Online-Mobbing

Nach dem Foul an Ballack und dem daraus folgenden WM-Aus für den Kapitän der DFB-Elf ergießen sich über den Verursacher Boateng würdelose Hasstiraden, zum Beispiel auf Facebook.

Kevin-Prince Boateng hat am Wochenende Michael Ballack derb gefoult – so derb, dass der Kapitän der Nationalelf nun nicht an der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika teilnehmen kann. Boateng war so ungestüm und ohne Not in Ballacks Lauf hineingegrätscht und hatte ihm auf den rechten Fuß getreten, dass Ballack neues Verletzungspech ereilte: Ein Innenbandriss und ein weiteres angerissenes Band am Sprunggelenk zwingen Ballack an die Krücken. So kurz vor der WM kocht die deutsche Fußballseele hoch, erst recht, weil Kevin-Prince ja auch mit Ghanas Nationalelf schon in der Vorrunde auf die DFB-Elf treffen wird. Man spekuliert sogar über Vorsatz im juristischen Sinne.

Weil Ballack als feste Stütze der Nationalmannschaft gilt und nun ausgerechnet ein als Rüpel angesehener Vorrundengegner diese Stütze im englischen Pokalfinale wie einen Baum gefällt hat, geht es online hoch her – was aber teilweise dem Niveau keinesfalls entspricht. Ein Blick in diverse Facebookgruppen.

“Du Gollum” steht an der Pinnwand von Kevin-Prince Boateng. “Arschgeburt”, “Du hast nicht mal die Eier um dich bei Michael Ballack zu entschuldigen. Was für ein erbärmlicher Loser du doch bist! Scheiss Berliner Ghetto Kind!” und was dem durchschnittlichen Fußballfreund sonst noch so an erbärmlichen Dingen einfällt. Zum Beispiel die Drohung, Torsten Frings nachnominieren zu lassen für die WM, der Boateng dann “umnietet”. Inzwischen gibt es neue Gruppen auf Facebook – zum Beispiel “Boateng Du Arschloch” oder “Tretet Kevin-Prince Boateng sooft gegen das Knie bis das Kreuzband durch is”. Und eine Veronika (rotstichiges Webcamprofilbild, ihr gefällt die Seite “Leberkässemmel”) fordert: “Kastriert ihn!”.
Und dafür soll man nun als Zaungast Verständnis haben? Wohl nicht. Jede Menge Verbal-Hooligans tummeln sich nicht nur bei Facebook und finden wohl, dass ihre Hasstiraden gerechtfertigt sind – dabei sind sie genau so verachtenswert wie das grobe Foul an Ballack. Manchen Fußballfans gehen die Maßstäbe verloren, sofern sie sie überhaupt jemals hatten. Die Vernunftbegabten fallen im Meer der Hasstiraden und Fäkalwörter bei diesem Online-Mobbing jedenfalls nicht mehr auf. Einträge wie diesen an der Pinnwand von Boateng überliest man jedenfalls fast: ” ich mach mich vom acker. ein bisschen necken ist witzig aber die meisten leuts gehen hier echt zu weit.”

Chance nutzen?

Das klingt doch toll:

Aufmerksamkeit Weltpokal-2010-E-Mail-Lotterie Gewinner/Gewinnerin,

In die namen der lokalen Organisierens Committe der 2010 Fu?ballmeisterschaft wollen wir Sie informieren dass Sie einer der gl?cklichen Sieger der Weltpokal-2010-E-Mail-Lotterie sind. Diese Lotterie ist eine Initiative des lokalen Organisierens comitte der 2010 Fu?ballmeisterschaft, die in Afrika stattfinden wird.

Ja, herrlich! Es geht um 450.000 Euro, die “auf einer EC-Karte” gespeichert sind, die man mir unbedingt schicken will. Oder sind es doch nur 450? Oder gar nix, oder soll ich zahlen?

Um eine breitere Teilnahme zu bekommen, wurden E-Mail-Adressen von der E-Mail und den Internetbenutzern uberall die Welt ausgew?hlt. Sieger wurden durch ein Computerstimmzettel-System von mehr als 1 Milliarde E-Mail-Adressen ausgew?hlt. Ihre E-Mail-Adresse kam als einer der gl?cklichen Sieger der Summe von 450.000 Euro (vierhundertf?nfzig Euro) heraus.

Ich müsse mich nur melden. Ganz klar, das ist Spam. Blöder Spam obendrein. Selten doof genmacht. Ganz zum Schluss bittet man dann noch, bloß nicht auf die Mail zu antworten. Das hätte ich bestimmt gemacht, dann hätte ich ihnen mitgeteilt, wo genau in ihre kleinen Gangster-Hintern sie sich ihre FuRballlotteriedingenskirchen-Verarsche hinschieben können.

Schnauzbart online

… und dann sei noch darauf hingewiesen, dass der Kollege r. nebenan sämtlichen Personen in seinen Titelgrafiken einen Handball-Weltmeister-Schnauzbart verpasst hat.
Da.

Neue WM-Formel

Die Sportfreunde Stiller haben die beste WM-Hymne beigesteuert und ihren Song “54, 74, 90, 2006” schon angepasst: “54, 74, 90, 2010” heißt der Song nun. Und auch die WM-Siegerformel wurde inzwischen aktualisiert: Statt 54*74-1990=2006 lautet die Zauberformel nunmehr: 1990+1974-1954=2010. Wird schon werden.

Weltmeister Italien

Eilmeldung

Italien ist Fußballweltmeister und wird den Cup nun vier Jahre für uns aufbewahren, bevor wir ihn uns 2010 abholen. Vielen Dank dafür – und ja, herzlichen Glückwunsch! Die unrühmlichste Szene der gesamten WM war die 110. Spielminute, als Frankreichs Zidane mit einem gezielten Kopfstoß Italiens Materazzi niederstreckte und dafür – zum Ende seiner Karriere – mit einer roten Karte vom Platz geschickt wurde.

Aber unterm Strich: Das war eine geile WM.

Warten vorm und aufs Tor

viellosvormstudentenkeller

So eine lange Warteschlange gabs schon ewig nicht mehr vorm Tor zum Studentenkeller in Rostock. Bis zum Torbogen unterm Barocksaal standen die Wartenden – am hellichten Tag. Die wollten alle zur Leinwand auf dem Hinterhof, um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Polen gewinnen zu sehen. Weil zu befürchten war, dass die Warterei davor mindestens so lange dauern würde wie dann schließlich das Spiel bis zum ersten Tor – 90 Minuten also – , haben wir uns lieber gar nicht erst angestellt…

WM: Das Eröffnungsspiel aus meiner Sicht

Tapfer habe ich mich gegen den Fußballrausch gewehrt, jetzt kann ich nicht mehr und gebe mich der Faszination des Turniers geschlagen.

Die Eröffnungspartie stellte sich aus meiner Sicht eher zweigeteilt dar. Und das kam so: Selbstverständlich haben wir gestern Deutschland – Costa Rica gesehen. Selbstverständlich hatten wir uns das schön gedacht: Große Leinwand im Freien hinterm Studentenkeller – dort war es aber überfüllt. Wir sind also zurück zu einer kleinen Feier in der KTV, auch dort sollte das Spiel gezeigt werden. Allerdings nicht draußen in der hellen Sonne, wo wir bislang gesessen hatten, sondern hinten, im Partyraum. Dort hing eine große Leinwand, das war schön. Der Laden war voll, das war gut. Zwischen der Leinwand und mir stand ein Balken, das war schlecht:

Wm Eröffnungsspiel

Alle wesentlichen Spielszenen habe ich optisch nur fragmentarisch und vor allem akustisch durch den Jubel der anderen Zuschauer wahrgenommen. Aber dies war wohl der angemessene Platz für jemanden wie mich, der von Fußball eigentlich gar keine Ahnung hat.

Den Sieger berechnen

Wir müssen jetzt hier auch mal über das leidige Thema Fußball-WM in Deutschland sprechen. Nicht, dass einen dieses ganze Marketing drumherum gehörig auf die Nerven geht (Nudel in Fußballform, Anti-Pickel-Tunke mit Minifußball als ‘Fanpaket’, Ticket-Gewinnspiele allerorten), nein, nein. Auch nicht diese sich nahezu täglich hochschaukelnden Horrormeldungen über Pannen beim Ticketverkauf… auch das nicht.

Es soll hier mal um die Spiele an sich, das Turnier gehen – also das, weshalb die Welt zu uns Freunden kommt. Da will vielleicht auch jemand mitfiebern. Oder Statistiken führen. Oder überhaupt alles genau im Blick haben. Das geht natürlich mit Hilfe eines Unparteiischen, mit Hilfe von Kollege Computer. Eine Exceltabelle, die aus den Spielergebnissen selbständig Tabellenstände und Statistiken ausrechnet und automatisch die Begegnungen der nächsten Runden zusammenstellt, die gibt es natürlcih im Internet. Hier zum Beispiel. Echt praktisch.

Grööönemeyers WM-Hömne

Wer, wenn nicht Herr Grönemeyer, sollte die Hymne für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland beisteuern? Gut, da gibt es ein paar Alternativen – dazu unten mehr. Nun hat Herbie, wie viele ihn gern nennen, nur er sich selbst nicht, also seine Hymne beigesteuert, genauer gesagt die für die Fifa. “Zeit, dass sich was dreht”, heißt das Werk, in dem auch ein Popmusik-Duo aus Mali in Afrika zu hören ist. Nach einem betont bedächtigen Grönemeyer-typischen Intro mit gewohnt vernnnuschldddmmm Tägß gehts in der “Hömne”, wie der Mann es wohl aussprechen würde, dann in stadiongerechter Rhythmus-Manier zur Sache. Das erinnert ein bisschen an die bislang undefinierte Stilrichtung des preußischen Sambas. Eine Rezension samt Hörprobe des Werks gibt es auf Spiegel-Online.
Es ist nicht der einzige Song, der eine Art Auftragswerk im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft ist. Seit Monaten schon pfeift das Maskottchen Goleo was von der “Love Generation” – und auch das Turnier an sich bekommt noch eine Extra-Hymne, die aber erst am Eröffnungstag veröffentlicht wird. Interpreten von “Time of our lives” sind Toni Braxton und das Trio In Divo. Der bislang beste Song, der die WM in Deutschland thematisiert, ist aber wohl die Hymne der Sportfreunde Stiller, die die vergangenen Erfolge der Nationalmannschaften glorifiziert: “54, 74, 90, 2006”. Dieses Werk ist einfach lustig – und weil das so ein Stimmungskracher ist, merkt man auch gar nicht, dass die Jungs eigentlich gar nicht singen können…