Komma!

Vor kurzem war hier ein verwirrender Mix aus Sonderzeichen zu lesen. Es handelt sich um das sehr unterhaltsame Gedicht von Jörg Spiller, Gewinner des Poetry Slam der 16. Rostocker Kulturwoche. Die Leser von kohlhof.de haben vor allem im Stillen geraten, wie man diesen Code in verständliche Sprache übersetzt. Hier ist nun die Auflösung:

Komma
Komma! Komma!
Komm, Mathilde!
Komma hoch, komma!
Komma gleich!
Komma und mal an Führungszeichen
Mal Strich unter Strich
Mal Sternchen und Kreuze
Mal mal größer und mal kleiner
Komm, Mathilde!
Komma und mal!
Mal mal Grad
und mal mal schräg
Strich unter Strich
Mal gleich und mal ungleich
Mal proportional und mal nichtproportional
Und mal gleich durch
Und mal Wurzel
Komma!
Mal an Führungszeichen!
An Führungszeichen?
An Führungszeichen…
Copyright, Trademark,
Euro, Dollar Yen und Pfund…
Mal an Führungszeichen!
Und frage Zeichen!
Frage Zeichen!
Frage Zeichen!
Und aus rufe Zeichen!
Mal mal!
Mal mal!
Komma! Komma!
Komm!
Mathilde malet und punktet an Führungszeichen
Komm!
Mathilde ist gleich registriert.
Komma! Komm!
Mathilde ist gleich größer
Viel größer
Und unendlich integral
Komm!
Mathilde ist gleich Nummer 1.

Und weils so schön ist: Hier noch einmal die ahem komprimierte Fassung:
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Karibu, Tervetuloa und so

Willkommensgruß in Rostock. Zur Vorbereitung auf den G8-Gipfel – und um die internationalen Teilnehmer der Delegationen, Gipfelkritiker und Sicherheitskräfte zu begrüßen, hat die Stadtverwaltung große Plakate aufhängen lassen. Die Botschaft der 175 Werbetafeln ist eindeutig und in 21 Sprachen gehalten:
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Aber was ist was? Hier ist die Lösung: Die Sprachen in der Reihenfolge von oben nach unten.
Englisch
Spanisch
Portugiesisch
Italienisch
Hindi (Indien)
Französisch
Suaheli (Ostafrika)
Deutsch
Japanisch
Niederländisch
Türkisch
Schwedisch
Russisch
Vietnamesisch
Polnisch
Arabisch
Norwegisch
Hebräisch
Finnisch
Griechisch
Chinesisch

Redaktionshektik

Die Allgemeinverfügung der Polizei zum Versammlungsverbot während des G8-Gipfels rund um Heiligendamm hat mich heute auf Trab gehalten. Das war mal wieder richtig schön zeitnah und auch ein bisschen hektisch. Manchmal brauche ich sowas.
Weil die Beiträge als ARD-Sammel-Angebote verbreitet wurden, achten Sie auf Berichte aus Heiligendamm auf allen denkbaren öffentlich-rechtlichen Frequenzen.

Hintergrund: Der Planungsstab der Polizei zum G8-Gipfel hat angekündigt, dass die Versammlungsfreiheit rund um den Tagungsort eingesschränkt wird. Dadurch sind Protestaktionen direkt am Absperrzaun verboten. Die Polizei begründet dies mit dem Schutzbedürfnis der Gipfelteilnehmer. Schließlich seien – auch wenn es keine konkreten Hinweise gibt – terroristische Anschläge denkbar. So will sich, umgangssprachlich und frei übersetzt, die Polizei am Zaun wohl nicht durch normale Demonstrationen ablenken lassen. Außerdem hatte sie schon mehrfach betont, dass sie Blockade-Aktionen auf den Zufahrten nach Heiligendamm nicht dulden werde. Genau das hatte wiederum einige Demonstrantengruppen angekündigt. Die Polizei begründet das Versammlungsverbot deshalb auch mit dem Hinweis, dass dadurch Blockaden verhindert werden sollen.
Die Organisatoren der Anti-G8-Proteste kritisierten das Versammlungsverbot und kündigten inzwischen an, vor Gericht gegen die Allgemeinverfügung vorgehen zu wollen. Sie kritisierten die Polizei, die das Versammlungsgebot erst kurz vor dem Gipfel ausgesprochen habe, so dass den Demonstranten eventuell nicht mehr genug Zeit bleibt, alle juristischen Instanzen zu nutzen.
Außerdem befürchteten Sprecher von Attac und auch Anwälte, die die Gipfelgenger beraten, dass das Versammlungsverbot die Stimmung unter einigen Demonstranten aufheizt.
Am 7. Juni war unter anderem ein Sternmarsch zum Absperrzaun geplant. Die Versammlungsverbote gelten rund um Heiligendamm in zwei Zonen, im Seegebiet vor der Küste und rund um den Flughafen Laage. Im Abstand von 200 Metern zum Absperrzaun sind ab 30. Mai alle Versammlungen verboten. Im weiteren Umkreis sind während der Gipfeltage ebenfalls alle Versammlungen verboten. Der G8-Gipfel, das Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industrienationen und Russlands, sowie der Europäischen Union und einiger weiterer Schwellen- und Entwicklungsländer findet vom 6. Juni bis 8. Juni 2007 in Heiligendamm statt.
Dagegen bereitet ein breites Bündnis aus Initiativen, Vereinen und anderen Organisatoren seit Monaten Proteste vor. Dazu zählen kirchliche Initiativen, gewerkschaftsnahe Gruppen, anarchistische Vereinigungen, Umweltschutzinitativen, sozialistische Aktivisten und viele mehr. Zu einer Großdemonstration am 2. Juni in Rostock erwarten die Organisatoren 100.000 Teilnehmer. Wie viele tatsächlich in die Stadt kommen, ist noch nicht abzusehen.
Am Polizei-Einsatz vor und während des Gipfels sind 16.000 Beamte aus allen Bundesländern beteiligt.

Komma

Der Gewinner beim Poetry-Slam vor ein paar Tagen hat unter anderem mit diesem Gedicht die Siegertrophäe eingeheimst: Jörg Spiller hatte es mit den Worten eingeleitet, dass er es faszinierend findet, wie Mathematiker nur mit ein paar Zeichen komplexe Zusammenhänge verdeutlichen können – und das hat er auch versucht: Nur mit ein paar Sonderzeichen von der Tastatur.

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Dieses ebenso komplexe wie kompakte Werk veröffentliche ich mit freundlicher Genehmigung des Poetry-Slam-Gewinners Jörg Spiller. Interpretations- und Übersetzungsversuche der werten Leser werden in den Kommentaren gern zur Kenntnis genommen. Die Auflösung gibts in ein paar Tagen. Vielleicht gibts auch was zu gewinnen.

Zweiter Platz für kohlhof.de

Wer zu einem Poetry-Slam geht, darf alles erwarten, sollte aber auch mit allem rechnen. So ein Poetry-Slam, das ist ein Autoren-Wettstreit vor Publikum. Jeder, der will, setzt sich auf eine Bühne, trägt was vor und am Ende stimmen die Zuhörer ab, wer die besten Texte geschrieben hat. Gestern Abend war das Publikum im Ursprung in Rostock der Meinung, dass auch auf kohlhof.de ganz gute Texte zu finden sind. Ich habe beim Poetry-Slam der Rostocker Kulturwoche den zweiten Platz belegt.
Sieger wurde ein junger Mann, der geniale Gedichte vorgetragen hat. Besonders bemerkenswert: Ein Text bestand nur aus Satz- und Sonderzeichen auf der Computertastatur. So in etwa: “Komma, komma Tilde, mal mal Anführungszeichen…” Das Werk passt nach Angaben des Verfassers auf zwei Druckzeilen. Er hat versprochen, mir eine Kopie zu mailen.
Der dritte Platz ging an einen noch viel jüngeren Mann, der ein kurzes Liebeskummer-Gedicht vortrug – aus dem Gedächtnis. Letzte Strophe sinngemäß: “Wenn ich dann in die Augen eines anderen Mädchens blicke, dann werde ich für einen kurzen Moment bemerken, dass ich Dich vergessen hab.” Dabei kippte fast seine Stimme – und wohl wegen dieser Authentizität wählten ihn die über 120 Zuhörer auf Platz drei.
Ich habe keine Gedichte vorgetragen, sondern drei Glossen von dieser Seite. Und zwar “Botschaft von Piefke“, “Humorlose Feuerwehr” und “Fremdgegessen“.
Weitere Texte dieser Art findet man hier, wenn man oben in der Tag-Wolke auf Begriffe wie “glosse” oder “skurril“.
Vielen Dank allen Wählern, die mir mit ihrer Stimme nicht nur eine schicke Urkunde, sondern auch ein Büchlein von Molière beschert haben.

Weltweit

Normalerweise geht das so: Ich stell die Fragen… auf Deutsch. Heute wars mal anders. Ich musste antworten… auf Englisch. Weil die Stadtvertreter von Bad Doberan heute offiziell und nachträglich Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde aberkennen wollten (was sie auch einstimmig getan haben), war ich plötzlich Interview-Partner für den World-Service der BBC.
Die Kollegen aus London wollten wissen, warum es bis zum Jahr 2007 dauerte, bis in Bad Doberan jemand auf die Idee kommt, mal darüber abzustimmen, Herrn Hitler die Ehrenbürgerrechte abzuerkennen.
Das Interview lief am Abend.
Screenshot der BBC-Website mit meinem Namen

BBC-World-Service Website. Dort war mein Interview auch kurze Zeit online zu hören.

Nun ist es ja nicht so, dass ich auch mal auf Englisch träume oder Harry Potter im Original genieße. Ich hatte also meine liebe Mühe mit Begriffen wie honory citizenship, allied control council und so weiter (vor allem was die Verbindung dieser und anderer Wörter zu einem sinnvollen, nachvollziehbaren und zeitlich passendem Ganzen angeht). Die BBC-Leute haben aus meinem Englisch for Runaways 2:30 gemacht. Immerhin.
Zum Fall Adolf Hitler jetzt noch schnell eine vereinfacht dargestellte eilige Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Im August 1932 hat es eine Beschlussvorlage in Bad Doberan gegeben, eingereicht von der NSDAP, die damals die Mehrheit hatte. Inhalt: Hitler soll Ehrenbürger der Stadt werden (die er ja angeblich auch so toll gefunden hat). Der Beschluss selbst ist im Archiv nicht zu finden, es kann aber aufgrund anderer Quellen als gesichert gelten, dass Hitler Bad Doberans Ehrenbürger wurde. Das ist damals in viele Städten passiert. Bad Doberan war aber die erste deutsche Kreisstadt, die das entschied.
Aufgehoben wurde dieser Beschluss bislang nicht. Viele westdeutsche Städte taten das von sich aus nach dem Krieg, einige aber auch erst sehr spät. In Ostdeutschland gab es solche Entscheidungen an vielen Orten nicht, weil man sich nicht als Rechtsnachfolger des Nazireichs sah. Das geschah erst nach der Wende. Rostock zum Beispiel fasste einen entsprechenden Beschluss 1992.
In Bad Doberan tat man das nicht. Argument heute: Die Ehrenbürgerschaft endet bei jedem automatisch mit dessen Tod. Das gilt als allgemein richtig unter Juristen. In Bad Doberan hat man es also nicht für nötig befunden, Nazi-Diktator und Menschenfeind Hitler die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen. Nicht, weil man das nicht für geboten erachtete, sondern einfach, weil man dachte, das sei automatisch geschehen. Auf den symbolischen Akt, diese Entscheidung zurückzunehmen, verzichtete man. Bis jetzt.
Kritiker des G8-Gipfels in Heiligendamm, der Ortsteil gehört zu Bad Doberan, brachten das Thema in die Medien und wieder auf die Tagesordnung. Die Folge: Riesendebatten und Medientrubel aus aller Welt in der Kreisstadt. Die Stadtvertreter und der Bürgermeister reagierten schnell, brachten einen fraktionsübergreifenden Antrag auf den Weg – und mit dessen Hilfe wurde der Ehrenbürgerbeschluss von 1932 aufgehoben. Einstimmig, fast 62 Jahre nach dem Ende des Nazi-Regimes.

Das ist Dienstag früh auch Thema bei ndr info.

BBC-World-Service ist das Auslandsprogramm der BBC, es wird in 33 Sprachen produziert und ist mit seinen verschiedenen Diensten nahezu weltweit zu empfangen. Es ist vergleichbar mit der Deutschen Welle.

Anne will und soll

Die ARD-Intendanten haben entschieden, dass Tagesthemen-Moderatorin Anne Will ab dem Spätherbst am Sonntag-Abend eine Talkshow mit politischen Themen im Ersten moderieren wird. Die 40-Jährige folgt Sabine Christiansen.
Anne Will kündigte an «eine aktuelle, gesellschaftspolitische Gesprächsrunde anzubieten, die Themen aufgreift, aber auch eigene Themen setzt». Das ist nötig, damit die Politik-Talkshow ihr Image als Debattier-Club zum Austausch bekannter Allgemeinplätze verliert.
Anne Will wird die Tagesthemen ab Herbst nicht mehr moderieren, sie präsentiert das Nachrichten-Magazin seit Juni 2001.
Bleibt die Frage, wer Anne Will im Nachrichten-Studio beerben wird: Gabi Bauer vielleicht?

Millionen-Zaun um Heiligendamm

Rund um Heiligendamm wird ab heute ein 12,5 Millionen Euro teurer Sicherheitszaun gebaut. Das über 12 Kilometer lange und 2,5 Meter hohe Bauwerk aus Stahl mit Betonfundamenten soll den Tagungsort des G8-Gipfels in Heiligendamm vom 6. bis 8. Juni 2007 abschirmen. Zum Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industrienationen und Russlands sind Sicherheitsvorkehrungen im Wert von über 90 Millionen Euro geplant. Gut 70 Millionen Euro soll das Land Mecklenburg-Vorpommern zahlen. Der Bau des Zauns, wie auch die Ausrichtung des Gipfels an sich ist im Land Gegenstand heißer Debatten über Sinn und Nutzen des Treffens – vor allem wegen der hohen Kosten. Der Zaun wird nach dem Ende des Gipfels wieder abgebaut.

Missbrauchsprozess: 9 Jahre
Gefängnis für Lea-Maries Mutter

Die Mutter aus Teterow, die ihre Tochter vier Jahre lang misshandelt hat, muss für 9 Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Rostock befand sie für schuldig, dem Kind in 24 Fällen Essig oder Kalkreiniger in steigender Dosierung gewaltsam eingeflößt zu haben. Die Mutter habe ihrem Kind Lea-Marie außerdem mit kochendem Wasser die Oberschenkel verbrüht, um eine Unfallversicherung zu betrügen. Sie habe das Kind außerdem geschlagen. Die Frau wurde verurteilt wegen des Missbrauchs von Schutzbefohlenen, wegen gefährlicher Körperverletzungen und wegen Betrugs.

„Missbrauchsprozess: 9 Jahre
Gefängnis für Lea-Maries Mutter“
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