Jim und Lukas

Es ist für Radioleute grundsätzlich ungewöhnlich, wenn man sein Publikum sieht, während man was erzählt und/oder vorliest. Auch wenn das Publikum in jeder Hinsicht klein ist. Gestern war Vorlesetag, initiiert von der Stiftung Lesen und der “Zeit“. Überall haben Erwachsene eine Stunde lang in Kitas und und Grundschulen vorgelesen – um die Lust am Lesen und Vorlesen zu wecken.

Ich habe gestern Morgen in der “Schmetterlingsklasse” der Werner-Lindemann-Grundschule in Rostock gesessen und aus “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer” vorgelesen. In dieser Schule ist jede Klasse Pate für ein Tier, die 3a ist für Schmetterlinge zuständig (Das finde ich ja nicht schlecht).

45 Minten lang habe ich vorlegesen, wie Jim und Lukas mit Emma Herrn Ping Pong, Herrn Tur Tur und Nepomuk kennenlernen. Außerdem haben wir gemeinsam gerätselt, was es in Mandala (in früheren Ausgaben ist das China) für seltsame Schreibweisen gibt: Nämlich nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten. Fas-zi-nie-rend!

Jim Knopfs Abenteuern habe ich früher schon immer gebannt gelauscht. Deshalb musste es auch unbedingt dieses Buch sein.

21 Kinder hörten aufmerksam zu – zum Schluss gabs Applaus – auch das hört man als Radiomann ja eher selten. Aber ich hatte auch offene Ohren. In dieser Grundschule spielt Vorlesen eine besondere Rolle. Bereits ab der 2. Klasse stehen Buchvorstellungen der Kinder auf dem Stundenplan.

Die Aktion in der Lindemann-Schule war eine Idee des Kollegen Carsten Klehn, er hatte 10 weitere Kollegen des Ostseestudios zum Vorlesen in allen Klassen der Schule aufgerufen. Also, ich mache das nächstes Jahr wieder.

Eichel hin, Eichel her

Kehre soeben vom O-Töne-Sammeln zurück. Thema: Aufbau des Weihnachtsmarktes, überall wird gehämmmert, gesägt, getackert und geschraubt. Auch am Bratwurststand war man eifrig dabei, die Hütte zu schmücken. Mit Tannenzweigen, Lichterketten und… tja, ääh.

Ich stehe also mit dem Mikrofon vor diesem Typen, der gerade einen weiteren gigantischen, faustgroßen Tannenzapfen in die Hand genommen hat, um ihn ans Gesims zu tackern. Ich: “Und erzähln Sie mal, womit schmücken sie denn gerade die Bude?” – Der Typ sieht mich an, dann den Tannenzapfen in seiner Hand, dann wieder mich, dann das Mikro,  dann wieder mich und sagt nach einer halben Ewigkeit: “Eicheln?!”

Innerlich bin ich zusammengebrochen, äußerlich habe ich die Fassung bewahrt, habe wohl noch gefragt “Sind sie sicher?” und bin dann nach einer hastig hinzugefügten Alibi-Frage schnell weggegangen.

Ei im Filter

Die gute Nachricht des Tages ist folgende und gleichzeitig das Rezept des Tages: Eier kann man auch mit ner Kaffee-Maschine kochen! Das ist der Beweis:

Ei Kaffeemaschine

Ein Ei in der Filtertüte, eine volle Kanne Wasser, anschalten…

Ei, butterweich

Ergebnis: Ein Ei, weich, perfekt.

Kaffeemaschinen erhitzen das Wasser im Idealfall auf 92 Grad Celsius. Das reicht aus, um Eiweiß-Moleküle gerinnen zu lassen. Und es reicht auch, dass das heiße Wasser an der Schale des Hühnereis entlangplätschert. Wenn das Wasser für zehn Tassen durchgelaufen ist, ist das Hühnerei im Filter butterweich.

Gesehen in irgendeiner Fernsehsendung (mit der Empfehlung “So kann man auch mal im Büro ein Ei zubereiten”), im Internet nachgelesen und ausprobiert.

Betriebswirt TCM

Heute habe ich es erfahren: Die Kaffee-Kette Tchibo verkauft nun nicht nur Fleece-Puschen und Massagebürsten, sondern auch einen Fernstudiengang in Betriebswirtschaftslehre. Hmm, was bekommt man denn da für einen Abschluss? MBA? Ach nein! Wohl eher: Betriebswirt TCM.

Franzekanzler Vizefering

Franz Müntefering hat seinen Rücktritt vom Amt des Bundesarbeitsministers und von der Position des Vizekanzlers angekündigt. Persönliche Gründe, besonders die schwere Krankheit seiner Frau, hätten zu der Entscheidung geführt. Das ist ebenso erschütternd wie konsequent.

Bleibt die Frage, wie lange der Sozialdemokrat nun ALGI bekommt… ach nein, er behält ja sein Bundestagsmandat. Also doch keine Rente mit 67.  ;-)

“So eine Art Idiotenplage”

Auch betont seriöse Internetangebote wie dieses kommen zuweilen nicht umhin, auf Belangloses aus aller Welt hinzuweisen. So ist es mir nicht möglich, den Beginn der fünften Jahreszeit zu vermeiden. Aus diesem Anlass übernehmen die Narren in den Rathäusern die Macht – und viele Rostocker zum Beispiel fragen sich, ob das einen nennenswerten Unterschied zu vorher bedeutet.

Ich bin ein Karnevalsmuffel, ich finde verkleiden nicht gut und ich kann über diese alkoholgeschwängerte Extase von Cowboys, Clowns und Funkenmariechen nicht lachen. Aus diesem Anlass verweise ich gern auf die meiner Meinung nach beste Büttenrede der Welt. Sie wurde noch nie gehalten, auch wenn das Internet andere Legenden verbreitet. Der Text stammt vielmehr von Oliver Kalkofe. Aber lesen Sie selbst.

Von wegen “the one”

Aus der lange vernachlässigten Rubrik “Akustik des Tages” heute mal wieder eine Musik-Empfehlung: Ein Song, von dem man annehmen kann, dass er “the one” heißt. Stimmt aber nicht! Der Titel des Titels ist “Dakota”, vorgetraen von den “Stereophonics“. Schönes Tempo, schöner Sound, gute Musik, nicht ganz so Britpop-lastig.

Das erklärt einiges…

“Achtung, Achtung! Wir haben Ihnen davon Mitteilung zu machen, dass … ” heute vor 84 Jahren zum ersten Mal in Deutschland eine Erlaubnis erteilt wurde , ein Radio betreiben zu dürfen. Die “Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Rundfunkempfangsstelle des Reichspostministeriums” erging am 31. Oktober 1923 an Wilhelm Kollhoff in Berlin. Dieser Name, dieser Klang! Diese verblüffende Ähnlichkeit der Schreibweise. Also, nee. Damit ist bewiesen: Die Kohlhofs und Kollhoffs und Radio – das ist eine ganz besondere Beziehung. Kleine Unterschiede in der Schreibweise sind da doch zu vernachlässigen.

Herr Kollhoff aus der Turmstraße in Berlin zahlte für die Genehmigung Nummer 1 übrigens 350 Milliarden Reichsmark. Wirtschaftlich liefs eben damals nicht so richtig…

Was er zu hören bekam, war wohl unter anderem dies hier (Real-Audio-Format).