Anlagetipp

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Moderne Gärtnerei-Werbung. Foto: Christian Kohlhof

Wohin mit dem eigenen Reichtum, wohin mit der eigenen Altersvorsorge, wenn die hochriskanten Wertpapiere in den Keller und deren Jongleure vor die Hunde gehen? Die Antwort auf die drängendste Frage in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise gibt eine Gärtnerei in Groß Grönau bei Lübeck. Der Anlagetipp: Am besten in Stauden, Sträucher, Büsche und Blumen investieren. Das Unternehmen verspricht eine geradezu sagenhafte Rendite auf diesem gar nicht mehr so neuen Markt: Bis zu 30 Prozent. Donnerwetter. Wie sicher diese Anlageform ist, ließ sich im Vorbeifahren allerdings nicht ermitteln. Was ist zum Beispiel, wenn irgendeine Schädlingsplage über das gerade eingebuddelte immergrüne Depot hereinfällt und alles kurz und klein knabbert – wie die Heuschrecken… oder wenn es in ein paar Jahren eine Kirschlorbeerschwämme gibt und die Preise fallen? Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis es eine Broschüre der Verbraucherschutzzentralen zu dieser “Anlageform” gibt…  Aber einen Punkt für Witz haben sich die Gärtner auf jeden Fall schon mal verdient.

Beeren-Preise

Um noch mal auf gestern zurückzukommen (und auch noch mal ins Archiv zu blicken): An den roten Buden für saisonal verfügbare regionale Feldfrüchte zeichnet sich eine rasante Preisentwicklung ab. Hier der Anfang einer Übersicht über den Kilopreis (am Erdbeerhäuschen am Kosmos in der Rostocker Südstadt):

Datum – Preis/KG

28.5. – 5,60 €

29.5. – 4,60 €

30.5. – 5,60 €

31.5. – 5,30 € (In Groß Grönau bei Lübeck)

(diese Reihe wird fortgesetzt – wenn sich unter der Leserschaft Erdbeerpreis-Reporter befinden, freue ich mich über deren Kilopreis-Meldungen aus anderen Winkeln des Landes).

Wartezeit

Update bei kohlhof.de

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Man wollte mir nicht glauben. "Was, 20 Minuten warten an einer Baustellenampel? Da hat doch einer ne Null hinter die Zwei gemalt. Anders kann es gar nicht sein!" Die Kollegen zweifelten an meiner Wahrnehmungsfähigkeit. Schon mehrmals war ich morgens auf dem Weg ins Funkhaus an dem Warnhinweis in Jesendorf vorbeigefahren. Weil ich den kleinen Umweg mit der langen Wartezeit nicht ausprobieren wollte, habe ich das Schild nun mal fotografiert. Das reicht hoffentlich als Beweis.
Update 14 Uhr: Eine Kollegin hat inzwischen den Test gemacht. Ergebnis: Das Schild steht noch, aber die Ampelphasen sind inzwischen viel kürzer. Schön, aber seltsam. Foto: Christian Kohlhof

Unheimlich

Das ist mir ja seit Ewigkeiten nicht passiert: Gestern Abend noch schnell ein paar Seiten gelesen – und dann richtig schlecht geträumt. Simon Becketts “Chemie des Todes” ist einfach unheimlich gut – aber eben auch extrem gruselig. Deshalb zog also der Frauenmöder seine brutale Spur durch meine Träume. Wie unangenehm.

Held 5002

Ein Waschbär aus Mecklenburg-Vorpommernhat einen Weltrekord im Laufen aufgestellt.

Der tragische Held der folgenden Geschichte hat nicht mal einen Namen, nur eine Nummer: 5002. Unter dieser Ziffernfolge hat er aber immerhin einen Weltrekord aufgestellt. Und der ist typisch für Mecklenburg-Vorpommern: Es ist ein Rekord im Abwandern. Ein Phänomen, das seit der Wende im Nordosten ganze Landstriche entvölkert. Alles längst bekannt. Aber dieser Fall sorgt noch einmal bundesweit für Aufsehen. Der Protagonist allerdings erntet diesen Ruhm erst postum. Nummer 5002 ist… nein: war ein Waschbär. Und Nummer 5002 ist längst tot.


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Vorher: Die Biologin Berit Köhnemann mit dem zwölf Wochen alten Rekordhalter in spe am Tag seiner Markierung im Müritz-Nationalpark. Foto: Projekt Waschbär
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Nachher: Jägerin Helga Will mit demselben Tier am Tag seiner Erlegung im knapp 300 km entfernten Revier Oerel. Foto: Rolf Kröger

285 Kilometer Luftlinie Richtung Westen ist Waschbär Nummer 5002 gewandert – und damit wohl so weit, wie noch nie ein Waschbär zuvor. Nach allem, was Fachleute über das Herumstreunen von Waschbären wissen, dürften es insgesamt wohl 800 Kilometer Fußmarsch gewesen sein, die Nummer 5002 zurückgelegt hat, während er durch weite Teile Norddeutschlands mäanderte. Wie auch immer: Jedenfalls gibt es weltweit keine Aufzeichnungen über ähnliche Laufleistungen bei Kleinbären. Nun gibt es sie – aber wer weiß, wozu 5002 noch imstande gewesen wäre? Denn ausgerechnet eine niedersächsische Jägerin sah in dem pelzigen Wandergesellen nicht den wissenschaftlichen Leistungsträger, sondern nur den Problembären und bereitete dem Ausflug in den vermeintlich Goldenen Westen ein waidmännisches Ende. Irgendwo in der Nähe von Oerel bei Bremen war der Wanderbär in eine Tierfalle getappt. Und “Oerel”, das dürfte so in etwa auch der letzte Laut gewesen sein, den Bär 5002 von sich gegeben hat, als die Jägerin beherzt ans Problembeseitigen ging.

Das wird mindestens 90 Tage später gewesen sein, nachdem die Mitarbeiter vom “Projekt Waschbär” im Jahr 2006 im Müritz-Nationalpark Nummer 5002 im zarten Alter von zwölf Wochen auf seine Mission geschickt hatten. Sie hatten ihm winzige Marken ans Ohr gepinnt und einen kleinen UKW-Sender an einem Halsband umgelegt. „Held 5002“ weiterlesen

Miese Bewertungen

Eine Glosse über misslungene Produktbewertungen durch Amazon-Kunden

Inhalt, den die Nutzer zu Internetseiten hinzufügen – das ist ein wesentlicher Aspekt von moderner Web-Seiten-Gestaltung. Hier auf kohlhof.de klappt das ja auch in vorbildlicher Weise, wenn die Leser Artikel kommentieren.
Ganz groß in Sachen User-Generated-Content sind ja auch die vielen Shops, die ihre Kunden dazu auffordern, Produktbilder hochzuladen, Waren zu bewerten und sogar die Bewertungen selbst auch noch mal zu bewerten und zu kommentieren. Ganz viel Interaktion also – und sicherlich auch eine große Hilfe beim Stöbern und Online-Shoppen. Wer kauft schon gern ein Teigrührgerät, wenn 17 Nutzer gerade mal einen von fünf möglichen Sternen dafür vergeben haben. Allerdings sollte der Kaufinteressierte sich die Texte unter den Bewertungen noch mal genau ansehen und dann noch mal entscheiden, ob die ans Produkt gelegten Maßstäbe der anderen Käufer auch den eigenen Wertvorstellungen entsprechen.
Denn was soll man denn bitte von Rezensionen halten, die mit Worten wie diesen beginnen: “Die Lieferung kam wie immer pünktlich. Nach drei Tagen war das Paket da. Es war nicht beschädigt.” Selbstverständlich folgt nun auch noch eine ellenlange Analyse des erstandenen Gutes – aber was bitte hat die Lieferung mit der Qualität der Ware zu tun? Ob das Buch spannend zu lesen ist, ob die Firmware im MP3-Player einen Bug hat oder ob das Handbuch der sündhaft teuren Heimkinoanlage nur in koreanischen Schriftzeichen vorliegt, hat doch mit dem Transport eines Pakets original gar nichts zu tun und wird dadurch in keiner Weise beeinflusst. Oder was passiert in den Paketzentren und während der rasenden Fahrt im Postauto?
Was wird künftig noch in Rezensionen einfließen? Das etwa: “Mein neuer Universalbenutzer ist da. Und was soll ich sagen? Ich bin begeistert. Der Zusteller war wie immer freundlich, er hatte diesmal auch keine Essenreste im Bart. Außerdem muss ich noch sagen, dass das Anschriften-Etikett ausreichend lesbar bedruckt wurde. Sehr schön auch, dass das Graubraun des Kartons so gut zu den anderen Kisten in meinem Keller passt. Ach ja: Das Produkt: Gefällt mir total gut: Die Videos, die ich mag, sehen darauf besonders gut aus – und meine Lieblingsmusik klingt auch von den tiefgründigen Texten her besonders gut. Außerdem kann man damit wunderbar meinen Lieblingskuchen backen: Himbeeren schmecken damit echt himbeerig. 5 von 5 Sternen.”?
Echt gut, dieses Internet!
Bewertungen dieses Artikels bitte in gewohnter Weise hier unten rein: Vielen Dank! ;-)

Bundespräsident

Aktuell-Meldung auf kohlhof.de

Horst Köhler bleibt Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Im ersten Wahlgang der Bundesversammlung im Bundestag erhielt er 613 Stimmen. 613 waren mindestens nötig. Damit liegt er vor der von der SPD nominierten Gesine Schwan. Köhlers Amtszeit wird 5 Jahre dauern. Uff.

Staatstragend

Was ist heute das wichtigste Ereignis in der Bundesrepublik? Nun gut, das Finale der Bundesliga und die immer noch offene Frage, welches Team den Meistertitel holt, ist auch wichtig – hier soll allerdings auch noch auf die Bundesversammlung hingewiesen werden. Im Fernsehen laufen die Übertragungen von der Wahl des Bundespräsidenten auf ARD, ZDF und Phönix – und auch im Radio gibt es direkte Übertragungen.

Zum Beispiel auf “ndr info spezial”, der Mittelwellenfrequenz, die es auch im Live-Stream gibt.

Hintergründe gibt es unter anderem beim Deutschlandradio zu lesen, aber auch auf der Internetseite des Deutschen Bundestages.

Die Sitzung wird auch vom Parlamentsfernsehen auf Bundestag.de übertragen – und zwar im O-Ton ohne Korrespondenten-Kommentare

Der erste Wahlgang läuft. Und es ist besonders spannend, weil eben nicht klar ist, ob Amtsinhaber Horst Köhler tatsächlich mindestens 613 Stimmen bekommt. Union und FDP haben zusammen mit den Freien Wählern aus Bayern 614 Stimmen, das sind die Fraktionen und Gruppen, die Köhler wählen wollen. Herausfoderin ist die von der SPD nominierte Gesine Schwan. Auch sie könnte es schaffen, von den 1224 Mitgliedern der Bundesversammlung gewählt zu werden – wenn auch nicht im ersten Wahlgang, sondern im dritten, wenn die einfache Mehrheit reicht.

Angeblich sollen mehrere Versammlungsmitglieder vor Beginn die Hoffnung geäußert haben, dass es bereits im ersten Wahlgang eine Entscheidung gibt, damit man rechtzeitig zum Anpfiff zu Hause vor dem Fernseher sitzen kann, um Fußball zu gucken. Bei allem Verständnis für sportliche Interessen: Fußball mit der Wahl eines Staatsoberhauptes abzuwägen würde mir nicht einfallen.