Advents-Stanzen

Nun öffnen also die Weihnachtsmärkte. Mal sehen, wie oft man in diesem Jahr in den Zeitungen lesen kann und muss, dass überall der “Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein” über die Buden weht. So ein Blödsinn. In den seltensten Fällen ist ein Jahrmarkt zur Adventszeit komplett in ein Aroma aus Mandeln und heißem Wein mit Gewürzen getaucht. Die Formulierung ist nur eine dieser Stanzen, mit denen die Atmosphäre auf Adventsmärkten möglichst gemütlich beschrieben werden soll. Die “leuchtenden Kinderaugen” entstammen derselben Kategorie.

Was den Duft angeht, so ist doch beim Drängeln zwischen den Buden auch nicht mehr zu riechen als bei einem Spaziergang an derselben Stelle eine Woche vor Beginn des Adeventsmarktes. Und wenn es dann doch mal nach etwas riecht – was unter freiem Himmel vor allem bei Windtsille wahrzunehmen sein dürfte – , dann ist das auch nicht zwangsläufig ein zarter Hauch. Formulierungen wie diese vom Weihnachtsmarkt-Duft gehören ins Museum in die Abteilung “Formulierungen, die einmal oder noch nie gut waren”. Dort stehen sie dann zwischen Exponaten wie “Für das leibliche Wohl ist gesorgt”, “Süßer die Kassen nie klingeln”, “Alle Jahre wieder…” und “wie es weiter geht, bleibt abzuwarten”. Darunter dann ein Schild: “Diese Formulierunegn waren zuletzt zum Ende des 20. Jahrhunderts als allgemein gut und witzig anerkannt.”

EDIT: Der Warnowkurier lässt es schon mal duften: “In den vier Adventswochen duftet es vom Donnerstag , 27. November, bis 22. Dezember vom Rostocker Neuen Markt bis zum Kröpeliner Tor nach regionalen und exotischen Spezialitäten”. Ist es nicht schön?

15 Jahre

Da habe ich doch glatt ein eigenes Jubiläum verpasst. Es ist nur ein kleines, unwesentliches, aber immerhin. Seit 15 Jahren bin ich Reporter. Am 13. November 1993 habe ich meinen ersten Artikel veröffentlicht.

Und es bereitet mir immer noch Vergnügen, das Recherchieren und Reportieren.

Zeitungszukunft

Neue Strategien für Zeitungsredaktionen, vor allem aber die neuen Strategien von Verlegern, waren am Abend Thema in der Rubrik “Hintergrund” im Deutschlandfunk. Der Beitrag war nicht unbedingt eine Radio-“Perle” – er stellt meiner Auffassung nach aber entscheidende Entwicklungen im Print-Journalismus dar. Nachzulesen und auch noch anzuhören sind die 20 Minuten mit O-Tönen von Journalisten, Verlegern und Wissenschaftlern auf der Internetseite des Deutschlandradios.

Vielleicht hätte dem Beitrag allerdings noch ein Hinweis gut getan, dass auch im Hörfunk mit dem Einzug neuer Techniken neue Zuständigkeiten, Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen notwendig wurden – und der Rundunk deshalb auch schon seit geraumer Zeit vor ähnlichen Herausforderungen steht und deshalb auch dort leidenschaftliche Debatten geführt werden…

Priorität 1

Heute ist aus nachrichtlich-redaktioneller Sicht ein spannender Vormittag. Die Nachrichten-Agenturen schicken Eilmeldungen, nachdem der Hessische Rundfunk gemeldet hatte, dass Andrea Ypsilanti wohl nicht zur Ministerpräsidentin gewählt werden kann, weil vier Sozialdemokraten die SPD-Fraktion in Wiesbaden verlassen wollen (was sie später dementierten. Es bleibt: sie wollten Andrea Ypsilanti nicht zur Ministerpräsidentin wählen). Und dann gilt selbstverständlich der alte Grundsatz: Aktualität schlägt Planung:

Die angekündigte Reportage über die hessische SPD-Chefin Andrea Ypsilanti mit dem Titel «Großes Ziel, kleine Mehrheit – Ypsilanti vor ihrem Schicksalstag» entfällt.

Redaktioneller Hiniweis der Nachrichtenagentur dpa vom Vormittag, schließlich scheint schon heute Frau Ypsilantis’ Schicksalstag zu sein…

Und so sieht das auf den Monitoren in den Nachrichtenredaktionen aus, wenn Agenturen besonders wichtige Meldungen schicken, die nicht die üblichen Prioritäten 3 oder 4, sondern 2 und sogar 1 haben, wie der Hinweis der ARD-Kollegen aus Hessen auf die weitere Berichterstattung an diesem spannenden Vormittag

Agenturmeldungen zu Ypsilanti
Agenturmeldungen über die Entwicklungen in Hessen

Durchaus möglich

Gerade eben habe ich etwas für den Hohlspiegel entdeckt:

Zeitungs-Überschrift: “Herdbrand war Brandherd”

Verletzt wurde der online-Ausgabe der SVZ zufolge bei dieser Überschrift niemand

Campus und Karriere

Jetzt gleich im Deutschlandfunk (bis 15 Uhr): Campus und Karriere mit einem Bericht aus Rostock über den angekündigten Rücktritt des Rektors der Universität.

Maoam

Mit einer gigantischen Eröffnungsfeier sollen heute die XXIX. Olympischen Spiele der Neuzeit in Peking eröffnnet werden. Seit Wochen und Monaten gibt es heftige Kritik an der chinesischen Staatsführung, zum Beispiel, weil Menschenrechte dort keine große Rolle spielen oder wegen der Zensur von Internetzugängen.

Das alles soll die Eröffnungsfeier nicht trüben – die Organisatoren in Peking werden wohl auch die kleinste Kleinigkeit unter Kontrolle haben und ihr Land als modernes, fröhliches, friedliches, harmonisches Reich präsentieren, in dem es keine Sorgen und Probleme gibt.

Die Kommentarspalten in den Zeitungen weltweit sind voll von Analysen. Eine spitzfindige steht heute in der Neuen Presse aus Hannover. Darin heißt es unter anderem:

Was auch immer wir in den nächsten zwei Wochen aus Peking zu sehen bekommen werden – mit der chinesischen Wirklichkeit hat das ungefähr so viel zu tun wie Mao mit Maoam.

Der kürzeste Interview-Termin

Also, das ist doch seltsam. Da verabredet man sich am Vormittag zu einen Interviewtermin mit der Urlaubsvertretung des Pressesprechers und radelt also vier Stunden später durch die sengende Hitze zum verabredeten Ort, nur um dort dann die Urlaubsvertretung zu treffen, die einem die private Telefonnummer des eigentlichen Pressesprechers in die Hand drückt, weil es besser sei, wenn dieser meine Fragen zu dieser und jener delikaten Angelegenheit selbst beantwortet (dass ich die Telefonnummer schon längst hatte, seit Jahren, um genau zu sein, setzt dem ganzen dann noch die Krone auf).
Aber mit den Radio-Fredis kann man’s ja machen… Bin ich eben wieder von dannen geradelt. Dieser Interviewtermin war nach zehn Sekunden beendet und geht als kürzester in meine bisherige berufliche Geschichte ein.
Wenigstens war der echte Sprecher dannn auch tatsächlich zu erreichen und mitteilungsfreudig.

Chillout-Schleife

Vor gut vier Jahren habe ich ihn mal interviewt, den Star des Kinderkanals: Bernd, das Brot. Die Frage nach seinem Privatleben beantwortete das depressive Backwerk recht drastisch:
? Wenn diese Frage gestattet ist: Wie sieht es eigentlich in ihrem Privatleben aus. Ähnlich abwechslungsreich wie auf dem Bildschirm? Gibt es ein Brötchen, eine bessere Hälfte?
! Heißa, mein Leben ist eine einzige Party und abends stehen die Baguettes an meinem Wohnwagen Schlange!!! … Natürlich nicht! Sagt mal, was ist das hier eigentlich für ein Magazin,ich will sofort meinen Manager sprechen.
Seine Laune hat sich nicht verändert, wie man dieser wunderbaren Nachtschleife des Kika entnehmen kann (er hat es aber auch nicht leicht…):

Bernd das Brot – Die KiKa Lounge Nachtschleife (Te… – MyVideo
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