darüber berichtet.
Die Bundesregierung hat dem Geheimdienst ja inzwischen untersagt, Redakteure zu überwachen – da halten sich die Schlapphüte ganz bestimmt dran…
Der Karikaturist Tomicek – einer der besten seiner Zunft – hat das Thema schon mehrfach zum Gegenstand seiner Zeichnungen gemacht. Die wohl beste ist diese hier.

Der Taxifahrer ist kein Taxifahrer

Der Filmausschnitt aus einer Sendung der BBC über den falschen Interviewpartner im richtigen Studio ist wirklich einmalig. Allerdings gibt es nun neue Angaben über die Identität des Mannes, der wie durch Zufall in eine Livesendung geriet. Der Mann ist kein Taxifahrer, wie die “Mail on Sunday” zunächst berichtete, sondern Wirtschaftswissenschaftler, der sich bei der BBC um einen Job beworben hatte und das alles für eine Art Bewerbungstest hielt, bis das Rotlicht anging….
Darüber klärt der Mann auf, der eigentlich im Studio sitzen sollte und auf seiner Internetseite die Dinge richtig stellt.

Bloß nicht das Haus verkaufen

Heute ist ein toller Tag für Blogger. Es passiert so viel Belangloses, über das man der Welt was erzählen kann. So war ich heute in der bequemen Situation, in Warnemünde ein Eis zu kaufen. Über der Theke direkt am Alten Strom prangt dieses Schild:

Außerhausverkauf

Wie gut, dass ich bloß zwei Eiskugeln haben wollte und mir der Sinn nicht gerade nach dem Erwerb von Gebäuden und Eigenheimen stand. In meiner Erleichterung, dass ich von dieser Beschränkung nicht betroffen war, habe ich ganz vergessen zu fragen, was man denn in der Diele noch alles erstehen kann außer Häusern: Tarnkappen-Schnellboote, Kartoffeln zum Einkellern, Sitzgruppen – vielleicht ist ja wenigstens Mieten oder Pachten von Gebäuden möglich? Wer weiß, was die Eisverkäufer schon alles erlebt haben mit ihren Kunden. Bestimmt gibt es irgendwo eine Statistik, wie oft pro Tag Eisdielenmitarbeiter durchschnittlich gefragt werden, ob sie auch Häuser oder gar das Haus, in dem sie gerade stehen, veräußern würden. Wir Kunden machen uns wahrscheinlich gar keine Vorstellung, wie nervig, störend und ermüdend diese dauernde Fragerei sein kann.

Ich muss wohl noch mal hinfahren, um das alles zu klären; und weil das Eis recht lecker war – und das ist ja die Hauptsache.

face of horror

Gemeinhin möchte man annehmen, dass der Beruf des Taxifahrers höchstens ein Quentchen Abwechslung bietet – zum Beispiel, weil man immer wieder andere Leute zu bislang unbekannten Straßen bringen kann. Das sind die normalen Tage. Und dann gibt es diese Tage, an denen man irgendwo in einer Empfangshalle auf den Fahrgast wartet, zu dessen Transport man beordert wurde – und wenig später findet man sich in einer Live-Sendung der BBC im Fernsehen wieder, wird für einen Internetexperten gehalten, der was zu einem Rechtsstreit sagen soll… und dann macht man ein ziemlich lustiges Gesicht. Die “Mail on Sunday”, die darüber berichtet, nennt das “face of horror”.
Da fällt einem sofort der “falsche Manfred Kock” ein, der einst über 4 Minuten lang im Radio interviewt worden ist.

ähmm ööh Schnipp mhhh schnapp

Gerade erst habe ich ein Beispiel veröffentlicht für O-Töne, die man im Radio für gewöhnlich nicht senden kann – hier nun ein Beispiel dafür, was man als Radioreporter aus Aufnahmen so alles rausschneidet (abgesehen von Nebensätzen und Aussagen zu anderen Aspekten), damit schließlich doch 20 oder 30 informative Sekdunden herauskommen. Hier also nun mal Anhörungsmaterial, was nach einem kurzen Interview alles der Verständlichkeits- und Zeitsparschere zum Opfer gefallen ist.

[audio:rausgeschnitten.mp3]

Diese Laute stammen aus einem Interview, das im März aufgenommen wurde.

Unsendbar

Ohne O-Töne ist Radio Mist. Mit Originaltönen von Augenzeugen, Beobachtern oder Betroffenen wird die ganze Sache nämlich erst interessant. Als Reporter nimmt man da viel Mühe auf sich. Nicht jeder Gesprächspartner ist schließlich begnadeter Rhetoriker, das wird auch gar nicht verlangt: Es ist Redkationsalltag, Schmatzer, Stotterer, Verhaspeler, Nuscheler, Satz-nicht-zu-Ende-Bringer und sämtliche Artverwandten derart zurechtzuschneiden, dass Verständliches dabei herauskommt. Vollkommen hörfunkuntauglich sind auch Formulierungen wie “Ja, wie schon gesagt….” oder auch “Ja, sie sehen das ja hier…” oder auch schlechte Gewohnheiten, jeden zweiten Satz mit “eben”, “halt”, “also” oder “nech” zu beginnen oder zu beenden. Auch diese zahllosen Ääähs, Mmmhs und Ööööhs schneiden Menschen meiner Zunft gerne heraus. Das ist selbstverständlich und nimmt manchmal viel Zeit in Anspruch. Aber schließlich soll ja ein verständlicher, prägnanter, sachlich richtiger O-Ton herauskommen – und bloßstellen will man ja auch niemanden. Aber irgendwann trifft jeder Reporter seinen Meister. In meinem Fall war es eine Meisterin. Auf die Frage, was sie sich denn bei der Langen Nacht der Wissenschaften schon alles angesehen habe, antwortete die Dame:

[audio:reporterglueck.mp3]

Das ist – bis auf zwei Schnitte, die diesen Schnipsel etwas abkürzen – der Originalwortlaut. Es blieb unklar, worum es im Kern ging. Irgendwann fiel ihr dann eine Bekannte ins Wort. Aber dieser O-Ton von 22 Sekunden Länge hätte arg gekürzt werden müssen: Um exakt 22 Sekunden nämlich. Hab ich gemacht, ihn nicht gesendet – und lieber noch jemand anderen befragt.

Der Satz der Woche

Aus einem Gespräch unter Freundinnen über eine bevorstehende Operation und das vorbereitende Gespräch mit dem Onkel Doktor: “Der Anästhesist war echt ne Schlaftablette.” – Sensationell.

Grööönemeyers WM-Hömne

Wer, wenn nicht Herr Grönemeyer, sollte die Hymne für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland beisteuern? Gut, da gibt es ein paar Alternativen – dazu unten mehr. Nun hat Herbie, wie viele ihn gern nennen, nur er sich selbst nicht, also seine Hymne beigesteuert, genauer gesagt die für die Fifa. “Zeit, dass sich was dreht”, heißt das Werk, in dem auch ein Popmusik-Duo aus Mali in Afrika zu hören ist. Nach einem betont bedächtigen Grönemeyer-typischen Intro mit gewohnt vernnnuschldddmmm Tägß gehts in der “Hömne”, wie der Mann es wohl aussprechen würde, dann in stadiongerechter Rhythmus-Manier zur Sache. Das erinnert ein bisschen an die bislang undefinierte Stilrichtung des preußischen Sambas. Eine Rezension samt Hörprobe des Werks gibt es auf Spiegel-Online.
Es ist nicht der einzige Song, der eine Art Auftragswerk im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft ist. Seit Monaten schon pfeift das Maskottchen Goleo was von der “Love Generation” – und auch das Turnier an sich bekommt noch eine Extra-Hymne, die aber erst am Eröffnungstag veröffentlicht wird. Interpreten von “Time of our lives” sind Toni Braxton und das Trio In Divo. Der bislang beste Song, der die WM in Deutschland thematisiert, ist aber wohl die Hymne der Sportfreunde Stiller, die die vergangenen Erfolge der Nationalmannschaften glorifiziert: “54, 74, 90, 2006”. Dieses Werk ist einfach lustig – und weil das so ein Stimmungskracher ist, merkt man auch gar nicht, dass die Jungs eigentlich gar nicht singen können…