Weltweit

Normalerweise geht das so: Ich stell die Fragen… auf Deutsch. Heute wars mal anders. Ich musste antworten… auf Englisch. Weil die Stadtvertreter von Bad Doberan heute offiziell und nachträglich Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde aberkennen wollten (was sie auch einstimmig getan haben), war ich plötzlich Interview-Partner für den World-Service der BBC.
Die Kollegen aus London wollten wissen, warum es bis zum Jahr 2007 dauerte, bis in Bad Doberan jemand auf die Idee kommt, mal darüber abzustimmen, Herrn Hitler die Ehrenbürgerrechte abzuerkennen.
Das Interview lief am Abend.
Screenshot der BBC-Website mit meinem Namen

BBC-World-Service Website. Dort war mein Interview auch kurze Zeit online zu hören.

Nun ist es ja nicht so, dass ich auch mal auf Englisch träume oder Harry Potter im Original genieße. Ich hatte also meine liebe Mühe mit Begriffen wie honory citizenship, allied control council und so weiter (vor allem was die Verbindung dieser und anderer Wörter zu einem sinnvollen, nachvollziehbaren und zeitlich passendem Ganzen angeht). Die BBC-Leute haben aus meinem Englisch for Runaways 2:30 gemacht. Immerhin.
Zum Fall Adolf Hitler jetzt noch schnell eine vereinfacht dargestellte eilige Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Im August 1932 hat es eine Beschlussvorlage in Bad Doberan gegeben, eingereicht von der NSDAP, die damals die Mehrheit hatte. Inhalt: Hitler soll Ehrenbürger der Stadt werden (die er ja angeblich auch so toll gefunden hat). Der Beschluss selbst ist im Archiv nicht zu finden, es kann aber aufgrund anderer Quellen als gesichert gelten, dass Hitler Bad Doberans Ehrenbürger wurde. Das ist damals in viele Städten passiert. Bad Doberan war aber die erste deutsche Kreisstadt, die das entschied.
Aufgehoben wurde dieser Beschluss bislang nicht. Viele westdeutsche Städte taten das von sich aus nach dem Krieg, einige aber auch erst sehr spät. In Ostdeutschland gab es solche Entscheidungen an vielen Orten nicht, weil man sich nicht als Rechtsnachfolger des Nazireichs sah. Das geschah erst nach der Wende. Rostock zum Beispiel fasste einen entsprechenden Beschluss 1992.
In Bad Doberan tat man das nicht. Argument heute: Die Ehrenbürgerschaft endet bei jedem automatisch mit dessen Tod. Das gilt als allgemein richtig unter Juristen. In Bad Doberan hat man es also nicht für nötig befunden, Nazi-Diktator und Menschenfeind Hitler die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Nicht, weil man das nicht für geboten erachtete, sondern einfach, weil man dachte, das sei automatisch geschehen. Auf den symbolischen Akt, diese Entscheidung zurückzunehmen, verzichtete man. Bis jetzt.
Kritiker des G8-Gipfels in Heiligendamm, der Ortsteil gehört zu Bad Doberan, brachten das Thema in die Medien und wieder auf die Tagesordnung. Die Folge: Riesendebatten und Medientrubel aus aller Welt in der Kreisstadt. Die Stadtvertreter und der Bürgermeister reagierten schnell, brachten einen fraktionsübergreifenden Antrag auf den Weg – und mit dessen Hilfe wurde der Ehrenbürgerbeschluss von 1932 aufgehoben. Einstimmig, fast 62 Jahre nach dem Ende des Nazi-Regimes.

Das ist Dienstag früh auch Thema bei ndr info.

BBC-World-Service ist das Auslandsprogramm der BBC, es wird in 33 Sprachen produziert und ist mit seinen verschiedenen Diensten nahezu weltweit zu empfangen. Es ist vergleichbar mit der Deutschen Welle.

Stella: “Ich will nicht zu bunt schillern”

Stella, freundlich, bemüht, bestimmnt

Stella, Chat-Bot der Uni-Bibliothek in Hamburg hat auf alles eine Antwort (leider nicht immer die passende, aber vor allem dann, wenn es nicht um Bücher geht). Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Montage: kohlhof.de

Sie begrüßt Ihre Kunden schon mal mit einem zünftigen “Moin!” – Stella, die virtuelle Mitarbeiterin der Hamburger Universitätsbibliothek. Seit Oktober 2004 berät sie auf der Internetseite der »Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky« Literatursuchende. Als Chat-Roboter muss man sich einiges gefallen lassen. Von unsittlichen Angeboten bis zu Heiratsanträgen war alles dabei. Im kohlhof.de-Interview spricht Sie über Hypothesen, schlichtes Weiß und die Krise der Hamburger SPD – oder auch nicht.

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Missbrauchsprozess: 9 Jahre
Gefängnis für Lea-Maries Mutter

Die Mutter aus Teterow, die ihre Tochter vier Jahre lang misshandelt hat, muss für 9 Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Rostock befand sie für schuldig, dem Kind in 24 Fällen Essig oder Kalkreiniger in steigender Dosierung gewaltsam eingeflößt zu haben. Die Mutter habe ihrem Kind Lea-Marie außerdem mit kochendem Wasser die Oberschenkel verbrüht, um eine Unfallversicherung zu betrügen. Sie habe das Kind außerdem geschlagen. Die Frau wurde verurteilt wegen des Missbrauchs von Schutzbefohlenen, wegen gefährlicher Körperverletzungen und wegen Betrugs.

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Gefängnis für Lea-Maries Mutter“
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Mein Freund, der Kalender

Bislang habe ich es geschafft, ein Leben ohne Terminkalender zu führen – und das ohne große Katastrophen wegen verpasster Treffen. Ich bin mir allerdings sicher, dass es – auch wegen meines fortschreitenden Alters – nur noch eine Frage sehr kurzer Zeit ist, bis ich die erste wichtige Verabredung vergesse. Das könnte verheerende Folgen in meiner Peer-Group, Familie, bei Kollegen oder redesligen Informanten haben… Kurz und gut: Mein Wunsch nach einem kleinen Mäppchen für die Planung von Treffen und Terminen wurde unlängst mit einem äußerst schönen Terminkalender, in orange-braunem Leder eingebunden, erfüllt. Glaubt man dem kleinen Beipackzettel aus der italienischen Terminkalender-Fabrik ist er aber eben nicht bloß ein Hilfsmittel zum Verwalten von Besprechungen und Dienstplänen, sondern der Schlüssel zu einer anderen Welt, zu einem Leben auf der Überholspur, in Saus und Braus, ein unverzichtbarer Begleiter… ein Universalbenutzer, wie ihn sonst nur Loriot kennt.
So lese ich nämlich Silbergrau auf Schwarz: Mein Terminbuch sei “der Begleiter für den Alltag und das Abenteuer”. Wie das? Nun: “Jeder erlebte Momente (sic!), jede Situationen (sic!), die des Einfangens und des Erinnerns wert ist (sic!), kann in Ihm (sic!) gespeichert werden”.
Und dass die Kalenderleute jenseits der Alpen euphorische Poeten sind, wird wenig später deutlich: “Dieser Safe wird geöffnet, indem man ihn von der Umarmung des elastischen Verschusses befreit und geschlossen, indem man denselben Verschluss auf dem Einband befestigt”. Tatsächlich hält ein schwarzes elastisches Band die Seiten zusammen, damit nichts fleddert, was nicht fleddern soll.
Mit diesem Ding bin ich in exzellenter Gesellschaft: “Er ist das Statussymbol der heutigen Schriftsteller und Reisenden.” Donnerwetter. “Ciak”, so heißt dieses “Buch des heutigen Künstlers und Tagebuchschreibers”, wird mit einer ausführlichen Aufzählung sämtlicher Vorteile, die das Produkt bietet, gepriesen. Und das bedeutet: dieses Buch im Westentaschenformat ist “ein Freund, auf den sie sich immer verlassen können”. Ist es nicht herrlich? Klingt fast so, als trage mein neuer Freund auch noch selbstständig alle Termine ein. Is aber nicht so, das muss man noch von Hand machen.

Buntes Treiben im “Grauen Esel”

Heute vor 13 Jahren begann meine Laufbahn als Journalist. Am 13. November 1993 hat zum ersten Mal eine Tageszeitung einen Text von mir gedruckt (und dafür auch gleich bezahlt, ein paar Mark.) Und hier ist er noch einmal, wegen des großen Erfolges:

Buntes Treiben im Grauen Esel

So beginnen Journalisten-Karrieren: Außer die klassischen Fakten zu erwähnen habe ich auch an den Mehrwert für den Leser gedacht und unter anderem die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel empfohlen.

Die Ankündigung für einen Basar in einer Kindertagesstätte im Lübecker Stadtteil St. Jürgen ebnete mir den Weg in die Lokalredaktion der Lübecker Nachrichten. Die Redaktion hat den Text – meiner Erinnerung nach – 1 zu 1 übernommen und vor allem auch meinen Überschriftenvorschlag akzeptiert (darauf war ich besonders stolz). Was folgte, war wenig später der erste richtige Auftrag der Redaktion: Eine Rezension über “Wachtmeister Holm”, der am Wochenende im Kolosseum aufgetreten war. Zehntausende Zeilen habe ich inzwischen geschrieben, tausende Fotos gemacht, O-Ton-Material gesammelt, das für mehrere Wochen reicht, tagelang im Radio erzählt – und es macht mir immer noch Spaß.

Früher bei den LN bekam ich immer eine Gänsehaut, wenn die Rotationsmaschine anlief und der Hauch von Druckfarbe durch die Flure wehte. Und heute läufts mir vor Begeisterung manchmal kalt den Rücken runter, wenn die Arbeit von ganz vielen Personen zusammen eine schnelle, aktuelle, unterhaltsame Radiosendung ergibt, zu der ich etwas beitragen kann.

Soweit wäre es vielleicht nicht gekommen, wenn meine ersten redaktionellen Schritte bei den LN nicht so wohlwollend begleitet worden wären. So haben sich die Kollegen oft Zeit genommen, mit mir ausführlich über meine Texte zu sprechen, positiv und negativ zu kritisieren, gemeinsam Änderungsvorschläge zu erarbeiten. Und ich hatte bei den LN oft die Chance, Neues auszuprobieren, mich Herausforderungen zu stellen und einfach mal was zu machen, als freier Mitarbeiter, als Volontär und natürlich auch als Redakteur. Für diese äußerst “praktische Einführung in den Journalismus” bin ich sehr dankbar.

Diese Aufgeschlossenheit, diese Geduld und Ehrlichkeit, die habe ich mir zum Vorbild genommen: Zuweilen begleiten mich jetzt Praktikanten bei meinen Reporter-Einsätzen – und für diese Gäste nehme ich mir oft auch mal ein bisschen mehr Zeit (wenn ich wenigstens einen Hauch von Interesse erkenne), lasse sie Beispieltexte recherchieren und schreiben und selbstverständlich auch sprechen. Manchmal fragen mich die Jungs und Mädels dann, warum ich das mache. In Zukunft werde ich dann einfach auf dieses Posting hier verweisen.

PS: Natürlich soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass meine journalistischen Wurzeln wohl schon ein bisschen früher als 1993 gekeimt haben. Ein historisches Tondokument wurde hier ja bereits veröffentlicht. Außerdem habe ich in der sechsten Klasse gemeinsam mit zwei Schulfreunden mal unseren Biolehrer, einen gestandenen Tierarzt interviewt (der ein Wildschwein aufgepäppelt hat, dessen Mutter im Grenzstreifen angeblich auf eine Mine getreten war) sowie für die Katharineum Ruderriege jahrelang an der Mitgliederzeitschrift layoutet und geschrieben. Außerdem habe ich gemeinsam mit Kumpel Schem im Offenen Kanal Lübeck die Show “Zum Blöden Bock” präsentiert. Eine Magazin-Sendung, über deren Inhalt vor allem wir beide herzhaft lachen konnten. Und dann war da ja während meines Studiums auch noch der heuler. Um mal so die wesentlichen Punkte zu nennen. Und weil auch meiner Verwandtschaft nicht verborgen blieb, dass ich so ein Pressefritze werden wollte, war es dann Onkel Godehard, der mich an einen dpa-Geschäftsführer vermittelt hatte. Und dieser Mann hat mir nach langen und interessanten Ausführungen über das Journalistengeschäft empfohlen, einen Beispeiltext zu schreiben und mich bei meiner Lokalzeitung zu bewerben. Es war genau der oben erwähnte Beitrag.

Ottigramm

Holderitiih! Otto war heute in Rostock, um seinen neuen Kinofilm vorzustellen. Ich habe ihn interviewt – hier ist der Beweis: Ein echtes Ottigramm aufm Mikro:

Ottigramm

Bleibender Eindruck: Unterschrift samt Ottifant auf Reporterequipment.

Wie es klingt, wenn Komiker auf Schaumstoff schreiben, ist gegen 18:40 Uhr heute im Radio zu hören

Termin-Tipps

Es ist gute Sitte und schöner Brauch, im Radio regelmäßig über illustre anstehende Termine zu informieren, damit sich geneigte Zuhörerschaft alltäglich bei Kulturellem, Kulinarischem, Konzertantem, Kunstvollem und/oder Komischen verlustieren kann. Ich erzähle darüber gerne im Radio, allerdings wäre mein Leben viel leichter, wenn vor allem die Galeristen unter den Kulturschaffenden die grundlegenden Gepflogenheiten einigermaßen erfolgreicher Pressearbeit beherzigen würden. Die Leute von Umweltschutzverbänden, Kindertagesstätten und dergleichen schaffen es ja auch, kurz, knapp und vor allem umfassend über ihre persönlichen Veranstaltungshighlights zu informieren. Nur von den Damen und Herren Galeristen bekommt man bloß irgendwelche Postkarten zugeschickt. Da steht dann drauf, wann die Ausstellung eröffnet wird, aber nicht, wann man sie in den Tagen danach besichtigen kann. Und wenn sich einer durchringt, das doch mal anzufügen, dann kann man sicher sein, dass nirgendwo die Öffnungszeiten stehen. Soll ich raten? Und ist an Feiertagen auch geöffnet? Stattdessen viel Geschwafel mit so sinngebenden Sätzen wie “Er hat etwas mitzuteilen […]. Man muss seine Bilder sehen”. Ja. Es ist mein Beruf zu recherchieren, ich mache das gern, ich werde dafür bezahlt. Nur wenn man für 1-Minute-20 mit Termintipps zehn Telefonate führen muss, entscheide zumindest ich mich zuweilen eher dafür, in der Terminmappe bloß weiterzublättern. Grundlegend sollte eine Pressemitteilung die Fragen beantworten, wer was wann wo wie und warum macht. Auch eine Telefonnumer für Rückfragen wäre nicht schlecht. Ich habe zu Hause noch eine vor Jahr und Tag verfasste Anleitung für die Pressearbeit von Vereinen und anderen auf dem Rechner liegen. Die werde ich hier mal online stellen. Ein Termin steht noch nicht fest, ich werde es aber rechtzeitig ankündigen. Und dann wird er hier rund um die Uhr zu lesen sein – auch an Feiertagen.

Vorbei

18:00 Uhr. Die Wahllokale sind geschlossen. Ich bin im Funkhaus und verkünde Prozentzahlen. Prognosen, Hochrechnungen und andere Ergebnisse gibt es unter anderem hier, hier und hier.

Sauklaue

Es ist nicht schön, wenn man seine eigene Schrift nicht lesen kann. Auf einem alten Notizzettel mit meiner Schrift stolperte ich soeben über das Wort “Standartöltester”. Ich habe mich nicht nur über den Schreibfehler gewundert, sondern vor allem über das Wort an sich. Was, bitte, macht ein Standardöltester, was ist Standardöl überhaupt – und wo hatte ich mit diesem und jenem zu tun? Erst ein zweiter Blick auf den Zettel, der für eine Reportage über die Luftwaffe von mir schwungvoll bekritzelt wurde, brachte Klarheit: Der “Standartöltester” ist im wahren Leben ein Standortältester. Gut, dann hätten wir das ja auch geklärt.