Flatterhaft

Wenn man mit einer Handy-Kamera Schmetterlinge fotografieren will, kann man auch gleich versuchen, Zitronen zu falten – die Erfolgsaussichten sind ähnlich. Nun gut, es war gerade keine professionelle Ausrüstung zur Hand. Die fliegenden Fotomodelle sind einfach viel zu flatterhaft und wären bei “Germanys next Top-Butterfly” allesamt rausgeflogen, ja, ich behaupte sogar, die Sendung hätte ohne Ergebnis abgebrochen werden müssen.

Außerdem störte im aktuellen Fall eine aufdringliche Hornisse die Fotosession. Das Vieh platzte in die friedliche Schmetterlingsstimmung rund um einen sonnenbeschienenen Busch wie angeschiggerte Rocker in den Sonntagsspaziergang der jungen Gemeinde. Der brummende Störenfried flog immer genau zu den Blüten, an denen sich ein Falter gerade zu verlustieren anschickte, um ihn mit viel Getöse und bedrohlich wackelndem Hinterleib abzudrängen.

Diese beiden Fotos kann ich der Öffentlichkeit präsentieren.

Tagpfauenauge

Ein Tagpfauenauge, wir alle kennen diese bunten Vertreter, aber…

Schmetterling1

… was ist das für einer? Er hat orange Flügeloberseiten mit dunklen Sprenkeln. Ist es ein Märzveilchenfalter, ein Kaisermantel oder doch ein Kleiner Perlmuttfalter, oder ein Früher Perlmuttfalter oder ein Feuriger Perlmuttfalter? Die Frage geht an alle Lepidopteraten, wie die Fachleute, die sich mit Lepidoptera auskennen, vielleicht heißen mögen

Schmetterlinge zählen zu den faszinierendsten Insekten, das liegt wohl auch an ihren Namen. Schornsteinfeger, Aurorafalter und Hauhechel-Bläuling sind da drei ebenso wunderbare wie willkürlich herausgegriffene Beispiele. Und auch schon die umgangssprachliche Bezeichnung der Insekten-Ordnung selbst ist faszinierend: Weil der Duft von frischem Rahm die Schuppenflügler anzieht, gab man ihnen in der frühen Neuzeit einen angemessenen Namen, sinngemäß übertragen und zusammengefasst in etwa: “Das Ding, was Rahm mag, das Zeug auch noch klaut, zum Dank hineinschifft und uns dadurch erheblich in unserer Existenz gefährdet, aber was sollen wir machen, die Viecher sind halt so schön anzusehen… das sind bestimmt Hexen!!!” Für Rahm benutzte man damals lieber den ostmitteldeutschen Begriff Schmetten. “Schmandlecker” war demzufolge nur eine von vielen lokal verwendeten Bezeichnungen für die “Butterscheißer”, wie die Niederländer Schmetterlinge einst nannten. Bei uns entwickelte sich aus den Schmand-Dingern vor gut 200 Jahren das Wort Schmetterling. Und wenn man das mit dem Rahm und der Vorliebe dafür bedenkt, macht plötzlich auch die englische Bezeichnung “butterfly” einen Sinn.

Wikipedia: Schmetterlinge

Insektenbox

Tagschmetterlinge in Oberbayern

Schmetterlinge – Raupe

Spam-Seuche

Nur für die Statistik: Seit gestern Mittag sind 45 Mails in meinem Postfach aufgelaufen, eine (davon) war wirkich wichtig und authentisch. Die restlichen 44 hat der Spamfilter gleich aussortiert. Mann, mann, mann.

Kleine Erfrischung gefällig?

Rekordverdächtige Hitze in Deutschland. Hier an der Küste weht heute aber ein recht strammes Lüftchen, es ist also gerade so auszuhalten. Wer bei dieser Hitze am Computer sitzt, hat dringend Abkühlung verdient. kohlhof.de tut seinen Besuchern etwas Gutes: Mit den aktuellen Titelbildern (die ich ja gerne mal der aktuellen Lage anpasse). Zu sehen sind diverse Aufnahmen von Swimming Pools, die in zufälliger Reihenfolge nach jedem Klick ausgewechselt werden:

Pool1

Hüpf …

Pool2

… plantsch …

Pool3

… glucker …

Pool4

… schwapp …

Pool5

… frisch

Fliegende Schreihälse

Sie schreien wie am Spieß: Die Möwen… sehen alle aus, als ob sie Emma hießen. Sie tragen einen weißen Flaus und sind mit Schrot zu schießen (um an dieser Stelle endlich mal Herrn Morgenstern zu zitieren). Wenn der Nachwuchs beschließt, ein eigenes Leben zu führen, die wohlige Heimstatt der elterlichen vier Wände zu verlassen, dann geht das oft nicht ohne Geschrei und Gekeife ab. Bei Rostocks Möwen ist es aber in diesen Tagen besonders schlimm. Morgens, mittags, abends hört man dieses penetrante und überdurchschnittlich laute “Grääääh, grääääh”, dieses “Mohohohoho” oder “Arrr, arrr, arrrr”. Gestern und heute hat es mich aus dem Schlaf gerissen, am Wochenende am Einschlafen gehindert – und ich bin da wahrlich nicht besonders empfindlich. Aber wenn zu nachtschlafender Zeit eine Großfamilie Seevögel lauthals randalierend und marodierend am Schlafzimmerfenster vorbeizieht, kommt einem schnell der Gedanke, dass Herr Morgenstern mit den ersten vier Zeilen seines Möwen-Gedichts doch Recht haben könnte. Allerdings haben Sturm-, Lach- und Seemöwen angeblich einen guten Grund für dieses Theater. Der Nachwuchs ist jetzt in einem Alter, in dem er sich anschickt, selbst zu fliegen. Und dabei kann man offensichtlich viel falsch machen. Außerdem scheint ein unbedarfter weißer Flattermann eine leichte Beute für allerlei anderes übelmeinendes Getier zu sein. Aus diesem Grund machen die Möwen-Eltern diesen Rabatz. Das geht jetzt schon seit Wochen so. Irgendwann muss doch auch das jüngste Küken mal aus dem Gröbsten raus sein, oder? Ich frage mich, warum die lieben Vogeleltern sich nicht mal ne halbe Stunde Zeit nehmen können für die Flugtheorie, anstatt einfach alle auf einmal losfliegen zu lassen. Ein paar Lektionen über Thermik, effektive Flugtechniken, Flugverkehrsregeln über bewohntem Gebiet und vor allem Lärm- und Emissionsschutz haben schließlich noch niemandem geschadet.

Updatemeldungsbanner

Und dann gibt es im Netz noch diese Betrachtung über Möwen und dass sie auf Föhr ähnlich nervig sind wie anderswo

Punktspiel II

Vor kurzem habe ich über diese bunten Grafiken berichtet, und dass sie die HTML-Struktur einer Internetpräsenz darstellen. Nun habe ich auch die Quelle wiedergefunden, also die Internetseite, auf der das Script liegt, mit dem man diese wundervollen Dinger anfertigen kann. Da: Hier.

… der ganze Scheiß

Exklusivmeldung

Blöde Panne beim G8-Gipfel in St. Petersburg. Während US-Präsident George W. Bush und Großbritanniens Premier Tony Blair Weltpolitik erörterten, merkten sie nicht, dass ein Mikrofon vor ihnen das Gespräch direkt in alle Welt trug. Bush redete von dem ganzen Hisbollah-Scheiß und dass Kofi Annan das nicht richtig angehe – und er machte süffisante Bemerkungen über einen Pullover, den Blair ihm geschenkt hatte. Lustig, lustig.

Nun stellt sich uns die Frage: Was wäre wohl zu hören gewesen, wenn in Stralsund oder Trinwillershagen ein Mikrofon zur falschen Zeit am richtigen Ort offen gewesen wäre? Hier sind – exklusiv auf kohlhof.de – die Top 5.

5.) Nie im Leben werde ich einen von diesen seltsamen Salzheringen in mich reinwürgen, die mir der Typ im Kleid vorhin gleich fass-weise aufgenötigt hat. Das Zeug können die Typen von Greenpeace haben, die können die Viecher wieder aufpeppeln und aussetzen. Dann haben die wenigstens was zu tun.

4.) Hey, seit wann habt ihr denn das Wildschwein auf dem Grill, seit drei Tagen? Oder mögt ihr das so, very well done? Wenn ihr’s noch zehn Minuten weiter brutzelt, könnt ihr es als Brikett in euren alten Braunkohleöfen verfeuern.

3.) Was macht der zerzauste, knitterige alte Mann da auf dem Roten Teppich – und what heißt das?! Ringstorff ?!?!.

2.) Echt super, Eure Sicherheitsvorkehrungen rund um die City. Hier kommt keiner so einfach rein oder raus. Und wie lange lasst Ihr die Leute hier so für gewöhnlich drin? Ich mein, wir haben so was auch, aber Euer Alter Markt ist viel hübscher als unser Guantanamo.

1.) Ist ja ganz nett hier, aber warum sind hier nur gut gelaunte Menschen, und warum winken die mir alle beseelt zu. Ich denke, ihr habt die Diktatur abgeschafft, Angie. Habt ihr doch, oder, Angie? Nee, jetzt sachma im Ernst, also, das ist doch vorbei, oder?

Bemautet

Das Wort des Tages ist “bemautet”. Eben in der Tagesschau durften Verkehrsexperten es gleich mehrfach benutzen um die Tatsache zu beschreiben, dass künftig auch auf drei deutschen Bundesstraßenabschnitten von Lastwagen eine Maut kassiert werden darf. Das lässt sich natürlich einfach in einem Wort wie “bemautet” zusammenfassen. Wollen wir hoffen, dass damit das Problem mit beübergangslöst wird, und nun andere Straßen beumwegt werden.

Für mehr habe ich jetzt keine Zeit, ich muss noch meine Kleidung bewaschmaschinen und danach noch meinen Kopf bewanden, indem ich ihn gegen selbige schlage…

Adenauer-Tsunami

Onkel Google ist nützlich, aber er ist auch ein Informations-Krake. Die Maschine klaubt alles zusammen, was ihr vor die digitalen Fangarme kommt, rührt es zusammen und präsentiert es auf Nachfrage dann der neugierigen Weltöffentlichkeit. Onkel Google macht das mit mathematischen Prozessen nach genau festgelegten Regeln, die er teilweise selbstständig verfeinert. Das gilt nicht nur für die Suchmaschine, sondern zum Beispiel auf für den Dienst google-news, der vollautomatisch Texte und Bilder von zig hunderten Nachrichtenseiten Ollowäsewöld zusammensammelt und dann topaktuell auflistet. Das geht auch sehr oft gut, selbst wenn der Text zum Thema von einer Seite aus Deutschland und das Bild dazu aus den USA kommt. Nur manchmal wird klar, dass Onkel Google doch nur eine Maschine ist:

Verwirrend: Google illustriert Tsunami mit Adenauer

Was die Warnung vor einer zerstörerischen Tsunamiwelle vor Indonesien mit einem deutschen Altkanzler zu tun hat, wird für immer das Geheimnis der Google-Computer bleiben.

200 neue Blätter

Nachdem weltpolitische Ereignisse das Land gestreift haben, ist nun wieder Zeit für vergleichsweise belanglose Nachrichten. Los gehts: Gut zehn Monate machte der Hibiskus im Wohnzimmer keine Freude: In der vergangenen Woche hatte sich die Zahl seiner Blätter auf vier reduziert. Und auch die hingen schlaff und teilweise graubraun an den Zweigen. Ein Bild des Jammers, das die Entscheidung reifen ließ, das Ding auf dem Müllhaufen der Botanikgeschichte zu entsorgen. Ich hatte es mit Gießen, Düngen, Ausschneiden und kräftigem Gießen versucht: Nichts, die Pflanze wurde kahl. Auch die Aktion Umtopfen Ende April (siehe hier, ganz unten) brachte keinen Erfolg. Ich gab nicht auf und bohrte in den Boden des neuen Kübels zwei extra große Löcher, weil ich irgendwo im Internet gelesen hatte, dass der Hibiskus an sich keine nassen Füße mag. Auch Wochen danach passierte – nichts. Ich sah dem langsamen Pflanzen-Sterben verzweifelt zu. Meine letzte Verzweiflungstat war, die Warnungen vor nassen Hibiskus-Füßen in den Wind zu schlagen. Ich gab dem Ding Feuchtes, und nicht zu knapp. Einen Liter nach dem anderen flößte ich ihm ins Wurzelwerk ein, Tag für Tag. An Wasserknappheit sollte es jedenfalls nicht liegen, dass man mich für einen Hibiskusmörder hält. Und dann plötzlich, vor ein paar Tagen, als George W. Bush gerade auf dem Weg nach Mecklenburg-Vorpommern war (da kann ein, muss aber kein Zusammenhang bestehen), deutete sich zartes Grün am Stamm an. Ich hielt das für einen verkümmerten Rest des letztes zaghaften Sprosses aus dem vergangenen Jahr. Aber da! Und da! Und hier und dort und da und da und oben, unten, überall plötzlich neue kleine Blätter. Das ist eine Woche her. Inzwischen grünt es wieder im Wohnzimmer, geschätzt 200 Blätter sind aus dem verdorrten Geäst geradezu hervorgebrochen. Und mein Daumen schimmert auch schon leicht hellgrün…