Mehr Disney geht nicht

Das Schweriner Schloss leuchtet am Abend sehr eindrücklich lila. Sieht schön aus – und hat einen ernsten Hintergrund.

Der 17. November ist Welt-Frühgeborenen-Tag. Um darauf aufmerksam zu machen, leuchten viele Betreiber ihre Gebäude mit lila Licht an. An diesem Tag wollen die Initiatoren darauf hinweisen, dass zum Beispiel in Deutschland etwa jedes zehnte Kind früher geboren wird als es eigentlich erforderlich wäre. Damit sind Frühgeborene eine große Patienten-Gruppe, die nicht nur direkt nach der Geburt, sondern auch im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung oft Risiken ausgesetzt sind und besonderer Betreuung, Zuwendung oder Behandlung bedürfen.

Auch in Pink oder Lila ein lohnendes Fotomotiv: Die Pfützen vor dem Schweriner Schloss.

An Abenden wie diesen ist der Sitz des Landtages ein besonders lohnendes Motiv. Das Licht, die Fassade, die beleuchteten Torbögen, das nasse Kopfsteinpflaster, die Pfützen am Straßenrand, die Physik spiegelnder Oberflächen… hach. Ach ja: der Mond auch noch. Man rechnet eigentlich damit, das jeden Moment irgend ein giggelnder Disney-Elf im perfekten Bogen über die Türmchen schwirrt, einen funkensprühenden Schweif an den Nachthimmel zaubert und dann ein Film beginnt.

So gesehen war das Schloss an diesem Dienstag ein besonders besonderer Hingucker. Immer wieder hielten Autos an, manche Wagen standen gar quer zur Zufahrt der Schlossbrücke – vermutlich, um zum Fotografieren bloß nicht auch noch aussteigen zu müssen.

Im fahlen Widerschein der lila Lampen krochen Fotografen jedweden Geschlechts über das funkelnasse Pflaster rund um die historische Fassade, um sowohl Mond und Monumente, als auch Licht und lila Wolken spektakulär festzuhalten.

Abblendlicht am Schloss.

Da wollte ich nicht fehlen. Dies ist meine Bilderausbeute.

Wal-Regen

Was man mit einem toten Wal machen sollte – und vor allem: was lieber nicht.

12. November. Ein ganz besonderer Tag in Oregon.

Es heißt zwar “Exploding-Whale-Day”, man hätte aber auch “Wie-sich-herausstellte-war-es-eine-blöde-Idee”-Tag als Titel wählen können. Am 12. November 1970 ging irgendwo an einem Strand im US-Bundesstaat Oregon ein toter Wal in die Luft. Gestern war wieder Happy-Exploding-Whale-Day, 51 Jahre nach dem großen Wal-Bumms.

Den toten Meeressäuger in die Luft zu jagen, war lange geplant: Der tonnenschwere Kadaver war zunächst eine Attraktion, mit fortschreitender Verwesung rückte aber der bestialische Gestank in den Mittelpunkt des Interesses. Damit kam die Frage auf, wie man den Riesenhaufen Fett, Muskeln, Knochen und Gedärm schnell und praktisch und ohne großes Aufhebens beseitigen könnte.

Es lässt sich nun auf die Schnelle nicht ermitteln, wer ursprünglich und warum derjenige ausgerechnet diese Idee hatte: Jedenfalls sollten es mehrere gigantische Klumpen Sprengstoff richten. Die Theorie: Mit ein bisschen Sprengstoff zerlegt man den Wal in appetitliche Happen für Möwen und Krabben. Sagen wir es so: Das hat in gewisser Weise auch geklappt. Allerdings in einem Ausmaß, den die zahlreichen Schaulustigen als stinkenden Wal-Regen in Erinnerung behalten haben dürften. Aber sehen Sie selbst.

Der brillanteste Satz in diesem 51 Jahre alten TV-Bericht ist der letzte. Sinngemäß formuliert der Reporter: “Soviel darf man wohl annehmen: Sollte jemals wieder ein toter Wal angespült werden, wissen die Verantwortlichen nun, was zu tun ist – und vor allem: was nicht.”

Dwang.

Heute mal einen kleinen Umweg auf dem Weg zum Funkhaus eingelegt: Über Schwerins neueste Brücke. Sie verbindet zwei Halbinseln am Ostorfer See: Dwang und Krösnitz. Das Bauwerk ist Teil eines Radwegs im Süden der Landeshauptstadt. Echt schön. Auch echt teuer. Die ursprünglich veranschlagten 1,8 Millionen Euro haben sich im Laufe der Planungs- und Bauphase auf 3,6 Millionen Euro verdoppelt. Darin enthalten: ein schlängeliger Radweg im Zickzack an erhaltenswerten Bäumen am vom Schilf befreiten Dwang-Ufer entlang. Das ist zu teuer, findet der Bund der Steuerzahler. Die Brücke am Dwang hat darum ein eigenes Kapitel im Schwarzbuch bekommen, in dem der Verein jedes Jahr Fälle auflistet, die er für Steuerverschwendung hält. Begründung in diesem Fall: Ein anderer Uferweg, nur gut einen Kilometer länger, ganz in der Nähe, hätte doch auch weiterhin gereicht.

Geld verbrannt, nun gut. Aber was ist das denn bitte für ein Name: Dwang. Wenn man an den Stahlseilen der Brücke zupft, dann entsteht bestimmt dieses Geräusch: “Dwannnnng”.

Raum für Möglichkeiten

Im Podcast Dorf Stadt Kreis gehts in Folge 39 um Rostocks Bundesgartenschau-Pläne.

Fürs Buga-Expose: Gestalten Sie Ihre neue Bleibe ganz nach Ihren Wünschen

Im Makler-Expose würden Immobilienkaufleute vermutlich Formulierungen wählen wie “ein Raum wie für Ihre Wünsche gemacht” – oder “gestalten Sie das Areal ganz nach Ihren Vorstellungen”. Oh, und “Ein Raum, unendliche Möglichkeiten”. Oder anders: Da muss echt noch viel gemacht werden.

Na jedenfalls soll da bald ein Teil der Bundesgartenschau 2025 in Rostock entstehen. Darüber habe ich im NDR Podcast Dorf Stadt Kreis mit meinem Reporter-Kollegen Bernd Kalauch geplaudert. Ich bin da die Urlaubsvertretung für den Host, Thomas Naedler ist sein Name. Ich sags, wie es ist: Podcast moppt! Ich meine damit, dass mir das gefällt.

In Folge 39 von DSK gehts um Rostocks Buga-Pläne, um 142 Millioen Euro, die das alles mal kosten könnte, um viele offene Fragen und auch recht viele offene Stellen – und um die Frage, wie denn eigentlich die Rostockerinnen und Rostocker die Buga-Pläne finden. Oberbürgermeister Madsen begreift die Bundesgartenschau als gigantischen Turbo für die Entwicklung der Hansestadt: Er hatte bis zum Herbst schon gut 100 Millionen Euro Fördermittel eingeworben.

Nun ist Großes geplant. Eine Brücke über die Warnow, natürlich jede Menge Prachtblüten und ganz ganz viele Bugabesucher in der Stadt. Bestimmt auch ein bisschen Buga Buga Party. Aber ist das alles in etwa dreieinhalb Jahren noch zu schaffen? Ich meine: Gucken Sie sich den Stadthafen doch mal an! Aber vorher bitte den Podcast anhören: Es geht um gute Ideen, Zuversicht, Zweifel und eine echt lange Todo-Liste. Podcast mit Hintergrundartikel aus dem NDR Ostseestudio Rostock gibts auf ndr.de/mv.

Wenn Vögel im Schnee starten

Die Amsel, die uns täglich auf dem Balkon besucht, hat auf jeden Fall Eindruck gemacht. So schöne Schnee-Engel können wir jedenfalls nicht.

#Homeofficependeln: Der Start ist das Ziel

Ich fahre jetzt wieder zur Arbeit, jeden Tag. Hin und zurück. Jeden Morgen und jeden Abend hin und zurück.

Die Idee kam mir im Schneematsch. Die kleine Radfahrt bot kein Vergnügen, das Wetter war schlicht zu beschissen. Ich wendete auf der Stelle und fuhr zurück zur Homebase. Am Ende zeigte die Sportuhr: Das waren genau zehn Kilometer, bei gut 30 Minuten. Und dann gab es diesen Geistesblitz: Das mache ich jetzt jeden Morgen – und jeden Abend. Egal, wie gut das Wetter wird.

Schließlich bin ich vor Beginn dieser unsäglichen Pandemie jeden Tag einen Teil der Strecke ins Funkhaus mit dem Rad gefahren. Warum nicht jetzt auch? Nur nicht zum Funkhaus, sondern einfach so 5 Kilometer hin und dann 5 Kilometer zurück.

Und das ist ein sensationelles Gefühl – Auftakt und Abschluss für jeden einzelnen meiner unvorhersehbar laufenden Arbeitstage.

Ein Teil der Strecke führt über Rostocks neue Fahrradstraße, von der schon gut ein Kilometer fertig ist. Nett: Die Lampen an der Radbahn schalten sich Abschnitt für Abschnitt ein, wenn man auf sie zuradelt. Barnstorfer Wald, Zoo, an der Gartenstadt entlang ins Gewerbegebiet – und nach fast exakt 5 Kilometern eine geschmeidige Kehre an einer Straßeneinmündung – und schnell wieder zurück.

Mir hat der Weg zur Arbeit gefehlt – irgendwie. Klar, mir fehlt auch die Arbeit im Epizentrum, aber ich gehe gern ins Homeoffice. Klar, weil das auch bequem ist, aber vor allem, um auch Kontakte zu reduzieren. Mir ist das wichtig.

Es gibt aber auch ein Problem, wie mir heute bei der Fahrt in den Feierabend bewusst wurde: Ich bringe mir immer zu viel Arbeit mit nach Hause.