Gepieptes Kran-Unglück

In New York ist gestern ein gigantischer mobiler Kran umgestürzt. Ein Mann ist dabei gestorben, was tragisch ist. Mehrere Menschen wurden verletzt. Ursache für das Unglück könnte starker Wind gewesen sein.

Wo so viele Menschen auf einem Fleck arbeiten, da ist auch einer dabei, der das filmt. Die NBC hat sich ein Augenzeugen-Video gesichert. Im Hintergrund sind Stimmen zu hören, die unter dem Eindruck des Geschehens Wörter benutzen, die nach US-Standards Internet-Usern und Fernsehzuschauern nicht zugemutet werden können. Es sind wohl recht viele dieser Wörter – jedenfalls besteht das Video eigentlich nur aus Piepen.

Nachrichten-Zusammenfassung der NBC New York

 

Fast eine Milliarde plus

Auf den Tag genau vor zehn Jahren und einem Tag habe ich über eine damals schon beeindruckende Zahl gebloggt. Am 6. Februar 2006 lebten laut einer statistischen Schätzung exakt 6.589.228.520 Menschen gleichzeitig auf diesem geschundenen Planeten. Und jetzt, zehn Jahre später sind es – je nachdem, welche Internetseite man um eine Hochrechnung bittet – fast 7,4 Milliarden Menschen. Und das sind, naja, gut 800 Millionen mehr als noch vor zehn Jahren. Und die Zahl steigt schnell weiter: Allein heute waren es in den ersten zwölf Stunden des Tages 119.000 mehr Menschen. Das ist mehr als Schwerin Einwohner hat.

Screenshot der World-Population-Clock von http://countrymeters.info/en/World: 7.380.649.756 Menschen auf der Erde.
Um 12:21 lebten – dieser Berechnung zufolge – 7.380.649.756 Menschen auf der Erde, jedenfalls ungefähr. Quelle: http://countrymeters.info/en/World

Gleichzeitig sind auch so viele Menschen weltweit auf der Flucht wie noch nie: Fast 60 Millionen, größter Auslöser dafür ist der Krieg in Syrien, wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen vor sieben Monaten meldete. Vor zehn Jahren waren es den Angaben zufolge 39,5 Millionen Flüchtende. Das bedeutet, dass die Zahl von Männern und Frauen auf der Flucht binnen zehn Jahren um etwa 50 Prozent gestiegen ist, während die Weltbevölkerung um etwa 12 Prozent gewachsen ist.
Die Zahl der Weltbevölkerung finde ich beeindruckend, die Zahl der Flüchtlinge erschütternd.
Statistik: Entwicklung der Weltbevölkerungszahl von Christi Geburt bis zum Jahr 2015 (in Milliarden) | Statista

Entwicklung der Weltbevölkerung seit Christi Geburt. Grafik von Statista

Geld verdienen mit Primzahlen

Wohooo! Ne neue Primzahl! Und beinahe hätte sie niemand bemerkt. Es gibt ein Projekt, in dessen Rahmen Wissenschaftler mit Computerhilfe neue Primzahlen finden – immer mal wieder. Jetzt gibt es eine neue, das heißt: Man hat eine neue gefunden. Es ist eine Zahl mit gut und gerne 22 Millionen Stellen.

Selbstverständlich wissen Leser von kohlhof.de: Primzahlen sind natürliche Zahlen, die sich nur durch sich selbst und durch 1 teilen lassen- ohne Rest. Das ist bei 2, 3, 5, 7, 11, 13 und so weiter noch vergleichsweise einfach nachvollziehbar. Bei 8191 möchte der durchschnittliche Anwender es dem Entdecker der Primzahl einfach gern glauben, dass man diese Zahl Prim nennen darf.

Inzwischen gibt es eine Art weltweiten Wettbewerb unter Wissenschaftlern, wer die nächste Primzahl entdeckt. Dafür muss man inzwischen echt lange rechnen, beziehungsweise rechnen lassen. Denn der neue Spitzenreiter in der Reihe der nur durch 1 und sich selbst ohne Rest teilbaren Zahlen hat genau 22.338.618 Stellen – man kann sie sich downloaden, die Zip-Datei mit allen Ziffern ist knapp elf Megabyte groß.

Curtis Cooper, dessen Nachname einen unwillkürlich an The Big Bang Theory denken lässt, hat sie gefunden. Und beinahe auch nicht. Denn das Computerprogramm, das er zur Berechnung verwendet hat, war schon im September fündig geworden – aber die E-Mail mit der Benachrichtigung blieb lange unentdeckt (was ich irgendwie putzig finde).

Screenshot vom Google-Rechner mit der Ausgabe "Infinity"
Beim Versuch die neu entdeckte Primzahl zu berechnen, kapituliert der Google-Taschenrechner. Aber immerhin stimmt die Richtung: Die Anzahl der verfügbaren Primzahlen wird als unendlich angenommen.

Bei dieser jetzt bekannt gemachten Entdeckung handelt es sich auch noch um eine besondere Primzahl: Eine, die sich nach der Formel 2P-1 berechnen lässt. Man ist da schon recht weit, hüstel. Im jüngsten Fall ist P gleich 74.207.281. Die neu entdeckte Primzahl berechnet sich also mit “Zwei hoch etwa 74 Millionen minus Eins”. Primzahlen, die auf Grundlage dieser Formel errechnet werden, heißen Mersenne-Primzahlen. Heraus kommt in diesem Fall besagter Zahlenwurm mit 22.338.618 Stellen – in ein frisches Office-Dokument eingefügt und mit einer 12 Punkt großen Schrift wie der Times formatiert, belegt die Primzahl … eine noch nicht feststehende Anzahl von Seiten (mein Computer ist noch beschäftigt) 9308 Seiten.

Cooper hat schon mehrere, sagen wir mal: große Primzahlen entdeckt. Jeder, der eine neue entdeckt, bekommt vom Gimps-Projekt, vom Great Internet Mersenne Prime Search, eine Belohnung von 3000 Dollar, sofern die Zahl einer Überprüfung standhält. Die Software für die Suche kann man sich herunterladen und Teil des weltweiten Rechnernetzes werden. Vielleicht hat man ja Glück, es ist so etwas wie Primzahlen-Lotto. Der Jackpot winkt übrigens bei der ersten Primzahl mit 100 Millionen Stellen oder mehr. Dann gibts 150.000 Dollar. Diese Summe ist zwar keine Primzahl, aber nach Abzug von Steuern kommt vielleicht eine raus…

Vor 20 Jahren: Der Brandanschlag von Lübeck

Am 18. Januar 1996 starben zehn Menschen nach einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Lübeck. Ich habe das als junger Zeitungsreporter miterlebt. Es gibt einige Eindrücke, die mich bis heute nicht loslassen.

Der Anruf vor 20 Jahren wird in etwa genau um diese Zeit gekommen sein, vielleicht so gegen 4:30 Uhr morgens: „Herr Kohlhof, es gibt ein Großfeuer mit mehreren Toten. Fahren Sie da bitte mit hin?“ Am frühen Morgen des 18. Januars 1996 erlebte ich in Lübeck ein Ereignis mit, das mit zu den erschütterndsten gehört, über die ich als Reporter je berichtet habe: Der Brandanschlag auf das Asylbewerberheim an der Lübecker Hafenstraße mit zehn Toten.

Die Brandruine an der Lübecker Hafenstraße. In dem Feuer in der Asylbewerberunterkunft starben zehn Menschen. Wer für den Brandanschlag verantwortlich ist, ist bis heute nicht geklärt. Foto: By 1970gemini (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
Wie ein verkohlter Baumstumpf, irgendwie gebrochen, unnatürlich angewinkelt, verkrampft – so sah das aus, was dort oben auf der Bahre lag. Feuerwehrleute zogen sie gerade behutsam aus einer rußgeschwärzten Fensterhöhle auf ihren Leiterkorb. Am Tag nach dem verheerenden Feuer muss das gewesen sein. Die Rettungskräfte bargen die Opfer des verheerenden Feuers.

Als mich am frühen Donnerstag vor 20 Jahren der Anruf der stellvertretenden Ressortleiterin geweckt hatte, da tobte im Wohnhaus an der Hafenstraße schon die Hölle auf Erden. Kinder sollen oben an den Fenstern gestanden haben, riefen um Hilfe, hinter sich die Flammen – und dann zündete das Feuer durch…

Die Lübecker Feuerwehr hatte alles aufgeboten, was an technischem Gerät verfügbar war. Ein alter Drehleiterwagen kippte um, als Feuerwehrleute gerade Menschen vor dem wütenden Feuer retteten.

Als ich am brennenden Haus ankam, da waren die Kollegen aus der Lokalredaktion schon da. Mein Auftrag: beobachten, aufschreiben, Informationen beisteuern für die Berichte am nächsten Tag in den Lübecker Nachrichten (LN).

An viele Details erinnere ich mich jetzt nicht mehr. Erschütterte Rettungskräfte, verzweifelte Menschen, die sich hatten retten können. Ich war gerade mal 20 Jahre alt, mein Volontariat bei den LN  sollte in gut zwei Monaten beginnen. Ich war freier Mitarbeiter in der Lokalredaktion. Streit um die Verkaufstermine von Silvesterkarpfen, ein Bericht über den 3D-Filmclub, Flottenbesuch an der Untertrave – darüber hatte ich in den Wochen zuvor geschrieben. Und über viele Ereignisse, die auch tragisch waren: verunglückte Bauarbeiter zum Beispiel, Wohnungsbrände, Unfälle. Aber noch nie zuvor hatte ich so etwas erlebt wie an der Hafenstraße.

Irgendwann am frühen Morgen saß ich zwischendurch bei einem Kollegen aus der Fotoredaktion im Auto. Wir wärmten uns auf. Normalerweise plaudert man dann. An diesem Morgen tauschten wir nur die neuesten Eindrücke und Infos aus, dann schwiegen wir, während die Brandruine qualmte, Blaulichter zuckten, Rettungswagen abfuhren, Stadtwerkebusse die Überlebenden Richtung Krankenhaus brachten.

In einem dieser Busse ist zu dieser Zeit dann wohl ein Satz gefallen, der sich einreiht in eine lange Reihe von Ungereimtheiten rund um das Feuer an der Hafenstraße. Ein Sanitäter sagt später aus, einer der geretteten Hausbewohner habe ihm im Bus etwas gesagt, das so klang wie „wir waren’s“.

Da hatten Polizisten aber auch schon die Personalien von drei jungen Männern aus Grevesmühlen aufgenommen, die in der Nähe standen und beobachtet hatten, was passierte. Augenbrauen und Wimpern leicht versengt. Zufall? Sie wurden der rechtsextremen Szene zugerechnet. Die Beamten verhafteten schließlich sogar vier Männer – allerdings hatten sie alle ein Alibi.

Das vermeintliche Geständnis des Hausbewohners im Bus hielt keiner gerichtlichen Überprüfung stand. Über zwei Instanzen. Sogar die Staatsanwaltschaft hatte vor der Jugendkammer am Landgericht schließlich Freispruch gefordert.

Und die jungen Männer mit ihren verkohlten Haaren? Stimmen ihre Aussagen, dass einer von ihnen zum Beispiel gerade im Tank seines Mopeds nachgesehen hatte, wie viel Sprit drin ist – mit einem Feuerzeug? Niemandem ist es gelungen, die Verbrennungen beweissicher in Zusammenhang mit dem Feuer im Haus der Asylbewerber zu bringen.  Nur dies steht fest: Das Feuer wurde absichtlich gelegt. An einer, wenn nicht sogar an zwei Stellen.

Das Schluchzen. So hilflos, so laut, so traurig. Das Schluchzen, vielmehr ein Aufjaulen eines Vaters, der seine Familie in den Flammen verloren hat. Er weinte einfach nur – und hunderte Menschen im Lübecker Rathaussaal schwiegen. Wie sollte man diesem Mann jetzt auch gerade helfen. Irgendwer hatte es für eine gute Idee gehalten, den Mann am Tag nach dem Feuer zu einer Informationsveranstaltung einzuladen. Das Schluchzen rührte fast jeden zu Tränen.

20 Jahre ist das her – manchmal meine ich auch jetzt noch, dieses Schluchzen zu hören. Oft dann, wenn ich lesen muss, dass schon wieder irgendwo ein Flüchtlingsheim gebrannt hat. Oder wenn Demagogen gegen Flüchtlinge hetzen, scheinheilig, weil sie ja „nur“ reden würden. Und dann applaudieren diejenigen, die so gern glauben würden, dass es tatsächlich für jeden Sachverhalt einfache Lösungen gibt. Und dann steht irgendwo ein Trottel auf und füllt eine Flasche mit Benzin…

Unabhängig davon, wer nun tatsächlich für den Feuertod von zehn Flüchtlingen in Lübeck im Januar 1996 verantwortlich ist, vor allem aber angesichts des Leids, dessen Zeuge ich wurde: Mir fehlt schlicht die Vorstellungskraft, dass Menschen die Idee haben können, einen Brandanschlag verüben zu müssen.

Beitrag zum Jahrestag des Brandanschlags im NDR-Fernsehen

Artikel aus dem Spiegel von 1996 über den damaligen Ermittlungsstand gegen den verdächtigten Hausbewohner

Wikipedia-Eintrag zum Lübecker Brandanschlag

Zusammenfassung auf zeit.de

Sendemanuskript des DLF zur Rekonstruktion des Falls vom 6. Februar 2015

Dossier der Lübecker Nachrichten zum Jahrestag des Brandanschlags

Leben am Limit

Man kann sich den Weg zur Arbeit auch schwer machen – wenn man zum Beispiel aufs Rad steigt, obwohl weite Teile der Stadt unter einer Eisdecke liegen.

Eine spiegelglatte Fahrbahn heute morgen am Schlossgarten in Schwerin – das nennt man dann wohl “überfrierende Nässe”. Trotzdem mit dem Fahrrad zur Arbeit eiern – das nennt man dann wohl “übertriebenen Leichtsinn” (wenngleich ich die Formulierung “Leben am Limit” bevorzuge). Und dann doch heil am Funkhaus ankommen – das nennt man dann wohl “übermäßiges Glück”.

PS: Auf der Schlossbrücke in Schwerin ist es so glatt wie sonst nirgendwo. Ich kann das seit gestern Abend bestätigen – und weiß jetzt, wie man sich geschickt abrollt.

Noch elf Monate bis bunt

Genug Reizüberflutung – mit der Lichterkette in der Redaktion ist nun erst mal Schluss.

Rote, gelbe, blaue und grüne Lampen eine Lichterkette leuchten über einem Whiteboard.
So bunt wirds in der Redaktion erst wieder in knapp elf Monaten.

Es konnte so nicht weitergehen. Eine derart bunte Lichterkette wie diese ist zu Hause noch nie mehrheitsfähig gewesen – und auch in der Redaktion hat alles seine Zeit, wie die Kollegen sicherlich finden. Aus diesem Grund habe ich meinen Teil der besinnlichen Weihnachtsdekoration heute abgeschaltet. Ja, so rücksichtsvoll bin ich. Allerdings bin ich auch gern bereit, die Lampenkette, die mit ihren acht Animations-Modi schon fast eine Lichtinstallation ist, für die man Eintritt nehmen könnte, auch zwischendurch mal wieder anzustöpseln. Das Flackerspektrum reicht schließlich von “Slo Glo” bis “Chasing Flash” – da ist doch wohl für jeden was dabei.

Hansesail-Foto-Rausch

Gedrängel im Seekanal von Warnemünde: Fotos vom ersten Hanse-Sail-Tag 2015.

Der Bug der "Aida diva" lässt die Segelschiffe Gorch Fock und Dar Mlodziezy klein wirken.
Traditionssegler wirken imposant. Der Größenvergleich zwischen dem Kreuzfahrer “Aida diva” sowie der “Dar Mlodziezy” und der “Gorch Fock” (hinten) relativiert das alles. Ein wenig.

Hansesail in Rostock – da hat man diese Möglichkeiten: 1a.) Man entflieht dem ganzen Wahnsinn mit allabendlich orientierungs-, nutz- und witzlos im Stadthafen herummäandernden Besoffenen (empfehlenswert, wenn man die weiteren Optionen für sich ausschließt) 1b.) Man geht tagsüber mal durch die Häfen, aber dann sind die Schiffe ja nicht da, aber immerhin Buden mit Duftöl, Massagekäfern und Kunst aus Glas…

Jetzt kommt 2.): Man ergattert einen Platz in der Skybar im Hotel Neptun beziehungsweise im Café Panorama zur besten Kaffee- und Segelzeit und genießt einen Hammer-Blick auf das Treiben im Seekanal und vor Warnemünde (empfehlenswert). Ooooder: 3.) Man fährt auf einem der Schiffe mit (besonders empfehlenswert).

Nummer 3 war heute nach bestimmt 15 Jahren mal wieder – in diesem Fall sogar berufsbedingt – mein großes Glück. Auf dem Segelschulschiff Greif aus Greifswald bin ich mit Hörerinnen und Hörern von NDR 1 Radio MV mit rausgefahren. Zwischen ein paar Reporter-Einblendungen und dem einen oder anderen netten Schnack an Bord bin ich in eine Art Foto-Rausch gefallen. Hier die Ausbeute. Fazit: Eigentlich ist es ein Wunder, dass bei diesem Gedrängel auf dem Wasser nichts Schlimmes passiert.
„Hansesail-Foto-Rausch“ weiterlesen

Das Anspruchsniveau in Sachen Ostereier variiert

Man kann Eier mit Farben anmalen…

Eier anmalen (wie man es beim Magazin der Süddeutschen Zeitung versteht)

Und man kann Eier anmalen:

Charakterköpfe auf Eierschalen gezeichnet
Charakterköpfe vom Künstler Barak Hardley

viele Eier:

noch mehr Charakterköpfe