Ihnen im Radio

Manchmal ist es doch nicht so entscheidend, wie man etwas sagt. “Ich hör Ihnen immer inn Radio”, rief mir das Muttchen aus Rambow fröhlich durchs Telefon zu. Habe mich selten über einen Hinweis, dass meine Arbeit doch nicht unbeachtet verhallt, so gefreut wie in diesem Fall.

Ob und wann

Nach jahrelangem Radioschaffen kann ich sagen, dass folgende Faustregel gilt. Ein Beitrag von einer Minute Länge erfordert in etwa eine Stunde Vorbereitung. Das ist natürlich ein Durchschnittswert, abhängig vom Thema sind Planung, Recherche, Produktion und Schnitt unterschiedlich aufwändig. Manchmal gehört auch die Nachbereitung noch dazu. Auch die ist wichtig. Jeden Morgen gibt es zum Beispiel eine Telefonkonferenz mit allen Studios, in der die gerade beendete Morgensendung bewertet wird. Aber auch zwischendurch sprechen wir im Studio immer mal wieder über unsere Beiträge – auch über Kleinigkeiten.

Über eine dieser Kleinigkeiten habe ich mich heute kurz geärgert. Diesen Satz hatte ich ins Land hinausposaunt: “Ob und wann die Wälle aufgeschüttet werden, ist aber noch nicht entschieden”. Finden Sie den Fehler… Nun denn, der Chef hat ihn gefunden: Ob kann man nur mit Ja oder Nein beantworten; die Frage nach dem Wann mit einem konkreten Zeitpunkt. Wenn nun aber die Frage nach dem Ob schon mit Nein beantwortet wird, dann muss man die Frage nach dem Wann gar nicht mehr stellen. Insofern ist meine Formulierung, auf die ich so stolz war, nun ja hüstel ungenau, um nicht zu sagen: doof. Korrekt wäre also: “Ob, und wenn ja, wann die Wälle aufgeschüttet werden…” Mist. Wirklich eine Kleinigkeit, aber über die kann man sich auch ärgern. Aber nur ganz kurz.

Ausreise

Es ist das meiner Meinung nach beeindruckendste Ton-Dokument der Zeitgeschichte: Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft. Vom Balkon aus spricht der Bundesaußenminister zu tausenden Flüchtlingen aus der DDR. Die Nachricht: Sie dürfen ausreisen. Die zweite Hälfte seines Satzes geht im tosenden Jubel unter.

Heute habe ich dieses Zitat endlich mal in einem Beitrag verwenden können – wenn auch in vollkommen anderem Zusammmenhang. Mit den Kollegen Oliver Schubert und David Pilgrim habe ich ein fiktives Tagebuch von Hansa-Rostock produziert. Anlass war die Tatsache, dass die Mannschaft nach einem Testspiel im Iran wegen Schneewetters vier Tage in Teheran festsaß. Wir haben rumgesponnen, was den Abflug noch hätte verzögern können: Abgelaufene Pässe, Airline pleite und so weiter.
Nach fast einem Jahr Zwangspause im Iran dann: Hoher Besuch aus Deutschland. Und dann der O-Ton von Genscher, der nun zur Hansa-Mannschaft sagt: “Wir sind heute zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise…..”

Uns hats Spaß gemacht, dieses kleine Hörspiel zu produzieren – ist hoffentlich gut angekommen.

Übbrigens habe ich Herrn Genscher mal bei einem Wahlkampftermin vor ein paar Jahrenn in Rostock getroffen. Ich habe ihn gefragt, wie der Satz eigentlich weiterging, den er da auf dem Balkon gesagt hat. Eher unspektakulär: “…in die Bundesrepublik Deutschland möglich geworden ist.”

Fotos fürs Radio

Also, wenn mir das einer vorhergesagt hätte vor ein paar Jahren, ich hätte es nicht geglaubt. Heute habe ich es dann allerdings getan: Ich habe Fotos fürs Radio gemacht. Sie werden mir zustimmen, dass das bei einem akustischen Medium sinnlos ist. Insofern muss ich diese Nachricht relativieren: Die Fotos sind für die zum Programm passende Internetseite entstanden. Es geht um Laster mit Werbeaufdruck.

Update bei kohlhof.de11.10.2008 – Und mal wieder ein Bild fürs Radio. In diesem Fall von einer Buchhändlerin. Und das alles war für ndr info.

Nachts im Funkhaus

Wenn man morgens, sehr früh morgens ins Studio kommt, dann macht man natürlich gleich das Licht an – is ja klar. Neulich fiel mir das Lichtermeer der Leuchten und Dioden auf, die da im Dunklen vor sich hin funkeln. Und das habe ich dann nachts im Funkhaus fotografiert.

Bitte Ruhe vorm Sprecherraum

Notausgang

Notausgang

Ganz wichtig (vermute ich)

No disc… no fun

Mikro an

Mikro ist an

Keine Ahnung, was das ist (aber es is so schön blau)

grüne Kreuzasten

Für den guten Klang… oder das gute Bild

Gelbe Tasten

Ja, es gibt auch gelbe Knöpfe

Und dann habe ich das Licht angemacht…

Sprecherkabine

Für einen Beitrag über eine Razzia in der Drogenszene von Güstrow musste es gestern am Abend schnell gehen. Ich war nicht mehr im Studio und habe deshalb mit Hilfe von drei Sofakissen und einer alten Decke im Wohnzimmer eine Sprecherkabine aufgebaut. Da:

Meine Sprecherkabine im Wohnzimmer

Gepolsterter Klang: Meine improvisierte Sprecherkabine rund ums Notebook. Ja, das sah bestimmt doof aus, als ich da hineingekrochen bin.

Es dürfte in etwa so ausgesehen haben wie bei Fotografen, die historische Apparate benutzen und ihren Kopf unter ein schwarzes Tuch stecken.

Dieses Abpolstern ist nötig, weil sonst schlicht viel zuviel Raumhall die Aufnahme versaut. Nicht umsonst sind ja auch Studios an den Wänden gut gepolstert. Beitrag schnell geschnitten und ans Funkhaus übermittelt, klang ganz gut.

Redaktionshektik

Die Allgemeinverfügung der Polizei zum Versammlungsverbot während des G8-Gipfels rund um Heiligendamm hat mich heute auf Trab gehalten. Das war mal wieder richtig schön zeitnah und auch ein bisschen hektisch. Manchmal brauche ich sowas.
Weil die Beiträge als ARD-Sammel-Angebote verbreitet wurden, achten Sie auf Berichte aus Heiligendamm auf allen denkbaren öffentlich-rechtlichen Frequenzen.

Hintergrund: Der Planungsstab der Polizei zum G8-Gipfel hat angekündigt, dass die Versammlungsfreiheit rund um den Tagungsort eingesschränkt wird. Dadurch sind Protestaktionen direkt am Absperrzaun verboten. Die Polizei begründet dies mit dem Schutzbedürfnis der Gipfelteilnehmer. Schließlich seien – auch wenn es keine konkreten Hinweise gibt – terroristische Anschläge denkbar. So will sich, umgangssprachlich und frei übersetzt, die Polizei am Zaun wohl nicht durch normale Demonstrationen ablenken lassen. Außerdem hatte sie schon mehrfach betont, dass sie Blockade-Aktionen auf den Zufahrten nach Heiligendamm nicht dulden werde. Genau das hatte wiederum einige Demonstrantengruppen angekündigt. Die Polizei begründet das Versammlungsverbot deshalb auch mit dem Hinweis, dass dadurch Blockaden verhindert werden sollen.
Die Organisatoren der Anti-G8-Proteste kritisierten das Versammlungsverbot und kündigten inzwischen an, vor Gericht gegen die Allgemeinverfügung vorgehen zu wollen. Sie kritisierten die Polizei, die das Versammlungsgebot erst kurz vor dem Gipfel ausgesprochen habe, so dass den Demonstranten eventuell nicht mehr genug Zeit bleibt, alle juristischen Instanzen zu nutzen.
Außerdem befürchteten Sprecher von Attac und auch Anwälte, die die Gipfelgenger beraten, dass das Versammlungsverbot die Stimmung unter einigen Demonstranten aufheizt.
Am 7. Juni war unter anderem ein Sternmarsch zum Absperrzaun geplant. Die Versammlungsverbote gelten rund um Heiligendamm in zwei Zonen, im Seegebiet vor der Küste und rund um den Flughafen Laage. Im Abstand von 200 Metern zum Absperrzaun sind ab 30. Mai alle Versammlungen verboten. Im weiteren Umkreis sind während der Gipfeltage ebenfalls alle Versammlungen verboten. Der G8-Gipfel, das Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industrienationen und Russlands, sowie der Europäischen Union und einiger weiterer Schwellen- und Entwicklungsländer findet vom 6. Juni bis 8. Juni 2007 in Heiligendamm statt.
Dagegen bereitet ein breites Bündnis aus Initiativen, Vereinen und anderen Organisatoren seit Monaten Proteste vor. Dazu zählen kirchliche Initiativen, gewerkschaftsnahe Gruppen, anarchistische Vereinigungen, Umweltschutzinitativen, sozialistische Aktivisten und viele mehr. Zu einer Großdemonstration am 2. Juni in Rostock erwarten die Organisatoren 100.000 Teilnehmer. Wie viele tatsächlich in die Stadt kommen, ist noch nicht abzusehen.
Am Polizei-Einsatz vor und während des Gipfels sind 16.000 Beamte aus allen Bundesländern beteiligt.

Raps gut, Radfahrer doof

Aus Küche und Bad sind zur Zeit immer wieder Flüche zu hören. Die Herren, die dort seit knapp drei Stunden werkeln, stellen dabei immer wieder Zusammenhänge zwischen Balken, Kollegen und Fäkalien her. Nicht schön, aber wenns der Sache dient…
Das ist doch die Gelegenheit, noch einmal aufs Wochenende zurückzublicken. Über meinen Ü-Wagen-Einsatz in Heiligendamm beim “Zaunspaziergang” der Globalisierungskritiker möchte ich gar nicht groß berichten. Ich hatte mit langem und kurzem Sammel genug zu tun.
Deshalb nun etwas vollkommen Anderes:
In Mecklenburg-Vorpommern blüht bereits der Raps:
Rapsblüte bei Admannshagen

Aus dem Auto schnell abgelichtet: Der Raps blüht, typische Farbe für Mecklenburg-Vorpommern im Frühjahr.

Ob es mit dem voranschreitenden Frühling zu tun hat, dass die Radfahrer durchdrehen, kann an dieser Stelle nicht bewiesen werden. Diese beiden Herren haben aber alles dafür getan, dass Autofahrer Pedalritter nachhaltig verfluchen:
Ignorante Rennradler

Suchbild: Wo sind die Fehler? – Richtig, es gibt einen Radweg (rechts, für viel Geld gebaut), die beiden Radspezies fahren aber nebeneinander auf der Straße – und das auch noch in der Kurve. Aber das war noch nicht alles…

Zwischen Bad Doberan und Heiligendamm verläuft eine Landstraße ohne den kleinsten Hauch einer Steigung durch die erblühende Natur. Dort lässt es sich wunderbar cruisen (wenn nicht gerade irgendwer Sitzblockaden probt). Die beiden Herren in ihren windschnittigen Sportleibchen wollten da nicht fehlen und starteten zu einer Radtour ins Grüne. Weil Mecklenburg ja wahlweise Urlaubsland, Kinderland, Gesundheitsland, Überhaupttollland sein will, darf an touristisch bedeutsdsamen Strecken ein Radweg natürlich nicht fehlen. Für ganz viel Geld hat das Land deshalb eine extra Spur für Radler asphaltieren lassen.
Nur darf man sich fragen, ob vielleicht manche Sättel zu hart sind, dass die daraus entstehenden Strapazen speziell für männliche Radler eventuell zu viel sind – und deshalb für logische Schlussfolgerungen keine Gelegenheit mehr bleibt. Es ist jedenfalls nicht klar, warum diese beiden Experten trotz vergoldeter Radwege die Straße benutzen. Und das auch noch nebeneinander. Halten die sich für Speedy Gonzalez?
Jedenfalls fühlten sie sich im Recht. Denn (was die Kamera nicht festhalten konnte) ihr Selbstbewusstsein ist jedenfalls ausgeprägt: Das Auto vor mir war laut hupend hinter den beiden hergefahren (sicherlich auch nicht sehr nett). Der Herr im windschlüpfrigen kleinen Schwarzen antwortete mit einem langanhaltend ausgestreckten Mittelfinger. Ja, so sind sie, die Radfahrer, immer im Recht, immer unterdrückt, immer in Gefahr. Mann, mann.
Und dann noch dies: Der Sicherheitszaun um Heiligendamm, die Polizei nennt ihn “technische Sprerre” sieht in etwa so aus:
Sicherheitszaun um Heiligendamm, die technische Sperre der Polizei

Der Sicherheitszaun rund um Heiligendamm: 12 Kilometer lang, 2,50 Meter hoch. Nach dem G8-Gipfel soll er wieder abgebaut werden. Gegen das Bauwerk richteten sich auch die Proteste am Wochenende.